Re: Zuletzt gesehener Film
Verfasst: 21. April 2016 10:48
Twister (1996) – Jan De Bont
Im Zuge meiner begeisterten „Emmerich-Tage“ habe ich mir mal wieder einen anderen Katatsrophen-Blockbuster vorgenommen, Jan De Bonts Wirbelwind-Spektakel Twister aus dem Jahr 1996. So wirklich begeistern konnte mich dieser nie, aber zumindest als halbwegs unterhaltsames Popcorn-Filmchen hatte ich ihn abgespeichert. Entsprechend ernüchtert fiel die jüngste Sichtung aus, denn Twister erweist sich als nicht viel mehr als - passend zum Sujet des Films - eine gigantische Menge (heißer) Luft. Erstaunlich, mit wie wenig eigentlichem Inhalt man hier den Zuschauer über fast zwei Stunden zu beglücken versucht.
Praktisch ist der Film nichts anderes als eine Aneinanderreihung von sich wiederholenden Actionszenen (das Muster ist jedesmal das gleiche: die Protagonisten begeben sich in direkte Nähe des Tornados, es fliegt allerlei Kurioses wie Autos, Häuser, Tankzüge und - besonders schön – Kühe durch die Luft und am Ende ist alles verwüstet und die Protagonisten kommen knapp, aber dafür beschwingt davon) vermengt mit oberflächlichem Beziehungsquark. Denn De Bont konnte nicht widerstehen die Erfolgsformel seines Vorgängerfilms Speed auch hier anzuwenden, nämlich dass sich ein Pärchen inmitten von Extremsituationen näherkommt. Hier stellt er seinem windigen Paar gleich noch eine Scheidung in Aussicht und lässt diese Bedrohung familiärer Werte sich im Laufe des Films ganz nach Spielbergschem Vorbild (denn nicht umsonst ist Twister ein Amblin-Film) in Luft auflösen. Das schönste daran ist jedoch, dass der Film zu keinem Zeitpunkt den eigentlich Grund der Entfremdung und Trennung des Paares thematisiert, sie sind halt getrennt und dann schwuppdiwupp wird wegen ihrer gemeinsamen Begeisterung für Wirbelstürme alles wieder gut – weil der Grund ihrer Problem (was immer das auch war) ja jetzt weg ist. Klingt merkwürdig? Ist es auch!
Immerhin spendiert das Drehbuch seiner von Helen Hunt souverän verkörperten Hauptfigur eine frühkindliche Traumatisierung durch den Verlust des Vaters während eines Wirbelsturms und deutet in der zweiten Hälfte dann auch so etwas wie einen kausalen Zusammenhang zwischen Eheproblemen und Twister-Trauma an. Wirklich mehr Sinn ergibt das dann aber auch nicht, denn einerseits stellt es Hunts Noch-und-dann-wieder-Filmehemann Bill Paxton in alles andere als ein günstiges Licht (da er seine Angetraute wegen ihrer Wirbelwind-Besessenheit verlassen hat ohne ihr beizustehen) und andererseits widerspricht sich dadurch die Figurenentwicklung: er verlässt seine Angetraute wegen ihrer Wirbelwind-Besessenheit und wird im Lauf des Films immer stärker zu ihr hingezogen wegen ihrer Wirbelwind-Besessenheit, nur um am Ende dann wieder zu ihr zurückzukehren, weil sie ihre Wirbelwind-Besessenheit bzw. die ursächliche Traumatisierung überwunden hat. Klingt merkwürdig? Ist es auch!
Fairerweise muss man einem vorder- und hintergründig reinen Actionspass zugestehen, dass die Mängel seiner Figuren und Handlung letztlich nicht einmal allzu schwer wiegen (auch wenn sinnlos und auf Dauer schon nervig), als deutlich problematischer erweist sich dann auch die bereits erwähnte sich wiederholende und völlig austauschbare Action. Dabei fängt Twister diesbezüglich auf durchaus hohem Niveau an, so ist die einführende Flashback-Szene, in welcher das kindliche Trauma von Helen Hunts Figur inklusive davonfliegendem Paps gezeigt wird sehr gelungen. Dies liegt nicht zuletzt auch daran, dass De Bont hier deutlich mehr auf Spannung denn purer Schauwertdarstellung setzt, vieles in der Szene beruht eher auf Andeutung als auf dem Zeigen der eigentlichen Bedrohung (Hunts Familie sucht Unterschlupf in einem unterirdischen Kellerraum während draussen weitgehend unsichtbar der Tornado wütet). Da werden positive Erinnerungen an die Entführung des kleinen Barry in Spielbergs CE3K oder dessen direkter Vorlage, dem Angriff von Hitchcocks Vögel auf das verbarikadierte Haus von Rod Taylors Familie, wach.
Damit hat es sich dann aber auch mit eher subtiler Actioninszenierung, denn alle im Anschluß folgenden Szenen fokusieren sich nahezu ausschliesslich auf das Zurschaustellen der destruktiven Wirbelstürme. Leider erweisen sich dabei Tornados als deutlich weniger spannend als andere filmische Katastrophen wie riesige Monster, Alien-Angriffe oder Endzeitszenarien. Ein Wirbelsturm wirbelt halt und lässt Zeug durch die Luft fliegen, zumal ein digitaler Quirl jetzt auch nicht sonderlich interessant ausschaut. Mehr ist da nicht und entsprechend repitativ laufen die Actionszenen dann auch ab. Gut getrickst war das Anno 96 durchaus und selbst heute sehen die mittlerweile steinzeitlichen CGI-Effekte noch akzeptabel aus (da sie dann doch nicht ganz so inflationär genutzt wurden), wobei an einigen Szenen schon sehr erkenbar der digitale Zahn der Zeit nagt.
Am meisten Spass macht Twister dann eigentlich noch aufgrund seiner sympathischen Darsteller, denn trotz ihrer schwach geschriebenen Figurenkonstellation harmonieren Hunt und Paxton prima und verfügen über die richtige gemeinsame Chemie. Auch der Rest der Besetzung macht durchaus Laune, allen voran Philip Seymour Hoffman als einer der zahlreichen Käuze aus Hunts Wirbelwind-Truppe. Zwar erstarren auch die Nebenfiguren wieder in Klischees pur und ihre aufgesetzte Coolness und Nerdigkeit wirkt mit zunehmender Dauer durchaus auch etwas penetrant, andererseits sind die Kabbeleien eine nette Abwechslung zu den eher drögen Actionszenen.
Twister ist ein Blockbuster, der laut tönt und mit zeitgemäßen Effekten protzt, dabei aber auf sinnhafte Handlung und Figurenunterbau komplett pfeift und bei dem die inszenatorische Limitierung seines Regisseurs zudem vor allem bei den Actionszenen mehr als deutlich auffällt. In sofern könnte man fast eher ihn denn wie neulich vom Kollegen Hille angedacht ID4 als Prototypen des aktuellen Actionblockbusters ansehen. Twister war dennoch De Bonts zweiter veritabler Hit in Folge, allerdings sollte sich seine fehlende Bgabung als Regisseur dann in seinen Folgefilmen entgültig manifestieren und dann auch an der Kinokasse ihre Abstrafung erhalten (wobei diskutable ist, in wieweit dies mit De Bonts Talent als Regisseur zusammenhängt). Einen gewissen Charme hat der Film aufgrund seiner Besetzung (und des tollen Van Halen Instrumentals im Abspann
)dennoch, aber insgesamt ist der Film wegen der mangelhaften Umsetzung seiner vermeintlichen Kernkompetenz dann eben doch unterdurchschnittlich.
Wertung: 5 / 10
Im Zuge meiner begeisterten „Emmerich-Tage“ habe ich mir mal wieder einen anderen Katatsrophen-Blockbuster vorgenommen, Jan De Bonts Wirbelwind-Spektakel Twister aus dem Jahr 1996. So wirklich begeistern konnte mich dieser nie, aber zumindest als halbwegs unterhaltsames Popcorn-Filmchen hatte ich ihn abgespeichert. Entsprechend ernüchtert fiel die jüngste Sichtung aus, denn Twister erweist sich als nicht viel mehr als - passend zum Sujet des Films - eine gigantische Menge (heißer) Luft. Erstaunlich, mit wie wenig eigentlichem Inhalt man hier den Zuschauer über fast zwei Stunden zu beglücken versucht.
Praktisch ist der Film nichts anderes als eine Aneinanderreihung von sich wiederholenden Actionszenen (das Muster ist jedesmal das gleiche: die Protagonisten begeben sich in direkte Nähe des Tornados, es fliegt allerlei Kurioses wie Autos, Häuser, Tankzüge und - besonders schön – Kühe durch die Luft und am Ende ist alles verwüstet und die Protagonisten kommen knapp, aber dafür beschwingt davon) vermengt mit oberflächlichem Beziehungsquark. Denn De Bont konnte nicht widerstehen die Erfolgsformel seines Vorgängerfilms Speed auch hier anzuwenden, nämlich dass sich ein Pärchen inmitten von Extremsituationen näherkommt. Hier stellt er seinem windigen Paar gleich noch eine Scheidung in Aussicht und lässt diese Bedrohung familiärer Werte sich im Laufe des Films ganz nach Spielbergschem Vorbild (denn nicht umsonst ist Twister ein Amblin-Film) in Luft auflösen. Das schönste daran ist jedoch, dass der Film zu keinem Zeitpunkt den eigentlich Grund der Entfremdung und Trennung des Paares thematisiert, sie sind halt getrennt und dann schwuppdiwupp wird wegen ihrer gemeinsamen Begeisterung für Wirbelstürme alles wieder gut – weil der Grund ihrer Problem (was immer das auch war) ja jetzt weg ist. Klingt merkwürdig? Ist es auch!
Immerhin spendiert das Drehbuch seiner von Helen Hunt souverän verkörperten Hauptfigur eine frühkindliche Traumatisierung durch den Verlust des Vaters während eines Wirbelsturms und deutet in der zweiten Hälfte dann auch so etwas wie einen kausalen Zusammenhang zwischen Eheproblemen und Twister-Trauma an. Wirklich mehr Sinn ergibt das dann aber auch nicht, denn einerseits stellt es Hunts Noch-und-dann-wieder-Filmehemann Bill Paxton in alles andere als ein günstiges Licht (da er seine Angetraute wegen ihrer Wirbelwind-Besessenheit verlassen hat ohne ihr beizustehen) und andererseits widerspricht sich dadurch die Figurenentwicklung: er verlässt seine Angetraute wegen ihrer Wirbelwind-Besessenheit und wird im Lauf des Films immer stärker zu ihr hingezogen wegen ihrer Wirbelwind-Besessenheit, nur um am Ende dann wieder zu ihr zurückzukehren, weil sie ihre Wirbelwind-Besessenheit bzw. die ursächliche Traumatisierung überwunden hat. Klingt merkwürdig? Ist es auch!
Fairerweise muss man einem vorder- und hintergründig reinen Actionspass zugestehen, dass die Mängel seiner Figuren und Handlung letztlich nicht einmal allzu schwer wiegen (auch wenn sinnlos und auf Dauer schon nervig), als deutlich problematischer erweist sich dann auch die bereits erwähnte sich wiederholende und völlig austauschbare Action. Dabei fängt Twister diesbezüglich auf durchaus hohem Niveau an, so ist die einführende Flashback-Szene, in welcher das kindliche Trauma von Helen Hunts Figur inklusive davonfliegendem Paps gezeigt wird sehr gelungen. Dies liegt nicht zuletzt auch daran, dass De Bont hier deutlich mehr auf Spannung denn purer Schauwertdarstellung setzt, vieles in der Szene beruht eher auf Andeutung als auf dem Zeigen der eigentlichen Bedrohung (Hunts Familie sucht Unterschlupf in einem unterirdischen Kellerraum während draussen weitgehend unsichtbar der Tornado wütet). Da werden positive Erinnerungen an die Entführung des kleinen Barry in Spielbergs CE3K oder dessen direkter Vorlage, dem Angriff von Hitchcocks Vögel auf das verbarikadierte Haus von Rod Taylors Familie, wach.
Damit hat es sich dann aber auch mit eher subtiler Actioninszenierung, denn alle im Anschluß folgenden Szenen fokusieren sich nahezu ausschliesslich auf das Zurschaustellen der destruktiven Wirbelstürme. Leider erweisen sich dabei Tornados als deutlich weniger spannend als andere filmische Katastrophen wie riesige Monster, Alien-Angriffe oder Endzeitszenarien. Ein Wirbelsturm wirbelt halt und lässt Zeug durch die Luft fliegen, zumal ein digitaler Quirl jetzt auch nicht sonderlich interessant ausschaut. Mehr ist da nicht und entsprechend repitativ laufen die Actionszenen dann auch ab. Gut getrickst war das Anno 96 durchaus und selbst heute sehen die mittlerweile steinzeitlichen CGI-Effekte noch akzeptabel aus (da sie dann doch nicht ganz so inflationär genutzt wurden), wobei an einigen Szenen schon sehr erkenbar der digitale Zahn der Zeit nagt.
Am meisten Spass macht Twister dann eigentlich noch aufgrund seiner sympathischen Darsteller, denn trotz ihrer schwach geschriebenen Figurenkonstellation harmonieren Hunt und Paxton prima und verfügen über die richtige gemeinsame Chemie. Auch der Rest der Besetzung macht durchaus Laune, allen voran Philip Seymour Hoffman als einer der zahlreichen Käuze aus Hunts Wirbelwind-Truppe. Zwar erstarren auch die Nebenfiguren wieder in Klischees pur und ihre aufgesetzte Coolness und Nerdigkeit wirkt mit zunehmender Dauer durchaus auch etwas penetrant, andererseits sind die Kabbeleien eine nette Abwechslung zu den eher drögen Actionszenen.
Twister ist ein Blockbuster, der laut tönt und mit zeitgemäßen Effekten protzt, dabei aber auf sinnhafte Handlung und Figurenunterbau komplett pfeift und bei dem die inszenatorische Limitierung seines Regisseurs zudem vor allem bei den Actionszenen mehr als deutlich auffällt. In sofern könnte man fast eher ihn denn wie neulich vom Kollegen Hille angedacht ID4 als Prototypen des aktuellen Actionblockbusters ansehen. Twister war dennoch De Bonts zweiter veritabler Hit in Folge, allerdings sollte sich seine fehlende Bgabung als Regisseur dann in seinen Folgefilmen entgültig manifestieren und dann auch an der Kinokasse ihre Abstrafung erhalten (wobei diskutable ist, in wieweit dies mit De Bonts Talent als Regisseur zusammenhängt). Einen gewissen Charme hat der Film aufgrund seiner Besetzung (und des tollen Van Halen Instrumentals im Abspann
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Wertung: 5 / 10