GoldenProjectile hat geschrieben:Was mich aber völlig aus dem Konzept bringt sind deine (überspitzt ausgedrückt) Lobeshymnen auf den Woo-Reisser.
Um Gottes Willen, ich vergebe Woos Film immer noch nur 7 Punkte, lassen wir die Kirche im Dorf. Das ist ein unterhaltsamer Actionreißer, der durch seinen Stil sehr kurzweilig daherkommt, aber auch kein Überfilm, der Eindruck sollte da weiß Gott nicht entstehen.
GoldenProjectile hat geschrieben:sehr simple Geschichte (die sich völlig straight an altbekannten filmischen Archetypen wie Liebe und MacGuffin entlang hangelt)
Das tut sie, sie ist aber für mich einen Schritt gravierender einfallslos, da sie (etwas blöd formuliert) sich ja beispielsweise im Falle des MacGuffins nicht mal Mühe gibt, aus diesem mehr zu machen oder ihm zumindest irgendeine Bedeutung beizumessen, der MacGuffin wird praktisch im Film als solcher benannt, die Illusion einer handlungsrelevanten Funktion der Hasenpfote versucht Abrams gar nicht erst zu erschaffen. Kann man machen, wenn dann aber der ganze Film nur aus Archetypen besteht, kann das schnell langweilen, was hier leider passiert.
GoldenProjectile hat geschrieben:effektvollen Aufhänger für wuchtige Actionszenen, farbige Schauwerte
Ein Aufhänger für dies ist das alles zweifellos, ich halte ihn nur nicht für effektvoll genug. Einmal, weil mir die lahmen Figuren nicht taugen, aber zusätzlich viel eher wohl noch, weil selbst die brachiale Action mir so gar nichts zu bieten weiß, Abrams Regie sie irgendwie etwas komisch verpuffen lässt desöfteren. Das ist natürlich ganz stark subjektiv und es ist sehr schwer zu erklären, warum die alte Hollywood-Masche bei dem einen Film wirkt und bei dem anderen nicht, aber M:I3 ist mir einfach nicht beeindruckend genug, vielleicht weil der Aufhänger für mich keinen Effekt hat, gerade die Liebesromanze nehme ich Monaghan und Cruise zu keinem Zeitpunkt ab, wohl auch, weil den ganzen Film eine starke Künstlichkeit durchzieht und ich meine jetzt nicht die Woosche Künstlichkeit, sondern was Dialoge und Emotionen angeht, ohne hiermit das Spiel der Akteure abwerten zu wollen.
GoldenProjectile hat geschrieben:Hier könnte ein schurkischer User auch anmerken dass sich M:I Abrams in dieser Hinsicht eigentlich kaum sonderlich von TSWLM unterscheidet
Tut er ja auf oberflächlicher Ebene auch nicht. Keinesfalls. Aber TSWLM empfinde ich da einfach als viel spritziger und eleganter, auch leichtfüßiger (natürlich durch die große Humordichte) umgesetzt. TSWLM ist ein Film, der mir von der ersten Sekunde an Spaß macht, der sich völlig in seiner Gigantomanie verliert, der den Zuschauer mit in das Abenteuer zieht, während Abrams Film abgefilmt wirkt und mich nie zu packen weiß. Zumal ich TSWLM und beinahe jeden Bond als wesentlich besser getimet empfinde, Abrams hat da was seine Mischung aus Action oder Tempo allgemein und Ruhe anbelangt ein paar gehörige Probleme, die besonders zum Ende hin immer mehr offenbart werden. Gut, die hatte Woo zwar auch, aber der hat da zumindest virtuos drüber hinweg inszeniert.
GoldenProjectile hat geschrieben:oberflächlich raffinierten Spannungsszenen wie die Maskenwechsel-Szene im Vatikan
Da stimme ich dafür zu, die Szene ist nett gemacht und eine witzige Idee, zudem eine sehr sinnvolle Einbringung der M:I-Standard-Gesichtsmasken.
GoldenProjectile hat geschrieben: Sehr einfach und unkompliziert und stets punktgenau auf das Ziel ausgerichtet.
Aber zu einfach. Das ist vielleicht das Problem. Der Film erlaubt sich wirklich gar keine Besonderheit, er fällt durch nichts auf, er ist in nichts besonders mutig, er ist in nichts besonders besonders (denn auch famose Stunts und Co. haben viele andere schöne Filme), er ist einfach nur ein weiterer Film seiner Sorte. Vermutlich ist das die ganz große Schwäche in Abrams Regie. M:I3 wirkt zu jedem Zeitpunkt belanglos, nicht nur inhaltlich, sondern eben auch filmisch.