Der Spion der mich liebte:
Obwohl „Der Spion der mich liebte“ einer meiner ersten Bonds war (einer der ersten sieben Filme), habe ich ihn lange nicht besessen. Nach über zwei Jahren nach meiner Erstsichtung habe ich ihn mir nun gekauft und erneut angeschaut.
Die PTS hat mich positiv überrascht. Ich hatte sie als ordentlich in Erinnerung, aber nie als wirklich gut. Und obwohl es auf jeden Fall einige bessere gibt, hat sie mich diesmal gut unterhalten, was insbesondere auch an der Musikuntermalung lag, auf die ich später noch zu sprechen kommen werde. Die nachfolgende Titelsequenz mit dem schönen „Nobody does it better“, gehört sicherlich zu Binders besseren Arbeiten, auch wenn das nicht all zuviel heißen muss. Neben den üblichen wiederkehrenden Elementen gibt es diesmal auch ein, zwei nette Einfälle, wie die marschierenden russischen Soldatinnen, die bei Berührung durch Bond ohnmächtig umfallen, die mich zum schmunzeln gebracht haben.
Auch mit Beginn des Hauptteils macht der Film positiv weiter und besser, als in meiner Erinnerung. Die ersten Szenen auf Atlantis mit Stromberg waren düsterer und kälter, als ich erwartet hatte. Was in der Situation super funktioniert und eine der besten Szenen des Films liefert wird später aber etwas zum Problem, weil es TSWLM dadurch schwer fällt, einen einheitlichen Ton zu finden. Auf alle Fälle aber eine gelungene Einführung von Stromberg, die einen schon mal zum Schlucken bringt. Ungewöhnlich heftig für einen Bondfilm, und mit einem (für Bond) unkonventionellen aber absolut passenden klassischen Stück untermalt, hinterlässt die Szene einen bleibenden Eindruck.
Leider war es das auch schon fast mit dem wirklich positiven. Denn mit der Ankunft in Ägypten sinkt schlagartig das bis dahin doch recht hohe Niveau. Wir bekommen den vielleicht am schlechtesten choreographierten Kampf der Bondgeschichte zu sehen (Bond vs. Sandor), der streckenweise einfach nur mies aussieht. Wenn Sandor mit ausgebreiteten Armen darauf wartet, dass er von Bond eine reingehauen bekommt, will man (oder zumindest ich) am liebsten den Kopf weg drehen.
Die vielgelobte Sequenz bei den Pyramiden danach konnte mich ebenfalls nicht begeistern. Auch wenn die Location durchaus bondwürdig ist und das farbige Licht durchaus seinen Reiz haben könnte, sieht man letztendlich viel zu wenig von den Örtlichkeiten.
Das Verhalten der Protagonisten macht das ganze nicht besser. Fekkesh, der inmitten vieler Menschen und neben einer sicher bewaffneten Agentin wohl kaum in Gefahr ist, macht das dümmste was man auch nur machen kann, isoliert sich selbst und versucht sich an einem Ort zu verbarrikadieren, der keinerlei Schutz bietet. Der Beißer verschlimmert die Situation durch das absolut lächerliche Zerbeißen des Schlosses, und den „Vampirbiss“ danach, welcher einfach nicht in einen Bondfilm passt, auch wenn er immerhin den einzig halbwegs realistischen Gebrauch des Stahlgebisses in TSWLM zeigt. Nee, das war gar nix.
Die folgenden Szenen im Club sind wieder ganz ansprechend, insbesondere das Hin und Her zwischen Bond und TrippleX sind doch sehr interessant und machen Spass, hier zeigt sich, dass die Figur der Anya Amasova zumindest auf dem Papier sehr viel Potenzial bietet und sich von den meisten anderen Bondgirls abhebt. Leider sagt mir Barbara Bach nicht wirklich zu, schauspielerisch ist ihre Leistung zwar durchaus ansehnlich, wenn auch nicht überragend, optisch gefällt sie mir aber bis auf ihre letzte Szene nicht wirklich.
Den abschließenden Gag, als Bond das „Außer Betrieb“-Schild auf den Clubbesitzer legt, finde ich mehr als morbide und unpassend, handelt es sich bei diesem doch nicht um einen Henchman oder einen Bösewicht, sondern um eine „neutrale“ Person.
Auch die folgenden Szenen in der Wüste gefallen mir nicht wirklich. Insbesondere die Szene im Auto, am Ende ist an Albernheit nicht mehr zu überbieten. Hier verhält sich wirklich jede der handelnden Personen so dumm wie es nur geht. Bond albert herum, und mehr dumme als lustige Sprüche zum besten, seine extreme Gelassenheit ist hier völlig übertrieben, TrippleX verliert dagegen fast die Nerven, und der Beißer (wieder völlig übertrieben dargestellt) zerlegt erstmal das ganze Auto, anstatt einfach die Tür zu öffnen, oder durchs Dach, das er ja als erstes entfernt, nach den beiden zu greifen. Die Szene hat mir noch nie gefallen und sie war eher noch schlimmer als in meiner Erinnerung.
Auch das ausgelagerte MI6 Büro in einem alten ägyptischen Kulturgut gefällt mir nicht. Leider kam man bei Moore ja des Öfteren auf ähnliche Ideen, siehe TMWTGG, MR und OP. Leider nicht wirklich glaubhaft. Qs Erfindungen dort passen sich dem Niveau des Films an und sind teilweise völlig bescheuert und zu nichts zu gebrachen (Tablett), immerhin kommt eine davon später noch zum Einsatz.
Kommen wir zur Fahrt im Zug, bzw. im Speziellen zum Kampf zwischen Bond und dem Beißer. Vielleicht hat meine SPECTRE-Sichtung vorige Woche den Eindruck noch verstärkt, aber auch hier wird ziemlich viel Potential liegen gelassen. Das Moore nicht gerade der körperlich stärkste Bonddarsteller war, sollte bekannt sein, doch er hatte (beispielsweise in TMWTGG) durchaus auch ein paar wirklich überzeugende Kämpfe. Hier hingegen wird lediglich die Überlegenheit des Beißers demonstriert, der Kampf noch dazu mit einem völlig unnötigen Biss ins Holz unterbrochen, nur um ein weiteres Mal zu zeigen, was dieses Gebiss denn kann. Allerdings völlig ohne Mehrwert für die Szene, geschweige denn den Kampf selbst. Die Idee wie Bond das Duell dann für sich entscheidet ist allerdings gelungen, sodass die Szene wenigstens ein halbwegs versöhnliches Ende findet.
Wie man so einen Kampf richtig inszeniert, hat uns SPECTRE eindrucksvoll gezeigt.
Korsika hat mir dann insgesamt wieder besser gefallen, leider aber auch nichts wirklich begeistert. Die unnötigen Frotzeleien und Demütigungen Bonds gegenüber Anya verstehe ich allerdings nicht und machen ihn auch nicht wirklich sympathisch („Falle ihr bitte nicht auf die Nerven Schatz“). Sein Flirt mit Naomi gehört natürlich zur Rolle dazu, aber das war hochgradig unnötig. Apropos Naomi: Ein weiterer Charakter der mir gefällt, das ist wohl eine der Stärken von TSWLM, die Charaktere sind oftmals gut ausgearbeitet und interessant. Da stimmt dann auch öfter mal die Inszenierung (wie in der eingangs erwähnten Szene mit Stromberg), wohingegen die Action unter Gilberts Inszenierungsstil sehr zu leiden hat. Die Verfolgung nach dem Besuch auf Atlantis wirkt zerstückelt, nie in einem Guss. Teilweise auch sehr gewollt, wie der Lastwagen, der mitten auf der Straße fährt, anstatt auf seiner Spur (ist das dort so üblich?). Am meisten gestört hat mich aber wie gesagt, das zerstückelte. Den Übergang vom Verfolger „Motorrad“ zum Verfolger „Auto“, hat man noch gut hinbekommen, doch dann kommt das Auto von der Straße ab, und die ganze Szene wird ausgebremst, das Tempo kommt am Nullpunkt an, nur um ein weiteres Mal die Unbesiegbarkeit des Beißers zu zeigen. Und plötzlich merkt Gilbert dann, dass die Action ja noch gar nicht vorbei ist, und schickt noch den Hubschrauber. Das ist keine schöne Inszenierung.
Das U-Boot-Auto ist dann eine nette Idee, die mir grundsätzlich gut gefällt. Leider passt Barbara Bachs Schauspiel an dieser Stelle gar nicht. Erst schaut sie Bond zehnmal erschrocken an und hat Angst, und plötzlich kennt sie die Konstruktionspläne und weiß selbst was das Auto alles kann. Naja...
Zum Finale: Hier frage ich mich: Warum hat das Schiff das dritte U-Boot eigentlich „gefressen“? Doch nur, damit Bond ins Schiff reinkommt und am Ende eine Möglichkeit hat von eben diesem zu fliehen. Eine Verwendung hatte Stromberg ja nicht dafür. Oder hab ich irgendwas übersehen? Die finale Massenschlacht gefiel mir besser als erwartet, bzw. besser als in Erinnerung. Nichts großartiges, aber doch ein Showdown, der mich zu unterhalten wusste. Bei der Entfernung des Atomsprengkopfes kam dann sogar mal kurz Spannung auf und Moores Oneliner (alles tut man mal zum ersten Mal) sitzt.
Mit dem Umprogrammieren der Raketen beginnt dann wieder ein Part der mir nicht zusagt. Aus verschiedenen Gründen: Erstens lässt die Inszenierung wieder zu wünschen übrig. Man versucht konstant die Spannung zu halten, als die Raketen gestartet sind. Nur ist nach spätestens zwei Dritteln ihrer Flugbahn sonnenklar, wo sie landen werden. Dennoch starren alle gebannt auf die Karte. Zweitens: Mir gefällt diese „Lösung“ des Problems überhaupt nicht. Bond hat zwar viele Millionen Menschenleben gerettet, aber vielleicht auch einige unschuldige mit in den Tod gerissen. Denn vergessen wir nicht. Er hat nicht einfach zwei U-Boote explodieren lassen. Er hat zwei Atombomben detonieren lassen. Und über den Ozean fahren bisweilen auch mal ein paar Schiffe.
Das angehängte kleine Finale bietet dann noch einmal gutes wie schlechtes. Das gute zuerst: Strombergs Tod ist absolut passend zu seiner Figur (auch wenn Bond davor von der Waffe unterm Tisch hätte getroffen werden müssen). Der größenwahnsinnige Stromberg verendet mitten in seinem luxuriösen Mahl an seiner gigantischen Tafel.
Das schlechte kommt danach. Was muss Bond doch für ein miserabler Schütze sein, wenn er beim Beißer die einzigen fünf geschützten Quadratzentimeter des ganzen Körpers trifft
Da erwarte ich etwas mehr von Bond (Sein Magazin hätte übrigens noch eine Kugel enthalten müssen, aber das nur am Rande, das stört natürlich nicht).
Die letzten fünf Minuten wissen dann immerhin zu überzeugen, die Idee, mit dem Elektromagneten ist kreativ, und in der Rettungskapsel überzeugt Barbara Bach endlich auch optisch mal (Ja, Don RedHorse, ich hab auch gesehen, dass sie nass ist
)
Der Abschlussgag überzeugt, auch wenn er sehr konventionell ist und so hat es TSWLM durch seine letzten Minuten geschafft, mich doch positiver aus dem Film zu entlassen, wie er es verdient hätte.
Zusammenfassend kann man sagen, dass mich der Film zwar streckenweise gut unterhalten, aber doch häufig auch geärgert hat. Minuspunkte gibt’s für die die oftmals schwache Regie, den Beißer und teilweise für den Humor. Überzeugt hat mich dagegen großenteils der Soundtrack, der mich hin und wieder an den aus FYEO erinnert hat, und die Ausarbeitung einiger Figuren, auch wenn es nur Curt Jürgens dann geschafft hat, seine Figur auch großartig darzustellen, sodass es mich begeistern konnte. Letztenendes kommt TSWLM also sogar schlechter weg, als er bisher bei mir im Kurs stand. Mit einer Nacht Abstand würde ich zwar sogar fast noch einen halben Punkt nach unten gehen, doch ich will mich an mein Gefühl von gestern Abend halten. Also vergebe ich:
6,5/10 Punkte