danielcc hat geschrieben:1. JEDES Franchise würde auch mit einem anderen Darsteller funktionieren können. Auch Terminator oder Die Hard hätten gut laufen KÖNNEN, wenn Schwarzenegger oder Willis NIE die Rolle gespielt hätten. Erst nachdem sie das ein mal gemacht haben, macht es keinen Sinn mehr sie zu ersetzen
Das ist aber auch nicht die Fragestellung, sondern ob eine Rolle auch mit einem anderen Darsteller denkbar ist NACHDEM sie von einem Darsteller und dessen Persönlichkeit in besonderem Maße geprägt worden ist.
danielcc hat geschrieben:
2. Ja, M:I ist absolut nicht abhängig von ihrer Titelfigur grade WEIL diese total blass und wenig gezeichnet ist. Das habe ich ja auch erwähnt. WENN man M:I fortführt, dann eher noch mit einem anderen Darsteller in einer anderen Rolle.
So extrem blass finde ich die Huntfigur gar nicht – mit Ausnahme von Teil 2. Er mag keine besonderen charakterisierenden Eigenschaften wie ein James Bond haben und auch generell scheint die Figur mit Ausnahme des Namens und Cruises Antlitz in den verschiedenen Filmen nicht viel gemein zu haben, aber man hat ihn doch einigermaßen interessant gestaltet. Seine private Situation in Teil 3 ist zum beispiel eine gekonnte Erweiterung der Figur.
danielcc hat geschrieben:
3. Was ich meinte ist ergo, dass es wenig Sinn machen würde die Reihe fortzuführen mit einem anderen Darsteller als Ethan Hunt, weil ich gar nicht wüsste, wer Ethan Hunt ist und was ihn auszeichnet. So wie die Filme bisher sind sehe ich da wenig Figur (Hunt) aber doch recht viel Star (Cruise). Es ist immer wieder Cruise in Großaufnahme, es immer wieder der typische Cruise'sche Humor oder Nicht-Humor, es immer wieder Cruise, der deutlich erkennbar alle Actionszenen selbst machen will. Letztlich ist es immer wieder Cruise, der nahezu im Alleingang die PR Kampagne absolviert. Ist er deshalb unersetztlich? Nein. Hätte Teil 1 ohne ihn mit einem anderen Star auch funktioniert? Wahrscheinlich. Aber dennoch sind die Filme eher auf Cruise zugeschnitten als das sie einen starken Charakter (Hunt) in den Mittelpunkt stellen. Das ist auch der Unterschied zu Connerys Bondfilmen. Erstens war Connery noch kein Star und zweitens war der Charakter Bond auch durch ihn relativ scharf gezeichnet. Man konnte auch in Moore etc. Bond erkennen und mit Bond seinen Spaß haben
Es ist ja aber nicht das „Ethan Hunt“-Franchise, sondern das Mission Impossible-Franchise. Da dies bereits vor Cruise/Hunt erwiesenermaßen funktioniert hat spricht nichts dagegen, dass es auch nach ihm in anderer Besetzung/Rolle wieder funktionieren wird.
Genau deshalb ist es eigentlich auch unerheblich, dass die Hunt-Figur nicht wirklich zusammenhängend in den einzelnen Filmen charakterisiert wird. Cruise hätte genauso gut auch vier verschiedene Agenten spielen können, die sich zufällig immer der Latex-Maskierung eines bekannten Scientologen bedienen. Die Idee die hinter Mission Impossible steckt (ein unabhängig agierendes Geheimdienstteam, welches mit Hilfe von modernster Technik unmöglich scheinende Aufträge bewältigt) ist doch der Kern des Franchises und nicht einzelne Figuren wie Hunt oder Phelps.
Bezüglich Connery/Bond sehe ich es schon etwas anders. Bond und Connery waren in der Wahrnehmung des Publikums Mitte der 60er Jahren mindestens genau so eng miteinander verbunden wie zb Schwarzenegger und der Terminator. Man darf sich von der Realität nicht zu sehr blenden lassen: die heutzutage allgemein akzeptierte Tatsache, dass Bond von seinem Darsteller weitestgehend unabhängig ist resultiert aus diversen Entwicklungen in den 60er und frühen 70er Jahren. Zum einen die Tatsache, dass Connerys Standard innerhalb der Rolle im Laufe der Jahre sich nach unten entwickelt hat. Connerys Bond in YOLT und DAF ist weit weniger überzeugend für die breite Masse als seine Darstellung der frühen Filme. Ich würde nie soweit gehen ihm hier Lustlosigkeit in seinem Spiel vorzuwerfen, aber ein gewisses Desinteresse an der Rolle ist ja – nicht zu letzt durch von ihm selbst seinerzeit getroffen Aussagen – belegbar. Hinzukommt seine zunehmend trägere Erscheinung (genaugenommen bereits seit GF, richtig bemerkbar dann ab YOLT), die seiner Rolleninterpretation auch nicht wirklich in die Karten gespielt hat. Wäre Connery auch durch die kompletten 60er hindurch fit und rolleninteressiert geblieben und hätte dadurch seine Darstellung nicht wirklich gelitten, „sein“ Bond wäre noch weit prägender gewesen. Hinzu kommt der Glücksfall Moore: hätte man nicht einen vom Typ ziemlich konträren Darsteller gewählt, der noch dazu ein anerkannter Publikumsliebling und Star bei Rollenübernahme war (was wohl auch einer der Hauptgründe war, warum man mit der Rollenumgestaltung im Vergleich zur Conneryschen Prägung überhaupt durchkam) sondern stattdessen den Versuch einer Connerykopie (zB Gavin) wäre zum einen der Fortbestand der Serie extrem gefährdet gewesen und zum anderen auch der öffentliche Eindruck „es geht nicht ohne Connery“ entstanden. Selbst im „real life“ deutete bis enschliesslich DAF alles darauf hin – trotz seiner 30 Pfund extra. Was ich sagen möchte ist: das Ganze hätte leicht auch ganz anders laufen können und James Bond hätte dann auch zu einer Ein-Schauspieler-Figur werden können wie Rambo oder Indy.