Re: Star Trek - Der Thread
Verfasst: 22. August 2016 10:13
Star Trek IV – Zurück in die Gegenwart (1986) – Leonard Nimoy
Leonard Nimoys Regieerstling ST III war es gelungen sowohl den kommerziellen Erfolg der Vorgänger zu wiederholen als auch die diversen losen Enden und Handlungsentwicklungen des Vorgängerfilms stimmig fortzuführen und die Serie so für weitere Abenteuer vorzubereiten. Einem weiteren Teil der beliebten Serie stand daher nichts im Wege und federführend sollte erneut das langjährige „Spitzohr“ Nimoy sein. Das Ziel lautete diesesmal neben der Weiterentwicklung der begonnenen Story rund um die Wiederkehr Spocks ein davon weitgehend unabhängiges Abenteuer anzugehen und dabei die bisherige Erfolgsformel wenn auch nicht grundlegend, so doch zumindest in nicht unerheblichem Maße zu modifizieren.
Bereits auf den ersten Blick fällt auf, wie wenig ST IV mit einer klassischen Weltraum-Oper vom Schlage beispielsweise eines Der Zorn des Khan gemein hat. Kaum Weltraumszenen, schon gar keine actiongeladenen Schlachtelemente, wenig Raumschiffe und auch mit Ausnahme des einleitenden Abstechers auf Vulkan keine fremden Planeten. Wobei letzteres so ganz nicht stimmt, verschlägt es die bewährte Enterprise-Crew in ihrem mittlerweile bereits vierten Kinoabenteuer doch durch die im SciFi-Kosmos so beliebte Möglichkeit einer Zeitreise auf den für sie gänzlich unbekannten Planeten Erde des Jahres 1986. Zeitreisen haben im Star Trek-Universum eine lange Tradition, so behandelten bereits diverse Episoden der TOS dieses im Science Fiction Genre gängige Handlungselement und entsprechend unverkrampft nähert sich auch Nimoys zweiter Regieeinsatz dem Thema. Auffällig ist dabei, wie wenig Aufwand betrieben wird die Durchführbarkeit einer Reise in die Vergangenheit zu rechtfertigen, eine kurze technische Erläuterung reicht vollkommen und erstaunlicherweise hinterfrägt man als Zuschauer zu keinem Zeitpunkt dieses Unterfangen, auch aufgrund der Selbsverständlichkeit mit der die Inszenierung hier voranschreitet.
Der Zeitreise-Kniff ermöglicht es dem Film dabei gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Zum einen bietet es dem schon seit jeher als Vordenker hinsichtlich einer idealen oder zumindest einer deutlich verbesserten Gesellschaft bekannten Star Trek die Möglichkeit einer kritischen Auseinandersetzung mit kontemporären Problemen. Dabei mag der „Rettet-die-Wale“-Handlungsstrang zwar zuweilen ein bisschen gutmenschlich-naiv daherkommen, letztlich trifft die Öko-Botschaft auch dank ihrer charmanten Umsetzung dann aber doch voll ins Schwarze und schafft es den Zuschauer auf höchst unterhaltsame Art zum Nachdenken zu bringen – und das ganz ohne moralischen Zeigefinger.
Das Spiel mit der tatsächlichen Gegenwart erweist sich darüberhinaus als erstklassige Gelegenheit, die altbekannten Figuren der Zukunft in ein gänzlich anderes Umfeld zu werfen, was zu einer Fülle an witzigen Situationen führt. So ist ST IV dann auch folgerichtig der Serienbeitrag mit dem höchsten Humorgehalt, jedoch ohne dass dies dem Film seine Ernsthaftigkeit vollständig rauben würde oder dass gar der Verdacht aufkommen könnte, es würde sich hierbei um keinen Star Trek-Film mehr handeln. Denn ST IV macht vor allem eines sehr deutlich: Star Trek funktioniert in erster Linie über die zentralen Figuren der Enterprise-Crew, alles andere ist nur mehr oder weniger wichtiges Beiwerk. Und nachdem Nimoy bereits im Vorgänger die beliebten Figuren, insbesondere auch die der „zweiten Reihe“, höchst gekonnt eingebunden hatte, so überzeugt er in dieser Disziplin in Teil IV sogar noch mehr. Die Enterprise-Besatzung ist folgerichtig das Herz und die Seele des ganzen Films, sie steht durchgängig im Zentrum und agiert geradezu traumwandlerisch sicher. Jedes Crew-Mitglied bekommt so viel Screentime und Szenen wie nie zuvor und zudem seine ganz eigene Handlungsrelevanz zugestanden. Hier erweist es sich als absoluter Glücksfall, dass mit Nimoy ein ausgesprochener Kenner der Figuren das Zepter schwingt und sie sich mit viel Herz und Humor vollständig entfalten lässt. Der Zuschauer verolgt entsprechend nicht das Geschehen um fiktive Figuren, sondern bekommt viel eher den Eindruck vermittelt, er schaue guten alten Freunden bei ihrem bunten Treiben zu.
Dass die Haupthandlung um die Evakuierung der Buckelwale trotz des starken Fokusierung auf die Charaktere dennoch nicht zu kurz kommt liegt vor allem daran, dass Plot und Figuren absolut stimmig miteinander verwoben sind und jede der amüsanten Aktionen der Crew-Mitglieder immer auch die Haupthandlung voranbringt. Zwar konterkarieren die zwanglosen Abenteuer der Enterprisler zuweilen durchaus die Tatsache, dass es bei der Mission ja – mal wieder – um nicht weniger als das Ende der Menschheit geht, allerdings spielt dies angesichts Nimoys schwungvoller Inszenierung keine wirkliche Rolle. Denn im Gegensatz zum zeitweise recht undynamischen Vorgänger beweist Nimoys Regie dieses mal ein sicheres Händchen für das Wechselspiel zwischen ruhigeren, dialoglastigeren Szenen und spannenden und temporeichen Actioneinlagen. Selbst innerhalb der dominierenden Dialogszenen variiert Nimoy das Tempo immer wieder geschickt, wodurch der Film eine enorme Kurzweiligkeit erreicht.
Eine interessante charakterliche Entwicklung nimmt in Teil IV der wiedergekehrte Mr. Spock. Nach den Ereignissen in den beiden Vorgängern ist Spock zwar wieder physisch der Alte, dies gilt aber nur bedingt für seine innere Verfassung. Spock gleicht in Teil IV einem ge-rebooteten System, bei dem zwar alle Komponenten wieder aufgespielt wurden, die einzelnen Abläufe aber noch nicht wie gewohnt funktionieren. So ist es vor allem seine menschliche Hälfte, zu der Spock erst im Laufe des Films mehr und mehr Zugang gewinnt. Der Film nutzt dies zu einer ganzen Reihe an pointierten Szenen, in denen die Tatsache, dass Spock alles wortwörtlich nimmt und seine Problem mit allem nicht hundertprozentig quantifizierbaren hat, genüsslich aufs Korn genommen wird. Besonders drollig sind die Szenen, in denen Spock sich an der bunten Sprachgestaltung des späten 20. Jahrhunderts versucht, natürlich nicht immer ganz zielsicher.
Spocks schrittweise Veränderung zurück zu seinem alten ich dient aber nicht nur ausschliesslich für humorvolle Einlagen, sondern bewahrt sich immer auch eine gewisse Seriösität. So ist es vor allem das Verhältnis zu Kirk, welches der Film fast schon liebevoll entwickelt, indem er einerseits zeigt was gegenüber dem Status Quo vor Spocks temorärem Abschied verloren ging (zumindest vorübergehend) und andererseits aber auch die Fortschritte gerade im gegenseitigen Vertrauen aufzeigt. So steht das große Thema Freundschaft auch in Teil IV über allem, allerdings nicht so vordergründig und fest in der Haupthandlung verankert wie in den beiden Vorgängern, sondern wesentlich subtiler über die Interaktion der Figuren.
Fokusierte sich die charakterliche Entwicklung von Protagonist Kirk in den Vorgängern vor allem auf die Themen Freundschaft und Verlust, so darf er in Teil IV endlich auch im Rahmen der Filmserie eine seiner Kernkompetenzen voll ausspielen, nämlich die als Womanizer. Mit der hinreissenden Catherine Hicks hat er diesbezüglich auch die ideale „Sparringspartnerin“, an der er seinen unwiderstehlichen Charme und seine hemmungslos-sympathische Ausstrahlung zur Anwendung bringen kann. Entsprechend funktionieren die diversen Szenen zwischen den beiden bestens und auch wenn das Drehbuch dem Pärchen eigentlich gar keine echte Romanze zugesteht, so suggeriert die tolle Chemie zwischen den beiden unterschwellig etwas anderes. Durch die vielen gewürzt-pointierten Dialoge zwischen Shatners Kirk und Hicks Gillian entwickelt sich ST IV in manchen Momenten dann sogar zu einer Art moderner Screwball-Komödie, wodurch der Film um eine weitere interessante Facette bereichert wird.
Handwerklich ist bei Teil IV alles im grünen Bereich. Die Trickeffekte, die vor allem im ersten Viertel des Films ihre Anwendung finden, sind solide und verrichten ihre Aufgabe zweckdienlich. Die Brillanz der Vorgänger wird hier zwar nicht erreicht wie auch gerade die Gestaltung der außerirdischen Sonde etwas unspektakulär ausfiel, allerdings macht sich das tricktechnische Niveau nie negativ bemerkbar. Stark trumpft dagegen das Set Design auf, insbesondere das weiträumige Innere des Bird of Prey ist stimmungsvoll und detailverliebt ausgestattet. Nach den grandiosen Vorgänger-Soundtracks von Goldsmith und Horner legt auch Nachfolger Leonard Rosenman einen qualitativ nahezu ebenbürtigen, aber wiederum gänzlich eigenständigen Score hin. Seine Arbeit unterstreicht dabei Stimmung und Stil des Film auf kongeniale Art mit sehr abwechslungsreichen Stücken, von denen manche um mindestens zwei Jahrzehnte aus der Zeit gefallen zu sein scheinen, aber gerade daher um so besser funktionieren. Vor allem das herzliche, „menschliche“ Element des Films wird durch Rosenmans Soundtrack betont, aber auch sein hymnenhaftes ST IV-Thema weiss zu begeistern.
Es gibt einfach wenig zu kritisieren an dem fast durchgängig wie aus einem Guss wirkenden ST IV. Zwar kommt der Film im Anfangsviertel etwas schwer in die Gänge, hier werden Erinnerungen an die nicht immer ideale Inszenierung des Vorgängers wach. Auch scheint in diesem Filmteil die Einführung des Bedrohungsszenarios nicht ganz gelungen, da es der Regie nur bedingt gelingt zu vereutlichen, was eigentlich auf dem Spiel steht. Man könnte auch das Bedrohungsszenario an sich, also eine außerirdische Sonde, die aufgrund fehlender menschlicher Kommunikationsmöglichkeit droht die Erde zu vernichten, als nicht besonders einfallsreiche Variation des Ausgangsmotivs von ST I bemängeln (zumal dort die recht ähnliche Bedrohung deutlich effektiver eingeführt wurde). Jedoch fallen diese Punkte angesichts der nahezu perfekten restlichen drei Viertel des Films nur sehr geringfügig ins Gewicht. Vor allem dank der Fokusierung auf die bewährten Charaktere der Enterprise-Crew, der cleveren und unaufdringlichen Öko-Story, dem Kulturenclash der Menschen des 23. mit den Sitten und Gepflogenheiten des 20. Jahrhunderts und dem hohen Maß an stimmigem Humor gehört ST IV zu den Höhepunkten der Filmserie. Nimoy erweist sich erneut als großer Kenner der Materie und kann dies dieses Mal noch deutlich besser in seine Inszenierung einbringen. Da auch die noch offenen Handlungspunkte des Vorgängers im absolut stimmigen Schlußteil des Films beantwortet werden stellt ST IV zudem höchst elegant die Weichen für weitere Abenteuer. Ein Trip in die Vergangenheit erweist sich somit als Wegbereiter für die Zukunft des Franchise.
Wertung: 9 / 10
Leonard Nimoys Regieerstling ST III war es gelungen sowohl den kommerziellen Erfolg der Vorgänger zu wiederholen als auch die diversen losen Enden und Handlungsentwicklungen des Vorgängerfilms stimmig fortzuführen und die Serie so für weitere Abenteuer vorzubereiten. Einem weiteren Teil der beliebten Serie stand daher nichts im Wege und federführend sollte erneut das langjährige „Spitzohr“ Nimoy sein. Das Ziel lautete diesesmal neben der Weiterentwicklung der begonnenen Story rund um die Wiederkehr Spocks ein davon weitgehend unabhängiges Abenteuer anzugehen und dabei die bisherige Erfolgsformel wenn auch nicht grundlegend, so doch zumindest in nicht unerheblichem Maße zu modifizieren.
Bereits auf den ersten Blick fällt auf, wie wenig ST IV mit einer klassischen Weltraum-Oper vom Schlage beispielsweise eines Der Zorn des Khan gemein hat. Kaum Weltraumszenen, schon gar keine actiongeladenen Schlachtelemente, wenig Raumschiffe und auch mit Ausnahme des einleitenden Abstechers auf Vulkan keine fremden Planeten. Wobei letzteres so ganz nicht stimmt, verschlägt es die bewährte Enterprise-Crew in ihrem mittlerweile bereits vierten Kinoabenteuer doch durch die im SciFi-Kosmos so beliebte Möglichkeit einer Zeitreise auf den für sie gänzlich unbekannten Planeten Erde des Jahres 1986. Zeitreisen haben im Star Trek-Universum eine lange Tradition, so behandelten bereits diverse Episoden der TOS dieses im Science Fiction Genre gängige Handlungselement und entsprechend unverkrampft nähert sich auch Nimoys zweiter Regieeinsatz dem Thema. Auffällig ist dabei, wie wenig Aufwand betrieben wird die Durchführbarkeit einer Reise in die Vergangenheit zu rechtfertigen, eine kurze technische Erläuterung reicht vollkommen und erstaunlicherweise hinterfrägt man als Zuschauer zu keinem Zeitpunkt dieses Unterfangen, auch aufgrund der Selbsverständlichkeit mit der die Inszenierung hier voranschreitet.
Der Zeitreise-Kniff ermöglicht es dem Film dabei gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Zum einen bietet es dem schon seit jeher als Vordenker hinsichtlich einer idealen oder zumindest einer deutlich verbesserten Gesellschaft bekannten Star Trek die Möglichkeit einer kritischen Auseinandersetzung mit kontemporären Problemen. Dabei mag der „Rettet-die-Wale“-Handlungsstrang zwar zuweilen ein bisschen gutmenschlich-naiv daherkommen, letztlich trifft die Öko-Botschaft auch dank ihrer charmanten Umsetzung dann aber doch voll ins Schwarze und schafft es den Zuschauer auf höchst unterhaltsame Art zum Nachdenken zu bringen – und das ganz ohne moralischen Zeigefinger.
Das Spiel mit der tatsächlichen Gegenwart erweist sich darüberhinaus als erstklassige Gelegenheit, die altbekannten Figuren der Zukunft in ein gänzlich anderes Umfeld zu werfen, was zu einer Fülle an witzigen Situationen führt. So ist ST IV dann auch folgerichtig der Serienbeitrag mit dem höchsten Humorgehalt, jedoch ohne dass dies dem Film seine Ernsthaftigkeit vollständig rauben würde oder dass gar der Verdacht aufkommen könnte, es würde sich hierbei um keinen Star Trek-Film mehr handeln. Denn ST IV macht vor allem eines sehr deutlich: Star Trek funktioniert in erster Linie über die zentralen Figuren der Enterprise-Crew, alles andere ist nur mehr oder weniger wichtiges Beiwerk. Und nachdem Nimoy bereits im Vorgänger die beliebten Figuren, insbesondere auch die der „zweiten Reihe“, höchst gekonnt eingebunden hatte, so überzeugt er in dieser Disziplin in Teil IV sogar noch mehr. Die Enterprise-Besatzung ist folgerichtig das Herz und die Seele des ganzen Films, sie steht durchgängig im Zentrum und agiert geradezu traumwandlerisch sicher. Jedes Crew-Mitglied bekommt so viel Screentime und Szenen wie nie zuvor und zudem seine ganz eigene Handlungsrelevanz zugestanden. Hier erweist es sich als absoluter Glücksfall, dass mit Nimoy ein ausgesprochener Kenner der Figuren das Zepter schwingt und sie sich mit viel Herz und Humor vollständig entfalten lässt. Der Zuschauer verolgt entsprechend nicht das Geschehen um fiktive Figuren, sondern bekommt viel eher den Eindruck vermittelt, er schaue guten alten Freunden bei ihrem bunten Treiben zu.
Dass die Haupthandlung um die Evakuierung der Buckelwale trotz des starken Fokusierung auf die Charaktere dennoch nicht zu kurz kommt liegt vor allem daran, dass Plot und Figuren absolut stimmig miteinander verwoben sind und jede der amüsanten Aktionen der Crew-Mitglieder immer auch die Haupthandlung voranbringt. Zwar konterkarieren die zwanglosen Abenteuer der Enterprisler zuweilen durchaus die Tatsache, dass es bei der Mission ja – mal wieder – um nicht weniger als das Ende der Menschheit geht, allerdings spielt dies angesichts Nimoys schwungvoller Inszenierung keine wirkliche Rolle. Denn im Gegensatz zum zeitweise recht undynamischen Vorgänger beweist Nimoys Regie dieses mal ein sicheres Händchen für das Wechselspiel zwischen ruhigeren, dialoglastigeren Szenen und spannenden und temporeichen Actioneinlagen. Selbst innerhalb der dominierenden Dialogszenen variiert Nimoy das Tempo immer wieder geschickt, wodurch der Film eine enorme Kurzweiligkeit erreicht.
Eine interessante charakterliche Entwicklung nimmt in Teil IV der wiedergekehrte Mr. Spock. Nach den Ereignissen in den beiden Vorgängern ist Spock zwar wieder physisch der Alte, dies gilt aber nur bedingt für seine innere Verfassung. Spock gleicht in Teil IV einem ge-rebooteten System, bei dem zwar alle Komponenten wieder aufgespielt wurden, die einzelnen Abläufe aber noch nicht wie gewohnt funktionieren. So ist es vor allem seine menschliche Hälfte, zu der Spock erst im Laufe des Films mehr und mehr Zugang gewinnt. Der Film nutzt dies zu einer ganzen Reihe an pointierten Szenen, in denen die Tatsache, dass Spock alles wortwörtlich nimmt und seine Problem mit allem nicht hundertprozentig quantifizierbaren hat, genüsslich aufs Korn genommen wird. Besonders drollig sind die Szenen, in denen Spock sich an der bunten Sprachgestaltung des späten 20. Jahrhunderts versucht, natürlich nicht immer ganz zielsicher.
Spocks schrittweise Veränderung zurück zu seinem alten ich dient aber nicht nur ausschliesslich für humorvolle Einlagen, sondern bewahrt sich immer auch eine gewisse Seriösität. So ist es vor allem das Verhältnis zu Kirk, welches der Film fast schon liebevoll entwickelt, indem er einerseits zeigt was gegenüber dem Status Quo vor Spocks temorärem Abschied verloren ging (zumindest vorübergehend) und andererseits aber auch die Fortschritte gerade im gegenseitigen Vertrauen aufzeigt. So steht das große Thema Freundschaft auch in Teil IV über allem, allerdings nicht so vordergründig und fest in der Haupthandlung verankert wie in den beiden Vorgängern, sondern wesentlich subtiler über die Interaktion der Figuren.
Fokusierte sich die charakterliche Entwicklung von Protagonist Kirk in den Vorgängern vor allem auf die Themen Freundschaft und Verlust, so darf er in Teil IV endlich auch im Rahmen der Filmserie eine seiner Kernkompetenzen voll ausspielen, nämlich die als Womanizer. Mit der hinreissenden Catherine Hicks hat er diesbezüglich auch die ideale „Sparringspartnerin“, an der er seinen unwiderstehlichen Charme und seine hemmungslos-sympathische Ausstrahlung zur Anwendung bringen kann. Entsprechend funktionieren die diversen Szenen zwischen den beiden bestens und auch wenn das Drehbuch dem Pärchen eigentlich gar keine echte Romanze zugesteht, so suggeriert die tolle Chemie zwischen den beiden unterschwellig etwas anderes. Durch die vielen gewürzt-pointierten Dialoge zwischen Shatners Kirk und Hicks Gillian entwickelt sich ST IV in manchen Momenten dann sogar zu einer Art moderner Screwball-Komödie, wodurch der Film um eine weitere interessante Facette bereichert wird.
Handwerklich ist bei Teil IV alles im grünen Bereich. Die Trickeffekte, die vor allem im ersten Viertel des Films ihre Anwendung finden, sind solide und verrichten ihre Aufgabe zweckdienlich. Die Brillanz der Vorgänger wird hier zwar nicht erreicht wie auch gerade die Gestaltung der außerirdischen Sonde etwas unspektakulär ausfiel, allerdings macht sich das tricktechnische Niveau nie negativ bemerkbar. Stark trumpft dagegen das Set Design auf, insbesondere das weiträumige Innere des Bird of Prey ist stimmungsvoll und detailverliebt ausgestattet. Nach den grandiosen Vorgänger-Soundtracks von Goldsmith und Horner legt auch Nachfolger Leonard Rosenman einen qualitativ nahezu ebenbürtigen, aber wiederum gänzlich eigenständigen Score hin. Seine Arbeit unterstreicht dabei Stimmung und Stil des Film auf kongeniale Art mit sehr abwechslungsreichen Stücken, von denen manche um mindestens zwei Jahrzehnte aus der Zeit gefallen zu sein scheinen, aber gerade daher um so besser funktionieren. Vor allem das herzliche, „menschliche“ Element des Films wird durch Rosenmans Soundtrack betont, aber auch sein hymnenhaftes ST IV-Thema weiss zu begeistern.
Es gibt einfach wenig zu kritisieren an dem fast durchgängig wie aus einem Guss wirkenden ST IV. Zwar kommt der Film im Anfangsviertel etwas schwer in die Gänge, hier werden Erinnerungen an die nicht immer ideale Inszenierung des Vorgängers wach. Auch scheint in diesem Filmteil die Einführung des Bedrohungsszenarios nicht ganz gelungen, da es der Regie nur bedingt gelingt zu vereutlichen, was eigentlich auf dem Spiel steht. Man könnte auch das Bedrohungsszenario an sich, also eine außerirdische Sonde, die aufgrund fehlender menschlicher Kommunikationsmöglichkeit droht die Erde zu vernichten, als nicht besonders einfallsreiche Variation des Ausgangsmotivs von ST I bemängeln (zumal dort die recht ähnliche Bedrohung deutlich effektiver eingeführt wurde). Jedoch fallen diese Punkte angesichts der nahezu perfekten restlichen drei Viertel des Films nur sehr geringfügig ins Gewicht. Vor allem dank der Fokusierung auf die bewährten Charaktere der Enterprise-Crew, der cleveren und unaufdringlichen Öko-Story, dem Kulturenclash der Menschen des 23. mit den Sitten und Gepflogenheiten des 20. Jahrhunderts und dem hohen Maß an stimmigem Humor gehört ST IV zu den Höhepunkten der Filmserie. Nimoy erweist sich erneut als großer Kenner der Materie und kann dies dieses Mal noch deutlich besser in seine Inszenierung einbringen. Da auch die noch offenen Handlungspunkte des Vorgängers im absolut stimmigen Schlußteil des Films beantwortet werden stellt ST IV zudem höchst elegant die Weichen für weitere Abenteuer. Ein Trip in die Vergangenheit erweist sich somit als Wegbereiter für die Zukunft des Franchise.
Wertung: 9 / 10