danielcc hat geschrieben: 11. Februar 2022 20:31
Invincible1958 hat geschrieben: 11. Februar 2022 18:18
Das Publikum hat es aber selbst in der Hand.
Wenn die breite Masse "Spider-Man: No Way Home" hätte links liegen gelassen, und würde "Jurassic World: Dominion" im Sommer floppen etc. - dann wäre der Trend auch bald vorbei.
Aber solange das Publikum solche Filme zu Hits macht, werden sie auch weiter produziert.
Nein das ist mir zu einfach. Das Publikum hat es nicht in der Hand, weil ja gar nichts anderes angeboten wird. Man muss ja nicht etwas was einem gefällt (zB bei mir die meisten MCU Filme) boykottieren nur damit etwas anderes angeboten wird. Es müsste etwas anderes angeboten werden, dann würde ich beides schaue.
Aber es wird ja außer den Superhelden- und anderen Franchise-Filme jede Menge Abwechslung im Kino angeboten.
Wenn man nur aktuell das Programm betrachtet, dann hat man
- eine Gesellschaftskomödie ("Wunderschön" von und mit Karoline Herfurth)
- eine RomCom ("Marry Me" mit Jennifer Lopez und Owen Wilson)
- einen "Hirn aus"-Actionstreifen ("Moonfall" von Roland Emmerich)
- tolles Autorenkino ("Licorice Pizza" von Paul Thomas Anderson)
- Animationsfilme ("Sing 2", "Encanto")
Zum großen Hit wird aber nichts davon.
Dann hast du noch Bestsellerverfilmungen ("House of Gucci", "Tod auf dem Nil") oder mittelgroße Franchise-Werke ("King's Man").
Und vom Arthousebereich muss ich gar nicht erst anfangen. Da kann man aus dutzenden Filmen wählen.
Aber klar hast Du recht, dass viel weniger dieser mittelgroßen Filme produziert werden.
Ich habe aber auch wirklich das Gefühl, dass in den 90ern einfach viel mehr Leute den Hintern vom Sofa hochbekommen haben, um im Kino "Schlaflos in Seattle" oder "E-Mail für Dich" anzusehen. Heute reicht eine romatische Komödie nicht mehr aus, um daraus einen Hit zu machen.
Und auch sonst:
Von "Sister Act" und "Cool Runnings" über "Twister" und "Besser geht's nicht" bis zu "The Sixth Sense" gab es in den 90ern jede Menge Mid-Budget-Werke, die im Kino zu Hits wurden. Aber bei keinem dieser Filme war es vorher klar, dass er einschlagen würde.
Ein Film wie "Schindlers Liste" hat in Deutschland mehr Kinobesucher gehabt als "No Time To Die" letztes Jahr.
Würde jetzt ein ähnlich guter Film mit einem ähnlich geschichtsträchtigen Thema rauskommen, würde er trotzdem untergehen.
Im letzten Jahrzehnt ist es in Deutschland nur selten passiert, dass ein Film zum Hit wurde, den jeweils ein halbes Jahr vorher niemand auf dem Schirm hatte:
z.B.
- Ziemlich beste Freunde
- Fack Ju Göhte
- Monsieur Claude und seine Töchter
- Honig im Kopf
Auffällig, dass das französiche und deutsche Produktionen sind.
Ein Hollywood-Film, der nicht Teil eines größeren Franchises ist, kommt nur noch selten in solche Sphären.
Liegt auch daran, dass viele talentierte Drehbuchautoren um die Jahrtausendwende von Hollywood nach New York zum Fernsehen gegangen sind. Seitdem überzeugen viele Serien qualitativ mehr als die meisten Filme.
Also ja: du hast Recht. Das Angebot an Mid-Budget-Filmen ist nicht mehr ganz so breit wie in den 80ern und 90ern.
Aber das würde sich ändern, wenn das Publikum einige der oben genannten Streifen zu Hits machen würde.
Filmstars, die Kinotickets verkaufen, gibt es aber schon lange nicht mehr.
In den 90ern sind die Leute in den "neuen Tom Hanks"-Film gelaufen, und da war es egal, ob es eine RomCom, ein Kriegsfilm, eine Einsiedler-Odyssee, ein Gerichtsdrama oder "Forrest Gump" war.
Wenn jetzt in zwei Wochen "King Richard" mit Will Smith in die deutschen Kinos kommt, wird der hier genauso floppen wie in den USA. Trotzdem wird er den Oscar dafür gewinnen.
Vielleicht kann Sandra Bullock ja mit "The Lost City" im April einen Hit landen. Der Trailer dazu sieht immerhin nach einem Film aus, der in einigen Jahren regelmäßig als Feelgood-Movie auf Kabel 1 laufen könnte.
Sonst muss das erste Kinohalbjahr 2022 doch wieder von Batman, Dr. Strange, Top Gun und den Dinos gerettet werden.
Aber es wäre wirklich langweilig, wenn das Publikum sich immer nur für diese "Ich weiß, was mich erwartet"-Filme entscheiden würde.