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Re: Zuletzt gesehener Film
Verfasst: 8. Juni 2016 23:19
von Samedi
Im Kino: Bastille Day
Regie: James Watkins
Cast: Idris Elba, Richard Madden, Charlotte Le Bon, José Garcia, Kelly Reilly
Sehr guter Thriller mit deutlichen Bond-Einflüssen. Watkins orientiert sich dabei stark an Campbells Stil in GE und CR. Mit Elba und Madden sind gleich zwei Bond-Anwärter dabei, die sich gegenseitig an die Wand spielen, wobei Maddens Rolle eher als Side-Kick angelegt ist. Trotzdem hat Madden meiner Meinung nach die beste Szene für sich allein. Auch Kamera-technisch gibt es einige klasse Momente, vor allem während der Verfolgungsjagd im Stil des African Rundown.
Fazit:
Trotz des eigentlich ernsten Themas (Terror-Anschlag in Paris) macht der Film sehr viel Spaß und legt sogar den Grundstein für eine Fortsetzung oder gar eine Reihe. Würde mich auf jeden Fall freuen und eine eigene Reihe würde zu Elba auch besser passen, als sich in den 007-Smoking quetschen zu müssen.
"What The Fuck - The Motion Picture"
Verfasst: 11. Juni 2016 13:25
von Casino Hille
Whiskey Tango Foxtrot
Kriegsreporter leben jeden Tag in schrecklicher Angst und in großer Gefahr und das alles nur, um die Welt ein Stückchen besser zum machen, um beispielsweise im nahen Osten dafür zu sorgen, dass die "dekadente" westliche Zivilisation nicht wegschaut, sondern informiert ist über das Leid, welches den Menschen dort widerfährt. Doch was passiert, wenn dieser eigentliche Sinn verloren geht, wenn der einzige Grund für die Anwesenheit der Reporter die überzogene Selbstdarstellung des Westens selbst ist? Wie schnell ist man als Reporter bereit, seine Existenz über Leichen gehend zu rechtfertigen und wie lange dauert es, bis einem die Zustände des Landes, in dem man sich befindet, drohen, gleichgültig zu werden? Als die USA 2003 ihren Irakkrieg beginnen und die in Afghanistan stationierten Reporter dorthin versendet werden, soll jemand aus der zweiten Garde deren Platz einnehmen. Kim Baker, gespielt von der berühmten Komikerin Tina Fey, meldet sich freiwillig ... und das Ergebnis ist eine fantastische Medien- und Kriegssatire, nach einer wahren Geschichte.
"Whiskey Tango Foxtrot", eine militärische Verschlüsselung des Ausrufs "What The Fuck", erzählt dabei basierend auf Bakers Memoiren ihre 4-jährige Zeit in Kabul und verzichtet auf einzigartige Weise auf alle nur erdenklichen Klischees, die man einem solchen Stoff erwarten dürfte. Obwohl Baker der Islam und die afgahnische Kultur fremd sind, verfällt das Regieduo Glenn Ficarra und John Requa nicht dem Drang, simple "fish out of water"-Witzeleien nach Schema F abzukurbeln, sondern setzen sich pointiert und differenziert mit der grotesken Überzogenheit der militärischen Stärke auseinander. Als Baker während eines Einsatzes aussteigt, um in der Wüste in einen Busch zu pinkeln, wird sie dabei von mehr als 7 dreifach gepanzerten und schwer bewaffneten Soldaten bewacht, bei einem Angriff zweier Talibans werden diese vom deutlich überlegenen US-Militär großzügig mit einer 80.000 Dollar teuren Rakete niedergeschossen - man hätte die Waffe ja ohnehin nicht mehr gebraucht. Der von Billy Bob Thornton herrlich überzogen gespielte Marine-Corps-General achtet penibel darauf, dass jede noch so kleine Aktion die Selbstsicherheit und Überlegenheit des Militärs eindrucksvoll unter Beweis stellt, im Geheimen erfährt Baker dann jedoch von einem Soldaten aus Einheit 5, dass dieser seine Waffe sowieso gar nicht mehr lade. Und auch ihre einzige weibliche Kollegin vor Ort ist weniger an den politischen Wirrungen der Nation interessiert, sondern mehr daran, auf der nächsten großen Party in der Unterkunft der Reporter ihre Leibgarde ins Bett zu kriegen.
Diese Egalhaltung scheint Baker zuerst fremd, doch mit jeder weiteren Party und jedem weiteren redundanten Militärgehabe stürzt sie über die Jahre immer tiefer in die Gleichgültigkeit. Ein Polizist ballert nachts mit seiner Kanone mehrmals in den Himmel, nur um sich eine Zigarette anzuzünden? Gähn. Der Justizminister (gekonnt überdreht: Alfred Molina) bittet sie zu einem Schäferstündchen in seinem Büro? Nett lächeln und höflich ablehnen, er könnte einem ja nützlich sein. Worin der Sinn des Krieges und der unzähligen hingeschluderten Reportagen liegt? Egal, Hauptsache man wird nicht direkt wieder an den heimischen Schreibtisch verdammt. Das grandiose satirische Potenzial von "Whiskey Tango Foxtrot" liegt nicht in offensichtlichen Kalauern oder bitterbösen zynischen Phrasen, es liegt im Detail verborgen und dem großartigen Cast wie der stilsicheren Regie ist es wohl zu verdanken, dass dieses Potenzial vollständig genutzt wird. Fey liefert eine humoristisch sehr souveräne wie auch emotional ergreifende Performance ab, ihre beiden wichtigsten Co-Stars können allerdings regelrechte Begeisterung auslösen. Margot Robbie spielt die Kollegin Tanya mit unglaublichem Charisma und einer geglückten Betonung ihrer jungen Reize im Vergleich zur deutlich älteren Fey, und Martin Freeman präsentiert sich widerlich wie nie zuvor als sexistischer schottischer Journalist, der im Lauf der Handlung sich allerdings (wie alle in Kabul) ideologisch wie menschlich verändern muss, um das Grauen des Todes, das im Hintergrund stets präsent bleibt, zu überspielen.
Jenes Überspielen setzen Ficarra & Requa so in Szene, als befänden wir uns in einer Jugendherberge irgendwo auf einer Klassenfahrt von Teenagern. Sexeskapaden, peinliche Alkoholabstürze, kindische Gerüchte und eine selbsttäuschende "Nach uns die Sintflut"-Einstellung bestimmen den Alltag - dennoch vergisst die Regie nie, ihre Geschichte zu entwickeln, insbesondere eine Stelle, in der der Tod dann plötzlich aktiv ins Geschehen eingreift, darf zu den besten des Kinosommers 2016 gezählt werden. Ohne große musikalische Verdeutlichung oder erhobenen Zeigefinger kommt es bei einem Drohnenangriff zu einer Katastrophe, die von den beiden Reporterinnen im Nachhinein trotz Verletzungen und verstorbenen Kollegen lediglich mit einem kurzen Innehalten "kommentiert" wird. Danach geht es weiter wie bisher. Wer hier eine kritische Inszenierung erwartet, wird enttäuscht. Auch der Film zeigt dies erschreckend nüchtern und vergisst dieses Geschehen nach wenigen Minuten sofort wieder - und genau hier liegt die Satire. Mit denkbar einfachsten Mitteln hält "Whiskey Tango Foxtrot" dem immer schnelllebigeren konsumierendem Publikum, welches es sich zuhause auf dem Sofa nach einem Exklusivbericht über Todesopfer in Kriegen gemütlich bei einen Kriminalfilm bequem macht, den Spiegel vor - und das so selbstverständlich, dass es (wie auch auf Filmhandlung den Protagonisten) nur wenigen auffallen wird.
Fazit: Zwischen all den großen Action-Blockbustern und mit Stars besetzen Hochglanzcomedys des Kinosommers 2016 versteckt sich mit "Whiskey Tango Foxtrot" ein leiser Filmgenuss, der die Aufmerksamkeit seiner vielen Konkurrenten absolut verdient hätte und ohne erkennbare Mühen mit der Leichtigkeit einer Komödie und der sekundenschnell aufkommenden Ernsthaftigkeit eines Dramas aufzeigt, wie nah Schrecken und Gleichgültigkeit in Extremsituationen beieinander liegen können - und sich dabei sehr genau mit der Historie auseinandersetzt. Exzellent besetzt und formal bravourös umgesetzt, ist es gerade das Fehlen einer "WTF"-Inszenierung seitens des Filmes, die diesen Ausruf im Kopf des Zuschauers erzeugt und leben lässt. Das man am Ende sogar dem Hang widersteht, die tatsächlichen Geschehnisse künstlich dramaturgisch ins Spektakuläre abgleiten zu lassen, ist wunderbar und ehrlich, dass es in den allerletzten Szenen dann doch auch mal etwas rührseliger werden darf, verdient und angemessen. Ein kleiner Film, aber ein ungleich bedeutender.
9/10
Re: Zuletzt gesehener Film
Verfasst: 13. Juni 2016 13:49
von vodkamartini
Interessant, habe bisher wenig Erquickliches gelesen. Ist der wirklich so gut?
Re: Zuletzt gesehener Film
Verfasst: 13. Juni 2016 14:43
von Casino Hille
Auf jeden Fall. Gibt natürlich aber auch immer Leute, die das anders sehen. Ich bin restlos überzeugt.
Re: Zuletzt gesehener Film
Verfasst: 13. Juni 2016 15:07
von vodkamartini
Ausleihen werde ich ihn mir mal auf jeden Fall.
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Re: Zuletzt gesehener Film
Verfasst: 16. Juni 2016 00:19
von Agent 009
Stolz und Vorurteil und Zombies
Trotz der wundervollen Lily James, Sam Riley, Lena Headey, Charles Dance, Emma Greenwell, Bella Heathcote, Matt Smith oder Jack Huston schafft es der Film nicht wirklich aus dem Mittelmaß herauszukommen. Die Verfilmung des gleichnamigen Buches hat so einige Probleme und wirkt in vielen Dingen viel zu unentschlossen.
Es geht praktisch um die gleiche Geschichte wie bei Jane Austen, nur mit dem Unterschied das hier Zombies drin vorkommen. Gleiche Figuren usw. Die Darsteller wissen allesamt zu überzeugen, wobei vor allem die süße Lily James als kämpferische Amazone im Kleid eine gute Figur macht. Smith ist der kleine Star des Films weil er nervig und sehr witzig in seinen Szenen ist, so überspitzt das es schon wieder schrill und witzig ist. Der Humor allgemein weiß zu überzeugen. Nicht nur werden Redensart, Zombieklischee und so durch den Kakao gezogen, auch sonst sitzt fast jeder Witz oder jede humoristisch angehauchte Szene. Leider verfehlt der Film das Potenzial bei der Zombie-Geschichte ein wenig. Gerade die Mischung aus Kostümfilm und Zombie-Action wäre so toll gewesen, wenn man nicht bei jedem Zombiekill die Kamera weggehalten hätte, denn gesehen hat man so gut wie gar nichts. Hier wäre m.E nach übertriebener Gore sehr gut angebracht gewesen. Das ganze hätte dem sowieso absurden Film und Grundgedanken des Ganzen wirklich nicht geschadet. Potenzial verschenkt.
Auch sonst sind die Actionszenen allesamt ok, aber nicht wirklich mehr. Die kitschige Liebesgeschichte ist da aber bewusst so überspitzt gespielt das man mit dem Augen drehen und lachen muss. Da hat man einen guten Ton getroffen, was aber nicht wirklich viel bringt, weil die spaßige Zombiehälfte nicht das ist was sie sein sollte: spaßig. Hier hat man einfach alles verschenkt. Action - durchschnittlich. Zombies - verschenkt. Kein Gore, Splatter oder Blut. Schade, es hätte durchaus gepasst. So bleibt ein Film mit gutem Humor, guten Darstellern, der das Potenzial der Idee aber gar nicht nutzt und nach kurzer Zeit schon wieder vergessen sein dürfte. Müder und schnell schwindender Durchschnitt.
5/10
Re: Zuletzt gesehener Film
Verfasst: 16. Juni 2016 07:24
von BlofeldsKatze
Den Trailer zu "Stolz und Vorurteil und Zombies" war mit der schlechteste den ich seit langem gesehen habe... Habe mich wirklich gefragt wer denn in so einen Film geht.
Man merkt zwar schon, dass der Film mit Absicht so doof ist und die beiden Genres, die er vereint, einfach auf die Schippe nehmen will, aber ernsthaft... Wer gibt für sowas Geld aus?
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Re: Zuletzt gesehener Film
Verfasst: 16. Juni 2016 10:16
von Maibaum
Die Idee klingt doch witzig, nur muß es dann auch clever umgesetzt werden.
Re: Zuletzt gesehener Film
Verfasst: 16. Juni 2016 10:18
von Agent 009
Ganz genau. Und trotz gutem Cast und netter Ausstattung war der Rest eher mau. Schade drum. Gott sei Dank habe ich Freikarten gewonnen.
Re: Zuletzt gesehener Film
Verfasst: 16. Juni 2016 23:47
von dernamenlose
@Agent 009: Danke für deine Meinung zum Film, jetzt weiß ich endgültig, dass ich mir den nicht geben werde.
Aber muss auch nicht sein. Seit heute laufen schließlich "Central Intelligence" und "Conjuring 2" in den Kinos.
Re: Zuletzt gesehener Film
Verfasst: 17. Juni 2016 07:16
von GoldenProjectile
Central Intelligence sieht im Trailer doch noch viel doofer aus als der Zombiefilm.
Re: Zuletzt gesehener Film
Verfasst: 17. Juni 2016 08:39
von Martin007
Jetzt vergleichst du Äpfel mit Karotten.
Re: Zuletzt gesehener Film
Verfasst: 17. Juni 2016 09:31
von GoldenProjectile
Wieso?
Re: Zuletzt gesehener Film
Verfasst: 17. Juni 2016 09:42
von Martin007
Offenbar zwei vollkommen unterschiedliche Filme.
Re: Zuletzt gesehener Film
Verfasst: 17. Juni 2016 09:57
von GoldenProjectile
Qualitativ kann man die aber in diesem Kontext schon vergleichen. Nami sagte dass er PPZ gar nicht schauen müsse weil mit CI ja eine Alternative läuft, ich sagte dass CI mir im Trailer aber noch weniger Lust mache, ich also wenn überhaupt lieber noch PPZ schauen gehen würde. Macht als Vergleich absolut Sinn finde ich.