Vorgestern hab ich mir DAD mal wieder angesehen, nicht zuletzt ausgelöst durch die Diskussion um den "alten James Bond". Und ähnlich wie GE davor ist nun auch DAD wieder etwas in der Gunst gestiegen. Das nervt langsam, irgendein Film muss doch nun mal ganz unten in der Liste landen...
Nichtsdestotrotz ist es irgendwie ein schwieriger Film. Als ich ihn seinerzeit zum ersten Mal im Kino gesehen hatte, war ich ziemlich paralysiert, beim zweiten Mal war ich plötzlich begeistert, nach dem siebten mal hatte ich mich dann einfach sattgesehen. Jetzt muss ich zugeben, dass das erneute Ansehen nach längerer Zeit doch wieder Spaß gemacht hat.
Ich denke, der Film stellt sich oft selbst ein Bein durch seinen Anspruch, irgendwie ultimativ zu sein; ein Film, bei dem - wie Brosnan mal meinte - außer dem Waschbecken in der Küche alles investiert wurde. In mancher Hinsicht wurde der Superlativ erreicht, doch bei vielen Aspekten hätte man daran denken sollen, dass weniger manchmal mehr ist.
ZUM TITEL: Der wurde ja auch oft kritisiert. Ich mochte ihn eigentlich von Anfang an. Zumindest wird er dem Hauptthema des Films gerecht: Überleben. Außerdem entstammt er wie "From A View To A Kill" einem Gedicht. Und sein Akronym wird dem Anspruch des Film gerecht: DAD, der Vater aller Bondfilme.
Ich könnte mir sehr gut vorstellen, dass in der Planungsphase des Films "Colonel Sun" als Titel ernsthaft erwogen wurde, und Moon ursprünglich Sun hieß. "Second Sun" war diversen Quellen zufolge auch als Titel im Gespräch, und taucht auch als Dialogzeile im Film auf. Der Titel hätte insofern Sinn gemacht, dass es mit Icarus buchstäblich eine zweite Sonne gibt, mit dem gentherapierten, "wiederauferstandenen" Colonel Sun im übertragenden Sinne einen "second Sun". Selbst mit dem Wortspiel Sun-Son hätte es Sinn ergeben...
ZUM FILM: Die Tragik des Films liegt vielleicht darin, dass er für tatsächlich misslungene Szenen Schelte bekommen hat, aber dabei wie so oft die richtig guten Szenen ins Hintertreffen gerieten. Ein Musterbeispiel dafür sind die grandiosen Surf-Szenen ganz zu Anfang. Was in vielen Actionfilmen ein absolutes Highlight gewesen wäre, ist hier nur der profane Auftakt. Nichtsdestotrotz auch eine schöne Idee, Agenten zum Einsatzort surfen zu lassen. Irgendwie Bond pur.
Die PTS an sich kann sich auch absolut sehen lassen. Danny Kleinmans Titelanimation ist für mich persönlich mittlerweile auf Platz 1 aller Titel, das Grundthema des Films perfekt visualisiert und nebenbei noch den sperrigen Titelsong von Madonna genial verarbeitet. Kunst!
Auch danach geht es eigentlich auf hohem Niveau weiter. Der Agenten-Austausch, die alte U-Bahn-Station, Kuba, etc. Das Schöne ist auch, dass der ganze Film wie eine Art Zeitreise durch die Bondgeschichte funktioniert. Dazu hatte ich damals auch einen
Text verfasst, den ich heute allerdings etwas weniger enthusiastisch formulieren würde.
Das Problem mit den ganzen Querverweisen auf alle möglichen Bondfilme ist, dass es nicht wirklich aufgeht und den ganzen Film in eine unwirkliche, außerzeitliche Sphäre hebt. In GE hatte Bond z.B. plötzlich einen Agentenkumpel, der in vorherigen Filmen zwar nie auftauchte, mit dem er jedoch alles teilte. Und der meinte, dass Bonds Mission nie einem Freund gelte. Das kann eigentlich nicht derselbe Bond wie der von Tim Dalton sein, und auch nicht der von Moore, Lazenby und Connery. Denn für Dalton-Bond war sein Freund wichtiger als seine Mission, und Alec als bester Freund hätte das eigentlich wissen müssen...
So gesehen kann der Bond in DAD auch nur eine Art metaphysischer Über-Bond sein, der sich aufgrund all der mitführenden Continuity-Probleme eigentlich nur noch schlußendlich in Luft auflösen konnte, um einem konsequenten Neuanfang platzzumachen.
Aber zurück zum Film: In der stillgelegten U-Bahn-Station wird es zum ersten Mal unheimlich - Die Präsentation des unsichtbaren Aston Martin. Ich kann mich schwach daran erinnern, dass, als zum ersten Mal das Gerücht von einem unsichtbaren Auto umherging, es auch beschwichtigend hieß, dass der Effekt im Film ganz klassisch durch Spiegel, Rauch, David Copperfield, etc.erreicht wird. Irgendwie hätte ich mir gewünscht, dass das sich so bewahrheitet hätte. Unsichtbarheit, 'adaptive camouflage', etc. ist für einen Bondfilm an sich eine schöne Sache - wenn das Ganze im Bereich von 'Science Fact' bleibt. Ein bisschen Rauch, Dunkelheit, etc. hätte den unsichtbaren AM funktionieren lassen, aber so wurde meiner Meinung nach eine Grenze durchbrochen. Einmal ist das Auto ansatzweise sichtbar, einmal völlig unsichtbar... Nö... Ian Fleming oder H.G. Wells, einer geht bloß.
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