Re: Zuletzt gesehener Film

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dernamenlose hat geschrieben:[Die Hard wäre jetzt das letzte, was mir bei Money Monster als Vergleich in den Sinn käme...
Weil in der ganzen Sosse nicht mehr viel davon übrig bleibt. Aber Geiselnahme in einem isolierten Gebäude schreit doch geradezu nach dem McTiernan-Klassiker.
dernamenlose hat geschrieben:Wann wird Lee Gates als skrupellos beschrieben? Er war von anfang an verwöhnt und naiv, aber nie skrupellos. Und daher macht auch seine Wandlung durchaus Sinn.
Er mag nicht skrupellos sein im Sinne von gezielt jemandem Schaden verursachen oder es in Kauf nehmen, aber er wird zu Beginn doch wirklich sehr arrogant, dekadent und ignorant gezeigt. Und die Wandlung fand ich ziemlich unglaubwürdig.
Casino Hille hat geschrieben:Autsch, autsch, autsch. Ich meine, das klingt alles schön und logisch, aber ich hab mir doch was erhofft... was mach ich denn jetzt mit meinem Kinogeld? :x
Meine Empfehlungen: Almodòvars "Julieta" oder Tykwers "Hologram for the King". Sind imo beide um Längen besser als das müde Moneten-Monster. Andererseits wünschte ich mir langsam du würdest nicht so sehr auf mich hören...
We'll always have Marburg

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Re: Zuletzt gesehener Film

6573
Casino Hille hat geschrieben:
GoldenProjectile hat geschrieben:Andererseits wünschte ich mir langsam du würdest nicht so sehr auf mich hören...
Wie meinen?
Weil du den Kinobesuch offenbar gleich aufgibst nur weil mir der Film nicht gefallen hat.
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Re: Zuletzt gesehener Film

6574
Ach was. Dass ich in nächster Zeit ins Kino komme ist ohnehin sehr unwahrscheinlich. War nur ein Scherz, ich würde mich jetzt nicht wirklich davon beeinflussen lassen, was du schreibst (auch wenn es mich immer sehr interessiert).
https://filmduelle.de/

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Re: Zuletzt gesehener Film

6575
GoldenProjectile hat geschrieben:Weil in der ganzen Sosse nicht mehr viel davon übrig bleibt. Aber Geiselnahme in einem isolierten Gebäude schreit doch geradezu nach dem McTiernan-Klassiker.
Nö. Die Hard ist ein knallharter Actionfilm, "Money Monster" will das zu keiner Zeit sein und kündigt das auch im Trailer glasklar an.
GoldenProjectile hat geschrieben:Er mag nicht skrupellos sein im Sinne von gezielt jemandem Schaden verursachen oder es in Kauf nehmen, aber er wird zu Beginn doch wirklich sehr arrogant, dekadent und ignorant gezeigt. Und die Wandlung fand ich ziemlich unglaubwürdig.
Find ich nicht. Er glaubt am anfang halt selbst an das, was er die ganze Zeit verzapft und wird dann nach und nach damit konfrontiert, dass es halt nicht so einfach ist. Bisher hatte er nie eine Veranlassung nachzudenken und hat weder die Finanzwelt, noch sich selbst zu hinterfragen. Mit der Knarre am Kopf muss er das machen, anfangs gezwungenermaßen um sich zu retten, und das er irgendwann selbst kritisch wird ist irgendwann nahezu logisch.

Du hast den "schönsten" Moment übrigens gar nicht erwähnt. Das ist für mich der Moment, in der die Jungs wieder anfangen zu kickern. Dieser Moment ist irgendwie wie ein Schlag in die Magengrube weil er so wahr ist...
"You only need to hang mean bastards, but mean bastards you need to hang."

Re: Zuletzt gesehener Film

6576
Schau mir gerade "The Shawshank Redemption" aka "Die Verurteilten" auf Vox an.
Toller Film! Da passt einfach alles.
Drehbuch Stephen King!
Cast: Tim Robbins und Morgan Freeman!!!
Super Kamera: man glaubt es nicht Roger Deakins -JA -der von SF!!!
Regie: Frank Darabont (war mir bis dato unbekannt, aber der ist gut!)

Andy (Tim) wird unschuldig zu lebenslang eingelocht. Dort freundet er sich mit Red (Morgan) an. Da er vorher erfolgreicher Broker war, nützt der korrupte Direktor Norton (saugut gespielt von einem Bob Gunton) sein Talent, seine Schmiergelder, die er für Geschäfte outside bekommt, reinzuwaschen.
Mehr erzähle ich nicht.
V.a. der Gefängnisdirektor könnte Vorlage für einen überzeugenden Bond-Bösewicht abgeben, der wirklich ein Schreibtischmörder ist, dem man das abnimmt.
Sollte R. Deakins die Kamera für B25 bekommen, was der einzige Lichtblick wäre, dann soll er darauf bestehen Frank Darabont (paaste namentlich auch gut) mitkommt.

11/10 Punkte!
"There is sauerkraut in my lederhosen."
Bild

Re: Zuletzt gesehener Film

6578
Review zu „Felony“ (2013)

„Felony“ ist eine australische Produktion, bei der Joel Edgerton bis auf Regie quasi alle Zügel in der Hand hält. Er hat den Film produziert, das Drehbuch geschrieben und ist auch Hauptdarsteller des Films. In diesem Film spielt der den Polizisten Malcom Toohey, der einen beruflichen Erfolg mit den Kollegen ordentlich feiert und angetrunken bei der Heimfahrt einen kleinen Jungen auf einem Fahrrad streift. Dieser Junge verunglückt dabei schwer. Die Frage für ihn und 2 Polizisten, die am Tatort die Ermittlungen beginnen ist, wie sie mit dem Fall umgehen.

Wir haben es hier mit einem Film zu tun, der sich stellenweise nicht entscheiden kann, ob er ein Drama oder ein Thriller ist. Dieser „Thriller-Drama-Hybrid“ entscheidet sich dann letztendlich dazu, ein sehr menschliches, moralisches und ambivalentes Drama zu sein. Dabei steht vor allem Joel Edgerton im Fokus, der hier definitiv eine der besten Rollen seiner Karriere spielt. Die Zwickmühle, in der er steckt wird sehr greifbar – Lüge oder Wahrheit ? – Vertuschen oder die Wahrheit mitteilen ? Diese Fragen sind am Ende der Kern des ganzen Films, der über 90 Minuten definitiv sehr entschleunigt erzählt wird und sich Zeit für die zwischenmenschlichen Momente nimmt.Als weitere moralischen Instanzen sind die beiden ermittelnden Polizisten (gespielt von Tom Wilkinson und Jai Courtney) bei der Wilkinson eher für das Vertuschen steht und die Karriere von Edgertons Charakter im Auge hat. Courtney hingegen hat die Wahrheit im Fokus und lässt sich auf eine Beziehung zu der Mutter des Kindes ein. Die Mutter des Kindes ist auch eine Bekannte von Malcolms Frau (gespielt von Melissa George), die ebenfalls zwischen Lüge und Wahrheit hin- und hergerissen ist. Das wird von allen Beteiligten (mit Ausnahme von Courtney) sehr gut gespielt. Die Motivationen und Hintergründe werden auch klar.

Der Film liefert einige moralische Fragen, die er ambivalent beantwortet am Ende zurück lässt.
Doch der Film hat definitiv seine Schwächen – Die im Hintergrund eingebundene Polizeiarbeit in 2 Fällen sind unnötiger Ballast für die Geschichte, die auch in weniger Zeit hätte erzählt werden können. Trotz allem bereue ich es nicht, diesen Film im letzten Jahr in meiner Sammlung aufgenommen zu haben, auch wenn er nicht immer fokussiert ist.

„Felony“ bekommt von mir 7/10 Punkte
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Re: Zuletzt gesehener Film

6580
dernamenlose hat geschrieben:Du hast den "schönsten" Moment übrigens gar nicht erwähnt. Das ist für mich der Moment, in der die Jungs wieder anfangen zu kickern. Dieser Moment ist irgendwie wie ein Schlag in die Magengrube weil er so wahr ist...
Ja, das ist so ziemlich die einzige Szene die als bissige Satire auf die moderne Gesellschaft und Medienwelt funktioniert. Fand ich gut.
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Re: Zuletzt gesehener Film

6581
Die Frau hinter der Wand

Die Nachwuchsredaktion "Das kleine Fernsehspiel" gab 2013 jungen Regie-Talenten aus Deutschland unter dem Motto "Stunde des Bösen" die Gelegenheit, sich im Thriller-Genre einmal selbst auszutoben und Erfahrungen zu sammeln. Herausgekommen ist dabei unter anderem ein kleines düsteres Kammerspiel, mit dem vielsagenden und doch geheimnisvollen Titel "Die Frau hinter der Wand". Das Regiedebüt des Newcomers Grzegorz Muskala, welches gleichzeitig auch sein Abschlussfilm an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin ist, kommt dabei mit allen Stärken und Schwächen dahin, die man allgemein von einem solchen Debüt erwarten darf. Der Einstieg ist arg holprig und einiges wirkt gar übereifrig und aufgeregt erzählt, dafür sind unkonventionelle Kameraperspektiven und ein gewagter Inszenierungsstil durchgehend an der Tagesordnung. In diesem speziellen Fall zeichnet sich Muskalas Werk allerdings durch eines aus, was vielen solcher Debüts gerne abgeht: Atmosphäre.

Doch der Reihe nach: "Die Frau hinter der Wand" gewinnt selbstverständlich weder inhaltlich (Muskala zeichnete sich gemeinsam mit Robby Dannenberg auch für das Drehbuch verantwortlich) noch filmisch den großen Innovationspreis. Die Vorbilder sind sogar offensichtlich, bzw. das eine große Vorbild: Alfred Hitchcock, der Master of Suspense, schwebt wie eine dunkle Vorahnung über dem Geschehen. Ein Vergleich, den der Jungregisseur nicht gewinnen kann - überraschenderweise ist es aber dennoch einer, der ihm durchaus schmeichelt. Muskala gelingt es, seine deutlich abgekupferte Geschichte stringent und ohne Schörkeleien oder Mäanderungen pointiert in 95 Minuten ungehetzt und schlüssig zu erzählen. Zwar ist die Handlung um den schüchternen Studenten vom Land, der in der Stadt an eine Femme Fatale (hier sogar seine Nachbarin) und damit in eine verzwickte und beängstigende Kriminalgeschichte gerät bereits so ausgelutscht, dass man auch hier den Ausgang relativ früh im Groben schon erraten kann, doch dank gängiger Spannungsmechanismen und dem Auslassen etwaiger Nebenhandlungen ist "Die Frau hinter der Wand" insgesamt ein gut konzentriertes Personendrama. Einen größeren unvorhersehbaren Twist gibt es dann tatsächlich und dieser ist sogar glaubhaft und authentisch in das Gesamtbild eingewoben, dass erfreulichen Rätselcharme zu wecken weiß und damit auch wenig inhaltliche Eigenständigkeit behaupten kann.

Wie bereits angekündigt: Groß auftrumpfen tut das eigenwillige Debüt aufgrund seiner Atmosphäre. Und hier hat Muskala mit wenig Aufwand bemerkenswerte Arbeit geleistet. Das Setdesign ist clever und effizient (so wird in tristen und auffälligen Farben gefilmt, die nur von roten Korridor-Wänden und einem gelben Regenmantel immer wieder gebrochen werden), die eingespielte Musikuntermalung von Portishead laut und eindringlich, die sich oftmals wiederholenden Bilder mit zunehmender Laufzeit verstörend und der eigentliche Soundtrack Conrad Oleaks beunruhigend, sodass von Vornherein das benötigte Unwohlsein vorhanden ist, dass hier benötigt wird, um auf der Klaviatur der Angstzustände des Zuschauers zu spielen. Besonders gelingt das durch verstörende Details, etwa wenn ein langer Flur nur zu einem roten Sessel führt oder der aus dem Fenster schauende Protagonist plötzlich aus der Dunkelheit beobachtet wird. Auch die Schauspieler sind passend besetzt: Vincent Redetzki ist als Martin der richtige Zwischenpol aus jugendlichem Leichtsinn, erwachender sexueller Unabhängigkeit und scheuer Introvertiertheit, während die blonde Katharina Heyer als Simone ein verführendes Biest ist, wie es das deutsche TV schon seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen hat. Die beiden alleine sind es, auf die sich die Kameras fokussieren und zurecht, spielen beide entfesselt und gekonnt mit den Erwartungen des Zuschauers. Die Sympathien verschieben sich dabei durchaus mal zwischen Martin und Simones aggresivem Freund Sebastian, zwischen durch überrascht auch noch Robert Stadlober mit einem sehr speziellem Gastauftritt, gerade dann, wenn die Handlung sich zu verlieren droht. So geht das!

Dennoch wäre es vermessen, "Die Frau hinter der Wand" wirklich auf eine Stufe mit Hitchcock zu stellen. Dazu fehlt natürlich noch eine ganze Menge. Das fängt vor allem mit einigen handwerklichen Dingen an - ganz besonders die Raumgeographie ist schwach, muss vom Zuschauer erahnt werden. Wieso Simone gleichzeitig neben Martin und gegenüber von ihm wohnt, erschließt sich nicht wirklich, auch weil von dem Wohnblock, in dem der Thriller spielt, keine Außenaufnahmen gezeigt werden. Im Mittelteil beginnt man sich zudem zu fragen, in welche Richtung das ganze eigentlich gehen soll: Etwas zu sehr ist "Die Frau hinter der Wand" der schwierige Versuch, ein Spagat zwischen dem Drama, dem Thriller, dem Horrofilm und dem Erotikgenre zu sein. Eine klarere filmische Positionierung (in anderen Worten, eine Straffung weniger überflüssiger Minuten und Elemente) wäre daher wünschenswert gewesen und das direkte Hitchcock Zitat (Stichwort: Dusche) hätte angesichts der Auswirkungen auf den Gesamtplot nicht wirklich sein müssen. Der Showdown ist dann zudem doch eine Spur zu viel, trägt übertrieben dick auf und verschiebt den Höhepunkt ein Mal zu oft, sodass dieser die aufgemachten Versprechungen nicht so recht zu halten weiß. Angesichts der Tatsache, unter welchen Umständen und mit welchem Hintergrund hier jedoch gearbeitet wurde, lassen sich viele dieser Details verschmerzen und auch die gröbsten Sachen entschuldigen, erst recht unter Eingedenk der Tatsache, dass hier für ein solches Anfängerwerk äußerst löblich bereits das Timing für subtilen Horror und suggestive Beklommenheit dort sitzt, wo es hingehört.

Fazit: Mit einfachen Mitteln beeindruckender Spielfilm, der die Thriller-Regeln und Gesetze sowohl verstehen als auch anwenden kann und deswegen auch deutlich mehr Aufmerksamkeit verdient hätte, als er wohl erhalten wird. Korinthenkacker werden darauf hinweisen müssen, dass hier nur gängige Genrekost nach dem Einmaleins des Filmemachens geboten wird und dieser Einwand mag berechtigt sein, schmälert aber nicht die Tatsache, dass man sich 95 Minuten angenehm gruselnd ins Bett verkrochen eine interessante Zeit mit "Die Frau hinter der Wand" haben kann. Und um das viel verwendete "Eingedenk seiner Entstehung" einmal zu relativieren: "Die Frau hinter der Wand" ist auch ganz ohne jeden Hintergrund ein souveränes kleines Experiment, dass einen Blick durchaus wert ist. Wer es besser könnte, der werfe den ersten Stein!

6/10
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Re: Zuletzt gesehener Film

6582
Casino Hille hat geschrieben:
NickRivers hat geschrieben:Sollte R. Deakins die Kamera für B25 bekommen, was der einzige Lichtblick wäre
Oder auch nicht.
Also wie er da in "Die Verurteilten" alles toll kombinierte. Die Personen, das Licht, der Hintergrund... alles in perfekter kombination und Winkel (u.v.a. da wie Andy das Abflussrohr aufschlägt, oder das Zimmer für die resozialisierten Knackies, wie die Dunkelheit und Tristesse die psych. Situtation der Altknackies wiedergibt), da hat Deakins definitv ein Meisterwerk abgeliefert.
Denke ich da im Gegensatz zu SP mit Grauen, wo da alles in so einem grellen Gelbstich furchtbar matt und gedämpft erscheint (schlief Hoyte da beim Farbmischer vor'm Digi-Panel ein`?), und auch die Proportionen eher unausgegoren waren (Hoyte ging es mehr um den Hintergrund als wie um die Personen).
UUAARGH
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Re: Zuletzt gesehener Film

6583
NickRivers hat geschrieben:Also wie er da in "Die Verurteilten" alles toll kombinierte. Die Personen, das Licht, der Hintergrund... alles in perfekter kombination und Winkel (u.v.a. da wie Andy das Abflussrohr aufschlägt, oder das Zimmer für die resozialisierten Knackies, wie die Dunkelheit und Tristesse die psych. Situtation der Altknackies wiedergibt), da hat Deakins definitv ein Meisterwerk abgeliefert.
Denke ich da im Gegensatz zu SP mit Grauen, wo da alles in so einem grellen Gelbstich furchtbar matt und gedämpft erscheint (schlief Hoyte da beim Farbmischer vor'm Digi-Panel ein`?), und auch die Proportionen eher unausgegoren waren (Hoyte ging es mehr um den Hintergrund als wie um die Personen).
UUAARGH
Ich will dir deine neugewonnene Begeisterung für den guten Deakins ja nicht gleich wieder nehmen - mache es aber trotzdem: über den extremen Gelbstich von SP vor allem in der PTS kann man sicherlich geteilter Meinung sein (mir ist es auch zu extrem), es als Beleg dafür zu nehmen dass dies mit Deakins sicher nicht so gewesen wäre ist aber doch reichlich naiv angesichts des trendigen, aber wenig ästhetischen Teal&Orange-Spektakels des vielfach oscarnominierten Kameramanns in SF. :wink:
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"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"