Seite 6 von 24

Re: Passion & Poetry - Die Filme von Sam Peckinpah

Verfasst: 8. Februar 2017 18:50
von AnatolGogol
Maibaum hat geschrieben:Nein, nein das geht gar nicht, ich kann die Szene ohne Dylans Genöle nicht schauen.
mit Gesang, ohne Gesang...ist doch egal, der beste Billy the Kid-Song kommt eh vom ollen Jon Bon 8)


Re: Passion & Poetry - Die Filme von Sam Peckinpah

Verfasst: 8. Februar 2017 22:02
von Maibaum
Nicht mal im Scherz.

Re: Passion & Poetry - Die Filme von Sam Peckinpah

Verfasst: 9. Februar 2017 07:04
von AnatolGogol
Doch, doch. Mit dem Folkzeugs konnte ich als Rocker nie was anfangen (auch wenn es im Kontext des Peckinpah-Films sehr gut funktioniert - allerdings eben instrumental ohne die Ablenkung durch den Nicht-Sänger). Auch wenn der olle Jon Bon ein Poser vor dem Herrn ist gehört er ja dann aber halt doch irgendwie zur Familie und Wanted dead or alive ist ja nun mal auch eine Supernummer. Und Blaze of Glory als dessen kleiner Bruder rockt auch ordentlich. Man kann Young Guns II sicher einiges vorwerfen, aber sein Soundtrack und der Titelsong von Jon sind wirklich gut.

Re: Passion & Poetry - Die Filme von Sam Peckinpah

Verfasst: 9. Februar 2017 11:20
von Maibaum
Hat mich nicht beeindruckt.

Re: Passion & Poetry - Die Filme von Sam Peckinpah

Verfasst: 9. Februar 2017 16:19
von GoldenProjectile
AnatolGogol hat geschrieben:Das geht sogar ganz hervorragend und ist wohl eine reine Geschmacksfrage, da sich hier die Geister daran scheiden. Für mich ist die gesangslose Variante einfach die subtilere und dadurch die Bessere. Aber wie gesagt, reine Geschmacksache. :)
Das hängt bestimmt auch ein Stückweit vom individuellen Musikgeschmack ab und davon, welche Fassung man zuerst gesehen hat. Ich kenne halt bisher nur den Seydor Cut und bin idR sowieso immer begeistert, wenn Dylan zu singen anfängt, daher geht diese Fassung für mich auch absolut in Ordnung, bzw. ist eben überwältigend.
AnatolGogol hat geschrieben:er pinkelte auf die den Kinocut zeigende Leinwand
Was zum Geier...

Da heute Rückgabetermin ist habe ich vor dem Gang zur Videothek noch Convoy geschaut. Der "Peckinpah-light"-Stempel passt hier schon sehr gut. Die Geschichte um die Rebellionsfahrt einer Lastwagengruppe ist nicht besonders spektakulär und die interessanten unterschwelligen Motive wie Polizeibrutalität und Gewalt-erzeugt-Gegengewalt gehen in der heillosen Highway-Gaudi ziemlich unter, aber eine Gaudi ist es dann eben trotzdem. Convoy ist ein unterhaltsamer und handwerklich guter Film in prallem Scope, mit abwechslungsreichem Score und Kristofferson markiert gekonnt den Platzhirsch, bzw. die Gummiente. Borgnine ist unterm Strich mehr Pausenclown als Nemesis und die temporeiche erste Hälfte gefiel mir deutlich besser, im zweiten Akt fährt Peckinpah mitunter mehr in gemütlichem Tempo auf dem Pannenstreifen, während er zuvor noch volle Kanne über die Highways gedonnert ist. 7,5 Punkte würde ich den Truckern wohl auf ihre Protestreise mitgeben. Das Highlight des Films ist zweifelsohne der Hippie-Pickup mit den lustigen Predigern (Aaaa-men!). Grösstes Manko: Ali MacGraw sieht dieses Mal auch in nassen Kleidern deutlich weniger gut aus.

Re: Passion & Poetry - Die Filme von Sam Peckinpah

Verfasst: 19. März 2017 09:15
von AnatolGogol
Ein Grund zum Jubilieren für alle Peckinpah-Jünger: das US-Label Kino Lorber wird Junior Bonner im Sommer auf BD veröffentlichen! :D Peckinpahs moderne Variante eines Westerndramas liegt bislang auf dem Heimkinomarkt nur in indisktuabler Form und Qualität vor (falsches Bildformat, niedrige Auflösung, uraltes Bildmaster).

http://www.blu-ray.com/news/?id=20954

Re: Passion & Poetry - Die Filme von Sam Peckinpah

Verfasst: 14. Januar 2018 00:55
von GoldenProjectile
Cross of Iron (1977)

Oder wie NickRivers sagen würde: Ich habe "Steiner- das Eiserne kreutz" mir jetzt angesehen

Oder wie Samedi sagen würde: 8) 8) 8)

Oder wie qqwwee1150 sagen würde: Film ist gut

Peckinpahs Film um den Überlebenskampf an der Ostfront sowie den Kampf in den eigenen Reihen ist mal wieder Zeugnis der herausragenden filmemacherischen Fähigkeiten Bloody Sams. Die Authentizität und Lebendigkeit, mit der die Geschichte um die folgenschwere Gegensätzlichkeit zweier Wehrmachtsangehöriger ausgefüllt wird sorgt zwei Stunden für beste Spannung, der historische Kontext erscheint glaubwürdig für die fiktive Narration. Peckinpahs Krieg ist schmutzig und wüst und widerspiegelt gekonnt die Grausamkeit und Verzweiflung der geschichtlichen Epoche, ohne in schmalziges Betrauern zu verfallen, vielmehr entwickelt sich das Geschehen aus den Charakteren und Situationen heraus und drückt seine poetische Komponente - typisch Sam - mit Gewalt und Bildern aus, was im Eisenkreuz absolut stimmig ist. Die Action- und Kriegsszenen funktionieren nach demselben Prinzip wie diejenigen in Sams Meisterwerk The Wild Bunch: Wenn die Soldaten feindliche Wachen mucksmäuschenstill eliminieren stockt vor Spannung der Atem, wenn der Russe angreift folgt ein tosendes Inferno aus Blutvergiessen, Zeitlupe und mannigfaltig durchgetakteter Montage. Seine Krönung erfahrt der visuell und erzählerisch fabelhafte Film durch seine Besetzung: Jimmy Coburn ist mal wieder eine Wucht, der Mann trifft perfekt die Schnittmenge zwischen verwegenem Haudegen und überzeugendem Charakterdarsteller, und Maximilian Schell steht ihm keineswegs nach und gibt den nach Anerkennung gierenden Opportunisten ohne zum Klischee zu werden. Die gelungene Besetzung der Nebenrollen rundet das Ganze ab, besonders stark: David Warner. Wertung mindestens 9 / 10

PS 1: Weiss jemand zufällig, ob Schells Stransky den Hans Landa in Inglourious Basterds inspiriert hat? Die Szene in welcher Stransky den schwulen Leutnant nach und nach "entlarvt" hat mich doch sehr an Landas Ratten-Milch-Fussboden-Rede erinnert, das perfide Vorgehen durch ein anfangs unauffälliges Gespräch das mehr und mehr in Richtung des wunden Punktes gelenkt wird sowie die überlegene Artikulation ist bei beiden sehr ähnlich. Mit Fantasie könnte man die Parallele auf die gesamte Charakterzeichnung als nicht zwingend mit den Landesinteressen sympathisierender Kriegsopportunist ausweiten. Und ich kann mir gut vorstellen dass Tarantino Cross of Iron in grossen Würden hält.

PS 2 für OV-Fans: Das "Problem", dass die deutsche Wehrmacht entgegen des geschichtlichen Kontextes in Englisch parliert verschleiert Peckinpah auch sehr gut, indem viele Figuren mit deutschem Akzent reden, andere mit unterschiedlichen Akzenten und komplett deutschsprachige Elemente einfliessen wie das "Hoch soll er leben" bei der Geburtstagsfeier. Cross of Iron wirkt sprachlich nie deplatziert sondern rückt diesen "Fehler" in der Wehrmachtsdarstellung unauffällig in den Hintergrund (natürlich kann man auch argumentieren dass die filmischen Qualitäten dies sowieso völlig irrelevant werden lassen, was sicher nicht verkehrt wäre). Auf jeden Fall wirkt es sich nie störend auf den Film aus, während ich mich beispielsweise bei Bryan Singers Version der Verschwörer vom 20. Juli stets ins britische Parlament versetzt fühlte.

Re: Passion & Poetry - Die Filme von Sam Peckinpah

Verfasst: 14. Januar 2018 10:24
von AnatolGogol
GoldenProjectile hat geschrieben:PS 1: Weiss jemand zufällig, ob Schells Stransky den Hans Landa in Inglourious Basterds inspiriert hat?
Einen konkreten Beleg dafür habe ich nicht parat, allerdings sind die Parallelen gerade zur "Verhör-Szene" mit Triebig doch recht eindeutig finde ich. Die Anfangssequenz von IB ist für mich stark geprägt von Sentenzas anfänglichem Besuch bei Stevens und besagter Szene mit Stransky und Triebig. Waltz spielt seine Rolle aber wesentlich jovialer und auf eigentümliche Art (angesichts seiner Figur) liebenswerter als Schell, bei dessen Interpretation Stranskys kühle Berechnung immer negativ rüberkommt (und rüberkommen soll). Übrigens auch eine meiner Lieblingsszenen in Cross of Iron zusammen mit praktisch jeder Szene, in der Coburn und Schell zusammen agieren.
GoldenProjectile hat geschrieben:PS 2 für OV-Fans: Das "Problem", dass die deutsche Wehrmacht entgegen des geschichtlichen Kontextes in Englisch parliert verschleiert Peckinpah auch sehr gut, indem viele Figuren mit deutschem Akzent reden, andere mit unterschiedlichen Akzenten und komplett deutschsprachige Elemente einfliessen wie das "Hoch soll er leben" bei der Geburtstagsfeier. Cross of Iron wirkt sprachlich nie deplatziert sondern rückt diesen "Fehler" in der Wehrmachtsdarstellung unauffällig in den Hintergrund (natürlich kann man auch argumentieren dass die filmischen Qualitäten dies sowieso völlig irrelevant werden lassen, was sicher nicht verkehrt wäre). Auf jeden Fall wirkt es sich nie störend auf den Film aus, während ich mich beispielsweise bei Bryan Singers Version der Verschwörer vom 20. Juli stets ins britische Parlament versetzt fühlte.
Auch wenn die Trennung nicht 100% ist, so hat Peckinpah bewusst die Stabs-Offiziere mit Engländern besetzt (Mason, Warner) und die Mannschaften mit Deutschen. Die Ausnahme bilden Coburn und Schell in den Hauptrollen. Ein alter Trick, die Engländer aufgrund ihrer gemeinhin kultivierter empfundenen Aussprache auf höhere Schichten zu besetzen und Amerikaner oder in diesem Falle Deutsche auf die niedrigeren Schichten/Ränge (wurde zB auch gerne in antiken Epen gemacht, in denen fast immer die Römer mit Briten besetzt wurden).

Re: Passion & Poetry - Die Filme von Sam Peckinpah

Verfasst: 14. Januar 2018 11:15
von vodkamartini
Muss ich mir auch mal wieder ansehen, so richtig warm bin ich mit dem nie geworden, was aber auch daran liegt, dass ich Peckinpahs Stil nicht besonders mag. Interessiert mich definitiv mehr aufgrund des Themas und weniger aufgrund des Regisseurs.

Re: Passion & Poetry - Die Filme von Sam Peckinpah

Verfasst: 14. Januar 2018 15:31
von GoldenProjectile
AnatolGogol hat geschrieben:Einen konkreten Beleg dafür habe ich nicht parat, allerdings sind die Parallelen gerade zur "Verhör-Szene" mit Triebig doch recht eindeutig finde ich.
Dachte mir, dass ich da nicht der einzige bin der eine Parallele festgestellt hat. Die Hommage ans GBU-Todesfrühstück ist genauso offensichtlich.
AnatolGogol hat geschrieben:Auch wenn die Trennung nicht 100% ist, so hat Peckinpah bewusst die Stabs-Offiziere mit Engländern besetzt (Mason, Warner) und die Mannschaften mit Deutschen. Die Ausnahme bilden Coburn und Schell in den Hauptrollen. Ein alter Trick, die Engländer aufgrund ihrer gemeinhin kultivierter empfundenen Aussprache auf höhere Schichten zu besetzen und Amerikaner oder in diesem Falle Deutsche auf die niedrigeren Schichten/Ränge (wurde zB auch gerne in antiken Epen gemacht, in denen fast immer die Römer mit Briten besetzt wurden).
Im Star Wars Universum verhält sich das ja oft auch ähnlich. Übrigens erinnert auch Schells Englisch, bzw. sein deutscher Akzent an Waltz, die Österreicher scheinen sich in dieser Hinsicht recht ähnlich zu sein (in der kalifornischen Regierung soll es Ausnahmen geben).

Jetzt muss ich mir nur noch die Fortsetzung zu Steiner ansehen. Oder tut das zu fest weh?

Eine Frage zur Lauflänge von Sierra Charriba: Wiki nennt drei Fassungen, die 123-minütige, die 136-minütige ("Producer's Cut") und die 152-minütige ("Director's Cut"). Diejenige die ich von dir gekriegt habe nennt circa 130 Minuten, welcher Cut ist das denn und wie verhalten sich die verschiedenen Schnittfassungen zueinander?
vodkamartini hat geschrieben:Muss ich mir auch mal wieder ansehen, so richtig warm bin ich mit dem nie geworden, was aber auch daran liegt, dass ich Peckinpahs Stil nicht besonders mag. Interessiert mich definitiv mehr aufgrund des Themas und weniger aufgrund des Regisseurs.
Jedem das seine, wobei ich Steiner aber inhaltlich bzw. in seiner Kriegsdarstellung als "genau dein Ding" eingeschätzt hätte (nüchtern, dreckig, kaum bis keine moralische oder politische Be- oder Verurteilung der Kriegsparteien...). Meinst du mit Peckinpahs Stil in diesem Kontext die visuelle Actiondarstellung?

Re: Passion & Poetry - Die Filme von Sam Peckinpah

Verfasst: 14. Januar 2018 15:34
von vodkamartini
Genau, ich mag seinen visuellen Stil und auch seine spezielle Action-Inszenierung nicht sonderlich. Inhaltlich ist das schon mein Ding, absolut.

Re: Passion & Poetry - Die Filme von Sam Peckinpah

Verfasst: 14. Januar 2018 15:36
von Casino Hille
Ja, man kann durchaus sagen, dass die brillante Einstiegsszene in Inglourious Basterds eine doppelte Hommage an Good Bad Ugly und Cross of Iron darstellt, obwohl ich ganz persönlich stilistisch und inhaltlich im allerbesten postmodernen Sinne die Anspielung auf The Searchers von John Ford für die wichtigste Verknüpfung mit der Filmgeschichte innerhalb dieses 20 minütigen Openings halte.

Die Fortsetzung von Steiner tut sehr weh. Aber gerade deshalb sollte man sie mal gesehen haben.

Re: Passion & Poetry - Die Filme von Sam Peckinpah

Verfasst: 14. Januar 2018 15:46
von vodkamartini
Ja, das ist halt mehr der typische Söldnerfilm im Kriegsgewand a la Wildgänse und Co.

Re: Passion & Poetry - Die Filme von Sam Peckinpah

Verfasst: 14. Januar 2018 16:07
von Maibaum
Die Fortsetzung ist wirklich gut geeignet als Prachtbeispiel für eine wischi-waschi Kompromißproduktion, die das Ziel hatte auch ein anderes Zielpublikum zu erschließen (das amerikanische), bei dem Teil 1 eher unterging, und dann dermaßen blöd wurde daß es nachher überhaupt niemanden interessiert hat. Denn trotz der großen US Namen wurde Steiner 2 in den USA gar nicht erst gestartet, und die Fans des Ersten haben auch nur überwiegend mit dem Kopf geschüttelt über den dummen Krimskrams.

Was mich an Steiner stört sind dann doch zu viele gestelzte Dialoge die die große Anti-Kriegs Message unters Volk bringen sollen. Da wird zu ausgiebig über das (vermeintliche) Wesen des Kriegs gelabert, und der Film ist leider auch nicht frei von typisch deutschen Kriegsfilm-Klischees.
Auf der Habenseite gelingen Peckinpah aber immer wieder brillante Szenen und Montagen. Das etwas improvisierte offene Ende etwa ist absolut überragend.

Re: Passion & Poetry - Die Filme von Sam Peckinpah

Verfasst: 14. Januar 2018 16:10
von AnatolGogol
GoldenProjectile hat geschrieben:Jetzt muss ich mir nur noch die Fortsetzung zu Steiner ansehen. Oder tut das zu fest weh?
naja, meine Meinung dazu kennst du ja. :D
viewtopic.php?f=44&t=2872&p=166149

Lass es mich so sagen: wenn du Spass an verwegenem filmischem Scheitern hast und den Erstling komplett ausblenden kannst bzw. es dir nix ausmacht, dass Teil 2 mit den bekannten Figuren quasi ein Kasperletheater macht, dann kann man viel Freude mit diesem einmaligen filmischen Karneval haben. Ansonsten würde ich eher abraten.
GoldenProjectile hat geschrieben:Eine Frage zur Lauflänge von Sierra Charriba: Wiki nennt drei Fassungen, die 123-minütige, die 136-minütige ("Producer's Cut") und die 152-minütige ("Director's Cut"). Diejenige die ich von dir gekriegt habe nennt circa 130 Minuten, welcher Cut ist das denn und wie verhalten sich die verschiedenen Schnittfassungen zueinander?
Die 136-Minuten-Fassung ist der Versuch einer Rekonstruktion von Peckinpahs ursprünglich intendierter Fassung, von der aber nicht mehr alles Material vorhanden ist. Die 123-Minütige ist die Kinofassung, die Produzent Jerry Bressler gegen den Willen von Peckinpah geschnitten und veröffentlicht hat. Auf DVD/BD gibt es nur die 136-Minuten-Fassung (bzw. 130 Min auf DVD, da PAL-Speedup mit 25 Bildern). Warum Wiki ausgerechnet diese als "Producer's Cut" angibt verstehe ich nicht, da die Bezeichnung besser zum Kinocut passt.