Re: Zuletzt gesehener Film

5086
Samedi hat geschrieben:Gestern nach langer Zeit wieder "Es war einmal in Amerika" gesehen. Der Film ist inzwischen zu meinem absoluten Lieblingsfilm aufgestiegen und hat somit auch "Der Pate" abgelöst.

Irgendwie hab ich das Gefühl, dass der Film aufgrund seiner melancholischen Elemente umso besser wird, je älter man selbst wird.
Leones abschliessender Film schlägt stilistisch sicherlich in die gleiche Kerbe wie die Pate-Trilogie und bewegt sich an manchen Stellen auch mühelos in derselben Liga. Als grosser Leone- undCoppola-Fan hatte ich entsprechend grosse Erwartungen, warum es bei mir dann doch nicht ganz geklappt hat kannst du hier nachlesen:
GoldenProjectile hat geschrieben:Once upon a Time in America (1984, Sergio Leone)

Bemerkenswert, dass mir die Kombination aus einem meiner Lieblingsregisseure und meinem absoluten Lieblingsdarsteller bisher immer entgangen ist. Und umso schöner, dass ich diesen Film gestern für mich zum ersten mal entdeckt und erlebt habe. Ein weiterer Hauptgrund für meine Vorfreude war zudem die von mir erwartete Ähnlichkeit zum Jahrtausend-Meisterwerk The Godfather 2. Und da hatte ich zum Glück nicht Unrecht, gerade in der ersten Hälfte ist Leones letzter Film in Sachen Stil, Thematik und Inszenierung oftmals herrlich nahe bei meiner geliebten Coppola-Perle. Aber der Reihe nach: Leone erzählt hier ausgedehnt auf eine stolze Laufzeit von vier Stunden eine Geschichte um Kriminalität, Freundschaft, Liebe, Lügen und Verrat, die Handlung erstreckt sich dabei über Jahrzehnte und wechselt in ihrem komplexen Erzählsystem zwischen drei Zeitebenen. Oder zum Vergleich: man könnte Once Upon a Time in America tatsächlich als eine Art (vorweggenommene) Kombination aus The Godfather 2 und Goodfellas bezeichnen, veredelt mit der typischen Leone-Stilistik in einem neuen Gewand. Dem Film gelingt es aber nicht ganz, die Klasse all dieser genannten Meisterwerke zu erreichen.

Aussergewöhnlich und besonders stark ist vor allem eben dieses Zusammenspiel aus Leones kraftvoller Langsamkeit beim Szenenaufbau, den an Coppola erinnernden Farben und Settings mit einem Schuss Scorsese-Thematik in der ersten Hälfte. Eingerahmt von den späteren Zeitebenen werden zunächst die Kindheit und der langsame Aufstieg der Protagonisten in den 1920er-Jahren aufgerollt. Visuell ist dieser Teil des Films atemberaubend, mit den aufwändigen Szenenbildern und einem Hauch von körnigem Sepia ist jede Einstellung ein Genuss, ausserdem sind die Szenen gespickt mit subtilem Humor, Spannung, brillanten Dialogen und einer raffinierten Erzählweise. Der beste Filmkomponist aller Zeiten, Ennio Morricone, hat wieder einmal einen einzigartigen Score geschmiedet, und wenn die Musik auf wundersame Weise mit den Bildern und deren Inhalt Hand in Hand geht, kann das schon mal durch Mark und Bein fahren, in einer Schönheit, wie es sie nur beim Film gibt. Aufregend ist des Weiteren diese Vertrautheit der Geschichte, die erneut Erinnerungen an die Godfather-Trilogie weckt. Dieselben Charaktere, Orte, gewisse Anspielungen und Gegenstände immer wieder über den Zeitraum von einem halben Jahrhundert zu zeigen lässt einen förmlich in diese Welt eintauchen und Teil des gezeigten werden. In Verbindung mit der Musik und der Inszenierung ist dieses Element grossartig. Einen grossen Teil tragen auch die Darsteller zum Vergnügen bei. Es mag sich bei weitem nicht um De Niros beste Leistung handeln, aber beim alten Bob ist das Jammern auf einem sehr hohen Niveau. De Niro steht ein ausgezeichneter James Woods gegenüber, der den Film fast genauso sehr trägt, allerdings werden beide beinahe noch von Scott Tiler und Rusty Jacobs in den Schatten gestellt, welche die Rollen von De Niro und Woods als Jugendliche spielen und ihren älteren Vorbildern mehr als gerecht werden. Ein Mafiafilm ohne Joe Pesci ist natürlich kein Mafiafilm und so habe ich mich als Freund des Genres sehr über seinen Auftritt gefreut - schade, dass es bei einem grösseren Cameo geblieben ist.

All diese Lobhudeleien, unter die ich ohne zu zögern eine 10 setzen würde, beziehen sich aber leider Gottes vor allem auf die ersten zwei Stunden, in denen die gesamte Zeitebene 1920 und erste Teile der Ebene 1933 erzählt werden (immer wieder umrahmt von der sehr schönen 1968er-Ebene). Die zweite Hälfte, die zwischen den Jahren 1933 und 1968 hin- und herpendelt ist zwar auch noch sehr gut, aber nicht überwältigend wie die erste. Insgesamt ist mir die Geschichte im zweiten Teil besonders in ihrer Auflösung etwas zu konfus und hatte auch nicht wenige Längen. Besonders der Subplot um die Figur von Elizabeth McGovern (bzw. Jennifer Connelly) will nicht so ganz überzeugen und zieht sich stellenweise etwas. So bleibt Once Upon a Time trotz aller Qualität etwas hinter den von mir aufgezählten Genrekollegen zurück und ist als Gesamtpaket auch nicht so überwältigend wie andere Leone-Filme. Ein bisschen Schade - die ersten zwei Stunden wären es nämlich gewesen.

8 / 10
We'll always have Marburg

Let the sheep out, kid.

Re: Zuletzt gesehener Film

5087
GoldenProjectile hat geschrieben:
Maibaum hat geschrieben:Stardust - Matthew Vaughn

Fantasy Film mit eher wenig Fantasie. Etwas belanglose Verfilmung von Neil Gaimans Roman. 5/10
Ist Stardust also für dich eher ein Ausrutscher? Wie ich mich entsinne mochtest du Vaughn als Regisseur ja bisher fast so sehr wie ich. Stardust und Kick-Ass fehlen mir noch... Hast du Kingsman gesehen?
Kingsmen habe ich noch nicht gesehen, aber Kick-Ass macht richtig Spaß. Außerdem habe ich kürzlich Layer Cake gekauft und dann auch noch mal geschaut. Stardust ist da wirklich bislang der Ausrutscher.

Stardust hatte ein paar schräge Ideen, und auch sonst ein paar nette Einfälle, aber irgendwie wirkte das alles nicht so richtig, oder allenfalls mal in Teilen. Außerdem war das Ende etwas öde und visuell sah der ganze CGI Kram auch nicht so gut aus.

Re: Zuletzt gesehener Film

5088
Flightplan mit Jodie Foster.
Trotz der hervorragenden Leistungen von Jodie Foster und Ballhaus jr. als Kameramann war der Film eine Riesenenttäuschung. Wie da die Entführung eines Mädchens in einem Flugzeug inszeniert wurde, um Luftpiraterie zwecks Lösegelderpressung vorzutäuschen, war Unlogik pur. Dagegen ist sogar der wirrste 00 Film reinste Weltliteratur.
"There is sauerkraut in my lederhosen."
Bild

Re: Zuletzt gesehener Film

5089
Ex Machina - Alex Garland

Garlands erster Film als Regisseur erzählt in kühl eleganten Bildern von der Menschwerdung der Maschine. Da die Maschine eine starke erotische Ausstrahlung hat, und ich nie sicher sein konnte was die 3 Hauptfiguren wirklich im Sinn haben war Höchstspannung garantiert. Und der Film beschäftigt auch noch über den Schluß hinaus. 8,5 /10

Re: Zuletzt gesehener Film

5090
Ich war heute spontan im Kino und da wir uns nicht auf einen von 3 Filmen einigen konnten, haben wir den Kaufhauscop 2 geguckt. Fand ich ganz witzig. :D Ich kann aber auch verstehen, wenn man solche Art von Filmen nicht mag ;)
"Hiermit kündige ich meine Mitgliedschaft!" - "Wir sind kein Countryclub, 007!"

Re: Zuletzt gesehener Film

5093
Tödliche Entscheidung – Before the Devil Knows You’re Dead

gerade auf ARD gesehen!
Ein Meisterwerk vom großen Sidney Lumet, und in vielem ungewöhnlich.
Was bedrückt ist, ob er von Seymour Hofmanns Drogensucht etwas ahnte? Der Film war darin prophetisch.
In ungewöhnlichen Zeitsprünge wird da das Versagen zweier Loser geschildert. Die Brüder Hank (Ethan Hawk) und Andy (Ph. Seymour Hoffman) sind Söhne eines reichen Diamanthändlers (A. Finney). Beide sind Versager. Andy arbeitet zwar anscheinend erfolgreich bei einem Makler. Hat aber ein Drogenproblem (!) und veruntreut Geld der Firma.
Hank ist geschieden, treibt es auch noch mit der Frau seines Bruders. Ist ein noch größerer Nuller.
Andy ermuntert Hank, einfach das Geschäft ihres Vaters zu überfallen. Hank soll das machen, da Andy befürchtet, erkannt zu werden. Hank hat Schiss und beauftragt einen Ex-Knacky dafür. Der wird aber von Hanks Mutter, die ausnahmsweise die alte Angestellte im Geschäft vertritt erschossen, wird dabei aber selber schwerst verletzt und stirbt anschließend im Krankenhaus.
Die Katastrophe nimmt seinen Lauf.
Die Leistungen von E. Hawk, Ph. SH und A. Finney verdienen höchstes Lob.
Ph. SH ging viel zu früh von uns!
"There is sauerkraut in my lederhosen."
Bild

Re: Zuletzt gesehener Film

5095
96 Hours(2008)

Liam Neeson begann mit diesem Film seine Actionheld-Karriere. Er überzeugt darstellerisch komplett als verzweifelter Vater Bryan Mills, der seine Tochter mit allen Mitteln wiederfinden will, die von albanischen Mädchenhändlern entführt wurde. Maggie Grace und Famke Janssen können ebenfalls überzeugen.

Die Story ist so einfach wie effektiv und bringt die Tötungsorgie von Liam Neeson gut in den Film ein. Denn nichts anderes ist es, was hier passiert. Nachdem der Film eingeführt wurde, gibt es nach der Entführung von Mills Tochter nur noch Verfolgungsjagden, Schießereien und Zweikämpfe ganze 90 Minuten lang. Und das in aller Härte. Manchmal mögen die Schnitte zu schnell sein und die Kameraführung etwas zu wackelig, aber das bringt den Film nicht zum Scheitern und die Action kann sich sehr sehen lassen. Und daher sollte man sich auch nicht fragen, ob dieser Amoklauf von Mills gerechtfertigt werden kann oder nicht, sondern man sollte sich einfach zurücklehnen und das Spektakel genießen.

Ein toller Film, den man sich nicht entgehen lassen sollte, wenn man knallharte Actionthriller mag und auf ganzer Linie überzeugt und unterhält.

Punkte: (9/10)
"East, West, just points of the compass, each as stupid as the other."
(Joseph Wiseman in Dr. No)

Re: Zuletzt gesehener Film

5100
Seien wir mal ehrlich. Solche Filme haben doch nie komplexe Figuren, eine tiefgründige Geschichte oder so zu bieten. Optische Spektakel und Figuren die Klischees bedienen sind da meist Gang und Gebe. Deshalb Hirn aus, anschauen und nicht weiter drüber nachdenken. Wie bei Armageddon, Deep Impact, 2012 und Co. auch.