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Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 10. Februar 2017 10:11
von danielcc
Gleich kommt ein typischer Maibaum in einer solchen Situation:
"Ich könnte da jetzt viel zu schreiben aber ich habe im Moment wenig Zeit"

Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 10. Februar 2017 11:58
von Maibaum
danielcc hat geschrieben:Ach Maibaum... ich kann in jedem Film alles erkennen was er zu erkennen gibt.
Nein das tust du nicht, es geht auch nicht um einen speziellen Film, es ist fast jedes Mal wenn du mal einen Film siehst der etwas anders ist ,das du an ihm scheiterst. Und jedes Mal denke ich, wie kann man so wenig in so einem Film sehen. Beispiel die mir gerade auf die Schnelle einfallen sind Birdman oder Vicky Christina Barcelona.
Es ist im Übrigen auch DEINE typische Reaktion wenn immer du etwas in einem Film erkennst, was du glaubst ich nicht erkannt zu haben, dass du dann sagst "ich habe den Film nicht verstanden". Und was soll das überhaupt heißen? Muss ich was verstehen damit es mir gefällt? Gibt es da was zu verstehen? Bin ich nicht intelligent genug um etwas zu verstehen? Nein am Ende des Tages geht es mal wieder um Geschmack.
Ja, es geht auch um Geschmack, und das Verstehen ist nicht nur ein Intellektueller Zugang zu Filmen, sondern auch das gefühlsmäßige Verstehen. Beides ergänzt sich, man entwickelt sich, und dann kann man auch sehr viel in Dingen sehen, die anderen komplett verborgen bleiben.
Ich bin mir 100 % sicher daß ich Dinge in Filmen sehe und empfinde, von denen du nicht mal ahnst daß sie existieren. Nun du mußt das auch nicht alles sehen, aber etwa mehr solltest du schon erkennen bei den vielen Filmen die du ja doch schon gesehen hast. Es geht auch nicht darum daß du das siehst, was ich sehe, ich sehe auch manche Dinge nicht die andere sehen, es geht mehr darum daß du überhaupt was siehst. Und da sehe ich nur ein weites Unverständnis, eine gewisse Hilflosigkeit sehr vielen Filmen gegenüber.

Noch mal, es geht nicht an sich darum daß du La La Land nicht magst, es geht eher wie du La La Land nicht magst, und das es nur ein Beispiel unter vielen ist.
Aber komisch, dass immer du es bist, der dann mit filmhistorischer Einordnung kommt, um seine Meinung zu begründen. Das ist genau das, was ich vor einigen Wochen mal so heftig hier in Bezug auf Diskussionskultur kritisiert habe.
Das filmhistorische Wissen habe ich nun mal, aber das ist doch jetzt hier nur ein unwichtigere Nebenaspekt, du mußt das nicht einordnen können um in La La Land das zu sehen was man drin sehen kann, aber es schadet auch nicht.
Es ist im Übrigen wieder exakt die hochnäsige Feuilleton Einstellung: Was anderen nicht gefällt, das haben sie halt nicht verstanden. Und weil wir mehr über Filme zu wissen glauben, haben wir auch Recht und unsere Meinung ist keine Meinung sondern Tatsache.
Gratulation! Ein mal mehr bestätigt.
Nein, das ist stattdessen ein komplettes und auch sehr grundsätzliches Mißverständnis deinerseits, denn wenn du mit Filme nicht klar kommst, die andere loben, dann sind die anderen Schuld. Die sind dann arrogant, oder sehen Dinge in Filmen die gar nicht da sind, oder loben Filme die sie eigentlich langweilig finden (das ist überhaupt die lustigste Idee), finden nur gut damit andere sie für intelligent halten etc. Das ist halt die eine typische Reaktion auf Kunst zu reagieren, das was andere loben klein reden. Mit der Einstellung wirst du nie das Geheimnis der Filme ergründen.
Bei mir war das umgekehrt, ich habe bei so was Neugierde entwickelt, habe mich gefragt, was ist das was andere so toll finden, warum ist dieser Film ein Klassiker, oder warum finden ihn andere toll, obwohl ich nichts dran finden kann, und im Laufe der Jahre habe ich dann auch vieles verstanden was mir anfangs komplett verborgen blieb. Was nicht heißt das alles toll ist was ich nicht verstehe, manche Filme verstehe ich bis heute nicht, und bei manchen gibt es für mich vielleicht auch einfach nichts zu verstehen (weil es eben auch immer Geschmackssache bleibt), andere werde ich also vielleicht nie verstehen, manche dagegen werde ich vielleicht in 10 Jahren verstehen, weil ich hoffentlich auch in Zukunft immer noch etwas dazu lerne. Aber der Punkt ist daß ich immer verstehen wollte, daß ich immer neugierig geblieben bin.

Und diese Neugierde die fehlt dir total. Du versuchst nicht das Geheimnis der Filme zu erkunden, du suchst nach Gründen warum es sich auch nicht lohnt zu verstehen.

Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 10. Februar 2017 14:27
von Casino Hille
Maibaum hat geschrieben: andere werde ich also vielleicht nie verstehen, manche dagegen werde ich vielleicht in 10 Jahren verstehen
Hoffentlich wird das wenn auf Highlander zutreffen. :lol: :)

Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 10. Februar 2017 14:59
von danielcc
Maibaum, das stimmt alles so nicht. Ich nehme auch sehr vieles wahr und könnte dir auch eine seitenlange Abhandlung über La La Land schreiben. Das geht alles intuitiv in mir vor aber dennoch macht es erstens den Film nicht besser für mich und zweitens stehe ich dazu, dass der Film da nicht so viel bietet. Drittens glaube ich auch nicht, dass das was du in dem Film zu sehen glaubst oder siehst, entscheidend für den Erfolg bei Kritikern war oder gar bei dem nun daraus resultierenden mittleren Box Office Erfolg.
Viertens fand ich den Film nicht schlecht aber nicht so großartig wie erwartet. Aber immerhin bin ich der EInzige hier der sehr detailiert begründet hat, warum ich das so sehe und nicht viel mehr in dem Film sehe, während anderen (vornehmlich du) hier mit Allgemeinplätzen hantierst

Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 10. Februar 2017 15:00
von Maibaum
Casino Hille hat geschrieben:
Maibaum hat geschrieben: andere werde ich also vielleicht nie verstehen, manche dagegen werde ich vielleicht in 10 Jahren verstehen
Hoffentlich wird das wenn auf Highlander zutreffen. :lol: :)
Nicht unmöglich, aber da sehe ich das Potential nicht, so daß er auch nicht zu den Filmen gehört die ich Lust habe noch einmal auszuprobieren.

Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 10. Februar 2017 15:26
von Maibaum
danielcc hat geschrieben:Maibaum, das stimmt alles so nicht. Ich nehme auch sehr vieles wahr und könnte dir auch eine seitenlange Abhandlung über La La Land schreiben.
Du kannst da 10 Seiten drüber schreiben, ich glaube nicht das daß was ändern würde. Es geht darum was dir daran nicht so gefallen hat, und was für grundsätzliche Schlüsse du daraus ziehst. Also weniger daß er dir ncith gefällt, sondern wie er dir nicht gefällt. Es geht ja auch nicht nur um La La Land, es geht ganz grundsätzlich darum was du in bestimmten Filmen siehst.
Du hast dich da ja in den letzten Jahren auch schon in einigem verändert, aber mache grundsätzlcihe Dinge sind gleich geblieben.
Drittens glaube ich auch nicht, dass das was du in dem Film zu sehen glaubst oder siehst, entscheidend für den Erfolg bei Kritikern war oder gar bei dem nun daraus resultierenden mittleren Box Office Erfolg.
Oh doch da bin ich mir 100 % sicher, sonst würde der nicht laufen, eben weil er kein Mainstream Film ist. Er ist auch mehr als viel anfangs dachten, wie gesagt ich hatte ihn im Cineplex erwartet, und nach 10 Min wusste ich warum der in dem Programmkino läuft, weil er da von seiner Sensibilität auch hingehört, obwohl die Bilder natürlich auch gerne die größtmögliche Leinwand fordern.

Und dann sind das keine Allgemeinplätze, auch wenn es von meiner Seite aus bislang für dich vage bleibt.

Aber ich kann dir den Film auch noch gar nicht so ganz gut erklären, weil ich auch selber nach nur einem Ansehen noch gar nicht so sicher bin was da alles ist. Und er entzieht sich einfachen Erklärungen. Aber die Intelligenz, und das was ihn von einem "normalen" Film unterscheidet, das sehe ich in fast jeder Szene. Es ist schon mal keine Schnulze, es gibt keine melodramatischen Verirrungen wie in den alten Musicals, in denen fast immer die Liebenden gegen die Widerstände und gegen amouröse Konkurrenz zusammenfinden müssen. Es gibt hier nur das Paar und ihre Träume, und die sind trotz mancher Überhöhungen realistisch gezeichnet, und was dann die Liebe stört, und letztlich kaputt macht, sind die eigenen Ansprüche, der Umgang mit den eigenen Träumen und mit denen des Partners. Und das ist komplexer als es sich jetzt anhört, und da macht Chazelle doch so einiges draus, was den Film auch dann spannend macht, wenn ich mich in dem Fall für die Beiden auch nicht so übermäßig interessiert habe, jedenfalls weniger als in anderen Filmen. Ich bin mir ganz sicher daß sich der Film auch noch weiter für mich entwickeln wird, ich fand ihn ja nach 2 Tagen faszinierender als beim direkten Anschauen.
Und es geht mir hier auch generell weniger um ein intellektuelles Verstehen, als um ein intuitives, und dann kann gerne auch noch ein intellektuelles Verstehen folgen.

Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 10. Februar 2017 16:09
von vodkamartini
Ich sehe La la Land ebenfalls nicht als Mainstrem-Kino. Und halte ihn für das Gegenteil von platt. Klar, wenn man nur die Oberfläche sieht - boy meets girl and both want to become stars / successful - mag das so aussehen. Unter der Oberfläche steckt allerdings sehr viel mehr, vor allem taucht der Film tief in die Emotionen und Gedanken seiner Hauptfiguen ein.
Es geht um (unerfüllte) Träume, um das Streben nach Glück und Erfolg und auch darum, wie häufig das scheitert. Beide sind nicht mehr ganz jung (v.a. Gosling) und haben bereits fast aufgegeben. Vielen Freunden und Bekannte um sie herum geht es ähnlich. Den ganzen Film durchzieht eine melanacholische Stimmung, die aber immer wieder von strahlenden Hoffnungsschimmern aufgebrochen wird.
Das Liebespaar ist von Beginn an mindestens ein sehr unwahrscheinliches. Sie verstehen sich trotz mehrerer Begegnungen nicht sonderlich. Was sie schließlich dennoch zusammen führt, ist die Erkenntnis einer Verbundenheit im Träumen, was wunderbar durch die Musik und die Tanzeinlagen transportiert wird.
Der Film ist auch eine Liebeserklärung an Los Angeles und seine Anziehungskraft auf Künstler. Es wird aber auch nicht verschwiegen, dass die Stadt die Masse der Träumenden einfach verschlingt und gebrochen wieder ausspuckt.
Gerade die Tatsache, dass Gosling und Stone weder stimmlich noch tänzerisch Perfektion erreichen, ist essentiell für die Botschaft des Films: man kann auch über Hingabe, Leidenschfat und eine gewisse Natürlichkeit zum Ziel kommen.
Die Jahreszeiten spiegeln die Stimmungen und jeweiligen Lebenssituationen der beiden und sind im Gesamtkontext ein toller Einfall. Sie stehen auch für den Kreislauf des Lebens allgemein sowei des Künstlerlebens im Speziellen.
Viele Emotionen werden über Musik, Tanz, Anspielungen auf andere Filme (am deutlichsten "Rebel without a cause") und Blicke der Darsteller transportiert, was v.a. im Zusammenwirken all dieser Facetten hervorragend geglückt ist.
Das Ende schließlich ist, auch wenn es platt klingt, ganz großes Kino, ein audiovisueller Genuss und eine Hommage an Demy. Beide haben ihr berufliches/künstlerisches Glück gefunden aber einander verloren. Beide haben gleichzeitig diese Erkenntnis und empfinden eine tiefe Melancholie (ganz ohne Worte).

Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 10. Februar 2017 18:14
von danielcc
Vodka, gebe dir mit allem Recht, habe das sofort erkannt - und denke dennoch dass das auf dem Niveau eines Disneys Films ist, der selten flachere Motive hat. Wenn das was du beschreibst, das ist was auch Maibaum in dem Film sieht - dann habe ich das zumindest alles erfasst - puh, bin doch nicht so oberflächlich und wahrnehmungsgestört wie Maibaum meint.

Ich finde das auch alles OK, ich mochte den Film - sehe ihn aber eher als einen von vielen und nicht als ein Meisterwerk, was richtig deutlich heraussticht. Die Kombination aus Motiven, Hollywood-Selbstreflexion und der Inszenierung ist sicherlich gut, aber für mich nicht mehr.

Und auch wenn ich mich wiederhole: Gewollt oder nicht, mich hat der Film relativ kaltgelassen

Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 10. Februar 2017 18:23
von vodkamartini
Nein, das ist ganz und gar nicht auf dem Niveau eines Disney-Films. Der Film ist vor allem handwerklich virtuos, insbesondere im Zusammenspiel aus Musical-Elementen, Kinohistorie-Hommage, Kamera und Inszenierung. Hier wird sehr viel über diese Komponenten erzählt, so dass es gar nicht so viel (tiefschürfenden) Dialog braucht. Das ist künstlerisch ein sehr anspruchsvoller Film, für den man sich aber auch öffnen muss.

Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 10. Februar 2017 18:24
von danielcc
Nun ja all das gilt für einen Disneyfilm auch, die oft exakt so funktionieren was zum Beispiel Annäherung von Figuren über Musik, oder das Besingen und virtuose Inszenieren von Träumen angeht...

Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 10. Februar 2017 18:28
von vodkamartini
Die hab ich dann immer missverstanden, denn da konnte ich nie viel stimulierendes entdecken.

Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 10. Februar 2017 19:12
von Niklas
Verstehe nicht, warum der Film dann so extrem gehypet wird, unteranderem von film youtubern die sonst sehr neutral sind. Ich verstehe das einfach nicht.

Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 10. Februar 2017 19:25
von Casino Hille
Weil sie ihn offensichtlich sehr mögen. Der Film ist allgemein eben sehr beliebt bei Kritikern. Was ist das Problem?

Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 10. Februar 2017 19:28
von Niklas
Casino Hille hat geschrieben:Weil sie ihn offensichtlich sehr mögen. Der Film ist allgemein eben sehr beliebt bei Kritikern. Was ist das Problem?
Na weil viele Kritiker ihn schon als das Meisterwerk bezeichnen und hier wird er als ein normales guter Film bezeichnet. Ich verstehe es nicht, will da auch erst mal nicht weiter drüber diskutieren, bis ich ihn selbst gesichtet habe, dann aber wahrscheinlich Zuhause.

Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 10. Februar 2017 19:30
von Casino Hille
Weil hier eben einige ihn nur als normal guten Film sehen, andere Kritiker ihn aber als Meisterwerk empfinden. Niklas, ich habe keine Ahnung, was es da nicht zu verstehen gibt.