Re: Filmbesprechung: "Octopussy"
Verfasst: 30. Januar 2011 20:13
Nachdem 1981 der deutlich ernsthaftere und realistischere Ansatz von FYEO bei Publikum und Kritik gleichermaßen positiv aufgenommen wurde wollten die EON-Crew mit dem Folgefilm OP genau dort weitermachen. Dies gelang allerdings nur teilweise und so ist aus dem fertigen Film ein merkwürdiger Zwitter aus einerseits den bereits genannten FYEO-esken Elementen und andererseits den Albern- und Überdrehtheiten der 70er Jahre-Filme in sogar noch gesteigerter Form geworden. Ein Film, der allein dadurch schon keinem wirklich gerecht werden konnte.
Die Ausgangsidee steht ganz in der Tradition der Herangehensweise des Vorgängers: eine realistische, zeitaktuelle Geschichte mit nahezu ausnahmslos auf den ersten Blick interessant anmutenden Zutaten: Ost-West-Konflikt, Gefahr eines nuklearen Krieges in Westeuropas, Juwelenschmuggel, zwielichtige Charaktere. Und so beginnt der Film auch fulminant, hat mit der spektakulären PTS um den Acrostar gleich einen echten Höhepunkt, trumpft danach weiter auf mit einer sehr spannenden und gefährlich wirkenden Verfolgung von 009 und seiner Ermordung durch Kamals mörderische Zwillinge. Die Szene ist ganz im Geiste der PTS aus FRWL gefilmt und wirkt unglaublich packend. Auch die Auktionsszene ist sehr stilvoll und spannend gemacht, die sehr mysteriös eingeführte Figur der Magda trägt in nicht geringem Maße zum Gelingen der Szene bei. Ebenso ein Genuss: die Szene des tagenden sowjetischen Zentralkomitees. Ein grandioses Setdesign von Peter Lamont voll kalter, moderner in Marmor gefasster Brutalität. Und ein vorzüglicher Schlagabtausch zwischen Walter Gotell als besonnenem General Gogol und dem hitzköpfigen, größenwahnsinnigen Steven Berkoff als dessen Gegenspieler General Orlov. Berkoff brilliert in dieser Szene (und nicht nicht nur in dieser...), er spielt Orlov mit beängstigender Intensität.
Praktisch mit Bonds Ankunft in Dehli ändert sich der Ton des Films vom ernsten, spannenden Thriller hin zum Klamaukspektakel. Nicht nur dass die zahllosen peinlichen Albernheiten den Fluss des Films ungemein stören, der Film verliert dadurch seine gesamte innerhalb der ersten 20 Minuten geschickt aufgebaute Atmosphäre einer latenten Gefahr. Während des gesamten Aufenthalts in Indien wechseln sich nun gelungene mit deutlich weniger gelungenen Szenen ab. Es scheint tatsächlich so, als ob man in letzter Sekunde einen Thriller mit aller Gewalt noch zu einem Film für die ganze Familie vergewaltigen wollte. Noch erschwerender kommt hinzu, dass spätestens nach einer halben Stunde der Film für lange, lange Zeit mehr oder weniger vor sich hindümpelt. Richtige Spannung will nicht mehr aufkommen, die langsame Enthüllung des Plans von Orlov und Kamal, die eigentlich als perfekter Spannungsbogen geeignet gewesen wäre wird mehr oder weniger nebenher und sehr unspannend offenbart. Die durchaus mit spektakulärem Potenzial gesegneten Actionszenen bleiben blass und plätschern dahin (vor allem die völlig missglückte Dschungelhatz). Einigermaßen Fahrt nimmt der Film dann sinnigerweise erst wieder mit den in Ostdeutschland spielenden Zugszenen inklusive des sehr gelungenen Endes von Orlov auf. Hier wechselt der Film wieder zurück in den „Ausgangsmodus“, auch die drohende Atomexplosion wird effektiv zum Spannungs- und Atmosphäreaufbau genutzt. Leider werden auch diese Szenen wieder durch die OP-typischen Albernheiten durchzogen (inklusive Bond inmitten deutscher „Eingeborener“). Der Schluß mit dem Überfall des Monsunpalasts und der abschliessenden Keilerei auf dem Flugzeug kommen dann ebenfalls wieder eher behäbig daher.
Man hat dem Film meiner Meinung auch keinen Gefallen damit getan ihn fast 75 Minuten in Indien spielen zu lassen, davon alleine eine Stunde am Stück. So reizvoll und farbenprächtig der Schauplatz Indien zu Beginn des Films auch ist, so schnell ist „sein Zauber“ auch wider verflogen. Bereits nach kurzer Zeit werden dann eigentlich nur noch die üblichen Klischees wiedergekaut (Schlangenbeschwörer, Fakire, Schwertschlucker, Maharadscha-Palast, Großwildjagd, die indische Klischee-Fauna...) und man suhlt sich in altimperialer Kiplingscher Commonwealth-Romantik. Der Schauplatz Deutschland bildet dazu einen harten Kontrast (ähnlich wie in TND). Das hätte interessant werden können, der Effekt verpufft aber durch die langweilig und austauschbar in Szene gesetzte Location.
Die Besetzungsliste von OP verzeichnet echte Highlights, hat aber auch einige eher suboptimale Darsteller im Angebot. Roger Moore hat in OP sicherlich nicht seinen besten Auftritt als 007. Zwar meistert er die Rolle auch dieses mal wieder mit der ihm üblichen charmanten und humorigen Art, allerdings wirkt er in OP hüftsteifer und „älter“ als in allen seinen anderen Bond-Filmen. Gemessen an diesem Film ist sein weit überzeugenderer Auftritt zwei Jahre später in AVTAK um so erstaunlicher! Alt-Charmeur Louis Jourdan als Bonds größter Widersacher in OP, Kamal Khan, bleibt blass. Es gelingt ihm zu keinem Zeitpunkt wirklich bleibenden Eindruck zu hinterlassen, gerade in den Szenen in Indien wirkt seine sehr affektierte Art sogar fast schon lächerlich. Völlig konträr dazu steht die zweite Schurkenfigur des Films, Steven Berkoff als Orlov. Berkoff holt alles raus aus der Rolle, er spielt den größenwahnsinnigen Militär sehr nuanciert und absolut überzeugend. Hier wurde offensichtlich die falsche Gegenspielerrolle ins Zentrum der Geschichte gestellt. Maud Adams in ihrem zweiten Bondauftritt weiss als Zirkuschefin Octopussy durchaus zu überzeugen. Sie hat die nötige Reife und Ausstrahlung für die Rolle und passt auch sehr gut zu Roger Moore. Leider gibt die Rolle nicht wirklich viel her, entweder sie lässt sich von Bond retten oder spielt eine unwissende Nebenrolle im Orlovschen Komplott. Erst in Feldstadt kann sie dann auch selbst mal die Initiative ergreifen. Kristina Wayborn ist ein sehr schöner Hingucker und ihre Rolle wird sehr geheimnisvoll und vielversprechend eingeführt. Leider verpufft das dann in Indien und sie bleibt nur hübsche Staffage. Die Henchmen des Films sind sehr gut besetzt, sowohl „Sandokan“ Kabir Bedi als würfelpressender, permanent finster dreinschauender Gobinda als auch die Meyer-Zwillinge als mörderische Messerwerfer Mischka und Grischka kommen sehr bedrohlich und gefährlich rüber. Mehr Tiefe geben ihre Rollen nicht her, aber bei welchem klassischen Henchman war dies schon der Fall? Übrigens ist mir bei der jüngsten Sichtung erstmals eine interessante Randbesetzung aufgefallen: der Adjutant des Feldstädter Kommandanten („Er geht für sein Leben gern in den Zirkus“) ist kein anderer als der imperiale Offizier, der im ersten Star Wars (aka Episode 4) so unsanft von Darth Vader via Macht gewürgt wird und erst im letzten Moment von Peter Cushing/Tarkin gerettet wird.
OP ist ein Film der Kontraste: ein qualitativ sehr überzeugender Beginn wechselt all zu schnell in ein sehr behäbiges und altbekannt vorkommendes Routinespekatkel. Gleiches gilt für die düstere, gefährliche Grundstimmung die im Laufe des Films zum albernen Possenreissen verkommt. Erst gegen Ende des Films mit der Gefahr einer nuklearen Explosion wird der Ton wieder ernster um gleich danach wieder bei den abschliessenden Indien-Szenen ins alberne Spektakel abzudriften. Man frägt sich natürlich, was wäre aus OP geworden hätte man den ernsten und realistischen Ton des Films konsequent durchgehalten und auf die vielen vielen Albernheiten verzichtet. Ich bin mir eigentlich ziemlich sicher, dass der Film dann zu einem der besten der Serie hätte werden können, trotz des in meinen Augen eher suboptimalen Schauplatzes Indien. So ist der tatsächliche Film aber weder Fisch noch Fleisch. Zwar auch kein wirklich mittelmäßiger Film, da er dafür dann doch noch zu viel zu bieten hat. Aber insgesamt einer der schwächsten Serienbeiträge. Für mich dank des überzeugenden Einstiegs gerade noch 6,5 / 10.
Die Ausgangsidee steht ganz in der Tradition der Herangehensweise des Vorgängers: eine realistische, zeitaktuelle Geschichte mit nahezu ausnahmslos auf den ersten Blick interessant anmutenden Zutaten: Ost-West-Konflikt, Gefahr eines nuklearen Krieges in Westeuropas, Juwelenschmuggel, zwielichtige Charaktere. Und so beginnt der Film auch fulminant, hat mit der spektakulären PTS um den Acrostar gleich einen echten Höhepunkt, trumpft danach weiter auf mit einer sehr spannenden und gefährlich wirkenden Verfolgung von 009 und seiner Ermordung durch Kamals mörderische Zwillinge. Die Szene ist ganz im Geiste der PTS aus FRWL gefilmt und wirkt unglaublich packend. Auch die Auktionsszene ist sehr stilvoll und spannend gemacht, die sehr mysteriös eingeführte Figur der Magda trägt in nicht geringem Maße zum Gelingen der Szene bei. Ebenso ein Genuss: die Szene des tagenden sowjetischen Zentralkomitees. Ein grandioses Setdesign von Peter Lamont voll kalter, moderner in Marmor gefasster Brutalität. Und ein vorzüglicher Schlagabtausch zwischen Walter Gotell als besonnenem General Gogol und dem hitzköpfigen, größenwahnsinnigen Steven Berkoff als dessen Gegenspieler General Orlov. Berkoff brilliert in dieser Szene (und nicht nicht nur in dieser...), er spielt Orlov mit beängstigender Intensität.
Praktisch mit Bonds Ankunft in Dehli ändert sich der Ton des Films vom ernsten, spannenden Thriller hin zum Klamaukspektakel. Nicht nur dass die zahllosen peinlichen Albernheiten den Fluss des Films ungemein stören, der Film verliert dadurch seine gesamte innerhalb der ersten 20 Minuten geschickt aufgebaute Atmosphäre einer latenten Gefahr. Während des gesamten Aufenthalts in Indien wechseln sich nun gelungene mit deutlich weniger gelungenen Szenen ab. Es scheint tatsächlich so, als ob man in letzter Sekunde einen Thriller mit aller Gewalt noch zu einem Film für die ganze Familie vergewaltigen wollte. Noch erschwerender kommt hinzu, dass spätestens nach einer halben Stunde der Film für lange, lange Zeit mehr oder weniger vor sich hindümpelt. Richtige Spannung will nicht mehr aufkommen, die langsame Enthüllung des Plans von Orlov und Kamal, die eigentlich als perfekter Spannungsbogen geeignet gewesen wäre wird mehr oder weniger nebenher und sehr unspannend offenbart. Die durchaus mit spektakulärem Potenzial gesegneten Actionszenen bleiben blass und plätschern dahin (vor allem die völlig missglückte Dschungelhatz). Einigermaßen Fahrt nimmt der Film dann sinnigerweise erst wieder mit den in Ostdeutschland spielenden Zugszenen inklusive des sehr gelungenen Endes von Orlov auf. Hier wechselt der Film wieder zurück in den „Ausgangsmodus“, auch die drohende Atomexplosion wird effektiv zum Spannungs- und Atmosphäreaufbau genutzt. Leider werden auch diese Szenen wieder durch die OP-typischen Albernheiten durchzogen (inklusive Bond inmitten deutscher „Eingeborener“). Der Schluß mit dem Überfall des Monsunpalasts und der abschliessenden Keilerei auf dem Flugzeug kommen dann ebenfalls wieder eher behäbig daher.
Man hat dem Film meiner Meinung auch keinen Gefallen damit getan ihn fast 75 Minuten in Indien spielen zu lassen, davon alleine eine Stunde am Stück. So reizvoll und farbenprächtig der Schauplatz Indien zu Beginn des Films auch ist, so schnell ist „sein Zauber“ auch wider verflogen. Bereits nach kurzer Zeit werden dann eigentlich nur noch die üblichen Klischees wiedergekaut (Schlangenbeschwörer, Fakire, Schwertschlucker, Maharadscha-Palast, Großwildjagd, die indische Klischee-Fauna...) und man suhlt sich in altimperialer Kiplingscher Commonwealth-Romantik. Der Schauplatz Deutschland bildet dazu einen harten Kontrast (ähnlich wie in TND). Das hätte interessant werden können, der Effekt verpufft aber durch die langweilig und austauschbar in Szene gesetzte Location.
Die Besetzungsliste von OP verzeichnet echte Highlights, hat aber auch einige eher suboptimale Darsteller im Angebot. Roger Moore hat in OP sicherlich nicht seinen besten Auftritt als 007. Zwar meistert er die Rolle auch dieses mal wieder mit der ihm üblichen charmanten und humorigen Art, allerdings wirkt er in OP hüftsteifer und „älter“ als in allen seinen anderen Bond-Filmen. Gemessen an diesem Film ist sein weit überzeugenderer Auftritt zwei Jahre später in AVTAK um so erstaunlicher! Alt-Charmeur Louis Jourdan als Bonds größter Widersacher in OP, Kamal Khan, bleibt blass. Es gelingt ihm zu keinem Zeitpunkt wirklich bleibenden Eindruck zu hinterlassen, gerade in den Szenen in Indien wirkt seine sehr affektierte Art sogar fast schon lächerlich. Völlig konträr dazu steht die zweite Schurkenfigur des Films, Steven Berkoff als Orlov. Berkoff holt alles raus aus der Rolle, er spielt den größenwahnsinnigen Militär sehr nuanciert und absolut überzeugend. Hier wurde offensichtlich die falsche Gegenspielerrolle ins Zentrum der Geschichte gestellt. Maud Adams in ihrem zweiten Bondauftritt weiss als Zirkuschefin Octopussy durchaus zu überzeugen. Sie hat die nötige Reife und Ausstrahlung für die Rolle und passt auch sehr gut zu Roger Moore. Leider gibt die Rolle nicht wirklich viel her, entweder sie lässt sich von Bond retten oder spielt eine unwissende Nebenrolle im Orlovschen Komplott. Erst in Feldstadt kann sie dann auch selbst mal die Initiative ergreifen. Kristina Wayborn ist ein sehr schöner Hingucker und ihre Rolle wird sehr geheimnisvoll und vielversprechend eingeführt. Leider verpufft das dann in Indien und sie bleibt nur hübsche Staffage. Die Henchmen des Films sind sehr gut besetzt, sowohl „Sandokan“ Kabir Bedi als würfelpressender, permanent finster dreinschauender Gobinda als auch die Meyer-Zwillinge als mörderische Messerwerfer Mischka und Grischka kommen sehr bedrohlich und gefährlich rüber. Mehr Tiefe geben ihre Rollen nicht her, aber bei welchem klassischen Henchman war dies schon der Fall? Übrigens ist mir bei der jüngsten Sichtung erstmals eine interessante Randbesetzung aufgefallen: der Adjutant des Feldstädter Kommandanten („Er geht für sein Leben gern in den Zirkus“) ist kein anderer als der imperiale Offizier, der im ersten Star Wars (aka Episode 4) so unsanft von Darth Vader via Macht gewürgt wird und erst im letzten Moment von Peter Cushing/Tarkin gerettet wird.
OP ist ein Film der Kontraste: ein qualitativ sehr überzeugender Beginn wechselt all zu schnell in ein sehr behäbiges und altbekannt vorkommendes Routinespekatkel. Gleiches gilt für die düstere, gefährliche Grundstimmung die im Laufe des Films zum albernen Possenreissen verkommt. Erst gegen Ende des Films mit der Gefahr einer nuklearen Explosion wird der Ton wieder ernster um gleich danach wieder bei den abschliessenden Indien-Szenen ins alberne Spektakel abzudriften. Man frägt sich natürlich, was wäre aus OP geworden hätte man den ernsten und realistischen Ton des Films konsequent durchgehalten und auf die vielen vielen Albernheiten verzichtet. Ich bin mir eigentlich ziemlich sicher, dass der Film dann zu einem der besten der Serie hätte werden können, trotz des in meinen Augen eher suboptimalen Schauplatzes Indien. So ist der tatsächliche Film aber weder Fisch noch Fleisch. Zwar auch kein wirklich mittelmäßiger Film, da er dafür dann doch noch zu viel zu bieten hat. Aber insgesamt einer der schwächsten Serienbeiträge. Für mich dank des überzeugenden Einstiegs gerade noch 6,5 / 10.