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von 00T
Agent
Winnetou und Shatterhand im Tal der Toten(1967)
Nachdem Horst Wendlandt nach dem schwachen Abschneiden von „Winnetou und sein Freund Old Firehand“ für die Winnetou-Filme das Handtuch geworfen hatte, erfasste dessen ewiger Konkurrent Artur Brauner es und produzierte einen weiteren Winnetou-Film, da er sich immer noch ein gutes Geschäft erhoffte. Leider beschloss er auch in Anbetracht des schwindenden Interesses an den Filmen weniger Geld auf der Produktion zu verwenden, ein Umstand, der sich leider auch bemerkbar machte.
Der schon May-erprobte Harald Reinl wurde für seinen letzten Winnetou-Film engagiert und zeigte noch einmal sein Können, die wildromantische Stimmung der Landschaft Jugoslawiens einzufangen. Jedoch gelang ihm das bei weitem nicht so gut wie bei seinen vorherigen Filmen, was größtenteils auch daran lag, dass die Locations einfach nichts neues mehr boten, da man in Jugoslawien schon so gut wie alles abgegrast hatte, was es abzugrasen darf. Da half auch die Tatsache nicht, dass man mit Doubles am Grand Canyon gedreht hatte, im Gegenteil, dieser Umstand erzeugt nur noch mehr eine seltsame Wirkung, wenn vom Grand Canyon in den Vereinigten Staaten wieder zurück in die altbekannte Landschaft Jugoslawiens gewechselt wird. Ein letztes Mal begeistert allerdings Martin Böttcher mit seiner Musik, die passend an den richtigen Stellen gespielt wird und so die wildromantische Stimmung doch noch etwas retten kann.
Die Story erinnert sehr an die des allerersten Filmes der Serie, „Der Schatz im Silbersee“. Überhaupt scheint man hier die beliebtesten Szenen aus allen Winnetou-Filmen nochmals reingenommen zu haben, am meisten jedoch aus dem Silbersee. So geht es auch hier eigentlich die ganze Zeit über um eine Hetzjagd nach dem Gold der Armee, wobei die Helden in lauter ungünstige Zwischenfälle verstrickt werden. Auch anderes wie der Indianerkampf wirkt sehr vertraut.
Die Darsteller leisten alle einen soliden Job, Artur Brauner hatte nochmal möglichst alle Darsteler der Standard-Crew zusammengetrommelt. Pierre Brice und Lex Barker in ihrem letzten gemeinsamen Auftritt als die beiden berühmten Blutsbrüder überzeugen wie immer. Rik Battaglia als Bösewicht Murdock leistet gute Arbeit, jedoch wirkt er teilweise unfreiwillig komisch, da sein Bart von Szene zu Szene wächst oder schrumpft und das noch deutlich erkennbar. Hier zeigt sich auch der Geldmangel, den der Film hatte. Karin Dor weiß ebenfalls zu gefallen und die beiden Klamauker Ralf Wolter und Eddi Arent alias Sam Hawkens und Lord Castlepool sind auch dabei. Sie überzeugen, ragen aber alle nicht groß heraus.
Die anfängliche Verfolgung und der Tod von Major Kingsley erzeugt ein wenig Spannung und ist auch gut gemacht.
Nachdem im Gerichtssaal über Major Kingsley verhandelt wird, wird dessen Tochter in einer Postkutsche überfallen. Die Szene hat Reinl gut inszeniert, ebenso wie die Befreiung der gefangenen Banditen, auch wenn ich erst zweimal hinschauen musste, um zu erkennen, dass der Mann mit dem Stoppelbart genau derselbe Rik Battaglia war wie der mit deutlich erkennbarem Schnurrbart im Gerichtssaal.
Nach einer weiteren Szene im Gerichtssaal beschließt Murdock, Mabel Kingsley den letzten Brief ihres Vaters abzunehmen. Er dringt in ihr Zimmer ein und bedroht sie, als Old Shatterhand hereinkommt und sich mit Murdock und ein paar seiner Leute prügelt. Dabei wackeln die Wände und sie scheinen auch nur aus Pappe zu bestehen(aus welcher sie ja auch bestanden haben), als die Banditen durch sie hindurch krachen, als wäre es das, was es war.
Ein wenig Humor wird durch das Zusammentreffen von Sam Hawkens und Lord Castlepool im Saloon in den Film gebracht und kann einen wenigstens zum Schmunzeln bringen.
Old Shatterhand und Miss Kingsley reiten weiter, um zu Winnetou zu kommen, wobei sei gezwungen werden, von Soldaten begleitet zu werden.
Dann leitet Old Shatterhand die Banditen in die Irre und lockt sie in einen Bienenschwarm. Auch Sam Hawkens und Lord Castlepool kommen in diesen. Daraufhin sind sie durch die Bienenstiche grotesk verunstaltet, und zwar grotesk lächerlich. Da hätte man das Make Up besser verwenden sollen. Und in der folgenden Szene sind die Verunstaltungen wieder weg...wie seltsam!
Die Banditen schaffen es, den Helden, zu denen auch Winnetou gestoßen ist, eine Falle zu stellen und nehmen den Leutnant der Soldaten gefangen. Sie peitschen ihn aus, um sich den Brief geben zu lassen. Währenddessen reitet Old Shatterhand zu den Sioux, um deren Hilfe zu erbitten, nicht wissend, dass ihr Häuptling inzwischen der Weiße hassende „Rote Büffel“ ist. Es ist auch herrlich anzusehen oder besser gesagt, anzuhören, wie die deutschen Sprecher allesamt den Namen der Sioux dem Wortlaut gemäß aussprechen, anstatt des richtigen englischen Namens. Old Shatterhand wird gefangen genommen.
Die Folter des Soldaten kann überzeugen und ist nicht langweilig anzusehen. Dann werden sie überfallen und von den Sioux gefangen genommen.
Der rote Büffel will nun das Gold ebenfalls haben und kämpft mit Winnetou. Dabei läuft dieser Kampf sehr ähnlich dem Kampf zwischen Old Shatterhand und dem großen Wolf im „Silbersee“ ab. Aber trotzdem ist er nicht langweilig und überzeugt, auch wenn man sich des Gefühles nicht erwehren kann, alles schon einmal gesehen zu haben.
Es geht weiter ins Tal der Schlangen, wo Winnetou und die anderen ihre und die Beine der Pferde mit einer Pflanze bestreichen, um unbehelligt durch das Tal zu kommen. Die banditen jedoch reiten blindlings durch das Tal und viele kommen durch die Schlangen um. Auch diese Szene ist nicht schlecht inszeniert und unterhält.
Man kommt bei den Osagen an und sichert sich ihre Hilfe. Nun kommen die Banditen aber an und nehmen die Helden gefangen. Sie zwingen sie, sie zum Gold zu führen, ins Tal der Toten.
Sam Hawkens durfte übrigens erneut einer holden Indianerin hinterherjagen wie im ersten Winnetou-Teil schon und war schon damals so was von nervig, das hätte man hier unbedingt weglassen sollen.
Im Tal der Toten kommt es zum Showdown. Erst zwischen Helden und Sioux, dann zwischen Banditen und Helden und Indianern. Dabei ist es auch eher wie im Silbersee ein Abräumen der Banditen am Ende. Das Ende von Murdock ist allerdings auch überzeugend.
Am Ende ist die Ehre von Major Kingsley gerettet, die Banditen sind bestraft und die beiden Blutsbrüder reiten wieder gen Horizont davon.
Die Serie war an ihrem Ende angelangt und nichts konnte es stoppen. Das Publikum war übersättigt und daran war nichts zu ändern. Denn „Tal der Toten“ ist keine Katastrophe. Der Film hat viele Fehler, die dem Geldmangel zuzuschreiben sind und bietet nicht wirklich etwas neues, aber die meisten Szenen gehen stimmig ineinander über und überzeugen. Ein Knaller ist der Film sicher nicht, aber auch keine vollständige Katastrophe. Dennoch konnte man den Abgang der Filmserie durch nichts mehr verhindern.
Punkte:(6,5/10)
"East, West, just points of the compass, each as stupid as the other."
(Joseph Wiseman in Dr. No)