Welcher Winnetou-Film ist der beste?

Der Schatz im Silbersee (Harald Reinl, 1962) (Keine Stimmen)
Winnetou I (Harald Reinl, 1963)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 2 (29%)
Old Shatterhand (Hugo Fregonese, 1964) (Keine Stimmen)
Winnetou II (Harald Reinl, 1964)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 2 (29%)
Unter Geiern (Alfred Vohrer, 1964)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 2 (29%)
Der Ölprinz (Harald Philipp, 1965) (Keine Stimmen)
Winnetou III (Harald Reinl, 1965) (Keine Stimmen)
Old Surehand (Alfred Vohrer, 1965) (Keine Stimmen)
Winnetou und das Halbblut Apanatschi (Harald Philipp, 1966) (Keine Stimmen)
Winnetou und sein Freund Old Firehand (Alfred Vohrer, 1966) (Keine Stimmen)
Winnetou und Shatterhand im Tal der Toten (Harald Reinl, 1968)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 1 (14%)
Winnetous Rückkehr (Marijan David Vajda, 1998) (Keine Stimmen)
Winnetou – Eine neue Welt (Philipp Stölzl, 2016) (Keine Stimmen)
Winnetou – Das Geheimnis vom Silbersee (Philipp Stölzl, 2016) (Keine Stimmen)
Winnetou – Der letzte Kampf (Philipp Stölzl, 2016) (Keine Stimmen)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 7

Re: Der Karl May Thread

451
vodkamartini hat geschrieben:Das ist dann - wie du schon weiter oben bemerktest -Geschamckssache.
Zumindest die Lauflänge spricht aber - objektiv - gegen Shatterhand. :D
vodkamartini hat geschrieben:Für einen Titelhelden ist das einfach gänzlich unangemessen.
Abgesehen von der Tatsache, dass er im Titel auftaucht ist er hier ja aber eigentlich kein Titelheld. Ist so ähnlich wie Analog-Käse: dem Titel nach Käse, aber inhaltlich halt doch nicht. Trifft es eigentlich sogar recht gut, denn der Winnetou in Firehand ist auch höchstens ein "Analog-Winnetou", von daher ist der Titel sogar gleich doppelter Etikettenschwindel.
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

MAYRATHON - TEIL X

453
Winnetou und sein Freund Old Firehand(1966)

Mit diesem Film wollte Horst Wendtland endgültig an die immer populärer werdenden Italowestern anknüpfen und stellte dazu die May-Figur Old Firehand in den Vordergrund. Dieser sollte an der Seite des Apachenhäuptlings die Stadt Miramonte vor dem Banditen Silas verteidigen. Als Regisseur wurde Alfred Vohrer ausgewählt, der schon zwei May-Filme gedreht hatte. Für die Filmmusik wurde erstmals nicht Martin Böttcher genommen, sondern Peter Thomas, mit dessen neuer Musik man den Neuanfang ebenfalls signalisieren wollte. Das Ergebnis war ledier ganz anders als erwünscht, der Film schnitt an den Kinokassen überraschend schlecht ab. Allgemein wurde die Tatsache kritisiert, dass der Film nichts mehr mit Karl May zu tun hatte. Ein durchaus berechtigter Vorwurf.

Vohrer inszeniert seinen Film durchweg sehr nüchtern und brutal. Die Landschaft irgendwie romantisch einzubinden, lag ihm völlig fern, allerdings spielt der Film einen Großteil auch nur in der Stadt Miramonte. Peter Thomas´ Musik mag vielleicht nicht unbedingt an einen May-Film erinnern, aber das tut sowieso fast nichts hier, und für sich ist die Musik durchaus stimmig, vor allem das flotte Banditen-Thema. Zudem wäre Böttcher eher langsame Musik bei diesem Film auch eher fehl am Platz gewesen.

Der Film baut anfangs noch eine gute Hauptstory, nämlich die um den gefangenen Billy-Bob Silas, den Bruder des Banditenchefs Silas. Das ist noch ganz interessant, aber sobald dieser ermordet wird, dreht sich der Film nur noch um Angriffe auf die Stadt und die Verfolgung der Banditen. Währenddessen gibt es noch das Drama um Firehands unbekannten Sohn, deren Ausgang man dummerweise schon ahnt, ehe sie richtig begonnen hat. Da hilft auch der Nebenbuhler in Gestalt von Viktor de Kowa nichts.
Darstellerisch ist dieser Film solide, aber nicht berauschend. Pierre Brice, spielt seinen Winnetou wie immer schön, wenn er auch mehr als einmal etwas fehl am Platz wirkt. Überhaupt kommt einem der Film eher so vor, als hätte man einen Italowestern gedreht und dann noch schnell den Apachenhäuptling dazu gedichtet. Rod Cameron als Old Firehand fehlt leider eindeutig das Charisma eines Lex Barker oder das Talent eines Stewart Granger, kann aber doch überzeugen. Eine gute Wahl war Harald Leipnitz, dessen Bösewichts-Rolle sich hier ziemlich von der seines Ölprinzen unterscheidet. Er ist kein geschniegelter Dandy, sondern ein zerzauster Bandenchef, der knallhart zu Werke geht und von Rache erfüllt ist. Und den spielt er ebenso gekonnt wie schon den Ölprinzen vorher, wenn er auch nicht viel Raum zum Entfalten erhält. Rik Battaglia, der erst ein Jahr vorher Winnetou erschossen hatte, kämpft nun an der Seite des Apachenhäuptlings. Auch er kann als Polizeichef Mendozza gut überzeugen. Erwähnenswert ist einerseits noch Mihail Baloh, der den anderen Bandenchef Capitano Quilvera wie immer solide spielt und andererseits Vladimir Medar und Todd Armstrong. Medar als bärbeißiger Trapper und Armstrong als junger Don Juan bringen etwas Schwung in den Film. Marie Versini als Nscho-tschi ist hier kaum mehr als ein Mittel zum Zweck, bringt die Handlung nicht voran und ist fast nur das Dummchen, das den Trapper Tom anhimmelt. Victor der Kowa ist für den Humor zuständig. Das ist teilweise schon hart an der Grenze des Ertragens, manchmal aber auch ganz witzig.

Der Film beginnt schon mit dem größten Logikfehler der May-Filme überhaupt: Nscho-Tschi, die ja bekanntlich am Ende des Films „Winnetou I“ stirbt, lebt hier noch, aber Winnetou ist bereits Häuptling, obwohl zu der Zeit noch Intschu-Tschuna Häuptling sein müsste. Aber dennoch steigt der Film mit dem Angriff der Banditen auf die Apachen ziemlich rasant ein und der Schusswechsel zwischen Firehand, Winnetou und Co. kann durchaus überzeugen.
Silas zeigt schon seine Härte, indem er einem seiner Leute, der einen Pfeil in den Arm bekommen hat, diesen, ohne mit der Wimper zu zucken, aus dem Arm zieht.
Die Helden kommen in die Stadt und werden Zeuge einer hitzigen Auseinandersetzung zwischen den Bewohnern der Stadt, ob man Billy-Bob Silas laufen lassen soll, oder nicht. Er wird erst einmal in das Gefängnis gebracht.
Der Faustkampf zwischen Tom und Mendozza ist kurz, aber kein Murks. Er überzeugt und ist recht nett anzusehen.
Nachdem man sich überlegt hat, wie man sich im Notfall für Silas verteidigen könnte und man von Firehands Sohn erfährt, wird Billy-Bob Silas freigelassen, damit Silas keinen Grund hat, die Stadt anzugreifen. Das wird aber bemerkt und nach einer kurzen, guten Verfolgung wird Billy-Bob erschossen.
Dann wird Puglia, der Mann, der Billy-Bob befreit hat, auf der Flucht aus Miramonte von Silas erwischt und getötet.
Nun folgt der erste Angriff auf die Stadt. Aber trotz durchaus gelungener Explosionen vermag Vohrer nicht mit dem Angriff zu überzeugen. Viel mehr Härte und Brutalität als in den anderen May-Filmen trägt auch nicht zum besseren Gelingen bei.
Das nächtliche Warten auf den nächsten Angriff zieht sich in die Länge. Es gibt zwar eine gute Unterhaltung zwischen Old Firehand und seinem Sohn Jace, aber es wird doch ziemlich zäh.
Und der folgende Angriff bringt dann mal ein bisschen mehr Abwechslung und ist insgesamt recht ordentlich inszeniert, aber eine richtig tolle Schlacht bringt Vohrer hier nicht zustande.
Winnetou holt Hilfe – oder will sie holen. Jedoch lässt er sich reinlegen und ganz einfach in eine Grube hinunterstürzen. An dieser Stelle muss man sich fragen: Was ist nur aus dem Apachenhäuptling geworden? Es schmerzt geradezu, wie Winnetou hilfloser als sonst einfach in die Grube hinunterstürzt.
Noch einmal darf ein Bösewicht einen seiner Männer erschießen, die Szene überzeugt vor allem durch das gute Spiel von Leipnitz und Aleksander Gavric.
Der letzte Angriff auf die Stadt ist allerdings kaum nennenswert, den kann man getrost übergehen.
Nun kommt auch noch ein Dynamit liefernder Winnetou, der in dieser Kleidung ziemlich befremdlich wirkt.
Es kommt zum finalen Showdown. Die Verfolgung und das Ende von Silas kann sich sehen lassen und ist gut umgesetzt.
Das Ende kommt fast wie erwartet: Old Firehand bleibt bei seiner Geliebten und seinem Sohn und sein Nebenbuhler verliert die Erinnerung an seine Werbung und zieht von dannen. Und von Winnetou hört man auch nichts mehr. Ende gut, alles gut!

Obwohl der Film oft als absoluter Tiefpunkt der Reihe angesehen wird, ist er das nicht für mich. Die Action des Films ist größtenteils ordentlich inszeniert und die Darsteller leisten meist gute Arbeit. Der Soundtrack überzeugt ebenfalls und die Hauptstory ist anfangs noch gut, später verkommt sie halt zu Aneinanderreihung der Action-Szenen. Jedoch ist der Film für einen May-Film eindeutig zu brutal und zu hart, für einen Italo-Western dann aber wieder zu seicht und zu harmlos. Dazu kommt noch ein absolut überflüssiger Winnetou, der hier kaum die Story voranbringt und mehr als einmal einfach nur in den Film hineingeschoben wirkt. Wendlandts Versuch, Karl May in die Welt des Italowestern zu überführen, muss man als gescheitert ansehen, was sich schließlich auch an den Kinokassen zeigte. Es ist wirklich Ironie des Schicksals, dass ausgerechnet Wendlandts Konkurrent Artur Brauner, der zudem den schwächsten May-Film von allen produziert hatte, die Serie noch einigermaßen würdevoll zu Ende brachte.

Punkte: (5/10)
"East, West, just points of the compass, each as stupid as the other."
(Joseph Wiseman in Dr. No)

Re: MAYRATHON - TEIL X

454
Deckt sich argumentativ zu großen Teilen mit meinem Text, nur die Bewertung fällt freundlicher aus. Ist natürlich Ansichtssache, aber mich haben die Ungereimtheiten und die misslugene Anbiederung an den Italo-Western dann doch erheblich gestört. Zumal das Ganze auch noch zum Gähnen langweilig runtergespult wird.
00T hat geschrieben: Der Film beginnt schon mit dem größten Logikfehler der May-Filme überhaupt: Nscho-Tschi, die ja bekanntlich am Ende des Films „Winnetou I“ stirbt, lebt hier noch, aber Winnetou ist bereits Häuptling, obwohl zu der Zeit noch Intschu-Tschuna Häuptling sein müsste.
Sehe hier keinen Fehler, da Winnetou als Häuptlingssohn die Nummer 2 ist und über ähnliche Kompetenzen verfügt. Darüber hinaus beweist das Fehlen der Silberbüchse (wie in Winnetou 1) ganz deutlich, dass man sich sehr wohl der Prequel-Idee bewusst war.
00T hat geschrieben: Es ist wirklich Ironie des Schicksals, dass ausgerechnet Wendlandts Konkurrent Artur Brauner, der zudem den schwächsten May-Film von allen produziert hatte, die Serie noch einigermaßen würdevoll zu Ende brachte.
Brauner hat u.a. auch "Der Schut" und "Durchs wilde Kurdistan" produziert. "Old Shatterhand" ist bestimmt kein guter Film, aber immer noch besser als der in jeder Hinsicht misslungene "Firehand".
http://www.vodkasreviews.de


https://www.ofdb.de/autor/reviews/45039/

Re: MAYRATHON - TEIL X

455
vodkamartini hat geschrieben:Deckt sich argumentativ zu großen Teilen mit meinem Text, nur die Bewertung fällt freundlicher aus.
Ich finde 00Ts Review aber deutlich Firehand-freundlicher als deine, auch inhaltlich. Der Tenor ist bei ihm doch eher:akzeptabler Film mit diversen Schwächen. Du kommst ja eher zu dem Schluss, dass der Film Grütze ist. :wink:
vodkamartini hat geschrieben:Sehe hier keinen Fehler, da Winnetou als Häuptlingssohn die Nummer 2 ist und über ähnliche Kompetenzen verfügt. Darüber hinaus beweist das Fehlen der Silberbüchse (wie in Winnetou 1) ganz deutlich, dass man sich sehr wohl der Prequel-Idee bewusst war.
Es ist halt inskonsequent, da er den ganzen Film über als Häuptling tituliert wird und er das ja nicht sein kann. Für mich spielt dieser Lapsus aber auch keine Rolle, da Firehand in meinen Augen eh in einem ganz eigenen Paralleluniversum spielt.
00T hat geschrieben:"Old Shatterhand" ist bestimmt kein guter Film, aber immer noch besser als der in jeder Hinsicht misslungene "Firehand".
Ansichtssache, ich bin diesbezüglich auch ganz bei 00T und halte Shatterhand für deutlich schwächer als Firehand. Shatterhand bedient aber zweifellos die Erwartungshaltung für einen "typischen" Mayfilm besser.
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: MAYRATHON - TEIL X

456
AnatolGogol hat geschrieben:
vodkamartini hat geschrieben:Deckt sich argumentativ zu großen Teilen mit meinem Text, nur die Bewertung fällt freundlicher aus.
Ich finde 00Ts Review aber deutlich Firehand-freundlicher als deine, auch inhaltlicher. Der Tenor ist bei ihm doch eher:akzeptabler Film mit diversen Schwächen. Du kommst ja eher zu dem Schluss, dass der Film Grütze ist. :wink:
Er benutzt teilweise exakt dieselben Argumente (Winnetou ein Fremdkörper, Cameron kein Charisma, Barker hat dagegen eines, Granger ist darstellerisch talentierter, Anbiederung an Italo, handlung besteht zu großen Teilen nur aus Verfolgungen und Angriffen auf die "Stadt", usw., usw.), sie sind für ihn aber weniger gewichtig. Traditionell geht er viel mehr und deutlich ausführlicher auf den Inhalt ein, was ich ja bekanntlich nicht so gerne mache. Aber stimmt schon, mein Text ist deutlich negativer.
http://www.vodkasreviews.de


https://www.ofdb.de/autor/reviews/45039/

Re: Der Karl May Thread

457
Stimmt, meine Argumente sind teilweise wie die von dir, vodka, aber trotzdem kann ich dem Film auch noch einiges abgewinnen und sehe ihn nicht ganz so negativ wie du. Der Film kann mich auf einem gewissen Grad unterhalten und gefällt mir auch wesentlich mehr als Brauners May-Erstling. Trotzdem ist Firehand ein Film, der vieles falsch macht und ganz zurecht zu den schwächsten May-Filmen gehört.
"East, West, just points of the compass, each as stupid as the other."
(Joseph Wiseman in Dr. No)

Mayrathon - X

458
Winnetou und sein Freund Old Firehand

Nach Winnetous Tod in "Winnetou III" befanden sich die Karl-May-Western des Produzenten Horst Wendlandt auf dem absteigenden Ast und ein Ende des Tunnels war noch lange nicht sichtbar. In der Hoffnung, an den Erfolg der immer erfolgreicheren Italo-Western, die sich durch ihre Härte und Brutalität auszeichneten, anschließen zu können, arbeitete Wendlandt ein neues Konzept für den bereits zehnten Franchise-Ableger aus. Auf Old Shatterhand (alias Lex Barker) und die naive Romantik früherer Abenteuer wurde gänzlich verzichtet, stattdessen holte man US-Star Rod Cameron als Old Firehand ins Boot, entwarf eine Story, die so gar nichts mit den Standards der eigenen Reihe gemein hatte, engagierte erneut Regisseur Alfred Vohrer, der mit "Unter Geiern" und "Old Surehand" bereits zwei Maysche Wild-West-Ausflüge in die Kinos gebracht hatte und brachte Publikumsliebling Marie Versini in der Rolle von Winnetous Schwester Nscho-tschi zurück. "Nscho-tschi?", fragen nun sicher einige. Dies dürfte nach "Winnetou I" inhaltlich freilich kaum noch Sinn ergeben, doch um Chronologie scherte man sich 1966 nicht wirklich. Warum die Figur aber überhaupt zurückgeholt wurde, sollte man dennoch fragen, denn sie und ihr großer Bruder spielen in diesem Film gerade mal längere Statistenrollen. Innerhalb der Geschichte werden die beiden Apachen eigentlich nie ernsthaft benötigt und so dürfen Pierre Brice und Versini allerhöchstens hin und wieder an einem kleinen Dialog teilnehmen oder ein paar Stunts ausführen, doch genauso gut könnte der Film, der immerhin "Winnetou und sein Freund Old Firehand" heißt auch ohne das Geschwisterpaar funktionieren.

Oder wohl besser: Nicht funktionieren. Denn obwohl Vohrer auf die stereotype Involvierung eines feindlichen Indianerstammes (wie in allen Vorgängern vorhanden!) verzichtet und den Handlungsort in ein mexikanisches Setting versetzte, fühlt sich sein Streifen zu keinem Zeitpunkt frisch oder gar lebendig an. Das fängt bei der Fehlbesetzung von Rod Cameron bereits an, der als Old Firehand über keinerlei Ausstrahlung verfügt und als Subplot eine unnötig kitschige "Vater-Sohn-Beziehung" geschrieben bekommt, die ihm die Wirkung des lieben Onkels von nebenan verleiht, was ihn als Helden einer Revolvergeschichte um einiges entkräftet. Auch "Winnetou-Mörder" Rik Battaglia oder Todd Armstrong präsentieren sich als Helden, bleiben aber ohne Charisma oder auffallende schauspielerische Begabung. Fairerweise haben sie aber auch keinen vorhandenen Raum, in denen sie etwaiges Können hätten unter Beweis stellen können. In den ersten rund fünfzig Minuten nimmt sich Vohrer viel Zeit für Expositionen und erzählt dabei lustigerweise gerade mal genug Material für zehn Minuten und verliert sich oft in unwichtigen, gar belanglosen Szenen, meist mit dem aufgesetzt witzigen Viktor de Kowa als britischen Exzentriker, der von allen Karl-May-Komödianten durch seine starke Einbindung in das Geschehen wohl der nervtötendste von allen ist. Ansonsten ist es enorm bezeichnend, wie lange Vohrer seine Handlung vorbereitet, nur um dann ein Actiongewitter aufzufahren, dass den vorherigen Aufwand zu keinem Zeitpunkt rechtfertigen kann.

Die Actionszenen in der zweiten Hälfte mögen ansprechend inszeniert sein und wie auch in "Winnetou und das Halbblut Apanatschi" wird sehr eindrucksvoll eine ganze Kleinstadt pulverisiert, den Technikern kann man hier nur ein großes Lob aussprechen. Irgendwie will das alles aber nicht so recht zueinander passen, wenn ganze Blockhütten ohne Grund plötzlich mehrfach explodieren oder mitten in der Szene die Location schlagartig eine ganz andere ist. Passend dazu erscheint auch, dass die Italo-Anbiederungen insgesamt mehr Schall als Rauch sind, schließlich ist auch "Sein Freund Old Firehand" nie wirklich brutaler als die Vorgänger. Die Farben scheinen zwar gelber und dunkler zu sein und weniger märchenhaft und grün wie meist bei Harald Reinl, doch ein wirklicher Gewinn ist das ohnehin nicht, weil man trotz alledem nicht den Mut zeigt, eine härtere Gangart einzuschlagen. Teilweise mag dieser Eindruck auch daran liegen, dass Vohrer die Schurken absolut nicht glücken. Harald Leipnitz, der bereits den Gangster "Ölprinz" im gleichnamigen Film verkörperte, führt hier als Silers die Banditen an, zeigt dabei aber auch, dass sein mimisches Können überaus limitiert ist. Seine Rolle wird zusätzlich dadurch abgeschwächt, dass erst mit Aleksandar Gavrićs Derks und später mit Mihail Balohs 'Capitano' Quilvera stets einen Sidekick an seiner Seite hat und er so nie alleine das Objekt des Hasses sein darf. Mit einem vernünftigen Antagonisten hätte man eventuell etwas herausholen können aus der lahmen Chose, doch so vergehen die 96 Minuten nur sehr zäh und man blickt zigmal auf die Uhr, bis es endlich soweit ist, dass der letzte Showdown anbricht.

Es ist zwar wenig, aber zumindest ein paar Kleinigkeiten gibt es zu loben. Vohrer gelingt es durchaus, den deutlich anderen Look (verglichen mit den Vorgängern) zu schaffen und erreicht hin und wieder ein paar schöne Einstellungen (der Tod eines Priesters oder ganz besonders ein Zweikampf unter stehenden Pferden wären zu nennen!), die aufblitzen lassen, dass Vohrer eben doch ein sehr guter Handwerker gewesen ist. Ganz enorm gelungen ist ansonsten der Soundtrack! Martin Böttchers romantisch-langsame Klänge wären hier fehl am Platz gewesen und Peter Thomas schafft mit seinem treibenden Klangteppich und den erregenden Melodien aufregende Kompositionen, die einem lange im Ohr bleiben und denen man gewünscht hätte, sie wären in einem besseren Film zu hören gewesen.

Fazit: Mit May hat das ganze Spektakel nichts mehr zu tun, die einzigen Verbindungen (Winnetou und Nscho-Tschi) sind Randerscheinungen in einem müden Italo-Abklatsch der tempofreien Sorte, in dem viel zerstört wird und einige Stuntmänner gehörig in den Dreck klatschen, ansonsten aber nichts geschieht, was dem Zuschauer mehr als ein Gähnen entlocken könnte. Peter Thomas starker Soundtrack und die Tatsache, dass Vohrer auch in seinen schlechteren Momenten immer noch recht versiert zu inszenieren wusste, können nicht über die enorme Unterdurchschnittlichkeit hinweg täuschen, in der sich dieses Machwerk bewegt.

3/10
https://filmduelle.de/

Let the sheep out, kid.

MAYRATHON - Teil XI

459
Unser MAYRATHON biegt in seinem elften und letzten Teil auf die Zielgerade ein: Von Millionen seit langem mit Spannung erwartet; erleben Sie jetzt den Höhepunkt einer berühmten Serie: die unsterblichen Helden: der weiße Trapper und sein roter Blutsbruder, der Häuptling, im Kampf gegen goldgierige Banditen; es ist ein gewagtes Spiel gegen solch eine Übermacht – aber die Freunde sind nah; in diesem Film geht es Schlag auf Schlag; ein knallharter Western, noch spannender, noch erregender, noch mitreissender: ein Wettlauf mit dem Tod; ein Karl May-Film nach ihrem Herzen.

Teil XI: Winnetou und Shatterhand im Tal der Toten - Noch nie war der Wilde Westen so wild

"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Der Karl May Thread

462
Auffallend ist beim Tal der Toten-Trailer vor allem, dass diverse Passagen wortwörtlich aus vorangegangenen Rialto-Trailern übernommen worden sind - die Rialto-Trailer hatten sich wenigstens noch die Mühe gemacht, den gleichen Inhalt kreativ neu zu formulieren. So gesehen gibt gerade bei dem Film der Trailer hier schon eindeutig die Marschrichtung vor. :wink:
vodkamartini hat geschrieben:Bin mal gespannt, wie sich die Meinungen beim letzten Film entwickeln. War ja zuletzt nicht mehr ganz so einhellig wie zu Beginn.
hab da so eine Ahnung, dass auch hier es zu unterschiedlichen Meinungen kommen wird.
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Der Karl May Thread

463
Hab den Film mit am öftesten gesehen, da er imo im TV ein Dauerbrenner war. Letzte Sichtung liegt aber ewig zurück. Ist aber aus der Erinnerung heraus ein lupenreines Remake/Reboot etc. :lol: vom "Silbersee".
http://www.vodkasreviews.de


https://www.ofdb.de/autor/reviews/45039/

Re: Der Karl May Thread

464
Reboot aber eher nicht, denn auch der gute Atze wusste damals wohl schon, dass es die letzte Möglichkeit war nochmal halbwegs Kohle damit abzustauben. Mir ist vor allem noch der kriminell-schlechte Bruch zwischen Jugo-Landschaft und Grand Canyon in Erinnerung, einer der schwächsten Momente der ganzen Serie weil man mal wieder mit völlig unpassendem Material punkten wollte, der Unterschied im Filmmaterial und den Landschaften aber so furchtbar groß ist, dass dieser Effekt komplett in die Hose ging. Steht für mich in einer Reihe mit Meister Petz und den immer wiederkehrenden Büffeln aus der letzten Jagd.
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"