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Re: Von der assoziativen Schockstarre der Mutter einer Nation...

Verfasst: 9. Februar 2017 17:38
von GoldenProjectile
Casino Hille hat geschrieben:Natürlich überragt Portmans Performance den Film (mit Abstand ihr bester Auftritt bislang und sowas von Oscar-würdig, sogar noch mehr als ihre ausgezeichnete Darbietung in "Black Swan"), dies sollte außer Frage stehen
Dein extremes Lob auf Portman kann ich ehrlich gesagt nicht ganz nachvollziehen. Jackie Kennedy ist zwar keine historische Figur, mit der ich mich je näher auseinandergesetzt hätte, so dass ich nichts zur möglichen Authentizität sagen kann, aber ähnlich wie bei deinen Begeisterungsrufen auf Bales Big-Short-Cameo teile ich auch dieses Mal nicht die Meinung, dass wir hier gerade die schauspielerische Ausnahmeleistung der letzten Jahre geboten bekommen haben (auch wenn sie zweifelsohne gut war). Da gab es bei meinen Kinobesuchen in den sagen wir mal letzten zwölf Monaten viele die ich mindestens auf demselben Niveau sehen würde.

Mit bescheiden meinte ich dass der Film nicht auffällig stilisiert daherkommt, zumindest nicht auf den ersten Blick. Durch den etwas körnigen Look, die aufs Wesentliche begrenzten Settings, den Mangel an auffällig opulenten Aussenaufnahmen und das heutzutage bei einer tagesaktuellen Produktion fast schon ungewohnten 1.66-Format wirkt er eher etwas "klein", aber die Kameraarbeit ist ohne Zweifel ja sehr elegant und filmisch.

La La Land würde ich in den Kritikpunkten völlig anders bewerten als Daniel. Emotionale Bindung zu den Charakteren, flüssige Erzählung trotz bzw. wegen der vier (fünf) Jahreszeiten, starke Geschichte und Dialoge und exzellente Kameraarbeit war bei mir alles vorhanden.

Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 9. Februar 2017 18:28
von danielcc
vodkamartini hat geschrieben:Kann ich so nicht nachvollziehen, fand die Kameraarbeit großartig und überhaupt nicht distanzierend. An besonders schwache Dialoge kann ich mich ebenfalls nicht erinnern und auch nicht an eine mangelnde emotionale Bindung zu den Figuren.
Interessanterweise hat meine Begleitung das gleiche empfunden was die emotionale Bindung angeht. Was sehr erstaunlich ist, da sie Null AHnung von Filmen hat, aber ich von ihr als Frau das Gegenteil erwartet hatte.
Nein, außer dem kurzem Moment am Ende gab es bei mir NULL Emotionalität im Film. Falls der Film eine solche aber beabsichtigt haben sollte, wäre er für mich grandios gescheitert.

Was die Kameraarbeit angeht: Da kann ich verstehen, wenn die manchen explizit gefällt. Weil sie recht kunstvoll, sehr ungewöhnlich und technisch gekonnt ist.
Aber ich mag diese Künstlichkeit überhaupt nicht. Dieses bewusste Protzen damit, dass die Kamera praktisch schwerelos ist und in einer ständigen Bewegung von einer Totalen zur Nahaufnahme fährt und schwenkt und dann die üblichen Tricks dass ein Fächer kurz den Blick verdeckt um den Schnitt zu verdecken...
Ich kann hier sogar noch befreifen, dass dies insbesondere angewendet wird, um die Künstlichkeit der Hollywood Traumwelt und eben der Träume der Beiden zu verdeutlichen, aber auf mich wirkt das distanzierend

Goldie: Das passt vollkommen ins Bild, dass dir diese Kameraarbeit gefällt. Agent009 sicher auch. Da habe wir einfach andere Vorstellungen und Wahrnehmungen.

Story und Dialoge: Nein da gebe ich fast Hille Recht. Das ist so dermaßen flach und unterentwickelt, dass es eigentlich nur bewusst so sein kann im SInne einer Hommage an "flachere" Hollywood Zeiten.

Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 9. Februar 2017 18:41
von GoldenProjectile
danielcc hat geschrieben:Story und Dialoge: Nein da gebe ich fast Hille Recht. Das ist so dermaßen flach und unterentwickelt, dass es eigentlich nur bewusst so sein kann im SInne einer Hommage an "flachere" Hollywood Zeiten.
Was ist denn zum Beispiel mit der Dinner-Szene, als die beiden zu streiten beginnen? Das ist doch schon rein textlich extrem gut und wirkt absolut natürlich, ausserdem gut gespielt von beiden und das einfache Schuss-Gegenschuss-Prinzip hat den perfekten Rhythmus, um alles zu betonen. Die Szene fand ich beide Male in allen Belangen perfekt aufgebaut, wie sich da die aufgestauten Probleme und Widersprüche ihrer Beziehung entladen und zum Streit führen.

Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 9. Februar 2017 20:36
von NickRivers
Wollte mir gerade "Shades of Grey 2" anschauen. Alle drei Vorstellungen sind ausverkauft!!!
Und das in der österr. Provinz!
Ich probier's morgen nochmal

Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 9. Februar 2017 20:46
von GoldenProjectile
Da laufen doch zur Zeit mindestens zehn interessantere Filme. Warum Shades of Shit?

Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 9. Februar 2017 20:48
von danielcc
GoldenProjectile hat geschrieben:
danielcc hat geschrieben:Story und Dialoge: Nein da gebe ich fast Hille Recht. Das ist so dermaßen flach und unterentwickelt, dass es eigentlich nur bewusst so sein kann im SInne einer Hommage an "flachere" Hollywood Zeiten.
Was ist denn zum Beispiel mit der Dinner-Szene, als die beiden zu streiten beginnen? Das ist doch schon rein textlich extrem gut und wirkt absolut natürlich, ausserdem gut gespielt von beiden und das einfache Schuss-Gegenschuss-Prinzip hat den perfekten Rhythmus, um alles zu betonen. Die Szene fand ich beide Male in allen Belangen perfekt aufgebaut, wie sich da die aufgestauten Probleme und Widersprüche ihrer Beziehung entladen und zum Streit führen.
Ich erinnere mich kaum noch an die Szene... Aber du kannst recht haben. Wie gesagt: Schauspielerisch finde ich den Film superb. Aber ich finde, die reden 100min reichlich belanglos, wenig pointiert, und es entwickelt sich kaum was weiter. Alles ist unendlich flach. Finde zum Beispiel, dass Moulin Rouege in jeder Hinsicht der beeindruckendere Film war (und thematisch ja ähnlich).

Es muss auch nicht jeder Film Tiefgang haben, da bin ich der Letzte der das verlangt. Aber ich habe den FIlm einfach so an mir vorbeziehen sehen, ohne Highlights jenseits der Musik.
Ich fand zum Beispiel die erste Annäherungsszene auf den Hügeln mit der Aussicht über L.A. richtig toll, aber das kam eher durch Gesang, Tanz und Spiel. Dialog-seitig bleiben selbst die beiden Hauptfiguren blass

Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 9. Februar 2017 20:58
von NickRivers
GoldenProjectile hat geschrieben:Da laufen doch zur Zeit mindestens zehn interessantere Filme. Warum Shades of Shit?
mit SOG ist's wie mit McDonalds Restaurants: alle schimpfen auf das, aber wo kommen dann die vielen Autor nur her?

erinnert mich an den blöden Benny Hill Witz:
der Haftinsasse Manolo fragt seine Aufseher und Peiniger
"Haben sie Nacktfotos?"
"Nein natürlich nicht!"
"Nicht mal von ihrer Frau?"
"Nein selbstverständlich nicht!"
"Wollen Sie kaufen?"

Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 9. Februar 2017 21:30
von Thunderball1965
Das war aber keine Begründung, nicht in etwas interessante(re)s zu gehen.

Re: Von der assoziativen Schockstarre der Mutter einer Nation...

Verfasst: 9. Februar 2017 21:43
von Maibaum
Casino Hille hat geschrieben:
danielcc hat geschrieben:Schwache Story und Drehbuch: Die Dialoge sind wahnsinnign schwach und flach.
Habe ihn nicht gesehen, aber die schwache Geschichte kann vor dem Hintergrund der Hommage natürlich gewollt sein.
Keine Sorge. La La Land hat keine schwache Geschichte, ganz im Gegenteil, der Film läuft nicht umsonst eher in den "Arthaus Kinos". Und es ist weit mehr als nur eine Hommage an klassische Hollywood Musicals der 50er, das ist insgesamt nur ein unbedeutender Nebenaspekt, denn wichtiger ist der Einfluß von Jaques Demy, und das macht La La Land zu einem sehr modernen Film.
Bei Daniel finde es immer wieder erstaunlich wie wenig er in der Lage ist in den Filmen das zu sehen was sie sind, wenn diese sich abseits des Mainstreams bewegen. La La Land ist auf jeden Fall ein intelligenter Film.

Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 9. Februar 2017 21:54
von danielcc
Oh natürlich: Läuft in Arthouse Kinos und hat deswegen schon mal per se eine starke Story... ist klar.
Der Film ist übrigens totaler Mainstream und geht ungewöhnliche Wege nur insofern als dass er einer der wengien Filme ist seit langer Zeit der als Musical daherkommt. Aber auch in der Hinsicht ist es im Grunde wenig anderes als jeder Disney Film. Dort bewegen sich die Themen auch üblicherweise auf ähnlich simplem Niveau - und auch dort gibt es eben zu mindestens einem Punkt eine dramatische Wendung.
Dass man den FIlm in 4 Jahreszeiten-Kapiteln erzählt, macht ihn auch nicht intelligenter.

Natürlich ist auch der Einfluss von Jacquest Demy ein total wichtiger Aspekt, der den Film gleich mal aufwertet und modernen macht. Klar doch. ("Name dropping und unnützes Wissen anbringen um seinen Standpunkt mehr Bedeutung zu verleihen: Check")

Vielleicht bin ich auch einfach abgestumpft, weil diese Story x-fach in Musicals Verwendung gefunden hat, oder eben in Disney Filmen, oder in hunderten alter Musical-Filme. Ich sehe da wenig besonderes. Es passt aber voll ins Schema, dass derjetzt so gefeiert wird. Alle paar Jahre kommt ein Film der mal etwas leicht anders macht, und der dann aufgrund selbstkreiertem Medien-Buzz dann Leute ins Kino lockt, die nie ins Kino gehen, und weil die nie ins Kino gehen, sind die dann total fasziniert.

Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 9. Februar 2017 21:56
von Maibaum
Interessanterweise beginnt La La Land sich jetzt sogar zu einem mittleren Erfolg hierzulande aufzuschwingen. Er hat wohl aktuell mehr Zuschauer als zu Beginn, und Inside Kino prognostiziert mittlerweile ein Endergebnis um die 2 Mio Zuschauer herum.

Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 9. Februar 2017 21:59
von GoldenProjectile
In Bern läuft La La Land eher in grösseren Sälen und war bei meinen beiden Besuchen so gut gefüllt wie ich das ansonsten fast nur bei den grossen Blockbustern wahrnehme.

La La Land hat schon eine gewisse Tiefe, aber wenn man sich nur das Handlungsgrundgerüst anschaut wird man nicht fündig. Es ist vielmehr das Gesamtpaket aus Story, Inszenierung, Motiven, Bild- und Tanzchoreographie, Musik und Charakteren, das ihn ausmacht.

Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 9. Februar 2017 22:14
von Casino Hille
danielcc hat geschrieben:Alle paar Jahre kommt ein Film der mal etwas leicht anders macht, und der dann aufgrund selbstkreiertem Medien-Buzz dann Leute ins Kino lockt, die nie ins Kino gehen.
Hä? Hast du jetzt von La La Land zu Arrival gewechselt? *duckundweg* :mrgreen:

Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 9. Februar 2017 22:16
von Maibaum
danielcc hat geschrieben:Oh natürlich: Läuft in Arthouse Kinos und hat deswegen schon mal per se eine starke Story... ist klar.
Nein, das habe ich auch nicht gesagt, das wäre ja auch absurd. Aber nach dem Film war mir klar warum er nicht im Cineplex läuft, bzw es war keine Überraschung mehr.
Der Film ist übrigens totaler Mainstream und geht ungewöhnliche Wege nur insofern als dass er einer der wengien Filme ist seit langer Zeit der als Musical daherkommt. Aber auch in der Hinsicht ist es im Grunde wenig anderes als jeder Disney Film. Dort bewegen sich die Themen auch üblicherweise auf ähnlich simplem Niveau - und auch dort gibt es eben zu mindestens einem Punkt eine dramatische Wendung.
Wie gesagt du hast den Film nicht verstanden, er ist keinesfalls Mainstream, und keinesfalls simpel.
Natürlich ist auch der Einfluss von Jacquest Demy ein total wichtiger Aspekt, der den Film gleich mal aufwertet und modernen macht. Klar doch. ("Name dropping und unnützes Wissen anbringen um seinen Standpunkt mehr Bedeutung zu verleihen: Check")
Das ist ein Fakt, der überall beschrieben wird, von den Leuten die sich auskennen. (Demy ist auch ein Regisseur mit dessen Filmen du garantiert nicht klar kommen würdest)

Das muß man natürlich nicht wissen, wenn man den Film sieht, das muß man auch nicht wissen um den Film zu genießen, aber wenn man den Film historisch einordnen will und ihn dann nur als Hommage an alte Hollywood Musicals betrachtet, dann wäre es vielleicht besser gewesen Demy zu kennen. Der auch keine klassischen Musicals gemacht hat, und der auch überhaupt nur 2 Filme gemacht hat in denen gesungen aber nicht getanzt wird. Aber Die Regenschirme von Cherbourg ist eventuell der einzige Film in dem jeder Dialog gesungen wird.
Vielleicht bin ich auch einfach abgestumpft, weil diese Story x-fach in Musicals Verwendung gefunden hat, oder eben in Disney Filmen, oder in hunderten alter Musical-Filme. Ich sehe da wenig besonderes. Es passt aber voll ins Schema, dass derjetzt so gefeiert wird. Alle paar Jahre kommt ein Film der mal etwas leicht anders macht, und der dann aufgrund selbstkreiertem Medien-Buzz dann Leute ins Kino lockt, die nie ins Kino gehen, und weil die nie ins Kino gehen, sind die dann total fasziniert.
Das ist halt so die absolut typische Reaktion von dir auf jeden Film mit du nicht klar kommst, es sind dann immer die anderen die Idioten die auf einen Hype reinfallen. Dir fehlt denke ich die Neugierde auf das Besondere. Ich wundere mich halt nur wie gesagt immer, wie wenig du in all diesen Filmen siehst, in denen andere einen Reichtum entdecken, der dir immer vollkommen verschlossen bleibt.
Alleine schon das Ende ist weit von dem entfernt was der Mainstream so macht, nicht nur weil es kein Happy End gibt, sondern auch weil das so originell gestaltet wurde.

Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 9. Februar 2017 22:18
von Casino Hille
Maibaum, aber da könntest du schon etwas in die Tiefe gehen. Ich lese jetzt von dir eigentlich nur, dass der Film tiefgründiger ist, aber das Warum fehlt. Wenn das so offensichtlich ist, dann mach mal Butter bei de Fische. :D Vielleicht geh ich dann ja auch noch rein.