Casino Hille hat geschrieben:Allein die Struktur von TLJ ist doch eklatant unterschiedlich als bei TESB (und das nicht nur, weil es 3 Erzählstränge gibt und nicht 2, aber es ist natürlich ein wichtiger Punkt). Was an TLJ alles neu ist? Abgesehen von einer Figurenambivalenz mit Grautönen, die man so nie hatte vorher (Luke, Kylo, Rey, Laura Dern)? Einer Darstellung des Krieges, bei der wirklich das Opfer spürbar wird (Bombensequenz ziemlich zu Beginn, erneut Laura Dern, die Schlussszene)? Einem Wegbrechen der alten Familientragödien-Story hin zu einem ganz neuen Verständnis für die universelle "Macht"? Eine neue Herangehensweise gerade an die kitschig religiöse Darstellung der Jedi-Fähigkeiten (Stichwort Bücher und Baum)? Ein zweiter Akt, der tatsächlich mal als Wendepunkt fungiert bei Star Wars und die große Konfrontation nicht in den dritten Akt verschiebt (Gut, ich gebe zu, Episode III von den Prequels hatte das auch)? Abgesehen davon fällt mir nicht viel ein. Also außer das bewusste Weglassen von Traditionen ("I have a bad feeling about this"), die Konterkarierung klassischer Star Wars Mythen (siehe Lukes Reaktion auf sein Lichtschwert zu Beginn) und natürlich noch viele kleine visuelle Details, in denen SW eine ungeahnte Selbstironie entwickelt (Bügeleisen).
Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.
Natürlich kann man über SW 8 geteilter Meinung sein, ich finde aber auch die Argumentation dahinter teils etwas schade oder nicht nachvollziehbar. Daniel zum Beispiel geht bei vielen Filmen der letzten Jahre (Rush, Birdman, Prisoners, Hateful Eight, Revenant, Deadpool, Justice League, jetzt Star Wars) immer in den vollen Kritikermodus, selbst bei denjenigen darunter die ihm glaube ich prinzipiell gefallen haben werden fast nur die Enttäuschungen und Negativpunkte umso mehr beleuchtet. Natürlich darf man diese Filme nicht mögen, aber die Argumentation dahinter ist oft entweder dass sie zu viele "Gimmicks" und Eigenwilligkeiten haben oder nichts Neues seien und alles nur aufwärmen. Für mich wirkt das oft unentschlossen und widersprüchlich und ich frage mich manchmal, welche Filme denn nach dieser Logik überhaupt noch gut sind. Natürlich hält sich SW 8 an gewisse dramaturgische Bahnen und natürlich ist das aktuelle Blockbusterkino mehr denn je von Mutlosigkeit, Einheitstrends und nerviger Kommerz-Studiopolitik geprägt, aber gerade unter diesen Umständen ist Johnsons Film erstaunlich eigenständig und ein grosser (erster) Schritt in eine neue Richtung.
Ulkig waren auch die User-Kommentare bei Collider. Da gab es viele Hardcore-Fans, die sich von SW 8 vor den Kopf gestossen fühlten (was recht viel über das Argument aussagt, SW 8 sei dasselbe wie immer). Die Argumente waren in der Regel "Scheiss Disney", was überhaupt nicht in den Kontext passt, denn Disney ist ja eben gerade bekannt dafür, es jedem recht machen zu wollen und Filme auf den kleinsten gemeinsamen kommerziellen Nenner zu trimmen. Dieses Mal wurde aber ausnahmsweise die Leine des Regisseurs etwas gelockert, und eben nicht alles so gemacht wie es sich Mit-der-Urtrilogie-aufgewachsener-Star-Wars-Nostalgiker-Mustermann vorstellt.
Samedi hat geschrieben:Vor allem die letzte Szene des Films gibt mir doch sehr zu denken und ich befürchte, dass es danach einen Zeitsprung geben wird, was ich auf keinen Fall befürworten würde. Diese letzte Szene hätte ich weggelassen und den Cut direkt davor gemacht.
Um Himmels Willen nein, das ist auch ein kleines Beispiel für die neuen Ideen des Films. Star Wars 0815 hätte genau mit der zweitletzten Einstellung und Williams Musik geendet, das war so vorhersehbar und stereotyp, aber - zack - setzt Johnson noch etwas ganz anderes ans Ende.