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Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 26. Januar 2016 23:50
von vodkamartini
Interessant. Hab ich ja bisher nicht so viel Gutes gehört. Werde ich mir aber auf BluRay sicher ansehen.

Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 27. Januar 2016 00:31
von HCN007
Review zu Point Break (2016)

Worum geht es in Point Break ?


Es gibt diverse, perfekt durchgeplante Raubzüge im Stil von Robin Hood, die dem FBI ein Dorn im Auge sind. Der junge FBI-Agent und Extremsportler Johnny Utah erkennt einen Zusammenhang und lässt sich Undercover in die Szene der Extremsportler einschleusen und lernt dabei eine Gruppe von Leuten um den geheimnisvollen Bodhi kennen.

Was halte ich davon ?

Dieser Film ist das Remake des gleichnamigen Films von Kathryn Bigelow aus dem Jahre 1991 mit Keanu Reeves und Patrick Swayze in den Hauptrollen. Der Film übernimmt jedoch nur das Grundgerüst und wichtige Details des Originals, was in meinen Augen eine sehr gute Entscheidung ist - denn das Original gehört mit zu den besten Actionfilmen der frühen 90er-Jahre und beherbergt nicht nur einen fantastischen Patrick Swayze, sondern auch Keanu Reeves in einem seiner besten Filme – eine 1:1-Kopie wäre absolut unpassend gewesen und mit dem Erstling der „The Fast and The Furious-Reihe“ hat man auch schon ein eigenständiges Remake im Untergrundrennsport geschaffen.

Mit welcher Erwartungshaltung bin ich in den Film gegangen ? Ehrlich gesagt mit einer Niedrigen, denn erste Reviews von US-amerikanischen und deutschen Quellen waren nicht so wohlwollend. Da ich aber diesen Film schon seit seiner Ankündigung und meiner Faszination für das Original auf meinen Pflichttermin-Kalender fürs Kino gesetzt habe, wollte ich mir ein eigenes Bild von Point Break machen – und das in der 3D-Fassung.

Und mein Bild von Point Break ist, dass er mir gut gefallen hat. Point Break hat seinen Fokus weniger auf die Ermittlungsarbeit gelegt, sondern mehr auf die Action, Stunts, die Landschaftsaufnahmen und damit ist er ein sehr visueller Film geworden, der am Besten im Kino zur Geltung kommt. Von der Action her ist der Film ein ultimatives Brett und serviert uns eine Reihe von Actionsequenzen mit Motocross, Snowboarding, Skydiving, Surfing und Free-Climbing, die unglaublich gut und rasant gefilmt sind und den Film am Laufen halten.

Die Pausen während der Actionsequenzen sind nur existent, um ein wenig die Ermittlungsarbeit abzuhaken, teilweise pseudophilosophische und wirtschaftskritische Kommentare einfließen und quasi ein wenig die Handlung von Actionszene zu Actionszene springen zu lassen.
Die Charaktere im Film sind stellenweise sehr oberflächlich, die Motivationen scheinen auch nicht immer glaubwürdig nachvollziehbar zu sein. Aber das Zusammenspiel von Luke Bracey (Utah) und Edgar Ramirez (Bodhi) bildet den Kern des Films und sorgt hier neben der Action dazu, den Film zusammenzuhalten.

Ob dieser Film ein wenig besser funktioniert hätte, hätte man nicht den Namen und die Charaktere aus dem Original verwendet – vermutlich schon, aber das hätte auch dem Erfolg schaden können.
Ich gehe bei meiner Bewertung davon aus, was ich von einem Actionfilm erwarte. Da kann ich Abzüge im Plot und den Charakteren einfacher tolerieren. Die Action an sich ist sehr gut, es passiert genug, um den Film nicht langweilig werden zu lassen. Für einen Actionfilm-Abend eignet sich der Film perfekt – Ich werde ihn mir auf jeden Fall auf Bluray zum Release holen, denn der „Replay Value“ ist absolut gegeben.

Point Break (2016) bekommt von mir 7/10 Punkte.

Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 27. Januar 2016 04:12
von SamTrautman
@vodkamartini

Ein Reinfall ist er nicht aber ein Volltreffer auch net, er hat die Schwächen die ich beschrieben hab in meiner Review aber auch gute Szenen.

@Casino Hille

Vielleicht sollte ich diesen letzten Satz umschreiben und oder weglöschen :)

Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 27. Januar 2016 09:45
von BlofeldsKatze
Ich wollte hier jetzt auch einfach mal meinen Senf zu Iñárritus neuestem Film "The Revenant" dazu geben. Habe ihn mir direkt 3 Tage nach Premiere angesehen, weil eine Freundin so sehr davon geschwärmt hat. Und bin deswegen sogar bis in die nächst größere Stadt gefahren.
Bitte nur lesen, wer den Film schon gesehen hat.

The Revenant - Der Rückkehrer
Positiv:
Die Leistungen des Regisseurs, des Kameramanns, der Maskenbildner, der Kostümdesigner und der Schauspieler sind alle Top. Die wunderschöne Natur Kanadas wurde durch die Kamera perfekt eingefangen und hat mich einmal mehr darin bestärkt, Kanada eines Tages zu besuchen. Und auch die Kostüme der Schauspieler waren toll, sehr passend. Von den mehr als realistischen Kampfwunden mal ganz zu Schweigen, wirklich große Klasse!

Die Oscars für die Beste Kamera, das Beste Kostümdesign und das Beste Makeup hat dieser Film definitiv verdient (Zu bester Ton/Tonschnitt kann ich nicht so viel sagen, ehrlich gesagt läuft die Musik in meinem Kopf immer sehr im Hintergrund ab). Ob er ihn für den Besten Schnitt verdient hat? Ich weiß nicht so recht. Wirklich viel wurde am Film ja nicht geschnitten. Selbst der Bärenkampf, allgemein alle Kämpfe, wurden kaum bis gar nicht geschnitten (weswegen der Film wohl auch so lange dauert). Natürlich spricht das FÜR die Qualität des Films, aber nicht für einen Oscar in dieser Kategorie. Allein für den Bärenkampf sollte man The Revenant allerdings in Beste visuelle Effekte auszeichnen, unfassbar realistisch, da hat man richtig Gänsehaut bekommen!
Allgemein gesagt wurde mir in ziemlich vielen Szenen ziemlich flau in der Magengegend (Bärenkampf und die Verarztung danach, der Showdown zwischen den beiden Haupfiguren am Ende, der Indianerangriff zu Beginn...). Was wohl zeigt wie realistisch alles gemacht wurde. Da kann ich nur ein riesiges Lob aussprechen! (Erstaunlicherweiße hat es mir nichts ausgemacht, als er das Pferd ausgenommen hat :D).

Den Schauspielern wurde sehr viel abverlangt, da zolle ich auch meinen größten Respekt davor. Was DiCaprio und Hardy da durchmachen mussten (Stimmt es, dass Leo 4 mal die Grippe hatte während den Dreharbeiten?) war vermutlich mehr als hart. Für die körperliche Angstrengung könnte man beiden den Oscar geben, aber teilweise muss ich bei DiCaprio die schauspielerische Leistung an sich bemängeln. Aber dazu unten mehr...

Negativ:
Der Film dauerte zu lange: Einige Passagen waren für mich wirklich sehr langweilig, ich mag DiCaprio als Schauspieler wirklich sehr gern, aber ich muss nicht Minuten am Stück sein regungsloses Gesicht sehen - und das öfters im Film. Teilweise waren die Naturaufnahmen auch zu ausführlich. Was nicht heißen soll, dass ich sie nicht mochte, aber man kann es auch übertreiben. All diese Sachen und dazu noch die Story, die eigentlich überhaupt nichts hergibt, haben den Film unnötig in die Länge gezogen, was ihn für mich auch etwas fad machte. Im Gegensatz dazu waren natürlich einige Szenen mehr als einprägsam (ich glaube jeder weiß, welche ich meine), ohne die gute Qualität dieser, wäre der Film nur halb so gut geworden.

Die Leistung DiCaprios sehe ich in meinem Augen höchstens bei 7/10. Ihm wurde viel abverlangt, was die meisten Punkte in meinem Ranking ausmacht, allerdings fand ich ihn schon arg emotionslos. Ich weiß, das liegt einfach hauptsächlich an der Rolle selbst, aber er hat schon bessere Leistungen abgeliefert. Für das, was er kann, hat die Rolle (und die Story) zu wenig hergegeben. Den Oscar hätte er für andere Filme eher verdient gehabt, als für diesen (Vielleicht kann man einen Oscar für "Die körperlich anstrengenste Filmrolle" einführen? Den hätte er!).
Bei Tom Hardy in etwa das selbe, obwohl ich ihn einen Tick abwechslungsreicher empfand. Er kann den Oscar bekommen, hab ich kein Problem mit.

Die Story hat, wie schon erwähnt, fast nichts hergegeben. Klar, so konnte man den Hauptaugenmerk auf die Survival-Sache legen, die auch wirklich gut gelungen ist, aber ich bin einfach auch ein Fan von Story und wurde hier deshalb arg enttäuscht. Ich verlange wirklich keine großen Storyplots und Verschwörungen vorn und hinten oder total tiefgründige Charaktere... Doch die Geschichte in The Revenant hat wirklich kein großes Lob verdient. Das sehen viele wahrscheinlich anders, weil andere Dinge im Film zu überragend waren, aber für mich ist das ein großer Kritikpunkt. Als schön empfand ich die Rückblicke in Glass' Leben und die abschließende Szene, als er Fitzgerald den Indianern übergibt. Es passieren schon die ein oder anderen Sachen, aber irgendwie nie etwas richtig überraschendes... Einzig als der Indianer, der Glass einige Zeit begleitet hatte, plötzlich am Baum hing, war ich etwas verblüfft.
Es ist natürlich schon erstaunlich wie sich Glass ins Leben zurück kämpft, aber das reicht für mich einfach nicht.

Fazit:
Mein Kinojahr hat durch diesen Film gut begonnen. Allerdings zähle ich ihn nicht zu besten Filmen, die ich jemals gesehen habe und er wird auch nicht der beste Film dieses Jahres für mich sein. Durch die langweilige Story hat The Revenant viel bei mir eingebüßt, viele andere Leistungen des Films waren dafür aber grandios. Wer auf Survival steht, sollte ihn auf jeden Fall anschauen! Wer Fan von Story und abwechslungsreichem Schauspiel ist, allerdings nicht zwingend. Aber dadurch, dass er so hoch gelobt wird, sollte man ihn als Kinofan zumindest gesehen haben. Bereuen tue ich es nicht.

7/10

Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 27. Januar 2016 11:03
von vodkamartini
BlofeldsKatze hat geschrieben: Die Leistung DiCaprios sehe ich in meinem Augen höchstens bei 7/10. Ihm wurde viel abverlangt, was die meisten Punkte in meinem Ranking ausmacht, allerdings fand ich ihn schon arg emotionslos. Ich weiß, das liegt einfach hauptsächlich an der Rolle selbst, aber er hat schon bessere Leistungen abgeliefert. Für das, was er kann, hat die Rolle (und die Story) zu wenig hergegeben. Den Oscar hätte er für andere Filme eher verdient gehabt, als für diesen (Vielleicht kann man einen Oscar für "Die körperlich anstrengenste Filmrolle" einführen? Den hätte er!).
Bei Tom Hardy in etwa das selbe, obwohl ich ihn einen Tick abwechslungsreicher empfand. Er kann den Oscar bekommen, hab ich kein Problem mit.
Da stimme ich absolut zu. V.a. in "Wolf" war er deutlich beeindruckender, aber wie schon gesagt, die Rolle war auch besser bzw. man konnte als Darsteller da mehr rausholen.
Aber die Academy hat schon immer dazu geneigt, enorme physische und psychische Anstrengungen eines Darstellers zu "belohnen". Zudem zeichnet man häufig Leute aus, die einfach "dran" sind aufgrund ihres hohen Alters und/oder ihren zigfachen Nominierungen. Beides trifft auf Leonardo zu, deshalb wird er dieses Jahr auch mit allergrößter Wahrscheinlichkeit gewinnen.

Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 27. Januar 2016 11:14
von BlofeldsKatze
vodkamartini hat geschrieben: Da stimme ich absolut zu. V.a. in "Wolf" war er deutlich beeindruckender, aber wie schon gesagt, die Rolle war auch besser bzw. man konnte als Darsteller da mehr rausholen.
Aber die Academy hat schon immer dazu geneigt, enorme physische und psychische Anstrengungen eines Darstellers zu "belohnen". Zudem zeichnet man häufig Leute aus, die einfach "dran" sind aufgrund ihres hohen Alters und/oder ihren zigfachen Nominierungen. Beides trifft auf Leonardo zu, deshalb wird er dieses Jahr auch mit allergrößter Wahrscheinlichkeit gewinnen.
Sollte er diesen Oscar bekommen, spricht er weniger für seine Leistung in The Revenant, als zusammengefasst für alle seine großartigen Rollen und Oscarnominierungen bisher. Nach seinen Leistungen in Inception, Wolf of Wallstreet, Aviator und wie seine tollen Filme alle heißen, hat er diesen Award endlich mal verdient. Zumindest würde ich das so sehen, weil er, wie gesagt, in The Revenant nicht voll überzeugt hat.
Also bin ich da voll und ganz bei dir, vodkamartini.

Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 27. Januar 2016 11:21
von Maibaum
Was auf jeden Fall für Leo spricht ist ja auch daß er den ganzen Film so schmutzig ist, daß keiner genau sagen kann ob er eigentlich schwarz, weiß oder rot ist. So hätte man einen tragfähigen Kompromiss um dann doch noch Spike Lee und Will Smith zumindest etwas zu besänftigen.

Ansonsten hat er auf jeden Fall den Oscar für die beste Zottelfrisur verdient. Ihn dabei zu übergehen wäre nun wirklich ein Skandal.

Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 27. Januar 2016 20:49
von BlofeldsKatze
Was mich an The Revenant übrigens auch noch etwas gestört hat, war die Tatsache, dass DiCaprio defintiv mehr als nur einmal hätte abkratzen müssen. Ich dachte mir des öfteren "Bitte, tu uns den Gefallen und geh endlich drauf, ich kann das nicht mehr mit ansehen!".
Die Survival-Geschichte war an manchen Stellen irgendwie zuviel. Aber der wahre Glass muss ja auch so ziemlich das selbe erlebt haben.

Hier mal ein paar kritische Stellen, bei denen er locker hätte sterben können:
Der Angriff der Indianer: Da hat Glass Glück gehabt, dass er vorher mit seinem Sohn im Wald war und vermutlich auch etwas Ahnung von den Kampftechniken der Arikaree hat.
Der Bärenangriff: Schwierig zu überleben, vor allem weil der Bär nicht nachgelassen hat, aber mit einem Quäntchen Glück, durchaus möglich. Ganz klar die krasseste Szene des Films!
Seine Flucht im Fluss: Ich weiß nicht, wie lange er darin herumgetrieben ist, aber es muss schon ein ziemliches Stück gewesen sein. Da er vorher schon extrem geschwächt war, würde ich jetzt mal darauf tippen, dass er eigentlich hätte einschlafen und erfrieren müssen... Ist ja nicht so, als ob er Funktionskleidung für hunderte von Euro angehabt hätte.
Als er das französische Lager "überfällt" und darauf folgend von der Klippe stürzt: Dass ihn keine Kugel der Franzosen getroffen hat, spricht wieder von Glück. Der Sturz von der Klippe war allerdings wieder kritisch... Man hat ja schon mal gehört, dass Bäume den Fall bremsen. Das kann aber trotzdem gut und gern zu inneren Blutungen oder erneuten Brüchen führen, er sollte spätestens danach doch komplett am Ende sein.
Der Showdown mit Fitzgerald: Irgendjemand muss verlieren, und da Glass nun mal der Held ist, gewinnt er natürlich auch. Ist halt letztlich doch nur ein Film mit "Happy End".

Es war jetzt nicht extrem störend, aber ich hatte schon viel Mitleid für Glass übrig. Es wäre doch auch für ihn angenehmer gewesen, nicht so zu leiden müssen und dem Ganzen ein Ende zu setzen. :roll:

PS: Den Oscar für das beste Szenenbild hätte The Revenant übrigens auch verdient.

Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 27. Januar 2016 20:57
von Thunderball1965
BlofeldsKatze hat geschrieben: Es war jetzt nicht extrem störend, aber ich hatte schon viel Mitleid für Glass übrig. Es wäre doch auch für ihn angenehmer gewesen, nicht so zu leiden müssen und dem Ganzen ein Ende zu setzen. :roll:
Fitzgerald - Sie sind enttarnt ;)

Ab einem bestimmten Zeitpunkt nervt es irgendwie, wenn immer weiter "draufgehauen" wird. Wenn man denkt, jetzt bessert es sich, taucht der nächste Stolperstein auf Glass' Reise auf. Ich glaube, es war nach der Franzosenlager-Szene, wo ich dachte: Jetzt zieht es sich aber...

Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 27. Januar 2016 21:10
von BlofeldsKatze
Ja, da stimme ich dir voll zu, Thunderball. Spätestens nach der Szene im Franzosenlager ging es immer weiter bergab.

Habe bei der Flucht im Fluss vergessen, dass er zu allem Überfluss ja auch noch einen Wasserfall runter gestürzt ist... Das war der aller erste Moment, als man angefangen hat zu grübeln. Und da war der Film glaube noch nicht mal zur Hälfte gelaufen!

Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 28. Januar 2016 00:50
von dernamenlose
BlofeldsKatze hat geschrieben:Es war jetzt nicht extrem störend, aber ich hatte schon viel Mitleid für Glass übrig. Es wäre doch auch für ihn angenehmer gewesen, nicht so zu leiden müssen und dem Ganzen ein Ende zu setzen. :roll:
Naja, aber davon handelt der Film ja, bzw. darum geht es ihm: Um extremen Überlebenswillen, um einen so starken Drang zu leben, wie man es heute wohl kaum noch bei Menschen in der westlichen Welt findet. Vermutlich übertreibt der Film deshalb auch an der ein oder anderen Stelle, auch wenn mich manches davon ebenfalls gestört hat.
Im "Alejandro González Iñárritu"-Thread haben wir darüber ja schon gesprochen. Die ganzen Sachen waren durchaus alle überlebbar, wenn auch häufig nur mit viel Glück, das entscheidende ist eher, dass er keine Schäden (Unterkühlung, Knochenbrüche, etc.) davonträgt. Es geht nach der entsprechenden Situation meist weiter, als wäre nicht gewesen. Glass geschehn zwar immer wieder furchtbare Dinge, sein Zustand verschlechtert sich dadurch aber kaum (Gut, das geht auch schlecht, wenn man schon beim absoluten Tiefpunkt anfängt...)

Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 28. Januar 2016 11:40
von BlofeldsKatze
Das ist ja genau der Punkt. Natürlich kann man jede der oben beschriebenen Situationen irgendwie überleben. Aber die einzige, die Glass wirklich ernsthaft mitnimmt, ist der Kampf mit der Bärin. Und bei allen anderen scheint es immer so, als wäre nichts gewesen, dabei hätte ihm DEFINITIV etwas passieren müssen. Und da sich diese Situationen ja häufen, wirkt sein Überleben um jede mehr immer unglaubwürdiger. Man kauft es ihm einfach nicht mehr ab, dass er tatsächlich unglimpflich davon kommt. Glass wirkt dadurch irgendwie "unsterblich". Von Survival bleibt da nicht mehr viel übrig, eher basiert alles auf der Willkür des Regisseurs, der immer wieder einen drauflegen wollte.

Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 28. Januar 2016 12:17
von Maibaum
BlofeldsKatze hat geschrieben:Das ist ja genau der Punkt. Natürlich kann man jede der oben beschriebenen Situationen irgendwie überleben. Aber die einzige, die Glass wirklich ernsthaft mitnimmt, ist der Kampf mit der Bärin. Und bei allen anderen scheint es immer so, als wäre nichts gewesen, dabei hätte ihm DEFINITIV etwas passieren müssen. Und da sich diese Situationen ja häufen, wirkt sein Überleben um jede mehr immer unglaubwürdiger. Man kauft es ihm einfach nicht mehr ab, dass er tatsächlich unglimpflich davon kommt. Glass wirkt dadurch irgendwie "unsterblich". Von Survival bleibt da nicht mehr viel übrig, eher basiert alles auf der Willkür des Regisseurs, der immer wieder einen drauflegen wollte.
Der Titel bezieht sich aber auch auf einen Wiedergänger, und das ist auch ein Untoter. Das kann also auch in der Absicht des Regisseurs gelegen haben. Und dan schildert der Film ja auch nur ein paar Höhepunkte aus einem Zeitraum der im realen Leben ca 6 Wochen betragen hat. (wobei das Meiste der "wahren Geschichte" eventuell auch nur eine Legende ist)

Und es ist das Recht eines jeden Filmes dramaturgisch zu verdichten und zu übertreiben

Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 28. Januar 2016 12:31
von BlofeldsKatze
Maibaum hat geschrieben: Und es ist das Recht eines jeden Filmes dramaturgisch zu verdichten und zu übertreiben
Und genau das hat mir eben bei diesem Film nicht gefallen und war mir zu viel.

Neeson? Who the fuck is Neeson?

Verfasst: 29. Januar 2016 19:20
von Casino Hille
John Wick

Für die Besetzung des titelgebenden Berserkers "John Wick" haben sich die beiden Regie-Debütanten und ehemaligen Stuntmänner Chad Stahelski & David Leitch einen ganz besonderen Gag überlegt, denn wer wäre wohl besser für den Job des ehemaligen Profikillers, der nach längerer Abwesenheit wieder in sein Geschäft einsteigt (bzw. einsteigen muss) besser geeignet als der kanadische Ex-"Matrix"-Star Keanu Reeves? Und tatsächlich: Reeves erfüllt alle Erwartungen, die man an ihn haben konnte und gibt die eiskalte, gebrochene und verbitterte Kampfmaschine mit zynischer Härte, schafft es, trotz der moralisch arg fragwürdigen Auslegung "seiner" Taten durch angedeutete menschliche Züge der Sympathieträger zu bleiben. Und so manche Actionszene muss man doch glatt zwangsläufig stilistisch mit so manch legendären Ballerorgien der "Matrix"-Trilogie vergleichen. Eigentlich die besten Voraussetzungen für einen modernen Klassiker des Genres, doch auch, wenn es dazu nicht unbedingt reicht, ist "John Wick" eine Überraschung der positiven Art.

Was Strahelski & Leitch im Vergleich zu ähnlich gelagerten Filmen jüngerer Zeit (wie etwa "Taken - 96 Hours") wirklich gut gelingt, ist die Tunnelblick-artige Exposition und Reduzierung der Handlung und Hintergrundinfos auf ein absolutes Minimum, sodass man als Zuschauer gerade genug erfährt, um die Motivation für den anschließenden Rachetrip Wicks nachvollziehen zu können. Wenngleich der Auslöser den ein oder anderen vielleicht anfangs irritieren könnte, entpuppt sich "John Wick" mit fortschreitender Laufzeit immer mehr als ein sehr effektiv gedachter Aufhänger für etwas, dass einmal ein ganzes Franchise werden könnte: Mit simplen, aber geschickten Mitteln entwerfen die beiden Regisseure ein beeindruckend-stylisches Negativ von New York City und gestalten durch oft nur angedeutete in der Vergangenheit liegende Ereignisse ein stimmiges lebendiges Universum im Gangstermillieu, welches optisch (durch seine kalte merkwürdig mechanisch-blaue Optik) nicht nur emotional unterkühlt wirkt, sondern oft die graphische Kraft und Atmosphäre einer Graphic Novel atmet und diesbezüglich gerne aus den Vollen schöpft. Da gibt es symmetrische Einstellungen, extravagante Kamerapositionen und natürlich eine gesunde Portion Mythik. Wenn John Wick seine kooperativeren Zeitgenossen mit Goldmünzen bezahlt, bekommt der wie ein Totengräber gekleidete Protagonist schnell den mythologischen Touch eines antiken Fährmannes.

Auch der Soundtrack von Tyler Bates und Joel J. Richard ist angenehm auffallend stilisiert und aggressiv, trifft aber auch gerne atmosphärische Töne und bleibt - dankenswerterweise - an entscheidenden Stellen auch einfach einmal ganz aus. Aufgesetzte Sentimentalitäten oder Subplots haben in "John Wick" keinen Platz, bis auf Reeves spielen alle Darsteller austauschbare Abziehbilder, die nur für ein wenig notwendige Interaktion vorhanden sind. Hierin liegt die vermutlich große Schwäche des Actionthrillers: Die meisten seiner Charaktere, Konstellationen und Situationen sind hinlänglich bekannt und die vielen Klischees und Stereotypen helfen zwar dabei, gemäß der gewünschten Reduziertheit die Fronten immer klar zu verhärten, rauben aber auch einiges an Spannung und Überraschung. Nur selten ist nicht abzusehen, worauf "John Wick" hinausläuft, was man in weiten Teilen auch dem Script anrechnen muss: Zwar ist die Mystifizierung der Figuren und Settings oftmals geglückt und mutet überaus gekonnt an, dennoch fällt die Handlung selbst unglaublich repetitiv aus, immer wieder folgt auf eine Ansicht von New York aus der Vogelperspektive eine Ruhepause, die in einem plötzlichem Actionfiasko endet. Nun mag man anmerken, dass dies bei diesem Genre quasi das erste Gebot sei, doch das die einzelnen Abschnitte in etwa immer exakt gleich lang sind und somit der Rhythmus schnell eindeutig heraus zu kristallisieren ist, sorgt besonders im Mittelteil für ein paar deutliche Längen.

Doch Strahelski & Leitch wissen, was ihr Publikum will und in diesem Bereich liefern sie ab: Die Actionszenen erreichen teilweise das Prädikat "Augenweide" und sind (wenn man noch mal den Vergleich zu "Taken" bemüht) im direkten Vergleich zu anderen Genrevertretern absolute Referenz. Dreckig, düster, brutal, aber dennoch zu jedem Zeitpunkt übersichtlich und kinetisch inszeniert präsentiert Keanu Reeves sein gesamtes Oeuvre an Wurf- und Schusstechniken. Dies geschieht stehts ideenreich gefilmt und mit einigen netten Kniffen angereichert, sodass es richtig Laune macht, wenn Wick als Ein-Mann-Armee schon mal einen Nachtclub voller russischer Gangster zerlegt. Die energischen Choreographien wandeln dabei stets geschickt auf dem schmalen Grad zwischen "zu langsam und schwerfällig" und "zu schnell und klinisch steril ausgeführt", der Bodycount erreicht je weiter man voranschreitet immer atemberaubendere Höhen. Aus dem direkten Vergleich mit "Matrix" kann man hier zwar nicht als Sieger herausgehen, nichts desto trotz ist kaum zu bestreiten, dass jeglicher gewaltsamer Ausflug hier dermaßen stilvoll und ultracool aufgezogen wird, dass Actionfans in jeder Hinsicht auf ihre Kosten kommen. Schön ist zudem, dass "John Wick" dem Hang zur Überdramatisierung widersteht und im Showdown nicht um jeden Preis einen draufsetzen will, sowie der ein oder andere unerwartete Moment (meist, wenn Wicks Selbstjustiz übende Kolleateralschäden von der Außenwelt reflektiert werden) leiser Selbstironie für den ein oder anderen Schmunzler sorgt. Schade ist es aber um Willem Dafoe, dessen Auftritt mit einer Laufzeit von ungefähren fünf Minuten den wohl überflüssigsten Quasi-Cameo des Jahres 2015 abgeben könnte.

Fazit: Müsste man "John Wick" in eine Schublade stecken, er läge wohl irgendwo zwischen John Woo und den Wachowski-Geschwistern, zwischen "Taken" und "Die Hard". Spaß machen ein auf jeden Fall bestens aufgelegter Keanu Reeves in physischer Höchstform, eine organische und tänzelnd-imposante Actioninszenierung, die kompromisslose Gangart und vornehmlich dreckige Gewaltdarstellung sowie der durchgehende Style over Substance Charakter des Thrillers, der einen in eine interessant angedeutete Parallelwelt entführt, allerdings nicht ganz verbergen kann, dass man inhaltlich das Ganze leider schon viel zu oft gesehen hat, um es noch wirklich aufregend zu finden. Für Genrefans eine Empfehlung, alle anderen sollten mit gesunder Skepsis aber ebenfalls mal einen Versuch wagen.

7/10