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Re: Die Filme des David Lynch

Verfasst: 16. Februar 2016 00:30
von GoldenProjectile
Für mich ist das ein glasklarer 10er. Ein wunderbarer, besonderer, auf diversen Ebenen herrlich funktionierender Film.

Re: Die Filme des David Lynch

Verfasst: 16. Februar 2016 00:49
von stupid
Stimmt

Hat aber seine Längen

Re: Die Filme des David Lynch

Verfasst: 16. Februar 2016 11:34
von Maibaum
stupid hat geschrieben:Stimmt

Hat aber seine Längen
Nein, nicht wenn man den Film als 10er einstuft. Der ist äußerst kurzweilig, da ist keine Sekunde zuviel.

Re: Die Filme des David Lynch

Verfasst: 16. Februar 2016 14:21
von GoldenProjectile
Maibaum, ein virtuelles High-Five für die Kurzweiligkeit von Mulholland Drive! (Das reale holen wir in Frankfurt nach)

Re: Die Filme des David Lynch

Verfasst: 16. Februar 2016 14:28
von Maibaum
GoldenProjectile hat geschrieben:Maibaum, ein virtuelles High-Five für die Kurzweiligkeit von Mulholland Drive! (Das reale holen wir in Frankfurt nach)
Klingt vernünftig ...

Re: Die Filme des David Lynch

Verfasst: 16. Februar 2016 14:48
von Agent 009
GoldenProjectile hat geschrieben:Wild at Heart (1990, David Lynch)

Wild at Heart ist mal wieder David-Lynch-Kost vom Allerfeinsten. Der Meister wirft einfach ungeniert alles in einen Topf: Rabenschwarzer Thriller, erotische Sexshow, groteske Road-Movie-Ballade, zuckersüsse Liebesschnulze, surrealer Trip und schwarzhumorige Satire. Heraus kommt eine schräge und stylishe Mischung in allerbester Lynch-Manier. Das Ding hat zudem in seiner oldschooligen und zugleich zeitlosen Südstaaten-Atmosphäre Charme und Stimmung ohne Ende und wird durch einen abwechslungsreichen Soundtrack weiter angeheizt. Nic Cage und Laura Dern chargieren um den Weltmeistertitel - was in den rebellischen Mix aber wunderbar reinpasst - und bekommen im Verlauf des Films Gesellschaft von einem köstlich widerlich-beängstigenden Willem Dafoe. Unterm Strich ist der Film eine launige Chose, der genau das hält, was der Titel verspricht: Wild und mit viel Herz.

Wertung: 8,5 / 10
Sehr abgefahren. Wie du Cage oft zerissen hast und nun das. Klasse.

Ich weiß persönlich nicht ob ich den Film gucken kann, da Cage & Kessler in der deutschen Synchronisation fest zusammen gehören. Bitter :(

Re: Die Filme des David Lynch

Verfasst: 16. Februar 2016 18:35
von AnatolGogol
Agent 009 hat geschrieben:Sehr abgefahren. Wie du Cage oft zerissen hast und nun das. Klasse.

Ich weiß persönlich nicht ob ich den Film gucken kann, da Cage & Kessler in der deutschen Synchronisation fest zusammen gehören. Bitter :(
Ich kann dich nur dazu ermutigen, Zacher auf Cage passt in dem Film wie A..... auf Eimer! Ne wirklich, in dem Film ist die Kombi absolut grandios. Ähnlich großartig ist auch Thomas Petruo auf Willem Dafoe, auch alles andere als eine Standard-Kombi, aber gerade daher so klasse. Wild at Heart hat wirklich eine hervorragende Synchro, sowohl was Besetzung als auch was die Dialoge angeht.

Re: Die Filme des David Lynch

Verfasst: 16. Februar 2016 21:07
von Agent 009
Ich weiß nicht. Bisher hast du mich ja noch nie in die Irre geführt aber für alles gibt es ein erstes Mal, hm? ;)

Re: Die Filme des David Lynch

Verfasst: 17. Februar 2016 00:16
von GoldenProjectile
Agent 009 hat geschrieben:Sehr abgefahren. Wie du Cage oft zerissen hast und nun das. Klasse.
Es ist halt genau so, wie ich es geschrieben habe. Die beiden (Cage und Dern) gehen halt ab wie ein Zäpfchen und lassen ordentlich die Sau raus als eine Art Bonnie & Clyde auf Drogen (was nicht nur auf die Rollen zutrifft sondern eigentlich auf den gesamten Film). Das ist gerade von Cages Seite machohaftes Overacting in Reinkultur, aber genau darin liegt der Spass. Der gesamte Film ein wildes Feuerwerk verrückter Einfälle und stylisher Coolness, in seiner Mischung aber vielleicht sogar der "leichteste" Lynch, ohne die Stärken und Trademarks des Regisseurs zu verleugnen.

Schau mal in das auf der Vorseite gepostete Director's Tribute rein, da siehst du neben diversen Fitzelchen seiner anderen Filme auch das Wild at Heart Pärchen rumhampeln.

Re: Die Filme des David Lynch

Verfasst: 16. März 2016 20:20
von Revoked
Danke für den Hinweis. Ich kenne glaube ich so ca. 5 Filme. Der ist schon echt eigenstädig. Bin mal auf das Twin Peaks Remake gespannt

Re: Die Filme des David Lynch

Verfasst: 16. März 2016 20:49
von GoldenProjectile
Das wird aber (zum Glück) kein Remake sondern tatsächlich eine Fortsetzung bzw eine dritte Staffel. Lynch ist involviert, also kann das nur grossartig werden. Ich freue mich auf jeden Fall riesig darauf, dass mein Lieblingskaugummi noch einmal in Mode kommt. Let's rock!

Ich habe vorhin noch einmal Fire walk with me gesehen, hat mir noch besser gefallen als bei der Erstsichtung. Man muss sich nur im Klaren darüber sein, dass es keine zweistündige Serienfolge ist sondern ein dramatischer, geheimnisvoller, wunderschöner und gefühlsvoller Psychothriller mit einer sehr eigenwilligen, bemerkenswerten Inszenierung. Klare 8,5 Punkte von mir. Hauptsache der Formica-Tisch ist grün. Und wer zur Hölle ist Judy?

Re: Die Filme des David Lynch

Verfasst: 25. März 2016 19:01
von GoldenProjectile
Inland Empire (2006, David Lynch)

Lynch experimentiert und improvisiert was das Zeug hält in seinem dreistündigen Schlusswerk, das nach den surrealistischen "Traumfilmen" Lost Highway und Mulholland Drive als letzte logische Konsequenz sämtliche Zeit- und Handlungsebenen zugunsten eines labyrinthischen Trips aus Eindrücken und Fragmenten auflöst. Und das ist dann einer der nicht allzu häufigen Fälle, in denen mir ein solch radikaler Essayfilm fast durchgehend Spass gemacht hat. Die anfangs trotz bizarrer Szenenabfolgen noch einigermassen kohärente Handlung um ein verfluchtes Filmprojekt verwickelt sich mehr und mehr in ein Geflecht aus irreal ineinander verwobenen Albtraumsequenzen, unerklärlichen Zusammenstellungen polnischer Filmszenen und Ausschnitten aus einer grotesken Horror-Sitcom, in der Naomi Watts und Laura Harring mit Hasenköpfen auftreten. Gedreht wurde ohne fixes Konzept an schäbigen und unglamourösen Locations mit einem Sony DCR Camcorder, dessen Bilder eine bizarre Tiefenverzerrung aufweisen. Fazit: befremdlicher, mitunter etwas zu lang geratener filmischer Trip, der aber über weite Strecken ein intensives, spannendes und irrationales Erleben einer völligen Dekonstruktion der Realität ermöglicht.

Wertung: 8 / 10

Re: Die Filme des David Lynch

Verfasst: 25. März 2016 19:29
von DonRedhorse
IE habe ich noch nicht ganz sehen. :oops:
Da fällt mir ein, dass ich Mulholland Drive auch noch einmal sichten wollte ...

Re: Die Filme des David Lynch

Verfasst: 28. März 2016 15:49
von GoldenProjectile
DonRedhorse hat geschrieben:Da fällt mir ein, dass ich Mulholland Drive auch noch einmal sichten wollte ...
Tu es. Tu es einfach. Für Lynch-Fans ist dieser Film das Paradies. Erotisch, verstörend, geheimnisvoll, faszinierend... Setz dich hin, lösch die Lichter und lass dich von der Strasse der Finsternis in den Bann ziehen. And you'll see me one more time if you do good. You'll see me two more times if you do bad.

Re: Die Filme des David Lynch

Verfasst: 31. März 2016 13:54
von Dirk
Ich habe vor ein paar Tagen THE STRAIGHT STORY geshen.

Ich kannte den Film bereits, so daß ich ihn letztes Jahr aufgenommen habe. Dann fristete er ein unbeachtetes Dasein auf der Festplatte. Und nun hatte ich mal wieder Zeit, und vor allem Muße, ihn anzusehen.

Die Story:
Alvin Straight lebt mit seiner geistig zurückgebliebenen Tochter Rose in Laurens, Iowa. Es passiert nicht viel in dem Nest, was man daran sieht, daß die Anfangsszene in einem Garten spielt. Man sieht eine Frau (Rose) ein Haus verlassen, dann schwenkt die Kamera weiter in den Nachbarsgarten. Eine typische Amerikanerin, etwas beleibt und behäbig, liegt in ihrem Garten und sonnt sich. Dann steht sie auf, geht ins Haus um etwas zu holen. Die Kamera schwenkt zurück auf das Haus aus dem Rose kam, zeigt auf ein Fenster und man hört nur das Geräusch, daß drinnen etwas umgefallen ist. Dann schwenkt die Kamera wieder in den Garten, wo die Frau aus ihrem Haus kommt, sich in ihre Liege legt und weiter sonnt. Dann sieht man ein Diner, wo ein paar Männer auf etwas oder jemanden warten. Einer von ihnen geht los. Als der dann an dem Haus ankommt, wo etwas umgefallen ist, geht er rein und sieht Alvin am Boden liegen. Er weiß nicht so recht was er machen soll. Inzwischen kommt Rose, die Tochter von Alvin, wieder nach hause. Sie ist entsetzt, und fragt den einen Mann was er mit ihrem Dad gemacht hat. Alvin, immer noch am Boden liegend, beruhigt die Szene etwas, und läßt sich von den beiden anderen auf die Beine helfen. Dann zeigt man eine Arztpraxis/Hospital, wo Alvin dann nur sagt "Danke, schicken Sie mir einfach den Doktor her." Der Doktor empfielt einen Rollator, den Alvin aber ablehnt. Also besorgt er sich einen zweiten Gehstock.
Wieder zu hause erfährt Alvin, daß sein Bruder einen Schlaganfall hatte. Mit dem Bruder hat er seit 10 Jahren kein Wort mehr gewechselt, da sie sich seinerzeit verkracht haben. Nun macht er sich aber Sorgen um seinen Bruder. Da er, bedingt durch eine Sehschwäche, keinen Führerschein hat, aber auch nicht gefahren werden möchte, hängt er einen Anhänger an seinen kleinen Aufsetzrasenmäher und tuckert los. Weit kommt er allerdings nicht, da der Rasenmäher den Geist aufgibt. Man sieht dann Alvin auf seinem Rasenmäher auf einem Pickup wieder in Laurens einfahren. Er geht zum lokalen John Deere Händler, und kauft einen John Deere Aufsetzmäher von 1967, an den er seinen Anhänger hängt. Und dann beginnt die Reise von Laurens, Iowa nach Mount Zion, Wisconsin. Ihm wird mehrmals angeboten, ihn nach Mount Zion zu fahren, aber er lehnt immer mit den Worten ab "Ich muß das auf meine Weise zu Ende bringen" ab.

Die Inszenierung:
David Lynch hat es wunderbar verstanden, nicht die ganz großen Bilder zu inszenieren, sondern immer den Fokus auf Alwin Straight zu halten, und die Situationen die er erlebt. Alvin ist über 5 Wochen mit dem Rasenmäher unterwegs, schläft immer im Anhänger oder kommt bei Leuten unter, und führt interessante Gespräche. Sehr schön inszeniert ist auch die Szene, in der er zwei Mechaniker-Brüdern, die ihm bei der Reparatur seines John Deere behilflich sind, erklärt warum er nicht den von ihnen geforderten Preis zahlen will. Er erklärt ihnen unter anderem, daß sie, so wie er sie erlebt hat, sicherlich die Hälfte der angeführten Arbeitszeit mit Streiten verbracht hätten, und er nur die Zeit bezahlt, die sie tatsächlich an seinen John Deere gearbeitet haben. Und er hat ihnen seine Situation erklärt und daß ihre Preisvorstellung für ihn zu teuer wird. Richard Farnsworth hat den Alvin sehr überzeugend dargestellt.
Das beste am Film ist für mich aber die Schlußszene. Alvin und sein Bruder Lyle (Harry Dean Stanton) sitzen bei Lyle auf der Terrasse. Lyle fragt Alvin "Bist du die ganze Strecke mit diesem Gefährt nur meinetwegen hier her gefahren?" Alvin sieht ihn einen Moment lang nachdenkend an, und sagt dann "Ja...". Daraufhin sieht man Lyles Augen feucht werden. Er heult nicht los, aber man sieht, daß sich die Brüder unausgesprochen versöhnt haben. Alvin ist, glaube ich, 73 Jahre alt, und Lyle etwas älter.
Alvin ist 390 Kilometer, von Laurens in Iowa bis Mount Zion in Wisconsin, mit dem Aufsetzrasenmäher gefahren. Bei Wind und Wetter. Und das in seinem Alter mit seinen Gebrechen.

Mein Fazit:
Es war sehr wohltuend, in Zeiten von immer rasanterer Action, die mittlerweile in Stunts per second gemessen zu werden scheint, einen krass entschleunigten Film wie THE STRAIGHT STORY zu sehen. Der Film beruht übrigens auf einer wahren Geschichte.

https://de.wikipedia.org/wiki/Eine_wahr ... ight_Story