IIch habe die Diskussion mit Hille in einem anderen Threat zum Anlass genommen, LTK noch mal einen Besuch abzustatten was ich normalerweise sehr selten tue.
Wenn ich wie in diesem Fall einen Bond nach langer Zeit sehe, möchte ich gerne meine alte Rezension auspacken, und vergleiche was sich in meiner Sicht geändert hat (siehe unten).
Mir hat der Film wieder etwas besser gefallen. Es hängt auch sicher mit der durch Craig nun etablierten Darstellung und Gangart zusammen, dass ich dem ernsteren, bodenständigeren und emotionaleren Grundton des Films heute etwas mehr abgewinnen kann als damals. Was aber bleibt ist, dass Dalton für mich eben nicht Craig ist. Ich finde Dalton fehlt Charisma, Charme und Selbstironie, die für die Akzeptanz beim Publikum sehr wichtig sind. Immer wieder merke ich, wie ihm ironische Kommentare etwas "peinlich" zu sein scheinen, in anderen sehr ernsten Situationen wirkt er geradezu peinlich angestrengt (etwas im Gespräch mit M).
Unverändert finde ich die Story sehr gut und schlüssig. Dieses „als Freund beim Feind“ ermitteln tut dem Film sehr gut – und man hat das leider danach nie wieder als Elemente bei Bond verwendet. Ein wenig unglaubwürdig ist es in Details aber schon, dass Bond doch eine Zeitlang unentdeckt bleibt obwohl ihn schon so viele aus Sanchez gesehen habe (in der Kneipe!). Auch, warum schaut sich Bond so selbstverständlich in der Halle mit den Meerestieren um, und findet dort so mir nichts dir nichts das Rauschgift? Er sucht doch eigentlich nur nach Beweisen dafür, dass hier Leiter gefoltert wurde.
Den Score halte ich nach wie vor für grottig. Es wird tatsächlich fast zwei Stunden lang permanent rumgedudelt.
Umso stärker sind für mich aus heutiger Sicht die unglaublichen Stunts. In diesem Film ist wirklich alles handgemacht, ohne Tricks, und nie erkennt man offensichtlich irgendwelche Stuntmen. Dies ist eindeutig einer der letzten Filme vor der CGI-Ära, und ich weiß das heute umso mehr zu schätzen.
Licence To Kill 1989, Regie: John Glen
Meine ausführliche Meinung zu Timothy Dalton habe ich in meiner TLD Kritik zum Besten gegeben. Um es kurz zu sagen: Ich fand ihn als Bond schlecht besetzt, da er wenig von dem Charme, dem Humor und dem Sexappeal rüberbringt, den man vom Filmbond erwartet und sein Versuch, seinen Fleming-Bond der Masse der Kinozuschauer aufzuzwingen falsch und misslungen war.
Aber davon abgesehen: Ich mochte LTK bisher nicht sonderlich. Doch jetzt, wo ich alle Bondfilme chronologisch hintereinander weggesehen habe, stelle ich fest, dass auch LTK vieles Gute hat und alles in allem ein ordentlicher Film ist. Ich glaube, der Film funktioniert als "Film" besser als er es als "Bondfilm" tut, wobei ich keiner der Fans bin, die sofort auf- schreien, wenn mal was anders ist als das Klischee es von Bondfilmen verlangt.
LTK ist der fünfte und letzte Film aus der Reihe der "back to reality" mit der man bei FYEO angefangen hatte - ohne verrückte Bösewichte, ohne die ganz großen Adam-Sets. Bei LTK ist das sicher sehr ausgeprägt, und ich weiß nicht, ob dies dem Film zum Vorteil gereicht.
Um es zusammenzufassen: ein wesentliches Problem, was ich mit dem Film habe ist, dass zu viele Einzelaspekte aber auch der Grundtenor des Films wenig Bond-Niveau haben. Hier- zu zählt Robert Davi als Bösewicht (bekannt durch unzählige US-Vorabendserien), die einfallslosen Locations (nach dem Motto: "OK, wir filmen in billigen mexikanischen Studios, also was gibt es hier in der Nähe?") und auch die Story um Drogenhandel. Will man so etwas "Banales" in einem Bondfilm sehen? Ich finde es reicht nicht in dieser Konstellation nicht.
Daher wird auch hier wieder (ein Merkmal der Wilson-Stories!) ein Sub-Plot eingefügt und dieser ist persönlich: Bonds Handeln wird vollständig durch seine Rachegefühle geprägt. Ich finde, damit ist man zu weit gegangen. Er tötet, er sabotiert andere Geheim-Operationen, er kündigt, er handelt eindeutig selbst illegal und nimmt den Tod von Unschuldigen billigend in Kauf, nur um seine Rachsucht zu befriedigen. Natürlich deutet Dalton immer wieder die Gewissensbisse an, die auch den Fleming-Bond beschäftigen und genauso wie dieser macht auch er viele Fehler im Film. Das ist OK, aber es wirkt doch etwas übertrieben. Warum sollten wir uns mit einem Bond identifizieren, der sich selbst nicht mehr mit seiner Aufgabe und seiner Rolle identifizieren will?
Doch damit genug der Kritik. LTK ist auch ein spannender Thriller, gut inszeniert und vor allem erstaunlich schlüssig. Selten war eine Story so logisch und fehlerfrei in der Bondserie. Doch leider gibt’s es bei den Grundprämissen der Story zwei Haken: Wir kennen Sanchez nicht, so dass uns auch die Wichtigkeit seiner Festnahme nicht einleuchtet. Das wird aber dadurch ausgeglichen, dass Sanchez im Folgenden wohl mehr Screentime bekommt als jeder andere Bösewicht - und er füllt diese Zeit mit seiner starken Präsenz aus. Ich empfehle jedem die Originalfassung, denn Sanchez deutsche Stimme (Uwe Friedrichsen) kommt hier nicht ran bzw. verbreitet nicht die gleiche schleimige Gelassenheit! Zweiter Haken ist, dass der Darsteller Felix Leiters hier nicht sonderlich sympathisch ist, so dass man Bonds Rachefeldzug noch weniger nachvollziehen kann.
Obwohl ich - wie oben beschrieben - das Vorgehen von Bond hier nicht billigen kann, ist das was folgt doch logisch, schlüssig und wirklich spannend. Es gibt einen Vorteil, der LTK zu vielen Bondfilmen hat: Sanchez durchschaut Bond nicht sofort! Das gab es so nie. Oft wissen die Bösewichte nach fünf Minuten wer Bond ist und damit ist jede Suspense und auch jede Möglichkeit von starken Bond-Bösewicht Dialogen dahin.
Positiv sind mir dieses Mal die Bondgirls aufgefallen. Talisa Soto ist exotisch schön und Lowell ist ein eigenständiger, intelligenter Gegenpol, die im Nachhinein betrachtet ein wenig Vesper Lynd vorwegnimmt.
Bemerkenswert ist hier die Rolle von Desmond Llewelyn, der vermutlich seinen besten Auf- tritt hat. Seine Szenen sorgen auch für die wenigen Lacher in einem ansonsten düsteren