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von craigistheman
Agent
Ich behaupte mal, dass Nolan seinen künstlerischen Zenith bereits überschritten hat. Seine große Zeit lag letztlich zu Beginn der 2010er, da schien ihm nichts zu groß. Ich weiß auch nicht, ob Nolan bei den Jüngeren so ein großer Name ist, und genau die wird man privilegiert adressieren, schließlich sollen sie für mindestens drei weitere Filme ins Kino gehen.
Die Idee Bond sei für Nolan ein künstlerischer Rückschritt halte ich indes für groben Unfug, gerade das dezent trashige an Bond wird ihn reizen, genauso wie 2005 Batman. In welchem Zustand war denn dieses Filmfranchise bitte, als Nolan die Zügel in die Hand genommen hat?!
Ich bin mir relativ sicher, dass sich Nolan vom Kurs der Craig-Ära weitestgehend distanzieren würde, allein schon aus dem Ehrgeiz heraus dem Franchise eine, vielleicht auch "seine" individuelle Note zu verleihen. Egal, es kann nur besser werden, als das, was NTTD auf narrativer Ebene zu bieten hatte!
Und ich gebe da Daniel voll Recht - Batman Begins war trotz allen Dramas um Bruce Waynes Eltern ein äußerst stringenter, unterhaltsamer und humorvoller Film. Auch die Joker-Rolle in TDK ist durch die Bank amüsant geschrieben, wenn auch der Grundton des Filmes weitaus dunkler, zynischer ausfällt, was in erster Linie am geerdeteren Setting liegt.
Ich kann mir durchaus vorstellen, dass Nolan das Franshise wieder in eine sehr viel eskapistischere, größenwahnsinnige Richtung à la TSWLM lenkt. Gewiss würden eher Technologien, ideologische oder inszenatorische Konzepte im Vordergrund stehen, als die Küchentisch-Psychologisierungen der Hauptfiguren. Vielleicht würde sich Nolan an Bonds Patriotismus heranwagen, ein Thema, das noch nicht beleuchtet wurde, in die heutige Zeit passt und sich vom üblichen Kindheitswundengelecke abhebt. Das Beamtendasein wäre auch ein interessanter Ansatz, ich glaube Hille skizzierte mal einen privat eher introvertierten, gelangweilten Bond, der eigentlich gar keine Lust auf soziale Interaktion hat und nur in seiner Arbeit voll aufblüht, wenn er denn eben in diese Rollen schlüpfen muss. Vielleicht ist die Betonung der Künstlichkeit der Bondrolle der effizientere Ansatz, im Gegensatz zu voranschreitenden Vermenschlichung bis hin zur totalen Entmystifizierung des Parts im Rahmen der Craig-Ära. Auch hier sehe ich durchaus eine Chance für Nolan, sich vom Ansatz seiner Batman-Trilogie zu distanzieren, denn zweimal dasselbe wird er nicht machen wollen.
Ich finde auch nicht, dass die Frauenfiguren bei ihm zu kurz kommen - gerade der oftmals kritisierte Selina Kyle-Part macht doch irre viel Spaß? Ich denke da an die Szene in der Bar mit dem Abgeordneten oder an die erste Begegnung mit Bruce. Wenn, dann ist eher der Miranda Tate-Part etwas generisch geraten... Dabei ist es bei einem derart überladenen Monumentalfilm wie TDKR überhaupt ein Wunder, dass irgendetwas memorables auf Figurenseite hängen bleibt.
Also auch hier sehe ich im Gegensatz zu Mendes, der es über zwei Filme nicht einmal geschafft hat, Bond eine dreidimensionale Partnerin an die Seite zu geben, kein größeres Problem.
"Wer den Pfennig nicht ehrt, ist des Talers nicht wert."
"Doch wer sich bückt nach dem schmalen Taler, verpasst das große Bündel."