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Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 30. Mai 2023 21:57
von HCN007
iHaveCNit: Die Linie (2023) – Ursula Meier – Piffl Medien
Deutscher Kinostart: 18.05.2023
gesehen am 30.05.2023
Arthouse-Kinos Frankfurt – Kleine Harmonie – Reihe 3, Platz 9 – 15:30 Uhr


Für meinen Monatsabschluss des Monats Mai 2023 habe ich mir noch das Drama „Die Linie“ aus den Starts von vorletzter Woche auf meiner Liste gehabt und nun auch nachgeholt, weil ich da durchaus im Arthouse-Bereich auch gerne mal über den Tellerrand schaue und meine Grenzen erweitere – für ein sehr interessantes Drama, das sein Potential jedoch nicht ganz nutzen konnte.

Bei einem familiären Streit wird Margaret gegenüber ihrer Mutter Christina handgreiflich. Bei dieser Auseinandersetzung werden beide Frauen verletzt. Jedoch darf sich Margaret nunan aufgrund einer Verfügung ihrer Mutter nur noch auf bis zu 100 Meter Entfernung nähern. Trotz dieser Verfügung ist das Verlangen von Margaret sich ihrer Mutter und auch ihren Schwestern zu nähern. Hier kommt die jüngste Schwester Marion auf die Idee eine blaue Linie zu ziehen, die fortan vor allem zum Begegnungsort der Schwestern wird.

„Die Linie“ hat für mich sein Potential leider nicht ganz nutzen können. Dafür war der Film für mich etwas zu unterkühlt und distanziert. Dazu kommt, dass er am Ende vielleicht das ein oder andere zuviel wollte, womit der Fokus auf seinem Kern etwas verloren geht, weil dieser Kern doch recht interessant ist. Der Film verhandelt das Thema toxischer von einer durchaus narzistisch veranlagten Mutter geprägten Familienstrukturen und lässt hier auch das klassische Schema von Opfer-Täter-Konstellationen aufbrechen und die feine Linie dahingehend verschwimmen. Es bleibt jedoch in dieser dennoch sehr gut von Stephanie Blanchoud und Valeria Bruni Tedeschi gespielten Mutter-Tochter-Beziehung einiges unausgesprochen und auch nicht abschließend geklärt, selbst wenn sich gegen Ende und auch in einigen symbolische eingeflochtenen Liedern so etwas wie Antworten auf die Konflikte innerhalb der Familie wiederfinden lassen. Dennoch ist das Gesamtkonzept des Films eben sehr interessant gewesen.

„Die Linie“ - My First Look – 7/10 Punkte.

Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 30. Mai 2023 22:06
von Casino Hille
Warte ... Die toxischen Familienstrukturen sind geprägt von der narzistischen Mutter, aber es gibt trotzdem keine klaren Täter-Opfer-Konstellationen? Kannst du das näher ausführen? Klingt in der Beschreibung nämlich schon, als sei die Schuld hier bei der Mama zu finden.

Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 1. Juni 2023 07:51
von HCN007
iHaveCNit: Medusa Deluxe (2023) – Thomas Hardiman – Mubi
Deutscher Kinostart: 08.06.2023
gesehen am 31.05.2023 in OmU Spotlight-Sneak
Arthouse-Kinos Frankfurt – Große Harmonie – Reihe 4, Platz 9 – 21:00 Uhr


Wieder einmal hat mich die Sneak meines Vertrauens überraschen können, denn Thomas Hardimans „Medusa Deluxe“, der in einer Woche in die Kinos kommt, war nicht in meinem Fokus. Und doch hat der Film bei mir vor allem mit seiner Inszenierung punkten können und einen interessanten Blick in das Milieu von Hairstylisten geliefert.

Bei einem Wettbewerb unter Hairstylisten in Großbritannien kommt es zu einem abscheulichen Mord. Mosca, einer der Stylisten wird tot und skalpiert aufgefunden. Inmitten des Aufruhrs und gleichermaßen laufenden Ermittlungen und laufendem Wettbewerb versuchen Weggefährten, Partner, Kollegen und Konkurrenten nicht nur mit dieser Situation umzugehen, sondern auch die Beweggründe zu verstehen und wer zu einer solch abscheulichen Tat fähig sein könnte.

„Medusa Deluxe“ ist so einer der Filme, die einen gewissen Sweet Spot von mir bedienen. One-Takes bzw. Plansequenzen, Kamerafahrten ohne erkennbaren, beziehungsweise sehr clever eingebundenen Schnitt gefallen mir sehr gut und hier im Film liefert Robbie Ryan an der Kamera einen sehr dynamischen Flow, der den Film eben auch mit seiner Musik sehr dynamisch macht. Die Vorbereitung und letztendliche Ausführung dahingehend ist unfassbar aufwendig und diesen Aufwand schätze ich sehr, wenn es so gut rüberkommt wie bei „Medusa Deluxe“. Darüberhinaus ist auch in Ansätzen das Hairdesign im Film großartig – wie soll es auch anders sein in einem Film über Hairstylisten. Man erfährt viel über das Milieu, die Menschen, die Verhältnisse untereinander und auch wenn im Slang gehaltene Banalitäten dem Ganzen etwas den Fokus nehmen, so ist dieser Ansatz bei einem Whodunit-Thriller doch sehr interessant.

„Medusa Deluxe“ - My First Look – 8/10 Punkte.

Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 11. Juni 2023 11:53
von HCN007
iHaveCNit: Nostalgia (2023) – Mario Martone – MFA+
Deutscher Kinostart: 08.06.2023
gesehen am 10.06.2023
Arthouse-Kinos Frankfurt – Kleine Harmonie – Reihe 3, Platz 9 – 20:30 Uhr


So langsam müsst sich meine Oscar-Nachlese dem Ende nähern. Vor allem wenn es um die Beiträge der unterschiedlichen Länder für den „Best International Feature Film“ geht, der letzten Endes bekanntlicherweise an „Im Westen Nichts Neues“ gegangen ist. Da ist es immer wieder interessant, welche Filme von anderen Ländern hier eingereicht werden. Welchen Film Italien eingereicht hat, lässt sich aktuell in den Kinos durch „Nostalgia“ feststellen, ein Film, der auf einem Roman von Ermanno Rea basiert und von Mario Martone inszeniert worden ist.

40 Jahre ist es her, seit Felice aus Angst vor den Folgen einer kriminellen Aktion im Alter von 15 Jahren aus seinem Heimatviertel Sanita in Neapel über den Libanon nach Ägypten geflohen ist und sich seitdem nie wieder in seiner Heimat hat blicken lassen. Doch nun macht er sich auf die Reise in seine Vergangenheit, nicht nur um seine Mutter noch einmal zu sehen, sondern auch seine Schuldgefühle gegenüber einem alten Freund reinzuwaschen, der mittlerweile scheinbar eng mit der Camorra zu tun hat und sich die Frage stellt, ob diese Rückkehr von Felice in die Heimat richtig gewesen ist.

„Nostalgia“ lebt von einer großartigen Darstellung durch Hauptdarsteller Pierfrancesco Favino, dem man sehr viel von seinem Charakter des Felice im Gesicht ablesen kann. Von Angst, Trauer, Schuldgefühlen, Naivität ist in seinem ambivalenten Charakter sehr viel abzulesen. Berührend und verletzlich ist der Film, wenn wir uns vor allem seine Beziehung zu seiner Mutter ansehen, die für extrem starke Momente im Film sorgen. Ebenso hat mir die Inszenierung von Neapel und insbesondere des Stadtviertels Sanita gefallen, die hier als lebende, atmende Stadt präsentiert wird, die gleichermaßen eine nostalgische Faszination für Favinos Felice auslöst, aber auch durch seine engen Gassen wie ein Labyrinth wirkt, aus dem es für Favinos Felice kein Entkommen mehr gibt. Wie zeitlos die Stadt und das Viertel sind, zeigen vor allem die Gegenschnitte mit starken Rückblenden aus der Zeit, in der ein junger Felice mit seinem guten Freund Oreste damals auf dem Motorrad durch die Stadt unterwegs war. Doch so ähnlich wie das Viertel dann am Ende einem Labyrinth gleicht, in dem man sich etwas verlieren kann, so hat der Film dann doch durch seine Behäbigkeit mich auch etwas ratlos zurückgelassen, selbst wenn natürlich die endgültige Konsequenz im Sinne dass jeder für seine Schuld bezahlen muss eine passende Konklussion ist.

„Nostalgia“ - My First Look – 8/10 Punkte.

Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 11. Juni 2023 23:22
von HCN007
iHaveCNit: The Adults (2023) – Dustin Guy Defa – Universal
Deutscher Kinostart: 08.06.2023
gesehen am 11.06.2023 in OmU
Arthouse-Kinos Frankfurt – Kleine Harmonie – Reihe 3, Platz 9 – 18:30 Uhr


In einem thematisch interessanten Kino-Wochenende habe ich mir dieses Wochenende zwei Filme angesehen, in denen jemand in die Heimat und auch die Vergangenheit reist. Neben dem italienischen „Nostalgia“ gestern war es nun Dustin Guy Defas Indie-Drama „The Adults“, der es ganz zufällig auch in meine Filmplanung geschafft hat. Zurecht an dieser Stelle, denn endlich gibt es mal wieder ein klassisches, typisches Indie-Drama, das vielleicht auch für den ein oder anderen als Geheimtipp sehenswert sein könnte.

Eric hat sich nicht nur seit dem Tod seiner Mutter nicht mehr großartig in seiner Heimat blicken lassen. Er und seine Schwestern Rachel und Maggie haben sihc seitdem auch sehr voneinander entfremdet. Normalerweise soll aus der kurzen Visite von Eric in seiner Heimat auch kein längerer Aufenthalt als notwendig werden, käme ihm da nicht sein eigener Ehrgeiz aus seiner Spielsucht heraus dazwischen, der ihn so einnimmt, dass aus seinem kurzen Aufenthalt mehrere Tage werden, in denen ihn seine Schwestern mit schwelenden Konflikten und Problemen konfrontieren werden, die die Entfremdung mit sich gebracht hat.

Der Film wird in erster Linie von seinem tollen Trio aus Michael Cera, Hannah Gross und Sophia Lillis getragen. Mit seinen 90 Minuten ist das Indie-Drama sehr kompakt gehalten und hat damit durchaus die passende Länge bekommen, selbst wenn der Film inmitten des Erwachsenwerdens im Erwachsensein und damit verbunden auch ein wenig in seinem Coming-Of-Age-Charakter eine mäandernde Orientierungslosigkeit aufweist, die die Charaktere im Film durch die Aufarbeitung von Konflikten und Problemen ebenfalls haben. Und dort weist der Film einen für sich genommen auch ganz eigenen Charakter auf, wenn das Geschwistertrio entsprechend eigene Insider hat und auch eine ganz eigene Form der überhöhten, teils infantilen Kommunikation entwickelt hat, die sowohl aus dem Trio ausbricht als auch essentiell für die Lösung der Konflikte und Probleme eine Rolle spielen könnte.

„The Adults“ - My First Look – 8/10 Punkte.

Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 17. Juni 2023 10:11
von HCN007
iHaveCNit: Bed Rest (2023) – Lori Evans Taylor – Tobis
Deutscher Kinostart: 15.06.2023
gesehen am 16.06.2023
Cinestar Metropolis – Kino 10 – Reihe G, Platz 6 – 21:15 Uhr


Letzten Monat habe ich zufällig im Kino den Trailer zu „Bed Rest“ gesehen, bei der mir die aus den Teilen 5 und 6 der Scream-Reihe bekannten Hauptdarstellerin Melissa Barrera ins Auge gefallen ist. Da mich das kompakte Horrordrama interessiert hat, habe ich ihn es dann auch mal angesehen.

Julie und David haben sich mit dem Bezug eines noch etwas baufälligem Haus nicht nur einen Wunsch erfüllt, sondern auch einen Rückzugsort geschaffen. Denn beide erwarten nach einem Schicksalsschlag vor einigen Jahren eine Tochter. Nach einem Unfall von Julie löst sich ein Teil der Placenta, wodurch bei Julie 8 Wochen vor der Entbindung Bettruhe angeordnet werden. Inmitten der Ruhe und Langeweile wird Julie jedoch immer mehr von Geisterscheinungen und auch den Dämonen der eigenen Vergangenheit geplagt.

„Bed Rest“ ist als Horrordrama bis auf wenige Kleinigkeiten durch den Fokus auf Julie und das Haus ein Kammerspiel. Melissa Barrera in der Hauptrolle gibt dem Film durchaus etwas Positives, genau wie die doch vielschichtig konstruierte Ausarbeitung der Themen Schwangerschaft, Mutterschaft und die psychologischen und emotionalen Auswirkungen von Ängsten, vergangenen Traumata von Müttern und Frauen. Wer hier bei dem Film irgendwie die großen Schock-Effekte im Stil eines Horrorthrillers und Action erwartet, geht mit dem falschen Anspruch und der falschen Erwartungshaltung heran. Trotz interessanter Ansätze wirkt der Film am Ende doch vielleicht ein wenig zu konventionell und trotz kurzer Laufzeit von 90 Minuten doch etwas behäbig.

„Bed Rest“ – My First Look – 7/10 Punkte.

Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 19. Juni 2023 00:50
von HCN007
iHaveCNit: Das Rätsel (2023) – Regis Roinsard – Wild Bunch
Deutscher Kinostart: 01.06.2023
gesehen am 18.06.2023
Arthouse-Kinos Frankfurt – Kleine Harmonie – Reihe 3, Platz 9 – 15:30 Uhr


Aus den Kinostarts des 01.06.2023 wollte ich noch Regis Roinsards „Das Rätsel“ bzw. „Les Traducteurs“ mitnehmen, gerade weil die Besetzung und das Thema interessant klang. Eigentlich hätte ich ihn auch schon früher gesehen, aber kurz vor Ende der Stornierungsfrist meiner ursprünglichen Kinokarte und meinem Gang ins Kino vor einigen Tagen hat ein extremer Platzregen mit Hagel eingesetzt, so dass ich mein Ticket stornieren musste und den Termin verlegt habe. Vielleicht war das damalige Wetter ein Zeichen, dass ich mir „Das Rätsel“ nicht ansehen sollte.

Eric Angstrom ist als Verleger für den unter einem Pseudonym schreibenden und sich weitestgehend von der Außenwelt abschottenden Schriftsteller Oscar Brach tätig. Dessen Finale der erfolgreichen Dädalus-Trilogie soll demnächst international sehr groß in mehren Regionen der Welt gleichzeitig veröffentlicht werden. Dafür lädt Angstrom 9 aus mehreren Ecken der Welt stammende Übersetzer in ein Herrenhaus ein, die dort von der Außenwelt abgeschottet sind, damit sie sich voll und ganz ihrer Arbeit widmen können. Doch schon kurz nach Beginn der Arbeiten wird Eric Angstrom von einem Unbekannten erpresst, der im Besitz der ersten vollständigen Seiten des Buchs ist. So stellt sich für Angstrom die Frage nach dem Whistleblower und ob dieser innerhalb des Teams zu finden ist.

„Das Rätsel“ ist sowohl Krimi, Thriller als auch inkonsequentes Kammerspiel und hat durchaus die ein oder anderen spannenden Elemente zu bieten. Mit der Einbindung eines multinationalen Teams zur Übersetzung des Buches in mehrere Sprachen haben wir natürlich auch ein multinationales Ensemble um einen Briten (Alex Lawther), einen Griechen (Manolis Mavromatakis), einen Spanier (Eduardo Noriega), einen Italiener (Ricardo Scarmacio), einen Chinesen (Frederic Chau), eine Skandinavierin (Sidse Babett Knudsen), eine Deutsche (Anna-Maria-Sturm), eine Portugiesin (Maria Leite), eine Russin (Olga Kurylenko) sowie auch in den weiteren wichtigen Rollen Lambert Wilson, Sara Giradeau und Patrick Bachau. Mit einer sprunghaften Narration und allgemein in seiner Konstruktion hält sich der Film an manchen Stellen für cleverer als er das eigentlich ist und auch die ganzen Wendungen sind sowohl flach als auch nicht immer glaubwürdig herausgearbeitet, was den Film durchaus sehr wild konstruiert macht. Selbst wenn der Film auf oberflächliche Art und Weise die Arbeitsbedingungen für Übersetzer von großen Büchern und Buchreihen ein wenig kritisch beäugt, so nutzt der Film sein Potential nicht aus. Warum er das nicht ausnutzt, bleibt mir an der Stelle ein Rätsel.

„Das Rätsel“ - My First Look – 5/10 Punkte.

Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 19. Juni 2023 23:54
von HCN007
iHaveCNit: Die Geschichte einer Familie (2023) – Karsten Dahlem – Filmwelt
Deutscher Kinostart: 15.06.2023
gesehen am 19.06.2023
Arthouse-Kinos Frankfurt – Kleine Harmonie – Reihe 3, Platz 9 – 20:15 Uhr


Für Liebhaber kleiner, intimer Familiendramen ist seit dem aktuellen Wochenende Karsten Dahlems „Die Geschichte einer Familie“, das auf eigenen Erfahrungen in seinem Umfeld beruht, in den Kinos und auch ich habe mich für eine Sichtung des kompakten Films entschieden.

Christina ist Stuntfahrerin, bis sie durch einen Unfall an den Rollstuhl gefesselt ist. Die nun für sie einzige Möglichkeit bleibt eine Rückkehr in die Heimat, der sie vor Jahren nach einem Schicksalsschlag den Rücken zugekehrt hat und nun auch mit der damit verbundenen Trauerverarbeitung und der Verarbeitung der eigenen Schuldgefühle konfrontiert wird – vor allem mit ihrem Vater Werner.

„Die Geschichte einer Familie“ ist ein mit 87 Minuten sehr kompaktes, kleines und intimes Familiendrama geworden, bei dem vor allem natürlich mit der Besetzung von Anna Maria Mühe und Michael Wittenborn der Film von ihren Darstellungen alleine bereits lebt und atmet. Inmitten seiner Handlung thematisiert der Film vor allem Trauerverarbeitung und eigene Schuldgefühle, die teils zu unausgesprochenen Konflikten führen und dann irgendwann ausbrechen. Hier hätte ich mir durchaus einen etwas längeren Film gewünscht, der dem Ganzen mehr Raum zur Entfaltung und Entschlossenheit bietet und nicht durch den Einsatz von Musik und kleineren Handlungselementen versucht entsprechende Emotionen beim Zuschauer auszulösen.

„Die Geschichte einer Familie“ - My First Look – 7/10 Punkte.

Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 22. Juni 2023 00:56
von HCN007
iHaveCNit: The Knocking (2023) – Max Seeck und Joonas Pajunen – Alamode Film
Deutscher Kinostart: 22.06.2023
gesehen am 21.06.2023 in OmU in der Disharmonie
Arthouse-Kinos Frankfurt – Große Harmonie – Reihe 4, Platz 9 – 21:00 Uhr


In der regelmäßigen Vorstellungsreihe in der Harmonie der Arthouse-Kinos Frankfurt, der „Disharmonie“ gibt es neben Wiederaufführungen und Sondervorstellungen auch ab und an mal kleinere Genre- und Horrorfilme zu sehen. Und hier stand dieses Mal das interessante, finnische Horrordrama auf dem Plan, dass ich natürlich auch noch gerne zurecht mitgenommen habe.

Drei voneinander entfremdete Geschwister, Maria, Matilda und Mikko kehren Jahre nachdem sie das Elternhaus verlassen und eigene Leben geführt haben noch einmal zum mittlerweile verfallenen, abgelegenen Elternhaus in den finnischen Wäldern zurück, um das Erbe nach dem Tod beider Eltern zu verwalten. Dabei werden sie nicht nur mit der Vergangenheit, sondern auch mit mysteriösen Zwischenfällen im Wald konfrontiert.

„The Knocking“ ist ein durchaus kompaktes Horrordrama, dass klassische Elemente eines Familiendramas mit feinem finnischen Folkhorror- und Mystery-Elementen, die durchaus auch eine ökologische Botschaft haben können kombiniert. Hier und da gibt es einige interessante Ideen, die auch im Sounddesign und der allgemeinen Inszenierung zu finden sind. Mit seiner kurzen Laufzeit von 90 Minuten ist er durchaus kompakt, weiß aber auch, wie er ganz fein und langsam die Spannung aufbaut.

„The Knocking“ - My First Look – 7/10 Punkte.

Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 24. Juni 2023 10:18
von HCN007
iHaveCNit: Die Rumba-Therapie (2023) – Franck Dubosc – Neue Visionen Filmverleih
Deutscher Kinostart: 22.06.2023
gesehen am 23.06.2023
Arthouse-Kinos Frankfurt – Cinema – Studio – Reihe 3, Platz 1 – 20:30 Uhr


Die Rumba ist ein sehr gefühlvoller, intimer Tanz, der zwischen sehr langsamen und auch blitzschnellen Momenten wechselt und in seiner Charakteristik gleichermaßen Flucht als auch Anziehung im Sinne des Flirts und Verführung vertanzt. In Franck Duboscs „Die Rumba-Therapie“, in der er auch eine wichtige Hauptrolle übernimmt, ist die Rumba jedoch kein Bestandteil eines Flirts, sondern Mittel zur Annäherung in einer entfremdeten Vater-Tochter-Beziehung. Wäre der Film eine Rumba, wäre sie in der Dramaturgie etwas holprig und manchmal aus dem Takt, aber durchaus unterhaltsam anzusehen, weil sie auch ein gutes Gefühl am Ende hinterlässt.

Tony ist ein liebevoller Schulbusfahrer und auch mal schroffer Macho, der ein wenig zu stark dem Nikotin zugetan ist und den Traum von einem Leben in den USA hat. Bis ihn ein Herzinfarkt und der Rat des Arztes über sein bisheriges Leben nachdenken lässt. Vor 20 Jahren hat er seine Frau und seine Tochter kurz nach deren Geburt verlassen und nun möchte er sich vor allem seiner Tochter wieder annähern, die in Paris eine Tanzschule leitet. Kurzerhand entschließt sich Tony unter falschem Namen und rudimentärer Tanzvorbereitung mit seiner Nachbarin Fanny in ihrer Tanzschule einzuschreiben. Doch kann er sich dort überwinden, seiner Tochter die Wahrheit zu erzählen und wie wird sie das alles auffassen ?

„Die Rumba-Therapie“ ist eine sehr unterhaltsame, französische Wohlfühlkomödie geworden, die durchaus einige, sehr interessante, skurrile und witzige Nebencharaktere enthält und auch am Rande durchaus clever, wenn auch oberflächlich Themen wie zum Beispiel Rassismus, toxische Männlichkeit und Homophobie einbindet. Im Kern bietet diese Wohlfühlkomödie jedoch ein von Franck Dubosc und Louna Espinosa teils schroff und teils herzlich gespieltes Vater-Tochter-Drama, das lustige, emotionale, spannende, tragische und gefühlvolle Momente enthält und auch technisch interessante Tanzsequenzen aus der Tanzschule enthält. Hier wird es vor allem für den tanzaffinen Cineasten, der sich gerne auch mal mit der RTL-Freitag-Abend-Tanz-Unterhaltungsshow „Let´s Dance“ beschäftigt sehr lustig, wenn es um die Identifikation der einzelnen dort gezeigten Tanzstile geht. Insgesamt bleibt der Film jedoch an der Oberfläche, geht nicht wirklich in die Tiefe und die Dramaturgie des Films ist sehr sprunghaft und holprig und gerät manchmal auch aus dem Takt – gerade wenn Handlungsentwicklungen wie aus dem Nichts kommen. Dazu gehört auch ein vielleicht etwas fragwürdig eingebettetes Element, das aus der psychologischen Entwicklung der Vaterlosigkeit bei jungen Frauen entstehen kann und für mich nicht in die Choreographie des Tanzes beziehungsweise des Films gepasst hat.

„Die Rumba-Therapie“ - My First Look – 7/10 Punkte.

Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 25. Juni 2023 18:54
von HCN007
Special - Dokumentation
iHaveCNit: Abenteuerland (2023) – Kai Hattermann – 24 Bilder
Deutscher Kinostart: 22.06.2023
gesehen am 25.06.2023
Arthouse-Kinos Frankfurt – Kleine Harmonie – Reihe 3, Platz 9 – 15:45 Uhr

Der Mikroabenteurer Christo Foerster hat sich im Sommer des letzten Jahres das Ziel gesetzt in ca. 8 Wochen zu Fuß und mit einem Stand-Up-Paddel-Boot und Overnightern unter freiem Himmel vom südlichsten Punkt Deutschlands an der Zugspitze bis zum nördlichsten Punkt Deutschlands in Sylt zu reisen und nur per Fuß und mit dem Boot über die vielseitigen Flußläufe unterwegs zu sein. Begleitet wurde Foerster an vielen Stellen seiner Reise vom Filmemacher Kai Hattermann. Entstanden ist dieser schöne, kompakte und narrativ gut visuell geführte Dokumentarfilm mit schönen Landschaftsaufnahmen und Ecken in Deutschland, die man so noch nicht gesehen hat.
„Abenteuerland“ - My First Look – Ohne Wertung

Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 26. Juni 2023 16:07
von HCN007
iHaveCNit: No Hard Feelings (2023) – Gene Stupnitsky – Sony Pictures
Deutscher Kinostart: 22.06.2023
gesehen am 25.06.2023
Kinopolis Main-Taunus-Zentrum – Kino 3 – Reihe 9, Platz 15 – 20:00 Uhr


Um die Jahrtausendwende gab es im filmischen Bereich einige Filme – wie unter anderem „Eine wie keine“ mit Freddie Prinze Jr. und Rachel Leigh Cook – in dem ein selbsterklärter Frauenheld dafür sorgen muss, dass das Mauerblümchen der Schule aus sich herauskommen und sich in ihn verlieben soll. Eine extreme Seltenheit im Kino ist jedoch ein Tausch der Geschlechterkonstellation und auch allgemein sind Filme dieser Sorte im aktuellen Filmbereich eher selten geworden. Da wirkt es fast erfrischend, dass sich der Regisseur von „Good Boys“ Gene Stupnitsky gemeinsam mit der mitproduzierenden Hauptdarstellerin Jennifer Lawrence auf Basis einer tatsächlichen Anzeige wie im Film einer solchen Rom-Com angenommen haben und hier Jennifer Lawrence als Verführerin eines von Andrew Barth Feldman gespielten Nerds in Erscheinung treten darf.

Maddie versucht sich als Kellnerin und Uber-Fahrerin finanziell über Wasser zu halten. Als ihr dafür notwendiges Auto abgeschleppt und durch Grundsteuerschulden der Verlust des elterlichen Hauses droht, kommt ihr eine Anzeige einer reichen Familie entgegen. Die Eltern Laird und Allison verkaufen ein Auto im Gegenzug dazu, dass ihrem introvertierten, nerdig veranlagten Sohn Percy erste sexuelle Erfahrungen ermöglicht werden. Doch Maddie hat nicht damit gerechnet, wie hart diese Aufgabe bei vor allem Percy sein wird.

„No Hard Feelings“ macht auf jeden Fall Spaß und ist sehr unterhaltsam gewesen. Auch wenn sich der Film es auf die Fahne schreiben möchte, derb und versaut sein zu wollen, finde ich die im Film dargebotenen Gags und Dialoge trotz teilweise anzüglichem Inhalt doch noch sehr human, zahm und harmlos. Man spürt bei Jennifer Lawrence aber auch ihrem Co-Partner Andrew Barth Feldman den Spaß, den man wohl bei den Dreharbeiten hatte und das überträgt sich natürlich auch. Auf gewisser Art und Weise setzt sich der Film auch mit Dynamiken und Thematiken wie „Helikopter-Eltern“, „Daddy Issues“, „Einfluss von Social Media auf die Jugend und die Dating-Mechanismen“ und auch der Attitüde von Fuckboys bzw. im Fall des Films Fuckgirls auseinander. Die Handlungsentwicklung ist natürlich auch ein Auf und Ab und eine Ansammlung vieler witziger, derber und auch teils spannender Momente. Inmitten des Films schafft man es charakterlich doch ein wenig notwendigerweise in die Tiefe zu gehen und dabei auch wenn einem vor allem Anfangs der Charakter von Maddie sehr unsympathisch gewesen ist, ein wenig Sympathie für sie zu entwickeln. Leider hat man es im Rahmen der Modernisierung aber vergessen, ein wenig auch auf unterschiedliche Ausprägungen der Sexualität wie zum Beispiel Demisexualität oder Asexualität einzugehen, die vielleicht auch die kaum bis gar nicht vorhandende romantische und sexuelle Erfahrung von Percy hätte begründen können und auch dem Ganzen einen Rahmen von Normalität hätte geben können. So hat der Film nicht ganz sein Potential ausnutzen können.

„No Hard Feelings“ – My First Look – 7/10 Punkte.

Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 28. Juni 2023 00:56
von HCN007
iHaveCNit: Bis ans Ende der Nacht (2023) – Christoph Hochhäusler – Grandfilm
Deutscher Kinostart: 22.06.2023
gesehen am 27.06.2023
Arthouse-Kinos Frankfurt – Kleine Harmonie – Reihe 3, Platz 9 – 20:30 Uhr


Natürlich blicke ich gerne filmisch auch mal über den Tellerrand und gerne unterstütze ich dabei auch regionales Kino. Da hat sich für mich aus den Kinostarts des noch aktuellen Kino-Wochenendes im Arthouse-Bereich Christoph Hochhäuslers „Bis ans Ende der Nacht“ angeboten, der eine interessante Idee hat und auch durch seinen Trailer meine Neugier wecken konnte.

Robert ist verdeckter Ermittler und hat den Auftrag das Vertrauen eines Online-Drogenhändlers zu bekommen und ihn damit zu Fall zu bringen. Dazu wird ihm mit Leni eine ehemalige Kontaktperson des Drogenhändlers an die Seite gestellt. Leni ist Transfrau und das Verhältnis zu ihr ist brisant, denn Robert ist schwul und der gemeinsame Auftrag sorgt mit Konflikten der gemeinsamen Vergangenheit als Leni noch Lennard war für einige Probleme.

„Bis ans Ende der Nacht“ spielt in Frankfurt und bietet durchaus eine interessante, queere und mit ambivalenten und vielschichtigen Charakteren gespickte Krimi-Romanze, die mit ihrer Amor Fou und seinem Look schon fast einem Film Noir gleicht. Dieser Film Noir wirkt so, als atme er in Anteilen sowohl den Stil von Rainer Werner Fassbinder als auch der Berliner Schule. Die Spannung zieht der doch recht behäbig ausgedehnte Film aus eben der Vielschichtigkeit und Ambivalenz seines Hauptdarsteller*innen-Duos aus Thea Ehre und Timocin Ziegler und der Beziehung zwischen dem Ermittler Robert und Leni, die eben nicht nur auf geschlechtlicher und sexueller Ebene ein sehr komplexes Verhältnis zu Identitäten haben. Jedoch spielt er sein darin liegendes Potential nicht aus – genau wie auch in dem eingebundenen Krimi-Plot. Dennoch hat der Film mir durch Inszenierung und sein Thema gut gefallen.

„Bis ans Ende der Nacht“ - My First Look – 8/10 Punkte

Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 30. Juni 2023 23:55
von HCN007
iHaveCNit: 20.000 Arten von Bienen (2023) – Estibaliz Urresola Solaguren – DCM
Deutscher Kinostart: 29.06.2023
gesehen am 29.06.2023
Arthouse-Kinos Frankfurt – Kleine Harmonie – Reihe 3, Platz 9 – 20:30 Uhr


Filme über die transidentäre Selbstfindung von Kindern und auch dem Weg des Umfelds des Kindes hin zu Toleranz, Akzeptanz und Liebe sind durchaus ein schöner, zeitgemäßer Stoff. Gerade im letzten Dezember gab es im deutschen Raum den Film „Oskars Kleid“, der sich dem Thema angenommen hat und eher mehr die Perspektive des Umfelds bzw. des Vaters eingenommen hat und filmisch eher mehr Manierismen einer typisch deutschen, überdrehten Komödie mitgebracht hat. Der Film der spanischen Regisseurin Estibaliz Urresola Solaguren mit dem Namen „20.000 Arten von Bienen“, der bei der letzten Berlinale einen Erfolg feiern konnte, mag zwar Ähnlichkeiten zu „Oskars Kleid“ aufweisen, aber ist in seiner Umsetzung und seiner Perspektive ein wesentlich anderer Film geworden.

Gemeinsam mit ihrer Mutter und den beiden älteren Geschwistern fährt Coco in den Sommerurlaub im Baskenland, doch weder mit dem Spitznamen Coco als auch dem Geburtsnamen Aitor ist das Kind zufrieden, so dass sie sich in diesem Urlaub einigen vertrauten Personen anvertraut, zu sich selbst finden möchte und auch die Akzeptanz und die Liebe ihrer Mutter für diese Entscheidung sucht.

„20.000 Arten von Bienen“ ist ein sehr ruhiger, stiller und behutsamer Film, der sich für eine Vielzahl alltäglicher Banalitäten Zeit nimmt und damit sehr bodenständig und lebensnah, fast schon dokumentarisch anmutet und rüberkommt. Den größten Teil der Zeit sind wir ganz nah an der von der 10 Jahre alten Sofia Otero großartig mit viel Feingefühl gespielten „Coco“ bzw. Aitor und wir erleben den Film auch quasi aus ihrer Perspektive. Für diejenigen, die sich zum Beispiel bei „Oskars Kleid“ wesentlich mehr von Lauris Lilli gewünscht haben, für die ist „20.000 Arten von Bienen“ so etwas wie eine kleine Genugtuung. Natürlich mag im Rahmen transidentärer Selbstfindung der Begriff des „Deadnaming“ - Ansprechen einer Transperson mit dem vorherigen, nicht mehr genutzten Namen problematisch und gar je nach Gefühlslage der betroffenen Person transfeindlich gewertet werden, jedoch muss ich sagen, dass filmisch gesehen das „Deadnaming“ unabhängig wie schmerzhaft das für die betroffene Person sein mag, genau ein Mittel für das Schaffen von Toleranz, und Akzeptanz ist – natürlich auch erzählerisch, symbolisch und stilistisch. Insgesamt hat mir „20.000 Arten von Bienen“ sehr gefallen.

„20.000 Arten von Bienen“ - My First Look – 8/10 Punkte

iHaveCNit: Die Unschärferelation der Liebe (2023) – Lars Kraume – Warner
Deutscher Kinostart: 29.06.2023
gesehen am 30.06.2023
Arthouse-Kinos Frankfurt – Cinema – Lumiere – Reihe 5, Platz 12 – 20:00 Uhr


Dieses Jahr gibt es sicherlich keinen, anderen deutschen Regisseur, der gleich mit 2 absolut unterschiedlichen Filmen in den Kinos kommt wie Lars Kraume. Ende März war er mit dem historischen Drama über die Aufarbeitung deutscher Kolonialverbrechen „Der vermessene Mensch“ in den Kinos vertreten und nun 3 Monate später hat er mit „Die Unschärferelation der Liebe“ eine Verfilmung des Theaterstücks „Heisenberg“ auf die Leinwand gebracht, das quasi eine Liebegeschichte zu bieten hat – und eigentlich darüber hinaus noch weitaus mehr.

Die Bushaltestelle Hallescher Platz in Berlin. Ein älterer Mann steigt aus dem Bus, nur wenige Augenblicke kommt es zu einem unerwarteten, schockierenden Kuss in den Nacken von einer Frau, die zufällig neben ihm steht und ihm nun trotz seiner etwas ablehnenden Haltung nicht mehr von der Seite weicht. Eigentlich denkt sich der einsame, introvertierte, geordnet lebende Alexander nach dieser Zufallsbegegnung, dass es nur eine einmalige Zufallsbegegnung bleibt. Bis die sehr engagierte, laute, unberechenbare und einnehmende Greta in der Metzgerei von Alexander auftaucht.

„Die Unschärferelation der Liebe“ ist natürlich mit seinen doch recht limitierten Schauplätzen und dem Fokus auf 2 Personen neben der natürlich offensichtlichen Verfilmung eines Theaterstücks auch so etwas wie ein Kammerspiel, dass auch durch seine Außenaufnahmen von Berlin und auch im späteren Verlauf einer amerikanischen Großstadt schon sehr groß wirkt in seiner doch recht kompakten und kleinen Form. Das ist natürlich nicht nur der einzige Widerspruch und Gegensatz, den der Film liefert und auch in seinem Verlauf teilweise unbestimmbar bleibt, so ähnlich wie es bei der Heisenbergschen Theorie der Unschärferelation der Fall ist. Genauso gegensätzlich sind dann auch die Charaktere von Alexander und Greta, die vom Leinwandpaar Burghart Klaussner und Caroline Peters mit routiniertem Leben gefüllt werden, weil Beide bereits ihre Rollen auf der Bühne gespielt haben. Gegensätze ziehen sich an – selten hat das auf der Leinwand besser gepasst als bei den Beiden. Beide entwickeln eine unfassbar unterhaltsame Dynamik und Sogwirkung, der man sich schwer entziehen kann. Die Dialoge sind spritzig, schlagfertig und geben sehr viel über beide Charaktere her, ihr bisheriges Leben, ihre Gefühle, das was diese Zufallsbegegnung mit ihnen gemacht hat bishin zu sehr tiefsinnigen, philosophischen Themen ist alles enthalten und das gibt dem doch sehr kompakten, kurzen Film von knapp 90 Minuten die Luft zum Atmen. Mir hat er sehr gut gefallen.

„Die Unschärferelation der Liebe“ - My First Look – 8/10 Punkte.

Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 2. Juli 2023 19:34
von HCN007
iHaveCNit: Get Up (2023) – Lea Becker – Constantin Film
Deutscher Kinostart: 29.06.2023
gesehen am 02.07.2023
Kinopolis Main-Taunus-Zentrum – Kino 7 – Reihe 13, Platz 15 – 14:35 Uhr


Vor knapp 2 Monaten ist mir im Kino der Trailer zu „Get Up“ ins Auge gesprungen. Vor allem die Panoramen und Aufnahmen meiner Heimatstadt Frankfurt am Main waren bereits mit ein Grund dafür, dem Film zumindest im Kino zu sehen. „Get Up“ ist dann auch das Kino-Debüt der TikTok-Stars und Zwillingsschwestern Lisa und Lena, die hier in den zwei wichtigen Hauptrollen zu sehen sind.

Der Sommer nach dem Abitur. Die Perspektiven für die beiden begeisterten Skateboarderinnen und Zwillingsschwestern Juli und Alex könnten nicht unterschiedlicher sein. Während Juli das Abitur mit Bravur bestanden hat und eine Karriere im filmischen Sektor anstrebt, hat Alex das Abitur nicht bestanden und nun etwas perspektivlos da steht. Bis sich ihr eine Perspektive eröffnet, als sie von einem Talentwettbewerb für junge weibliche Skateboarder erfährt. Gemeinsam mit ihrer Schwester Juli, der rebellischen Ewa und der durch Zufall dazugestoßenen Newcomerin Nia beschließt sie gemeinsam an dem Wettbewerb teilzunehmen.

Filmisch ist „Get Up“ sowohl Coming-Of-Age- als auch Skater-Film – und er wirkt wie eine rasante, deutsche, moderne, diverse und weibliche Version des Indie-Dramas „Mid90s“ von Jonah Hill aus dem Jahre 2018 – jedoch ohne das feine Gespür für Nostalgie, selbst wenn die Optik des Films sich dann doch stark einer 90er-Jahre-VHS-MTV-Ästethik bedient und damit einen erfrischenden visuellen Kontrast liefert. Gepaart mit den großartigen Aufnahmen von Frankfurt am Main ist der Film schon einmal sehr stimmig und atmosphärisch – auch in seiner gesamten audiovisuellen Gestaltung. Selbst wenn der Film mit seinem Fokus auf den unterschiedlichen Konflikten des Quartetts, in dem neben Lisa und Lena Mantler auch die aus „Gott, du kannst ein zensiert sein“ bekannte Sinje Irslinger und Jobel Mokonzi das Ensemble ergänzen, durchaus ein wenig zu rasant und oberflächlich sein mag, so hat der Film mich an mancher Stelle doch emotional berühren können und einen sympathischen Eindruck hinterlassen.

„Get Up“ – My First Look – 7/10 Punkte.