Maibaum hat geschrieben: Um da mal ein Beispiel raus zu picken, Bond war ganz klar kein Bewahrer, sondern eher ein brutaler Zerstörer, auch wenn er in GF ausnahmsweise mal nicht den Schurkenstürtzpunkt selber stürmen und zerstören darf. Was sonst ja fester Bestandteil der Bondformel ist, und letztendlich in GF auch noch leicht abgewandelt vorkommt. Jedenfalls ist da insgesamt kein großer Unterschied zu der jede Menge anderer Filmhelden. Das Bewahren von etwas, und das Zerstören von etwas, geht doch meist Hand in Hand.
Darin, dass Bond oft auch als Zerstörer auftritt (u.a. eben auch in GF, z.B. in der PTS) sehe ich keinen Widerspruch dazu, dass GF eine Vorbildfunktion einnimmt in Bezug auf dramaturgische Auflösung durch Protektion statt duch Destruktion. Natürlich ist dieses Muster im Kino auch nichts gänzlich Neues gewesen, als Beispiel seien die gefühlt Milliarden von Western genannt, in denen die Siedler von der Kavallerie vor den Indianern gerettet werden mussten. Aber im erwähnten Kontext mit der Gefahr einer atomaren Vernichtung ist dies dann eben schon ein Novum, welchem ich eine filmische Vorreiterstellung einräumen würde. Nichtzuletzt da…
Maibaum hat geschrieben:
Und die atomare Katastrophe war gerade erst kurz zuvor in Dr Strangelove (S. Kubrick) und noch etwas zuvor in On the Beach (S. würg Kramer) thematisiert worden, und in ernsthafter Thrillerform im selben Jahr auch in Fail Safe (S. Lumet).
…die von dir angeführten Filme weder wirkliche Mainstream-Vertreter waren (im Sinne der von photographer angeführten Blockbuster-Vorläufern) und auf das genannte Element auch filmhistorisch keinen echten Eindruck hinterlassen haben. Ja, Kramer (den wir offenbar beide nicht übermäßig schätzen) hat das Thema nukleare Vernichtung bereits ein halbes Jahrzehnt früher benutzt, aber doch in einem gänzlich anderen Kontext und dramaturgischen Aufbau. In On the Beach ging es ja nicht um das Verhindern einer atomaren Katastrophe sondern um deren Auswirkungen. So gesehen hat der Film sicher seinen filmhistorischen Einfluss auf z.B. Meyers The Day after, aber doch sicherlich nicht auf z.B. Robinsons The Sum of all Fears, welcher als einer von vielen das klassische Goldfingersche Protektions-Schema im Mainstreamkino fortsetzte.
Maibaum hat geschrieben:
Auch sollte man nicht vergessen daß sehr viele spätere Bond Elemente auch schon in den Fantomas Filmen ab 1964 auftauchen, und die sind das Remake eines alten Serials, und die Bonds sind die Nachfolger dieser alten Serials, nur jetzt mit sehr viel mehr Geld ausgestattet. Flash Gordon dürfte für GF fast schon prägender gewesen sein als Ian Fleming.
Die Tatsache, dass eine Filmserie selbst von früheren Werken geprägt wurde schliesst doch aber nicht aus, dass sie selbst eine Vorreiterstellung einnehmen kann.

Deine Argumentation ist mir hier auch zu allgemein auf die Bondserie bezogen und geht mir zu wenig auf GF im Speziellen ein. Die Tatsache, dass die Bondserie nach GF hunderte von ähnlich aufgebauten Filmen inspirierte und damit quasi ein eigenes Subgenre ins Leben rief belegt doch zweifelsfrei den starken filmhistorischen Einfluss, den die Serie Mitte der 60er hatte.
Maibaum hat geschrieben:
Was soll die #metoo Debatte großen dem Inhalt von Filmen ändern?
Kaum mehr als alles andere was im modernen Denken verankert ist. Bond war schon in den 70ern ein sexueller Dinosaurier, und hat es trotzdem geschafft trotz des notwendigen gesellschaftlichen Wandels, den der Feminismus ausgelöst hat, zu überdauern.
Besonders viel ändert sich vermutlich tatsächlich nicht, da sich die Filmwirtschaft ja ohnehin bereits seit längerem dem PC-Diktat unterworfen hat. Dennoch ist die Vermutung, dass die aktuell geführte Debatte das Thema PC noch etwas weiter vorantreiben wird nicht gänzlich abwegig. Angeführt hatte ich es ja eigentlich auch nur im Zusammenhang mit der von photographer angeführten Verführungsszene mit Pussy in GF, welche heutzutage mindestens als sexuelle Nötigung aufgefasst werden würde und daher undenkbar wäre. Übrigens teile ich deine Einschätzung, der sexuelle Dinoaurier James Bond hätte den gesellschaftlichen Wandel überdauert nicht wirklich, da meiner Auffassung nach die Figur mittlerweile nur noch wenig mit der vergangenener Jahrzehnte gemein hat (gerade dem Conneryschen Bond der 60er). Das ist der eigentliche Punkt, auf den ich hinauswollte, nämlich dass der gesellschaftliche Wandel auch die Figur James Bond maßgeblich verändert hat.