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Re: Die Filme des Martin Scorsese

Verfasst: 5. Dezember 2013 16:54
von AnatolGogol
vodkamartini hat geschrieben:8) Lohnt sich das bildtechnisch? Ich hab ihn bisher auch nur auf DVD.
Der Blauling muss erst noch den Kanal überqueren, sobald der Tommy da ist kann ich dir mehr dazu sagen!

Re: Die Filme des Martin Scorsese

Verfasst: 16. Dezember 2013 00:22
von GoldenProjectile
Nach den Exkursen über Haie und Brücken wieder zurück zum Thema.

Age of Innocence
Das ist natürlich auch ein Schmuckstück. Wäre vom Meister der noch lebenden Regisseure auch nicht anders zu erwarten gewesen. Eine von Ballhaus grossartig gefilmte Zeitreise ins späte 19. Jahrhundert, zeitgeistlich perfekt durch die Kostüme und Sets. Musikalisch und darstellerisch subtil aber faszinierend, erzählt Scorsese eine Geschichte um Liebe und dezente Leidenschaft, und ergänzt diese um Einblicke in die geschlossene Welt der New Yorker High Society. Das Ambiente und die geistreiche Erzählweise machen grossen Spass, auch wenn der Film an manchen Stellen narrativ ein wenig träge daherkommt.

8 / 10

Re: Die Filme des Martin Scorsese

Verfasst: 28. Dezember 2013 20:53
von AnatolGogol
vodkamartini hat geschrieben:8) Lohnt sich das bildtechnisch? Ich hab ihn bisher auch nur auf DVD.
Man verzeihe mir den abermaligen Ausflug ins Scorsese-Off-Topic, aber ich schulde Vodka noch eine Antwort auf seine Frage, die ich nachdem die blaue Brücke mittlerweile ihre Pontons über den Kanal geschlagen hat nun beantworten kann:
bildtechnisch ist die Arnheim-BR schon ein erkennbarer Fortschritt zur DVD. Es handelt sich dabei nicht nur um eine hochgerechnete Version der DVD-Version, sondern offensichtlich um eine Neuabtastung. Nicht nur dass das Bild schärfer und detailreicher ist, auch der Bildausschnitt ist erkennbar größer. Die Farben sind etwas weniger kräftig als auf der DVD, wirken aber gerade dadurch auch realistischer. Noch wesentlicher als die verbesserte Bildqualität ist jedoch die Tatsache, dass im Gegensatz zur deutschen DVD die britische BR den Film ungeschnitten präsentiert, was bedeutet das die BR mit ihren 176 Minuten (24fps) gut 10 Minuten mehr Material bietet als die DVD mit ihren 160 Minuten (25fps). Material, das teilweise in nicht unerheblichem Maße zur besseren Charakterisierung von Figuren und zum besseren Verständnis der Zusammenhänge beiträgt. Und nun weiss ich auch endlich, warum ich den in den Titeln aufgelistete Denholm Elliott bislang nie finden konnte. :wink: In einem Satz also: die BR lohnt sich auch für Besitzer der DVD.

Re: Die Filme des Martin Scorsese

Verfasst: 29. Dezember 2013 17:30
von vodkamartini
Vielen Dank. Klingt interessant. Wollte den Film ohnehin mal wieder sehen, jetzt werde ich das auf Blu-ray tun. :wink:

Re: Die Filme des Martin Scorsese

Verfasst: 18. Januar 2014 01:00
von MrWhiTe
The Wolf of Wall Street (2014)
von Martin Scorsese

Ich habe eigentlich noch keinen von Scorseses Filmen gesehen, außer Departed, aber diesen Film musste ich einfach anschauen - und ich bin begeistert!
Einer der wahrscheinlich durchgeknalltesten Filme die ich jemals gesehen habe!
Total abgedrehter Humor über die vollen 180 Minuten, der zwischendurch immer wieder mal von ernsten Szenen unterbrochen wird. An solchen Punkten denkt man dann: Jetzt ist Schluss mit lustig, doch dann legt Jordan Belford (DiCaprio)nochmal einen drauf!
Dass DiCaprio so eine Rolle spielen kann, hätte ich nicht für möglich gehalten.
Er darf hier mal richtig die Sau rauslassen, was ihm hier zu einer wirklich grandiosen Leistung bringt! Oscar? JA!
Jonah Hill macht übrigens auch einen klasse und manchmal sehr "intimen" Job.
Die 180 Minuten merkt man dem Film übrigens gar nicht an.


(9/10)

Re: Die Filme des Martin Scorsese

Verfasst: 18. Januar 2014 20:24
von AnatolGogol
The Wolf of Wall Street (2013) – Martin Scorsese

Ich bin schon erstaunt, dass Scorsese diese Vorlage für einen neuen Film gewählt hat. Denn eigentlich erzählt er im Wolf genau die gleiche Story wie schon in Good Fellas : Junge aus einfachen Verhältnissen macht große Verbrecherkarriere, kommt durch Drogenexzesse aus der Spur und macht am Ende Bekanntschaft mit den Behörden. Der einzige Unterschied – mal abgesehen dass es diesmal die Hochfinanz statt der Mafia ist: Wolf ist quasi Good Fellas auf Speed. Scorsese reizt die Exzesse bis zum Anschlag aus und bietet seinem Publikum so ein groteskes Panoptikum an immer abgedrehteren und wilderen Szenen. Das ist in der ersten Stunde des Films, die den Aufstieg und Werdegang der von Leonardo DiCaprio gespielten Hauptfigur Jordan Belfort zeigt, sehr unterhaltsam und amüsant und Scorsese-typisch visuell sehr einfallsreich und effektvoll in Szene gesetzt.

Leider bekommt der Film durch den Exzess-Overkill sehr schnell ein großes Problem: das Spektakel nutzt sich doch recht schnell ab. Spätestens im Mitteldrittel beginnt sich der Film im Kreis zu drehen: noch ein Sex-Exzess, noch eine abgedrehte Finanz-Transaktion, noch ein Drogenabsturz. Genau hier wird der Film auch zusehends vorhersehbarer – nicht zuletzt durch die bereits angesprochenen Parallelen zum Scorsese-Vorwerk. Spätestens mit Auftauchen der FBI-Agenten ist eigentlich klar wohin die Reise geht. Leider zieht sich besagte Reise teilweise dann wie Kaugummi und die Tatsache, dass Scorsese seinem Film die epische Laufzeit von drei Stunden verpasst hat findet in Dramaturgie und Geschichte keine wirkliche Rechtfertigung. Das ist dann auch der Kritikpunkt, welcher dem schick bebilderten Film letztlich das Genick bricht: er ist viel zu lang und hat viel zu viele für Story und Figuren letztlich überflüssige Szenen an Bord, die nur dazu dienen beim Publikum einfache Lacher ob der grotesken Exzesse einzuholen. Darstellerisch liefert DiCaprio eine gewohnt erstklassige Performance ab in welcher er mühelos den Spagat zwischen überdrehten Clownereien und tragischeren Momenten meistert. Der Rest der Besetzung spielt zufrieden stellend, ohne dass aber wirkliche Glanzleistungen darunter zu finden wären – mit Ausnahme von Matthew McConnaughy, welcher in der Rolle von Belforts Mentor die vermutlich amüsanteste Szene des Filmes hat. Aber sein Auftritt dauert keine 10 Minuten und dadurch vermag auch er den Film nicht nachhaltig zu verbessern.

Ich hatte mir deutlich mehr vom neuen Scorsese versprochen. Den großen Lobpreisungen wird der neue Scorsese – mal wieder – nie gerecht. The Wolf of Wall Street ist ein kompetent gefilmter Film mit einem tollen Hauptdarstellern aber eben leider auch vorhersehbarer Story, sich abnutzenden Stilmitteln und mindestens einer Stunde zu viel an Laufzeit. Unterm Strich so nur leicht überdurchschnittlich.
Wertung: 6 / 10

Re: Die Filme des Martin Scorsese

Verfasst: 18. Januar 2014 20:43
von vodkamartini
Ich werd den Film am MO sehen und deine Wertung bestätigt (leider) das, was ich befürchte. Und da wir im allgemeinen häufig (und bei Scorsese im speziellen) eine ähnliche Sichtweise haben, glaube ich nicht, dass das ein neuer 10-Punkte-Fli :wink: m von mir wird.

Re: Die Filme des Martin Scorsese

Verfasst: 18. Januar 2014 21:16
von Maibaum
Da ich eigentlich denke daß Scorsese ein toter Regisseur ist gehe ich da jetzt doch mit etwas Hoffnung rein daß da doch noch Leben zu finden ist, da ich sonst ganz gute Sachen drüber gelesen habe.

entweder Return from the Dead oder doch Night of the Living Dead?

Re: Die Filme des Martin Scorsese

Verfasst: 22. Januar 2014 13:05
von vodkamartini
Tja, als jemand der "Casino" für den letzten guten Film Scorseses hält und die Kombination mit DiCaprio nie sonderlich mochte, war es mal wieder Zeit für eine dicke Überraschung.
Ja, "The Wolf of Wall Street" hat mir sehr gefallen, obwohl ich gut verstehen kann, dass der Film stark polarisiert (aber dazu war der gute Marty ja schon lange nicht mehr in der Lage). Empfehlenswert:

http://www.ofdb.de/review/250255,585681 ... all-Street

Re: Die Filme des Martin Scorsese

Verfasst: 22. Januar 2014 19:03
von GoldenProjectile
vodkamartini hat geschrieben:Tja, als jemand der "Casino" für den letzten guten Film Scorseses hält und die Kombination mit DiCaprio nie sonderlich mochte, war es mal wieder Zeit für eine dicke Überraschung.
Ja, "The Wolf of Wall Street" hat mir sehr gefallen, obwohl ich gut verstehen kann, dass der Film stark polarisiert (aber dazu war der gute Marty ja schon lange nicht mehr in der Lage). Empfehlenswert:

http://www.ofdb.de/review/250255,585681 ... all-Street
Das steigert die Vorfreude natürlich ungemein, wenn sich auch Leute die mit Scorsese eher weniger anfangen können mit dem neuen Film meines Lieblingsmeisters anfreunden. Ich gehe voraussichtlich am Sonntag rein.

Aber fandst du Departed nicht auch ziemlich gut? Habe geglaubt, mal etwas in der Art hier gelesen zu haben. Für mich ist der der extrem stark und fast schon gleichauf mit Casino. Casino wiederum ist umwerfend und ich werde mich wohl nie entscheiden können, ob jetzt Casino oder Goodfellas Scorseses Zweitbester ist (nach Taxi Driver, versteht sich).

Re: Die Filme des Martin Scorsese

Verfasst: 22. Januar 2014 20:50
von vodkamartini
"The Departed" hatte ich vergessen. Läuft bei mir immer nicht unter Scorsese - was natürlich falsch ist :lol: -, sondern als Remake. Das Original finde ich übrigens fantastisch, da konnte Marty nicht sooo viel falsch machen.
Aber "The Wolf ... " ist ein typischer und eigenständiger Scorsese und mit Sicherheit sein mit Abstand bester Film seit "Casino".

Re: Die Filme des Martin Scorsese

Verfasst: 23. Januar 2014 22:01
von Casino Hille
The Wolf of Wall Street

Um mich kurz zu fassen: Ich habe mich furchtbar gelangweilt und demzufolge auch gar keine Lust, mich länger als nötig mit dem Gebotenen auseinanderzusetzen. Drei Stunden lang erzählt Scorsese mit viel zu vielen Exzessen eine ohnehin total belanglose Geschichte und verliert sich dann sogar inhaltlich auf verschiedenen Meta-Ebenen des Verständnisses und einer möglichen Deutung der Geschehnisse, während DiCaprio in der Hauptrolle und Jonah Hill als sein Gegenüber vergeblich versuchen zu retten, was da noch irgendwie zu retten ist. Einfach nur traurig, wenn man mit ansehen muss, was aus dem einst so großartigen Regisseur Martin Scorsese geworden ist, da quasi keiner seiner letzten 6-7 Filme sich durch eine eigene Identität auszeichnen konnte, alles wirkt auch hier total beliebig und lässt seine Handschrift, sowie seinen einst so markanten Stil komplett vermissen, auch wenn er hin und wieder kurz hervorzuschimmern scheint. Mittlerweile spiegelt sich dies nun aber auch überdeutlich in den Filmen selbst wieder, mangelt es eben hier nicht nur den Charakteren, sondern auch praktisch jeder Szene an einem Fünkchen Seele und Spaß. Mitreißend sieht anders aus und so verwundert es auch nicht, dass die einzigen interessanten Ansätze nahezu vollständig aus ähnlich gelagerten Genrefilmen wie Oliver Stones "Wall Street" oder J. C. Chandors "Margin Call" transformiert und abgekupfert wirken. Ärgerlich.

3/10

Re: Die Filme des Martin Scorsese

Verfasst: 24. Januar 2014 01:06
von RW06
The Wolf of Wall Street!

Was soll ich sagen, ich habe mich köstlich amüsiert!

10/10

Re: Die Filme des Martin Scorsese

Verfasst: 24. Januar 2014 11:54
von Maibaum
Ja, gelacht haben wir auch viel, es war ein unterhaltsamer Trip, aber begeisternd war es zu keiner Sekunde. Und mit etwas Abstand scheint er eher zu schrumpfen als zu wachsen.

Re: Die Filme des Martin Scorsese

Verfasst: 24. Januar 2014 13:29
von AnatolGogol
Maibaum hat geschrieben:Ja, gelacht haben wir auch viel, es war ein unterhaltsamer Trip, aber begeisternd war es zu keiner Sekunde. Und mit etwas Abstand scheint er eher zu schrumpfen als zu wachsen.
War es - wie du ja gehofft hattest - für dich ein Fortschritt gegenüber den jüngeren Filmen von Scorsese?