Maibaum hat geschrieben:
Auch Der mit dem Wolf tanzt ist nur ein weiterer typischer Indianerfreundlicher Western wie sie seit 1950 zu Haufe gedreht wurden, und auch schon wesentlich komplexer und origineller als Kostners hübscher Western. Zumal man schon fast sagen könnte daß es in großen Teilen eine Kopie von A Man Called Horse ist. Aber romatischer im Ton, und es sit auch der bessere Film.
Um hier mal exemplarisch einzuhaken: Natürlich ähneln sich Horse und Wolves inhaltlich, aber der entscheidende Unterschied und dann letztlich auch das, was Wolves eigentlich erstmalig innerhalb des Genres anders gemacht hat ist, dass Horse die Unterschiedlichkeit der Kulturen und Menschen betont, während der Kern von Wolves genau das Gegenteil ist, nämlich die Gemeinsamkeiten zu unterstreichen. Bei Horse wird die indianische Kultur in erster Linie als fremdartig und teilweise auch bizarr (die Bestrafungsrituale) gezeigt. Costner gibt sich hingegen alle Mühe, die Parallelen zwischen Gesellschaften und Menschen zu zeigen. Da gibt es die schöne kleine Szene, in der Graham Greene zu Bett gehen will und dabei die Puppe von seinem Nachwuchs unter der Bettdecke findet. Das ist so herrlich kulturübergreifend. Oder die Tatsache, dass sowohl auf Seiten der Weissen wie auch auf Seiten der Indianer immer darauf hingewiesen wird, dass es Gut und Böse überall gibt (die guten Soux vs die bösen Pawnee, der gute Costner, der gute Lieutenant am Ende bei seinem Gefangenentransport, die bösen Soldaten die ihn gefangennehmen etc.). Natürlich werden auch die kulturspezifischen Unterschiede gezeigt, aber eben viel mehr die Gemeinsamkeiten herausgearbeitet. Das gab es so bis dahin im Genre nicht, wo es eigentlich immer eine klare Kulturtrennung gab, auch dann wenn man freundschaftliche Beziehungen zwischen den Kulturen thematisiert hat. Übrigens halte ich Horse für einen guten Film, aber um Welten schwächer als den herausragenden Wolves.
Maibaum hat geschrieben:
Das ich von Heaven's Gate nicht viel halte ist mir übrigens neu.
Sorry, ich hatte deine Äusserung damals bei unserer Sight&Sound-Diskussion deutlich negativer im Gedächtnis, als sie tatsächlich war:
Maibaum hat geschrieben:
Heaven's Gate war teilweise schon noch großartig, aber manches funktionierte auch schon nicht mehr richtig.
Maibaum hat geschrieben:
Das er dem Genre noch etwas hinzugefügt hat finde ich dann aber auch nicht. Darin liegen meiner Meinung auch die Hauptgründe für sein kommerzielles Scheitern. Ähnlich wie bei den oben erwähnten Filmen von Altman und Penn.
Doch, finde ich schon. Derart kritisch ist vorher kein Film mit dem Mythos des Westens und des Pioniergeistes umgegangen. Das ist in meinen Augen der Grund, warum der Film so zerrissen wurde, weil er den Finger etwas zu sehr in eine Wunde gelegt hat, an die man damals am liebsten gar nicht mehr denken wollte. Der Grad des Auseinandersetzung ist imho ein ganz anderer, als zB bei Altmans spöttische Büffelbill-Abrechnung.
Maibaum hat geschrieben:
Aber auch der erfolg von Dances with Wolves hat keine neue welle von Western ausgelöst, es blieben fortan immer Einzelfilme.
Das stimmt so nicht ganz, nach den großen Erfolgen von Wolves und Unforgiven war kurzzeitig schon eine Tendenz in Hollywood erkennbar, als kurz hintereinander mehrere Mainstreamwestern rausgehauen wurden. 1994 folgten in kurzer Reihe Geronimo, Tombstone, Wyatt Earp, Quick & the Dead und der Mädelswestern mit Stowe, Barrymore & Co (komm grad net auf den Titel). Ich glaub da lief sogar noch mehr in dem Jahr. Das war schon die Reaktion auf die Erfolge der beiden beiden Oscargewinner, da aber alle genannten Filme an der kasse abschmierten war es das dann ganz schnell wieder mit dem Revival.