Re: Zuletzt gesehener Film
Verfasst: 28. Juni 2016 00:16
Bastille Day (2016, James Watkins)
Ein harter CIA-Hund, ein professioneller Taschendieb auf der Flucht, ein Bombenanschlag, eine Pariser Terrorzelle, eine politische Verschwörung und ein Korruptionsfall in der französischen Polizei - und das alles in knapp neunzig Minuten Filmlaufzeit. Kann das gut gehen? Ja, es geht sogar ziemlich gut. Regisseur James Watkins, der zuvor vor allem durch seine Horrorfilme Eden Lake und The Woman in Black bekannt geworden war und hier folglich künstlerisch neues Terrain erkundet, koordiniert überraschend geschickt Action und Spannung mit einem stimmigen Handlungsunterbau. Bastille Day legt praktisch ab der ersten Minute ein sehr hohes dramaturgisches Tempo an den Tag und jagt mit immenser Geschwindigkeit durch seine Geschichte, zum Luftholen bleibt wenn überhaupt nur wenig Zeit. Die Rechnung geht auf; durch die sehr effiziente und nach vorne gerichtete Inszenierung bleibt man als Zuschauer immer am Geschehen und wird vom pausenlosen Fluss aus Action und erstaunlich wendungsreicher - wenn auch nie allzu komplizierter - Handlung förmlich mitgerissen. Dabei versteht Watkins sich nicht nur darauf, genügend Abwechslung einzubauen, sondern setzt auch den Handlungsort Paris wesentlich anders und besser in Szene als zum Beispiel der vermeintlich verwandte Taken. Vor allem in der ersten Filmhälfte ist der Charme der französischen Metropole jederzeit spürbar integriert, dazu kommt ein bemerkenswert hoher Anteil an französischen Dialogen.
Freunde von grossangelegten Zerstörungsorgien werden mit Bastille Day wohl nicht glücklich werden, denn die grossen Blockbuster-Effektspektakel sucht man in diesem Film vergebens. Watkins setzt auf ruppige Zweikämpfe und Schiessgefechte, die sich fast durchgehend in einer glaubhaften oder zumindest sehr zurückhaltenden Grössenordnung abspielen und in hohem Masse von der rasanten und virtuosen Bildchoreografie zehren. Das frühe Highlight ist eine Kletter- und Hetzjagd über die Dächer und Giebel von Paris, bei der Fans von Henri Verneuils knallhartem Belmondo-Reisser Peur sur la Ville ganz warm ums Herz werden dürfte. Hier liegt aber auch ein eklatanter Schönheitsfehler, denn Watkins lässt es sich aus unerfindlichen Gründen nicht nehmen in die ansonsten so genau auf die Stunts und den Szenenverlauf fokussierte Inszenierung immer wieder Einstellungen dazwischen zu schneiden, die in Sachen Schüttelkamera einen neuen Weltrekord aufstellen möchten und sich dabei unpassend mit dem restlichen Szenenaufbau beissen.
Ein weiterer Punkt den das dynamische, fast pausenlos handlungs-, action- und spannungsorientierte Spektakel zugunsten seiner Stärken vernachlässigt sind die Figuren. Idris Elba ist der harte CIA-Hund mit Autoritätsproblem der sich seine überschaubaren charakterlichen Eigenschaften zu gleichen Teilen aus Jack Reacher, Jason Bourne und Daniel Craigs Bond rekrutiert. Richard Madden ist der smarte und gewiefte Kleinganove mit dem gequälten Gewissen, der durch Zufall in die Geschichte hineingerät. Von einer weiteren Vertiefung oder gar Entwicklung dieser beiden ist wenig zu spüren, geschweige denn bei den Nebenfiguren, die zwar ausreichend gut gezeichnet und gespielt sind um ihre Funktionen zu erfüllen, mehr aber auch kaum. Die wenigen Versuche, dem ungleichen Protagonisten-Gespann mehr Leben und so etwas wie eine klassische Buddy-Movie-Beziehung einzuhauchen sind leider viel zu halbherzig und verlaufen im Sand. Von einer wirklichen Chemie kann hier nicht die Rede sein.
Trotz seinem zweidimensionalen und minimalistischen Figurenausbau ist Bastille Day ein unterhaltsamer Action-Thriller-Polit-Reisser geworden, der vor allem durch seine zügige und konsequente Handlungsentwicklung gepaart mit stimmigen Actionszenen punkten kann. Watkins hat einen knallharten Brecher von einem Film geschaffen, seine Actionmär aber auch mit einem guten Storygerüst unterlegt und alles in einem rasanten, passenden Inszenierungsstil in bewegte Bilder gegossen. Und das ist doch ein Gang zum Lichtspielhaus wert.
Wertung: 7 / 10
Ein harter CIA-Hund, ein professioneller Taschendieb auf der Flucht, ein Bombenanschlag, eine Pariser Terrorzelle, eine politische Verschwörung und ein Korruptionsfall in der französischen Polizei - und das alles in knapp neunzig Minuten Filmlaufzeit. Kann das gut gehen? Ja, es geht sogar ziemlich gut. Regisseur James Watkins, der zuvor vor allem durch seine Horrorfilme Eden Lake und The Woman in Black bekannt geworden war und hier folglich künstlerisch neues Terrain erkundet, koordiniert überraschend geschickt Action und Spannung mit einem stimmigen Handlungsunterbau. Bastille Day legt praktisch ab der ersten Minute ein sehr hohes dramaturgisches Tempo an den Tag und jagt mit immenser Geschwindigkeit durch seine Geschichte, zum Luftholen bleibt wenn überhaupt nur wenig Zeit. Die Rechnung geht auf; durch die sehr effiziente und nach vorne gerichtete Inszenierung bleibt man als Zuschauer immer am Geschehen und wird vom pausenlosen Fluss aus Action und erstaunlich wendungsreicher - wenn auch nie allzu komplizierter - Handlung förmlich mitgerissen. Dabei versteht Watkins sich nicht nur darauf, genügend Abwechslung einzubauen, sondern setzt auch den Handlungsort Paris wesentlich anders und besser in Szene als zum Beispiel der vermeintlich verwandte Taken. Vor allem in der ersten Filmhälfte ist der Charme der französischen Metropole jederzeit spürbar integriert, dazu kommt ein bemerkenswert hoher Anteil an französischen Dialogen.
Freunde von grossangelegten Zerstörungsorgien werden mit Bastille Day wohl nicht glücklich werden, denn die grossen Blockbuster-Effektspektakel sucht man in diesem Film vergebens. Watkins setzt auf ruppige Zweikämpfe und Schiessgefechte, die sich fast durchgehend in einer glaubhaften oder zumindest sehr zurückhaltenden Grössenordnung abspielen und in hohem Masse von der rasanten und virtuosen Bildchoreografie zehren. Das frühe Highlight ist eine Kletter- und Hetzjagd über die Dächer und Giebel von Paris, bei der Fans von Henri Verneuils knallhartem Belmondo-Reisser Peur sur la Ville ganz warm ums Herz werden dürfte. Hier liegt aber auch ein eklatanter Schönheitsfehler, denn Watkins lässt es sich aus unerfindlichen Gründen nicht nehmen in die ansonsten so genau auf die Stunts und den Szenenverlauf fokussierte Inszenierung immer wieder Einstellungen dazwischen zu schneiden, die in Sachen Schüttelkamera einen neuen Weltrekord aufstellen möchten und sich dabei unpassend mit dem restlichen Szenenaufbau beissen.
Ein weiterer Punkt den das dynamische, fast pausenlos handlungs-, action- und spannungsorientierte Spektakel zugunsten seiner Stärken vernachlässigt sind die Figuren. Idris Elba ist der harte CIA-Hund mit Autoritätsproblem der sich seine überschaubaren charakterlichen Eigenschaften zu gleichen Teilen aus Jack Reacher, Jason Bourne und Daniel Craigs Bond rekrutiert. Richard Madden ist der smarte und gewiefte Kleinganove mit dem gequälten Gewissen, der durch Zufall in die Geschichte hineingerät. Von einer weiteren Vertiefung oder gar Entwicklung dieser beiden ist wenig zu spüren, geschweige denn bei den Nebenfiguren, die zwar ausreichend gut gezeichnet und gespielt sind um ihre Funktionen zu erfüllen, mehr aber auch kaum. Die wenigen Versuche, dem ungleichen Protagonisten-Gespann mehr Leben und so etwas wie eine klassische Buddy-Movie-Beziehung einzuhauchen sind leider viel zu halbherzig und verlaufen im Sand. Von einer wirklichen Chemie kann hier nicht die Rede sein.
Trotz seinem zweidimensionalen und minimalistischen Figurenausbau ist Bastille Day ein unterhaltsamer Action-Thriller-Polit-Reisser geworden, der vor allem durch seine zügige und konsequente Handlungsentwicklung gepaart mit stimmigen Actionszenen punkten kann. Watkins hat einen knallharten Brecher von einem Film geschaffen, seine Actionmär aber auch mit einem guten Storygerüst unterlegt und alles in einem rasanten, passenden Inszenierungsstil in bewegte Bilder gegossen. Und das ist doch ein Gang zum Lichtspielhaus wert.
Wertung: 7 / 10