Welcher Winnetou-Film ist der beste?

Der Schatz im Silbersee (Harald Reinl, 1962) (Keine Stimmen)
Winnetou I (Harald Reinl, 1963)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 2 (29%)
Old Shatterhand (Hugo Fregonese, 1964) (Keine Stimmen)
Winnetou II (Harald Reinl, 1964)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 2 (29%)
Unter Geiern (Alfred Vohrer, 1964)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 2 (29%)
Der Ölprinz (Harald Philipp, 1965) (Keine Stimmen)
Winnetou III (Harald Reinl, 1965) (Keine Stimmen)
Old Surehand (Alfred Vohrer, 1965) (Keine Stimmen)
Winnetou und das Halbblut Apanatschi (Harald Philipp, 1966) (Keine Stimmen)
Winnetou und sein Freund Old Firehand (Alfred Vohrer, 1966) (Keine Stimmen)
Winnetou und Shatterhand im Tal der Toten (Harald Reinl, 1968)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 1 (14%)
Winnetous Rückkehr (Marijan David Vajda, 1998) (Keine Stimmen)
Winnetou – Eine neue Welt (Philipp Stölzl, 2016) (Keine Stimmen)
Winnetou – Das Geheimnis vom Silbersee (Philipp Stölzl, 2016) (Keine Stimmen)
Winnetou – Der letzte Kampf (Philipp Stölzl, 2016) (Keine Stimmen)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 7

Re: Der Karl May Thread

481
Casino Hille hat geschrieben:Andersrum hat RTL immerhin genug Kohle, um das irgendwie verwertbar umzusetzen. Aber mit Wotan Wilke Möhring ist dann auch egal, wie die Umsetzung aussieht. :lol:
Im Fall von RTL hat sich bisher die "genügende Kohle" aber nicht als positiver Faktor erwiesen. :wink:
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Re: Der Karl May Thread

482
Das liegt dann aber definitiv an anderen Gründen. Ein üppiges Budget ist erstmal ein positiver Baustein für den nächsten Winnetou-Film. Was mit dem Geld dann gemacht wird, dass ist entscheidend. Aber lieber ist eine vernünftige finanzielle Basis vorhanden, als das irgendein kleines Studio alle Szenen vor Greenscreens abdreht.

Ansonsten ist mein Interesse für neue Winnetou Filme bei 0. Das brauche ich nun wirklich nicht und mit der Besetzung (und den möglichen Besetzungen HINTER der Kamera) erst recht nicht.
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Re: Der Karl May Thread

483
Casino Hille hat geschrieben:Ein üppiges Budget ist erstmal ein positiver Baustein für den nächsten Winnetou-Film. Was mit dem Geld dann gemacht wird, dass ist entscheidend. Aber lieber ist eine vernünftige finanzielle Basis vorhanden, als das irgendein kleines Studio alle Szenen vor Greenscreens abdreht.
Bei den Star Wars Episoden I bis III gab es auch ein großes Budget und trotzdem massenhaft Greenscreens. 8) Natürlich ist es gut, wenn es ein großes Budget gibt, aber nur ein großes Budget alleine macht noch keinen guten Film. :wink:
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Re: Der Karl May Thread

485
vodkamartini hat geschrieben:Also Green-Screens kann ich mir bei Karl May nicht vorstellen. So doof ist nicht mal RTL. :lol:
Da wäre ich mir nicht so sicher...ist doch noch gar nicht lange her, da lief auf den Privaten, weiss nimmer ob bei RTL oder SAT1, ein TV-Western. Mein Käseblatt TV Spielfilm lobte den in den höchsten Tönen - das wär mir egal gewesen - und betonte, dass der Film und die Macher sich doch ganz toll an Stil und Stimmung der Rialtos der 60er orientieren würden. Also hab ich doch mal reingeschaut und der Film (zumindest die ersten 20 Minuten) war grottenschlecht, so ne Art "Far & away" auf TV-deutsch. Und mit jeder Menge fürchterlicher CGI-Landschaften des "echten Westens" - gruselig. Der Abschaltknopf war an jenem Abend mal wieder mein bester Freund...
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Re: Der Karl May Thread

489
Winnetou und Shatterhand im Tal der Toten(1967)

Nachdem Horst Wendlandt nach dem schwachen Abschneiden von „Winnetou und sein Freund Old Firehand“ für die Winnetou-Filme das Handtuch geworfen hatte, erfasste dessen ewiger Konkurrent Artur Brauner es und produzierte einen weiteren Winnetou-Film, da er sich immer noch ein gutes Geschäft erhoffte. Leider beschloss er auch in Anbetracht des schwindenden Interesses an den Filmen weniger Geld auf der Produktion zu verwenden, ein Umstand, der sich leider auch bemerkbar machte.

Der schon May-erprobte Harald Reinl wurde für seinen letzten Winnetou-Film engagiert und zeigte noch einmal sein Können, die wildromantische Stimmung der Landschaft Jugoslawiens einzufangen. Jedoch gelang ihm das bei weitem nicht so gut wie bei seinen vorherigen Filmen, was größtenteils auch daran lag, dass die Locations einfach nichts neues mehr boten, da man in Jugoslawien schon so gut wie alles abgegrast hatte, was es abzugrasen darf. Da half auch die Tatsache nicht, dass man mit Doubles am Grand Canyon gedreht hatte, im Gegenteil, dieser Umstand erzeugt nur noch mehr eine seltsame Wirkung, wenn vom Grand Canyon in den Vereinigten Staaten wieder zurück in die altbekannte Landschaft Jugoslawiens gewechselt wird. Ein letztes Mal begeistert allerdings Martin Böttcher mit seiner Musik, die passend an den richtigen Stellen gespielt wird und so die wildromantische Stimmung doch noch etwas retten kann.

Die Story erinnert sehr an die des allerersten Filmes der Serie, „Der Schatz im Silbersee“. Überhaupt scheint man hier die beliebtesten Szenen aus allen Winnetou-Filmen nochmals reingenommen zu haben, am meisten jedoch aus dem Silbersee. So geht es auch hier eigentlich die ganze Zeit über um eine Hetzjagd nach dem Gold der Armee, wobei die Helden in lauter ungünstige Zwischenfälle verstrickt werden. Auch anderes wie der Indianerkampf wirkt sehr vertraut.

Die Darsteller leisten alle einen soliden Job, Artur Brauner hatte nochmal möglichst alle Darsteler der Standard-Crew zusammengetrommelt. Pierre Brice und Lex Barker in ihrem letzten gemeinsamen Auftritt als die beiden berühmten Blutsbrüder überzeugen wie immer. Rik Battaglia als Bösewicht Murdock leistet gute Arbeit, jedoch wirkt er teilweise unfreiwillig komisch, da sein Bart von Szene zu Szene wächst oder schrumpft und das noch deutlich erkennbar. Hier zeigt sich auch der Geldmangel, den der Film hatte. Karin Dor weiß ebenfalls zu gefallen und die beiden Klamauker Ralf Wolter und Eddi Arent alias Sam Hawkens und Lord Castlepool sind auch dabei. Sie überzeugen, ragen aber alle nicht groß heraus.

Die anfängliche Verfolgung und der Tod von Major Kingsley erzeugt ein wenig Spannung und ist auch gut gemacht.
Nachdem im Gerichtssaal über Major Kingsley verhandelt wird, wird dessen Tochter in einer Postkutsche überfallen. Die Szene hat Reinl gut inszeniert, ebenso wie die Befreiung der gefangenen Banditen, auch wenn ich erst zweimal hinschauen musste, um zu erkennen, dass der Mann mit dem Stoppelbart genau derselbe Rik Battaglia war wie der mit deutlich erkennbarem Schnurrbart im Gerichtssaal.
Nach einer weiteren Szene im Gerichtssaal beschließt Murdock, Mabel Kingsley den letzten Brief ihres Vaters abzunehmen. Er dringt in ihr Zimmer ein und bedroht sie, als Old Shatterhand hereinkommt und sich mit Murdock und ein paar seiner Leute prügelt. Dabei wackeln die Wände und sie scheinen auch nur aus Pappe zu bestehen(aus welcher sie ja auch bestanden haben), als die Banditen durch sie hindurch krachen, als wäre es das, was es war.
Ein wenig Humor wird durch das Zusammentreffen von Sam Hawkens und Lord Castlepool im Saloon in den Film gebracht und kann einen wenigstens zum Schmunzeln bringen.
Old Shatterhand und Miss Kingsley reiten weiter, um zu Winnetou zu kommen, wobei sei gezwungen werden, von Soldaten begleitet zu werden.
Dann leitet Old Shatterhand die Banditen in die Irre und lockt sie in einen Bienenschwarm. Auch Sam Hawkens und Lord Castlepool kommen in diesen. Daraufhin sind sie durch die Bienenstiche grotesk verunstaltet, und zwar grotesk lächerlich. Da hätte man das Make Up besser verwenden sollen. Und in der folgenden Szene sind die Verunstaltungen wieder weg...wie seltsam!
Die Banditen schaffen es, den Helden, zu denen auch Winnetou gestoßen ist, eine Falle zu stellen und nehmen den Leutnant der Soldaten gefangen. Sie peitschen ihn aus, um sich den Brief geben zu lassen. Währenddessen reitet Old Shatterhand zu den Sioux, um deren Hilfe zu erbitten, nicht wissend, dass ihr Häuptling inzwischen der Weiße hassende „Rote Büffel“ ist. Es ist auch herrlich anzusehen oder besser gesagt, anzuhören, wie die deutschen Sprecher allesamt den Namen der Sioux dem Wortlaut gemäß aussprechen, anstatt des richtigen englischen Namens. Old Shatterhand wird gefangen genommen.
Die Folter des Soldaten kann überzeugen und ist nicht langweilig anzusehen. Dann werden sie überfallen und von den Sioux gefangen genommen.
Der rote Büffel will nun das Gold ebenfalls haben und kämpft mit Winnetou. Dabei läuft dieser Kampf sehr ähnlich dem Kampf zwischen Old Shatterhand und dem großen Wolf im „Silbersee“ ab. Aber trotzdem ist er nicht langweilig und überzeugt, auch wenn man sich des Gefühles nicht erwehren kann, alles schon einmal gesehen zu haben.
Es geht weiter ins Tal der Schlangen, wo Winnetou und die anderen ihre und die Beine der Pferde mit einer Pflanze bestreichen, um unbehelligt durch das Tal zu kommen. Die banditen jedoch reiten blindlings durch das Tal und viele kommen durch die Schlangen um. Auch diese Szene ist nicht schlecht inszeniert und unterhält.
Man kommt bei den Osagen an und sichert sich ihre Hilfe. Nun kommen die Banditen aber an und nehmen die Helden gefangen. Sie zwingen sie, sie zum Gold zu führen, ins Tal der Toten.
Sam Hawkens durfte übrigens erneut einer holden Indianerin hinterherjagen wie im ersten Winnetou-Teil schon und war schon damals so was von nervig, das hätte man hier unbedingt weglassen sollen.
Im Tal der Toten kommt es zum Showdown. Erst zwischen Helden und Sioux, dann zwischen Banditen und Helden und Indianern. Dabei ist es auch eher wie im Silbersee ein Abräumen der Banditen am Ende. Das Ende von Murdock ist allerdings auch überzeugend.
Am Ende ist die Ehre von Major Kingsley gerettet, die Banditen sind bestraft und die beiden Blutsbrüder reiten wieder gen Horizont davon.

Die Serie war an ihrem Ende angelangt und nichts konnte es stoppen. Das Publikum war übersättigt und daran war nichts zu ändern. Denn „Tal der Toten“ ist keine Katastrophe. Der Film hat viele Fehler, die dem Geldmangel zuzuschreiben sind und bietet nicht wirklich etwas neues, aber die meisten Szenen gehen stimmig ineinander über und überzeugen. Ein Knaller ist der Film sicher nicht, aber auch keine vollständige Katastrophe. Dennoch konnte man den Abgang der Filmserie durch nichts mehr verhindern.

Punkte:(6,5/10)
"East, West, just points of the compass, each as stupid as the other."
(Joseph Wiseman in Dr. No)

Re: Der Karl May Thread

490
vodkamartini hat geschrieben:Oh, das hört sich aber gefährlich an. Meine aber irgendwo gelesen zu haben, dass man an "Originalschauplätzen" :wink: in Ex-Jugoslawien drehen möchte.
Ich hoffe, es finden sich noch genügend, die nicht mit Minen übersäht sind. :?
#London2024

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Mayrathon - The End Of The Line

491
Winnetou und Shatterhand im Tal der Toten

Es ist schon schade, dass die Welle der Karl-May-Western so schnell endete. Was 1962 mit "Der Schatz im Silbersee" unter der Regie von Harald Reinl begann, hatte bereits Ende des Jahres 1966 9 (!) Nachfolger nach sich gezogen. Kein Wunder, dass die deutschen Kinogänger sich übersättigt fühlten und immer weniger Interesse an den Abenteuern von Apachenhäuptling Winnetou und seinem weißen Blutsbruder Old Shatterhand zeigten. Als Filmmacher Horst Wendlandt nach "Winnetou und sein Freund Old Firehand" beschloss, keine weiteren Ableger zu produzieren, übernahm sein Kollege Arthur Brauner, der 1964 bereits für "Old Shatterhand" verantwortlich war, nur allzu gern das Erbe Wendlandts, um noch etwas Profit aus der sterbenden Reihe zu holen. Am Ende endete die Winnetou-Ära, wie sie anfing. Mit Martin Böttchers traumhafter Musik, Pierre Brice, Lex Barker und Karin Dor in den Hauptrollen und Harald Reinl auf dem Regieposten.

In vielerlei Hinsicht erinnert "Winnetou und Shatterhand im Tal der Toten" an das Abenteuer am Silbersee. Bei der Besetzung fängt das an. Über Brice und Barker braucht man wohl nichts mehr zu schreiben: Die Beiden waren für ihre Rollen einfach geschaffen und an ihren Darstellungen gibt es deswegen auch nichts auszusetzen. Karin Dor, die zum dritten Mal als weibliche Hauptrolle in der Serie auftritt, erscheint mimisch deutlich gereifter und sicherer als beispielsweise noch in "Winnetou II", woran auch ihr Auftreten in "James Bond 007 - Man lebt nur zweimal" im Vorjahr nicht ganz unschuldig sein dürfte. Ralf Wolter und Eddi Arent geben noch einmal ihre beliebten Komikerrollen und scherzen sich witzig wie eh und je (sind sie doch die einzigen gelungen Humorbeiträge des Franchises) durch Kalauer-Szenen und Winnetou-Mörder Rik Battaglia ist mal wieder als Hauptschurke (namentlich hier: "Murdock") mit von der Partie und gibt eine solide Vorstellung. Am Cast ist beim elften und letzten Karl-May-Spaß nichts auszusetzen. Die bewährten Gesichter präsentieren sich alle noch einmal von ihrer besten Seite und lassen häufig an einige schöne Momente der Vorgänger erinnern, schaffen aber auch selbst hier noch einmal ein paar eindrucksvolle Gedächtnisszenen (der erste Auftritt Shatterhands oder die Beinahe-Vierteilung eines Leutnants wären als positiv zu vermerken!).

Doch wie immer ist der wahre Protagonist unter Reinls Regie die malerische Location Jugoslawien. Diese hatte in den Vorgängern viel von ihrem Glanz eingebüßt und auch Reinl zeigt hier oft bereits bekannte und öfter verwendete Kulissen, doch diese unbändige Romantik mit herzhafter, aber nie aufdringlicher Dosierung Kitsch gelingt eben nur Reinl. Das Tal der Schlangen, das Dorf der Osaagen oder das namensgebende Tal der Toten gehören zu den klaren Höhepunkten der Reihe und lassen einen noch einmal in die Welt Winnetous eintauchen. Leider gibt es mal wieder technisch ungenügende Szenen, die man der Regie deutlich vorwerfen muss. Wenn immer wieder dieselben unpassenden Grand Canyon Aufnahmen wiederholt werden, unzureichendes Make-Up heftige Bienenstiche darstellen soll und diese dann von einer Szene auf die andere urplötzlich wieder verschwinden, dann ist das leider nur als peinlich zu verzeichnen, obwohl auch hier gesagt werden muss, dass Vorgänger wie "Der Ölprinz" sich da noch schlimmeres erlaubt hatten und es hier angesichts der durchweg ironischen Inszenierung weniger ins Gewicht fällt. Auch Martin Böttchers Musik kann im letzten Auftreten nur noch wenig überzeugend. Das klassische Thema fehlt, einige neuen Melodien fehlt es an Eingängigkeit und besonders die spannenderen Szenen sind zu einfallslos untermalt, als das sie wirklich das Geschehen unterstützen könnten.

Auch mit der Handlung, die wie schon oft, aber am eindeutigsten in "Der Schatz im Silbersee", von einem Hin und Her zwischen Verbrechern und Protagonisten um einen Goldschatz handelt, gewinnt keine Innovationspreise. Doch man muss Reinl zu Gute halten, dass er sich, diesen Umstandes bewusst, vollständig auf kleine Episoden verlässt, die alle ihre kleine Dramaturgie und Höhepunkte haben, und das große Ganze hier nur als Aufhänger herhält, den man ohnehin schnell vergessen hat. Damit ist der Ritt ins Tal der Toten zwar insgesamt deutlich weniger aufregend wie ein "Unter Geiern" oder "Winnetou und das Halbblut Apanatschi", doch als Abschiedsvorstellung (und genau dieser Begriff steht wie eine Überschrift über jeder Sequenz) ist das alles im höchsten Maße vergnüglich. Ja, viele Motive wiederholen sich und das allermeiste hat man schon mindestens viermal innerhalb der Reihe präsentiert bekommen, doch als Best Of aller vorherigen Abenteuer funktioniert Reinls fünfte Regiearbeit für die Reihe und erfüllt damit noch einmal seinen Zweck, den Zuschauer in die romantisch-idealisierte Welt des Wilden Westens zurückzuführen, die zwar für sich gesehen sicher schon besser ausgesehen hat, aber so stark wie nie zuvor von den starken nostalgischen Gefühlen lebt, die sie durch die Vorgänger entwickelt hat und hier noch einmal abrufen tut. Überzeugen wird das nur den, der mit den besseren Franchise-Beiträgen etwas anzufangen wusste.

Fazit: Ganz unparteiisch "Winnetou und Shatterhand im Tal der Toten" zu betrachten, ist wohl ein Ding der Unmöglichkeit. Denn Fakt ist, entweder man kann mit den deutschen 60er Jahre Western etwas anfangen oder es gelingt einem eben nicht. Bei wem ersteres der Fall ist, der wird, trotz der schwächeren filmischen Qualität, noch einmal seinen Spaß im Mayschen Universum haben, dass mit May nie viel zu tun hatte, für sich genommen aber unterhaltsame Stunden bereitete. Wer zur anderen Gruppe gehört, wird sich auch hier mit der plumpen Schwarz-Weiß-Malerei nicht anfreunden können, sollte sich dann aber die Frage stellen, warum er diesen Film überhaupt angesehen hat. Als letzter Ritt durch den jugoslawischen Westen macht "Winnetou und Shatterhand im Tal der Toten" mindestens so viel richtig wie falsch, lebt aber maßgeblich durch den Charme der gesamten Reihe, den er noch einmal in Bestform abrufen kann. Ironisch, dass ausgerechnet Brauner der Reihe ihren wohlverdienten Abschluss geben konnte.

6/10
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Re: Mayrathon - The End Of The Line

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Casino Hille hat geschrieben:Es ist schon schade, dass die Welle der Karl-May-Western so schnell endete. Was 1962 mit "Der Schatz im Silbersee" unter der Regie von Harald Reinl begann, hatte bereits Ende des Jahres 1966 9 (!) Nachfolger nach sich gezogen. Kein Wunder, dass die deutschen Kinogänger sich übersättigt fühlten und immer weniger Interesse an den Abenteuern von Apachenhäuptling Winnetou und seinem weißen Blutsbruder Old Shatterhand zeigten.
Ich weiss nicht, ob deine Schlussfolgerung tatsächlich des Pudels Kern trifft. 10 Filme in 5 Jahren mag auf den ersten Blick viel erscheinen, vergleicht man es jedoch mit der Anzahl an Wallace-Verfilmungen in den ersten fünf Jahren (17) ist es eine eher überschaubare Zahl - und die Wallace-Serie befand sich im Jahre 1963/64 auf ihrem Zenit mit ungebrochenem Publikumsinteresse. Von daher denke ich war der Output an Produktionen weit weniger die Ursache des Niedergangs der Serie denn mehr der gesellschaftliche und kulturelle Wandel. In Anbetracht der Qualität der meisten May-Filme ab 1965 bin ich übrigens ganz froh, dass die Serie nicht noch länger vor sich hin dümpelte. :wink:
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Re: Mayrathon - The End Of The Line

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AnatolGogol hat geschrieben:Von daher denke ich war der Output an Produktionen weit weniger die Ursache des Niedergangs der Serie denn mehr der gesellschaftliche und kulturelle Wandel.
Sicherlich könnte man das schwindende Publikumsinteresse an der Karl May Serie auch daran festmachen, ich glaube aber dann doch eher, dass ein Übersättigungseffekt eintraf, der aber sicher nicht nur im Output der Wendlandt-Produktionen, sondern auch in SÄMTLICHEN anderen Western-Filmen begründet lag. Das Genre war verhalten ausgedrückt mitte der 60er Jahre im Kino gerade zu omnipräsent: Das man dann irgendwann keine Lust mehr auf die immer gleichen Streifen hatte, überrascht mich eigentlich wenig. Unabhängig (wenn auch nicht vollständig) von der Qualität der Einzelfälle.
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Re: Mayrathon - The End Of The Line

494
Casino Hille hat geschrieben:Sicherlich könnte man das schwindende Publikumsinteresse an der Karl May Serie auch daran festmachen, ich glaube aber dann doch eher, dass ein Übersättigungseffekt eintraf, der aber sicher nicht nur im Output der Wendlandt-Produktionen, sondern auch in SÄMTLICHEN anderen Western-Filmen begründet lag. Das Genre war verhalten ausgedrückt mitte der 60er Jahre im Kino gerade zu omnipräsent: Das man dann irgendwann keine Lust mehr auf die immer gleichen Streifen hatte, überrascht mich eigentlich wenig. Unabhängig (wenn auch nicht vollständig) von der Qualität der Einzelfälle.
Wie erklärst du dann den anhaltenden Erfolg der Wallace-Filme, bei denen die Epigonen (Mabuse, Wilton-Weinert, B.E. Wallace) und die Originale ja in erheblichem Maße präsenter waren als die Western? Oder die Bondfilme und ihre unzähligen Eurospy-Epigonen, die ebenfalls beachtlich liefen (gemessen an ihren jeweiligen Budgets). Zumal ich eine Übersättigung im Westerngenre hier nur bedingt im Zusammenhang mit den May-Filmen sehe, da gerade die May-Filme ja eigentlich gar keine echten Western waren, sondern eher Heimatabenteuer mit etwas Westernflair. Wenn die "echten" Western den Übersättigungseffekt, der möglicherweise zum Aus der Mays führte, befeuerte, dann hätten die Italos ja auch nicht so erfolgreich laufen dürfen, da erstens auch irgendwie Western und zweitens mindestens genauso deutlich abweichend vom "normalen" Western wie die Mays. Sicher wirkte der höhere Härtegrad anziehend und neu auf das Publikum, aber wie gesagt sehe ich nicht wirklich einen Zusammenhang zwischen Übersättigung an "normalen" Western und den May-Filmen. Und wie ebenfalls angeführt sind die Wallace-Filme das Paradebeispiel, dass sich gerade das deutsche Publikum der 60er Jahre mit sehr wenig Innovation zufrieden gab, ja im Gegenteil Änderungen am Konzept sogar tendenziell abstrafte. Der entscheidende Unterschied ist aber wohl, dass das von Anfang an deutlich härtere und zynischere Konzept der Wallace-Filme (das dadurch ohnehin von Haus aus ein älteres Publikum ansprach) sich kraft seiner Konzeption länger im Geschäft halten konnte und vermutlich auch, da das Stammpublikum keinen Generationswechsel mehr machen musste (Jemand, der Wallace Ende der 50er mit 20 sah hatte vermutlich eher noch Interesse an der gleichen Art Film mit 30 als jemand, der mit 11 einen Winnetou sah mit 16 Jahren).
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Re: Der Karl May Thread

495
Ich sehe auch den sich wandelnden Zeitgeist als Hauptproblem des schwindenden Erfolgs an. Einschränkend muss man aber auch zugeben, dass Krimis (welche die Wallace-Filme ja auch sind) es insofern leichter haben, dass man gespannt auf die Auflösung wartet. Die May-Filme leben dagegen kaum von Spannung, sondern viel mehr von Stimmung.
http://www.vodkasreviews.de


https://www.ofdb.de/autor/reviews/45039/