Cape Fear (Kap der Angst) 1991
Martin Scorsese's Remake des gleichnamigen Klassikers (deutsch: Ein Köder für die Bestie) von 1962.
Ein Anwalt der vor 14 Jahren einen Vergewaltiger pflichtverteidigt und Selbstjustiz verübte, indem er mögliche Fakten die zur Strafminderung des gewalttätigen Täter (Robert de Niro) führen hätten können unterschlägt, wird von diesem verfolgt, beobachtet und belästigt. Dieser lässt dem Anwalt unverkennbar wissen, das er sich an seiner Familie rächen wird, bleibt dabei paradoxer Weise aber immer im Rahmen des Gesetzes, oder zumindest so, das es ihn nie einholt. Nach mehreren Vorfällen liegen dem Anwalt die Nerven blank und er schreckt auch nicht vor illegalen Handlungen zurück um den Wahnsinnigen loszuwerden....
Dieser Film beweißt wieder einmal, dass Remakes dazu neigen auf voller Linie zu scheitern.
Obwohl mehrere Leute vom Original am Remake mitwirkten, schafft der Film es einfach nicht dem grandiosen Original nahe zu kommen.
De Niro hat als die Bestie ein paar gute Momente, kommt aber nicht annähernd an Vorgänger Robert Mitchum heran, der schier grandios war (und übrigens eine andere Rolle im Film übernimmt). Wie üblich hat De Niro das Problem, das der amerikanische Gangster hervorschimmert - den wird er nicht los. Das Wort Bestie hat man hier zu ernst genommen. Während Mitchums Vergewaltiger Max Pady seine Opfer brutal windel weich prügelte, knabbert De Niros sie an. Völlig unnötig ‘Effekthascherei’ - © danielcc.
Im Gegensatz zum Original schafft der Film es nicht den Nervenkrieg zwischen dem Anwalt und Vergewaltiger an den Mann zu bringen. Es ist einfach keine Zeit dazu da, denn diese wurde in einen unnötigen Dialog und dem blutigen Finalen investiert - schließlich könnte der Zuschauer ja einschlafen!
Völlig verkehrte Welten herrschen bei den Charakteren. Während der Anwalt im Original nach langem Nervenkrieg zur Waffe greift und droht den Verstand zu verlieren, was seine Frau nicht billigt, will sie den Vergewaltiger im Remake bereits erschießen als ihr Mann ihr gerade mal davon erzählte, das er ihn Traf und er seine ersten, noch "harmlosen" Rache-These aufsagte. Überhaupt ist sie Anfangs ätzend bissig und wirft den halben Film nur mit Schimpfwörtern herum. Beinahe alle werfen den halben Film nur mit Schimpfwörtern um sich.
Die Krönung ist aber die Tochter des Anwalts. Im Original keine 10 Jahre alt und verstört von Angst vor dem fremden Mann der ihr ständig auflungert, ist sie im Remake ein pubertierender Teenager von 16 Jahren der auf den Psychopaten steht und mit ihm rum macht.
Joe Don Baker (Whitaker und Jack Wade), der einen Gesetzlosen Privatdetektiven spielt, sorgt dann auch dafür das der 90er Humor möglichst unpassend eingebaut wird, wobei es noch verkraftbar ist.
Das Finale ist in zwei Parts unterteilt, hat ständige Wechsel der Gegebenheiten und wurde unnötig brutalisiert. Erst hier läuft das Fass zwischen dem Anwalt und Vergewaltiger richtig über, wirkt für den kurzen Moment, wird aber trotzdem dem Nervenkrieg aus dem Original nicht gerecht. Wie schon angedeutet ist das Finale durch den Splitt und die wechselnden Ereignisse zu lang (weniger vom zeitlichen Aspekt) und baut wenig Spannung auf.
Fazit: Aus dem Thriller-Drama wurde ein Horrorthriller mit unausgeglichenem Drehbuch und relativ blassen Darstellern im Vergleich zum Original.
Ich kann gutwillig höchstens
4 von
10 Punkte geben, während ich dem Original mindestens das Doppelte geben würde, wenn nicht sogar die 9 Punkte. Diese blöde Punktevergabe… wie soll man sich denn da entscheiden.