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Re: Zuletzt gesehener Film
Verfasst: 25. Februar 2016 00:49
von dernamenlose
GoldenProjectile hat geschrieben:Maibaum hat geschrieben:Farbfilm hat natürlich sehr viel länger benötigt um sich komplett durchzusetzen. Das war aber eher bedingt durch die höheren Kosten.
Ja, soviel ich weiss hat sich der Farbfilm erst in den 60ern komplett durchgesetzt und seither wird Schwarz-Weiss eigentlich nur noch als Stilmittel verwendet. Farbige Bilder kamen erstmals in den 30ern auf, oder? Oder gab's die in den 20ern schon?
Im Film soweit ich weiß erst in den 40ern. Die ersten Vierfarbenfilme vermutlich schon Ende der dreißiger, aber nur sehr vereinzelt.
Re: Zuletzt gesehener Film
Verfasst: 25. Februar 2016 11:30
von Maibaum
Farbfilm gab es schon zu Stummfilmzeiten, aber die ersten Verfahren schon vor 1910 konnten sich nicht durchsetzen da sie nicht nur kompliziert waren und nicht wirklich gut aussahen sondern auch eigene Projektoren erforderten. Ein auch mit herkömmlichen Projektoren abspielbares 2 Farben System gab es in den späten 20ern, aber das wurde nur für einige Prestigeszenen in diversen Prestigefilmen verwendet. So in Ben Hur (1926), in Erich von Strohheims legendärem The Wedding March oder in dem Douglas Fairbanks Abenteuerfilm The Black Pirate.
Jedoch wenn eine Grundfarbe fehlt ist klar daß das nicht wirklich naturalistisch aussehen konnte.
Danach wurde dann das 3 Farben System von Technicolor entwickelt, und der erste komplett in Farbe gedrehte Spielfilm war Rouben Mamoulians Becky Sharp (1935). Danach war Farbe für viele Jahre auf teure Filme begrenzt, aber im Lauf der 50er verdrängte er dann zunächst im kommerziellen Film mehr und mehr den s/w Film. Dominierend war in Europa daß Ende der 30er entwickelte Agfacolor und in den USA seit 1952 Eastmancolor, daß dort Technicolor mehr und mehr verdrängte. Neben einigen Thrillern und Horrorfilmen wurde s/w in den 60ern fast ausschließlich noch im anspruchsvollen Autorenkino eingesetzt, aber gegen Ende der 60er wechselten auch diese komplett zur Farbe. Das hatte neben den üblichen kommerziellen Gründen aber auch damit zu tun daß man nun mit Farbfilm weitaus bessere Ergebnisse erzielen konnte als zuvor, denn 1968 kam noch einmal sehr viel lichtempfindlicheres und farbgenaueres Material auf den Markt.
In den Jahrzehnten danach war es dann so daß richtiger s/w Film sogar teurer war als Farbfilm, so daß manche Regisseure s/w Filme auf Farbfilm drehen ließen, und diese dann in der Nachbearbeitung erst umändern ließen. Jedoch konnte es dann passieren daß diese Filme für den Heimkinogebrauch gegen die Intentionen der Regisseure wieder in Farbe liefen. Was aber beschissen aussieht, nicht nur weil für s/w ganz anders ausgeleuchtet wird als für Farbe, sondern auch weil sich ja niemand hierbei um die Farbwerte gekümmert hatte.
Re: Zuletzt gesehener Film
Verfasst: 25. Februar 2016 20:51
von Martin007
No Escape (John Erick Dowdle, 2015)
Ganz in der Tradition des leider oft übersehenen "Judgment Night" (1993) baut der Film auf eine geradlinige, aber äusserst effektive Spannung auf, indem die Protagonisten sich in einer düsteren, fremden Welt befinden, in welcher sie sich nicht auskennen.
Die Atmosphäre, die dank einer einfallsreichen Regie, düsteren Bildern und einem treibenden Soundtrack geschaffen wird, gibt dem Film einen würdigen Rahmen zur Entfaltung seiner Geschichte.
Normalerweise aus Komödien bekannt, brilliert Owen Wilson in seiner Rolle und schafft es, dass die Zuschauer mit ihm mitfühlen können. Einmal mehr ein Beweis, dass es sich lohnen kann wenn Schauspieler aus ihren bekannten Mustern abweichen und auch mal andere Rollen annehmen, als man sich von ihnen gewohnt ist.
Ebenfalls überzeugen kann Lake Bell und als Bonus kann man Pierce Brosnan in einer gewohnt gut dargebotenen Rolle sehen.
Die Inszenierung kann sich sehen lassen und die Action, bis auf einzelne Ausnahmen eher bodenständig, wurde sehr packend bebildert.
Trotz eher simpler Handlung und einzelner Klischeesituationen wird der Film nie langatmig und vermag die Spannung über die ganze Laufzeit zu halten.
Kein überragender, aber auf jeden Fall ein sehr gelungener, spannender und gut inszenierter Film.
8/10
Re: Zuletzt gesehener Film
Verfasst: 25. Februar 2016 23:13
von HCN007
Review zu Spotlight (2016)
Worum geht es in Spotlight ?
Ein Team der Nachrichtenabteilung des Boston Globe mit dem Namen Spotlight und dem Hang zum investigativen Journalismus nimmt nach einem Wechsel des Chefredakteurs die Spur auf im Fall eines Missbrauchsvorwurfs gegen einen katholischen Priester und deckt trotz diverser Hindernisse den weltweiten Missbrauchsskandal der katholischen Kirche auf.
Was halte ich davon ?
Investigativer Journalismus ist eine sehr interessante und spezielle Sparte im Bereich von Dramen und Thrillern und lebt meistens von reellen Geschichten, denen man versucht, so detailgetreu wie möglich gerecht zu werden. Meine Referenz in diesem filmischen Bereich ist der von Michael Mann inszenierte „Insider“ - Und „Spotlight“ spielt für mich in einer ähnlichen hohen Liga und ist durch sein extrem mutiges Thema und die filmische Aufbereitung eine Liebeserklärung an die Pressefreiheit und die allgemeine Arbeit von Journalisten.
Ich hatte den Film vor ein paar Monaten nicht wirklich auf dem Schirm gehabt und dank der ersten Reviews aus den USA, dem gewissen Oscar-Buzz und einem Teil der Darsteller sowie dem Trailer hat der Film es geschafft, sich in meinen Pflichtkalender einzureihen.
Hervorzuheben sind hier klar darstellerische Leistungen von Michael Keaton, Rachel McAdams und Mark Ruffalo – wir blicken hier nicht nur die Augen von sensationsgeilen Auftragsjournalisten, sondern richtigen Menschen, die alle eine emotionale Entwicklung durchmachen. Dabei gehen die Schauspieler eher dezent und unaufdringlich vor und heben sich hier vom Overacting in so manch anderen Filmen dieser Art ab.
Das Thema des Films ist zum einen sehr wichtig – und vor allem auch sehr mutig, indem eine reelle Geschichte erzählt wird, die weltweite Ausmaße über Jahrzehnte angenommen hat und die Folgen des klassisch katholischen Zölibats, der Rollenverteilung von Mann und Frau und der entsprechenden Macht der katholischen Kirche sind. Dabei sollte gerade im aktuellen Weltgeschehen (egal ob die Missbrauchsvorwürfe gegen die katholische Kirche, die Missbrauchswelle in der Silvesternacht 2015 in Köln sowie das Toten im Namen Allahs durch extremistische Terroristen im nahen Osten) weder Gott, noch die Religion und die Weltanschauung über dem Gesetz stehen und jede Straftat verurteilt und die Öffentlichkeit darüber informiert werden.
Hier geht der Film extrem engagiert, eindringlich und dezent vor – er präsentiert die klassische Arbeit von investigativem Journalismus und dem Finden von für die Story wichtigen Puzzleteilen, um das ganze Bild abbilden zu können. Das macht den Film sehr dialoglastig, was den Film zu einem klassischen Darstellerstück werden lässt und dabei nie den Fokus verliert. Im Verlauf der Story wird auch sehr einfühlsam auf Einzelschicksale Rücksicht genommen. Der Soundtrack von Howard Shore untermalt diesen Film super.
Alles in allem wurde ich von diesem Film trotz der sehr speziellen Thematik toll unterhalten.
Spotlight bekommt von mir 9/10
Rückblick Filmjahr 2016 mit Einordnung des Films im Ranking:
1. Creed (9/10) – Höherer Replay-Value als Platz 2 trotz niedrigerer Punktzahl !
Deadpool (9/10) – gleiche Begründung wie bei Creed !
2. The Revenant (10/10)
3. Spotlight (9/10)
4. Tschiller: Off Duty (7,5/10)
5. Point Break (7/10)
6. The Danish Girl (8/10) als Biopic ein geringer Replay-Value !
Re: Zuletzt gesehener Film
Verfasst: 26. Februar 2016 13:02
von Thunderball1965
Jagd auf Roter Oktober (TV)
Ich war mal wieder gewollt, 8 zu vergeben und dieser Film war auf jeden Fall nah dran. Die gealterten CGI-Effekte möchte ich dem Film nicht übel nehmen, vielmehr aber den Action-Soundtrack am Ende oder aber die große Rolle, die leider mit Alec Baldwin besetzt wurde.
Ein spannender Sean Connery und eine mitreißende dramatische Szene in der Mitte sorgen dann wiederum, dass mir dieser Film als einer der besseren 7er in Erinnerung bleibt.
Re: Zuletzt gesehener Film
Verfasst: 26. Februar 2016 16:02
von AnatolGogol
Thunderball1965 hat geschrieben:[...]möchte ich dem Film nicht übel nehmen, vielmehr aber den Action-Soundtrack am Ende oder aber die große Rolle, die leider mit Alec Baldwin besetzt wurde.
Was für mich dann witzigerweise zwei der größten Stärken des Films sind. Gerne hätte ich weitere Verfilmungen mit Alec Baldwin gesehen, obwohl Ford irgendwie perfekt den staubigen Charme der Figur verkörperte. Die originalgetreue Idealbesetzung wäre aber so oder so wohl Kevin Costner gewesen. Macht das jetzt überhaupt Sinn wenn ich Baldwin & Ford lobe, gleichzeitig mir aber insgeheim Costner gewünscht hätte? Ach, egal.
Re: Zuletzt gesehener Film
Verfasst: 26. Februar 2016 18:37
von Thunderball1965
Weitere Verfilmungen? Meinst du damit Filme, deren Titelfigur Jack Ryan heißt? Der sagt mir eigtl. relativ wenig, scheint in mehreren Filmen aufzutauchen, vllt. so eine Art amerikanischer James Bond? Hier meine ich auf jeden Fall, dass seine Rolle im Film -ist ja die Quasi-Hauptrolle- von jemand anderem besser hätte besetzt werden können/sollen.
Re: Zuletzt gesehener Film
Verfasst: 26. Februar 2016 20:05
von Mr.Chrismas Jones
Thunderball1965 hat geschrieben:Weitere Verfilmungen? Meinst du damit Filme, deren Titelfigur Jack Ryan heißt? Der sagt mir eigtl. relativ wenig, scheint in mehreren Filmen aufzutauchen, vllt. so eine Art amerikanischer James Bond? Hier meine ich auf jeden Fall, dass seine Rolle im Film -ist ja die Quasi-Hauptrolle- von jemand anderem besser hätte besetzt werden können/sollen.
Ja, "Die Stunde der Patrioten" und "Das Kartell" das waren alles Geschichten über Jack Ryan. Auch "Der Anschlag." Es gibt sogar einen Film der heißt "Jack Ryan."
Re: Zuletzt gesehener Film
Verfasst: 26. Februar 2016 20:27
von Thunderball1965
Das war mir nicht bewusst. Die Figur wäre für mich mit irgendeinem anderen Namen nicht andersvorgekommen. Nur war Jack Ryan eben ein Name, den ich irgendwo mal gehört haben muss.
Re: Zuletzt gesehener Film
Verfasst: 27. Februar 2016 01:41
von dernamenlose
Lost in Translation
Der langweiligste Film, den ich seit Ewigkeiten gesehen habe. Nur lose zusammenhängendes und teilweise recht willkürlich zusammengeschnitten wirkendes Werk über zwei Leute, die eine Zeit lang in Tokio verbringen. Das einzige, was den Film vor einem totalen Disaster rettet, sind die durchaus witzigen Szenen, die hin und wieder eingestreut sind, die aber häufig total zusammenhangslos wirken, gerade zu Beginn des Films. Am Ende saß ich da mit dem Gedanken: "Und jetzt?" Keine Ahnung, was mir dieser Film sagen will, was er bewirken will, oder was sich die Filmemacher dabei gedacht haben. Und noch weniger kann ich die hohen Bewertungen verstehen, die Lost in Translation auf unterschiedlichsten Internetseiten erhält. Von mir gibt es knappe
4/10 Punkte.
Re: Zuletzt gesehener Film
Verfasst: 27. Februar 2016 09:12
von AnatolGogol
Thunderball1965 hat geschrieben:Das war mir nicht bewusst. Die Figur wäre für mich mit irgendeinem anderen Namen nicht andersvorgekommen. Nur war Jack Ryan eben ein Name, den ich irgendwo mal gehört haben muss.
Jack Ryan ist die Hauptfigur einer von Tom Clancy geschriebenen Romanserie. Der bekannteste Roman ist fraglos Jagd auf Roter Oktober, aber auch die anderen Romane waren weltweite Bestseller. Die Romane spielen in einer Art Paralleluniversum, welches sich aber sehr eng an der Realität orientiert (allerdings mit zunehmender Dauer dann eben mit alternativen fiktiven Persönlichkeiten in politischen und administrativen Schlüsselrollen). Jack Ryan ist dabei kein amerikanischer James Bond (obwohl dieser Vergleich immer wieder gerne herangezogen wird), da er in erster Linie ein CIA-Analyst ist und eben kein Mann der Tat. Im Verlauf seiner Abenteuer gerät er aber immer wieder zwangsläufig in brenzlige Situationen, in welchen ihm sein Background als ehemaliger Marineinfantrie-Offizier zu Gute kommt. Während sich die ersten drei Verfilmungen Jagd auf Roter Oktober (mit Baldwin als Ryan), Die Stunde der Patrioten und Das Kartell (mit Harrison Ford als Ryan) noch halbwegs an die literarischen Vorlagen hielten (gleichwohl auch sie bereits diverse Freiheiten und Veränderungen aufwiesen), hatten die beiden Reboots Der Anschlag (mit Ben Affleck als Ryan) und Jack Ryan: Shadow Recruit (mit Chris Pine als Ryan) außer ein paar losen Handlungselementen und einigen Figurennamen praktisch nichts mehr mit den Vorlagen gemein, dies gilt vor allem für den in meinen Augen völlig missratenen Shadow Recruit. Leider haben viele der nahezu durch die Bank hochklassigen Romane von Clancy so nie eine entsprechende filmische Umsetzung erfahren und leider verpasste man in den 90ern auch die Gelegenheit die Entwicklung der Figur Jack Ryan analog zu den Romanen in weiteren Filmen fortzuführen. Nach dem auch kommerziell eher enttäuschend gelaufenen Shadow Recruit ist die Zukunft weiterer Ryan-Verfilmungen nun mehr denn je fraglich, wobei das angesicht des erschütternden Niveaus des letzten Serienbeitrages und der Tatsache, dass sowohl Film als auch Hauptfigur praktisch überhaupt nichts mehr mit Clancys Schöpfung zu tun haben vielleicht auch besser so ist. So oder so sind aber die Verfilmungen zu Die Stunde der Patrioten und Das Kartell sowie in etwas geringerem Maße Der Anschlag als gelungen anzusehen und durchaus empfehlenswert.
Re: Zuletzt gesehener Film
Verfasst: 27. Februar 2016 11:55
von Maibaum
dernamenlose hat geschrieben:Lost in Translation
Der langweiligste Film, den ich seit Ewigkeiten gesehen habe. Nur lose zusammenhängendes und teilweise recht willkürlich zusammengeschnitten wirkendes Werk über zwei Leute, die eine Zeit lang in Tokio verbringen. Das einzige, was den Film vor einem totalen Disaster rettet, sind die durchaus witzigen Szenen, die hin und wieder eingestreut sind, die aber häufig total zusammenhangslos wirken, gerade zu Beginn des Films. Am Ende saß ich da mit dem Gedanken: "Und jetzt?" Keine Ahnung, was mir dieser Film sagen will, was er bewirken will, oder was sich die Filmemacher dabei gedacht haben. Und noch weniger kann ich die hohen Bewertungen verstehen, die Lost in Translation auf unterschiedlichsten Internetseiten erhält. Von mir gibt es knappe
4/10 Punkte.
Einer der schönsten und gelungensten Filme des neuen Jahrtausends. Traumhaft schön.
Und "die Filmemacher" ist eine Filmmacherin, nämlich Sofia Soppola.
Re: Zuletzt gesehener Film
Verfasst: 27. Februar 2016 12:16
von DonRedhorse
Maibaum hat geschrieben:dernamenlose hat geschrieben:Lost in Translation
Der langweiligste Film, den ich seit Ewigkeiten gesehen habe. Nur lose zusammenhängendes und teilweise recht willkürlich zusammengeschnitten wirkendes Werk über zwei Leute, die eine Zeit lang in Tokio verbringen. Das einzige, was den Film vor einem totalen Disaster rettet, sind die durchaus witzigen Szenen, die hin und wieder eingestreut sind, die aber häufig total zusammenhangslos wirken, gerade zu Beginn des Films. Am Ende saß ich da mit dem Gedanken: "Und jetzt?" Keine Ahnung, was mir dieser Film sagen will, was er bewirken will, oder was sich die Filmemacher dabei gedacht haben. Und noch weniger kann ich die hohen Bewertungen verstehen, die Lost in Translation auf unterschiedlichsten Internetseiten erhält. Von mir gibt es knappe
4/10 Punkte.
Einer der schönsten und gelungensten Filme des neuen Jahrtausends. Traumhaft schön.
Und "die Filmemacher" ist eine Filmmacherin, nämlich Sofia Soppola.
Ein wunderschöner Film über Liebe, Freundschaft, Einsamkeit, Vergänglichkeit. Melancholisch und humorvoll, ein absolutes Meisterwerk, das sehr berührt. 10/10.
Re: Zuletzt gesehener Film
Verfasst: 27. Februar 2016 12:49
von Thunderball1965
AnatolGogol hat geschrieben:Jack Ryan ist die Hauptfigur einer von Tom Clancy geschriebenen Romanserie. Der bekannteste Roman ist fraglos Jagd auf Roter Oktober, aber auch die anderen Romane waren weltweite Bestseller. Die Romane spielen in einer Art Paralleluniversum, welches sich aber sehr eng an der Realität orientiert (allerdings mit zunehmender Dauer dann eben mit alternativen fiktiven Persönlichkeiten in politischen und administrativen Schlüsselrollen). Jack Ryan ist dabei kein amerikanischer James Bond (obwohl dieser Vergleich immer wieder gerne herangezogen wird), da er in erster Linie ein CIA-Analyst ist und eben kein Mann der Tat. Im Verlauf seiner Abenteuer gerät er aber immer wieder zwangsläufig in brenzlige Situationen, in welchen ihm sein Background als ehemaliger Marineinfantrie-Offizier zu Gute kommt. Während sich die ersten drei Verfilmungen Jagd auf Roter Oktober (mit Baldwin als Ryan), Die Stunde der Patrioten und Das Kartell (mit Harrison Ford als Ryan) noch halbwegs an die literarischen Vorlagen hielten (gleichwohl auch sie bereits diverse Freiheiten und Veränderungen aufwiesen), hatten die beiden Reboots Der Anschlag (mit Ben Affleck als Ryan) und Jack Ryan: Shadow Recruit (mit Chris Pine als Ryan) außer ein paar losen Handlungselementen und einigen Figurennamen praktisch nichts mehr mit den Vorlagen gemein, dies gilt vor allem für den in meinen Augen völlig missratenen Shadow Recruit. Leider haben viele der nahezu durch die Bank hochklassigen Romane von Clancy so nie eine entsprechende filmische Umsetzung erfahren und leider verpasste man in den 90ern auch die Gelegenheit die Entwicklung der Figur Jack Ryan analog zu den Romanen in weiteren Filmen fortzuführen. Nach dem auch kommerziell eher enttäuschend gelaufenen Shadow Recruit ist die Zukunft weiterer Ryan-Verfilmungen nun mehr denn je fraglich, wobei das angesicht des erschütternden Niveaus des letzten Serienbeitrages und der Tatsache, dass sowohl Film als auch Hauptfigur praktisch überhaupt nichts mehr mit Clancys Schöpfung zu tun haben vielleicht auch besser so ist. So oder so sind aber die Verfilmungen zu Die Stunde der Patrioten und Das Kartell sowie in etwas geringerem Maße Der Anschlag als gelungen anzusehen und durchaus empfehlenswert.
Vielen Dank für diese ausführlichen Informationen. Haben diese Verfilmungen auch eher stilistisch weniger gemein und sind auch nur durch den Namen der Hauptfigur miteinander verbunden, oder gibt es tatsächlich engere Zusammenhänge?
Re: Zuletzt gesehener Film
Verfasst: 27. Februar 2016 13:58
von AnatolGogol
Thunderball1965 hat geschrieben:Vielen Dank für diese ausführlichen Informationen. Haben diese Verfilmungen auch eher stilistisch weniger gemein und sind auch nur durch den Namen der Hauptfigur miteinander verbunden, oder gibt es tatsächlich engere Zusammenhänge?
Die ersten drei Filme (Roter Oktober/Patrioten/Kartell) bilden stilistisch und inhaltlich schon so etwas wie eine Einheit. Obwohl zwei verschiedene Darsteller die Ryan-Hauptrolle spielten ist die Figur und ihre Entwicklung doch konsistent und nicht umsonst hat man Die Stunde der Partrioten, welche als Roman die Vorgeschichte zu Roter Oktober bildet und einen jüngeren Jack Ryan zeigt (obwohl der Roman nach Roter Oktober entstand), als inhaltliche Fortsetzung (zumindest was den Werdegang der Figuren angeht) angelegt. Verbindendes Element in der Besetzung der ersten drei Ryan-Verfilmungen ist James Earl Jones in der Rolle von Ryans CIA-Vorgesetztem und väterlichem Freund Admiral James Greer. Der knapp ein Jahrzehnt später entstandene Der Anschlag rebootet die Serie dann komplett und zeigt einen jungen Ryan zu Beginn seiner CIA-Karriere. Der Film hat zwar die gleiche Grundthematik wie der zugrunde liegende Roman (ein atomarer Terrorangriff auf bzw. innerhalb der USA, der den Russen in die Schuhe geschoben werden soll, um den 3. Weltkrieg anzuzetteln: klingt in Kurzform übrigens mehr nach Bond-Szenario, als es tatsächlich der Fall ist), ändert aber sowohl die Hintermänner des Komplotts als auch die handelnden Figuren ab und lässt wichtige Subplots komplett weg. Außer Ryan, seiner Frau und dem CIA-Feldagenten Clark gibt es keine Figuren aus den Romanen bzw. früheren Verfilmungen. Der Film ist dennoch aufgrund seiner spannenden Inszenierung unterhaltsam, verschiebt die Gewichtung zwischen Story und Action aber schon etwas mehr in Richtung Action als die FIlme der 90er. Der wiederum knapp ein Jahrzehnt später entstandene Shadow Recruit rebootet die Serie dann wiederum neu (im Prinzip wird Ryan wieder in die gleiche Situation versetzt wie im Vorgängerfilm), setzt aber nun endgültig Schwerpunktmäßig auf Action. Statt einem hochintelligenten Analytiker ist Ryan jetzt ein draufgängerischer Quasi-Feldagent, dem sogar seine Frau bei der Arbeit zur Hand geht. Damit wird die Figur komplett auf den Kopf gestellt, die Story vom Schattenrekruten beruht dann auch erstmals noch nicht einmal mehr auf inhaltlichen Fragmenten der Romane, was sich leider ebenfalls sehr negativ bemerkbar macht.