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von dernamenlose
Agent
John Wick Chapter 3 Parabellum
Mit zwei großartigen Trailern und einer generell gelungenen Marketingkampagne hat Lionsgate es geschafft schon frühzeitig einen Hype um die zweite Fortsetzung des schon jetzt zum Kultfilm gereiften John Wick aus dem Jahre 2014 zu kreieren. Gemeinsam mit überwiegend positiven Kritikerstimmen führte das sogar dazu, dass ein R-Rated Film den Überblockbuster „Avengers Endgame“ von der Spitze der Kinocharts stoßen konnte – Wenn auch erst in dessen vierter Woche. All das nützt aber nicht, wenn einem der Film am Ende persönlich nicht gefällt.
Doch John Wick 3 hält, was die Trailer versprachen. Zumindest über weite Strecken des Films. Die ersten drei Viertel sind in meinen Augen das beste, was die Reihe bislang hervorgebracht hat und auch mit das beste aus dem Actionkino der letzten zehn bis zwanzig Jahre. Die Crew rund um Regisseur Chad Stahelski, Hauptdarsteller Keanu Reeves und Autor Derek Kolestad schafft es der DNA der ersten beiden Filme treu zu bleiben und sich dennoch in vielen Szenen neu zu erfinden. In dieser Hinsicht ist der dritte Teil weitaus kreativer als der ebenfalls gelungene Vorgänger. Wurden dort noch in erster Linie die bereits aus dem Erstling bekannten Gun-Fu Elemente zelebriert und weiter ausgebaut, aber nur leicht variiert, bekommt der Zuschauer hier ein ganzes Arsenal an neuen Kampfelementen geboten. Allen voran wurden Messer stark in die Action einbunden, die Trailer, die bereits großartiges zeigten, sind lediglich eine Andeutung dessen, was einen im Film erwartet. Neben den beiden Kampfhunden der neuen Figur Sophia, sind sie eines der absoluten Highlights unter den neuen Elementen in John Wick 3, aber auch der Action allgemein.
Die Story baut die Parallelwelt in der John Wick lebt weiter aus, teils sehr, teils weniger gelungen. Die Rolle der hohen Kammer habe ich in Chapter 2 beispielsweise anders interpretiert, als es der Film tut. Wem diese „Entmystifizierung“ schon im Vorgänger zu weit ging der sei hier zur Vorsicht aufgerufen. Generell ist die Story neben der ersten und der letzten Actionszene, die in meinen Augen beide nicht komplett echt wirken (aber dennoch ihre eigenen kleinen Highlights haben) der einzige größere Kritikpunkt, den ich anzumerken habe. Da jedoch gerade im letzten Akt des Films nicht alles zu 100% schlüssig wirkt oder mir generell missfiel wirkt das natürlich schwerer, denn es entlässt einem mit einem leicht unbefriedigten Gefühl, obwohl die 80 % davor beinahe die Höchstwertung verdient hätten. Zum einen hätte, ganz dem Sinne des Lateinischen Sprichworts „Si vis pacem para bellum“, das im Titel teilweise im Film aber auch komplett genannt wird, zu einem gewissen Zeitpunkt die absolute Eskalation kommen müssen, stattdessen werden die Actionszenen gegen Ende eher kleiner und bis zu einem gewissen Grad persönlicher. Was im ersten Teil aufgrund der Story absolut angebracht war, passt hier nicht so wirklich.
In meinen Augen hätte man den Humor auch etwas reduzieren können. Er zündet in der Situation selbst zwar immer, gibt dem Film aber einen leicht unpassenden Ton, zumindest eben gegen Ende. Diese erzählerischen Schwächen kosten „John Wick Chapter 3 Parabellum“ dann auch einen ganzen Punkt und verhindern, dass er mit dem Erstling mithalten oder diesen sogar überflügeln kann. Ntrotz alledem bleibt es ein hervorragender Film, den ich allen Liebhabern des Actionfilms, aber auch all jenen, die einfach nur ein einzigartiges Zusammenspiel von Farben, Musik und Action sehen möchten, vollauf empfehlen.
8,5/10
"You only need to hang mean bastards, but mean bastards you need to hang."