Re: Die Filme von und mit Clint Eastwood

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Dirty Harry

Viel habe ich über Jahre hinweg gehört. Anspielungen, die ich nicht verstanden habe. Sprüche, wie gut und genial der Film doch sei. Nun habe ich den Start in die Dirty Harry Reihe endlich gewagt und muss sagen das ich sehr, sehr begeistert aber auch ein minimales bisschen enttäuscht bin.

Im Film ist Dirty Harry (Eastwood) auf der Jagd nach einem Serienmörder. Die Handlung des Films basiert teilweise auf den Ereignissen um den Zodiac Killer, der in den 60er Jahren Wahllos einige Menschen erschossen hatte.

Das wichtigste vorweg: Eastwood ist wieder cool wie eh und je. Er hat eine coole, freche Schnauze und arrogante Sprüche und Beleidigungen auf Lager, die durch Eastwood aber so lässig und teilweise sympathie-bringend rüberkommen. Er verkörpert die absolute Coolnes. Der Film hat viele, starke Szenen. Vorallem die "Bankszene" in der Eastwood so unglaublich cool und badass ist, wie seinerzeit bei den Dollar-Filmen. Da möchte ich aber nicht zu viel vorweg nehmen, falls jemand den Film noch nicht kennen sollte. Der Film ist die ganze Laufzeit über unterhaltsam und bietet einige echte Spannungshöhepunkte.

Der Film strahlt vor Sarkasmus und Selbstjustiz, was aber eine Stärke des Films ist. Antiheld Eastwood ist in dieser Rolle so großartig, dass man ihn nur lieben oder hassen kann. Die Regie ist fantastisch und es gelingt Regisseur Siegel einige male wunderschöne Aufnahmen zu zaubern, die im starken Kontrast zum eher düsteren und dreckigen Film stehen.

Alles in allem fehlte mir aber der letzte Schliff. Das letzte Quäntchen Perfektion, dass diesen Film einzigartig macht. Keine Frage, es ist ein großartiger Film und darf zurecht als Klassiker, Kult oder Meilenstein angesehen werden, was vorallem auch an Eastwood und der Regie liegt aber mir persönlich fehlte da einfach etwas. Vielleicht ändert sich das bei einer erneuten Sichtung irgendwann. Bis dahin gibt es für einen einwandfreien Thriller mit einem großartigen Hauptdarsteller, einem genialen Fießling und einer starken Inszenierung fast die Höchstzahl.

9/10

Re: Die Filme von und mit Clint Eastwood

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Agent 009 hat geschrieben:Eastwoods neuer Film:



Ich weiß auch nicht aber der Trailer hat mich total gepackt. Sieht klasse aus. Ich freue mich sehr darauf!
Ja, den habe ich letzte Woche zum ersten Mal gesehen, und ist sofort auf meine Must-See-Liste gewandert.

Interessant finde ich, das Eastwood meist richtig gute Filme abliefert, wenn diese ganz schnell mal nebenbei produziert wurden.
Wenn er allerdings Jahre mit der Vorproduktion beschäftigt ist und sich richtig Zeit lässt, dann kommt meist Mittelmaß heraus.

"American Sniper" ist jetzt schon der zweite Eastwood-Film in diesem Jahr. So eine Energie möchte ich mit 84 auch noch haben.

Auch "Million Dollar Baby", "Letters From Iwo Jima" oder "Gran Torino" wurden in wenigen Wochen abgedreht und waren großartig.

Re: Die Filme von und mit Clint Eastwood

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Danke! Sehe das was du zu DiCaprio sagst genauso. Wollte das erst auch so schreiben in meiner Kurzkritik aber das hätte wieder so viele Gegenstimme hervorgerufen :-)

Ich halte DiCaprio generell für überbewertet. Er hat halt den Vorteil, dass er in sehr guten Filmen mitspielt und zwar in Rollen - die fast für ihn geschrieben sind. Aber in J. Edgar ist er vollkommen fehlbesetzt und spielt über weite strecken erkennbar "bemüht" aber eben sehr schwach. Mich hat das oft an eine Amateuerleistung erinnert. Das AltersMake Up sorgt entgültig dafür, dass ich mich an eine Schul-Theater Vorführung erinnert gefühlt habe. Noch schlimmer ist aber der Darsteller seines Geliebten. Übelst, wie der versucht "alt" zu spielen.

Übrigens musste ich die ganze Zeit an Welles Klassiker Citizen Kane denken - nur erschreckend, dass schon in den 40ern das Make Up stärker war und Welles Schauspielerei sowieso
"It's been a long time - and finally, here we are"

Re: Die Filme von und mit Clint Eastwood

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Ich fand J. Edgar ganz nett aber auch relativ belanglos. Sicherlich kein Highlight in Eastwoods Karriere. Stellenweise zu träge, langgezogen und schwerfällig in seiner Erzählweise. Charaktere und Handlung wurden mir nie wirklich interessant, obwohl ich DiCaprio meist gerne sehe. Was ich auch nicht mochte war der viel zu glatte und sterile Look der Bilder, da er die Authentizität des mit Kulissen und Kostümen beschworenen Zeitgeistes raubte und alles künstlich wirken liess.
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Re: Die Filme von und mit Clint Eastwood

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Erbarmungslos (Unforgiven)

Clint Eastwood vereint in seinem Spätwestern von 1992 einige große Namen. So sind neben ihm noch Gene Hackman, Morgan Freeman und Richard Harris in größeren Rollen zu sehen. Im Film dreht es sich um 2 ehemalige Outlawas (Freeman und Eastwood) die sich im Herbst ihres Lebens nochmal auf machen um ein hohes Kopfgeld einzukassieren. Im Film treffen sie dabei auf einen harten und umbarmherzigen Scherrif (Hackman), der die Pläne für das Kopfgeld vereiteln will.

Eastwood hat sich hier einige Westernklischees rausgepickt und diese ironisch aufbricht und das ganze Genre nochmal aufleben. Es ist ein eher ruhiger Film, wenn man ihn mit seinen Anfängen als Schauspieler vergleicht. Die Dollartrilogie ist voller (Action)-Höhepunkte und hat ein hohes Tempo während Erbarmungslos eher ruhig ist und nur wenig Action bietet. Wenn es dann mal zur Sache geht, ist alles tadellos inszeniert, hart und ohne Spielerei. Der Film lässt sich viel Zeit die Handlung Stück für Stück aufzubauen, führt die Charaktere alle gut ein und glänzt durch wunderschöne Landschaftsaufnahmen, tolle Musik und großartige Darsteller. Gekonnt versteht es Eastwood eine starke Atmosphäre aufzubauen und den Film stetig und ohne Fillerszenen immer weiter vorwärts zu treiben.

Es geht hier definitiv nicht um Helden. Eastwood bringt die Antihelden gut auf die Leinwand, verschafft ihnen ein tolles Profil und macht sie sympathisch und ihre Handlungen nachvollziehbar. Durch seine teilweise düsteren Momente und dem großartigen Finale, bei dem der Regen gar nicht mehr aufhören will, punktet der Film noch einmal enorm. Eastwood ist einfach eine Legende und hat eine extrem starke Präsenz. Auch Freeman ist großartig und weiß zu überzeugen. Aber der eigentliche Knaller des Films Gene Hackman. Er spielt seine Rolle als Scherrif mit so einer fiesen Art und Weise aber eben auch so großartig, das einem teilweise die Spucke weg bleibt. Zurecht mit dem Oscar ausgezeichnet.

Erbarmungslos ist für mich ein großartig gefilmter und fantastisch umgesetzter Film was Handlung und Charaktere angeht. Dennoch ist er für mich nicht das Meisterwerk, das ich erhofft hatte. Das ist aber nicht weiter schlimm. Ein guter Film zweifelsohne.

8,5/10

Re: Die Filme von und mit Clint Eastwood

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Agent 009 hat geschrieben:Erbarmungslos ist für mich ein großartig gefilmter und fantastisch umgesetzter Film was Handlung und Charaktere angeht. Dennoch ist er für mich nicht das Meisterwerk, das ich erhofft hatte. Das ist aber nicht weiter schlimm. Ein guter Film zweifelsohne.

8,5/10
Jetzt bin ich wirklich gespannt, was du zu Pale Rider sagen wirst.
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Die Filme von und mit Clint Eastwood

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danielcc hat geschrieben:Ich halte DiCaprio generell für überbewertet. Er hat halt den Vorteil, dass er in sehr guten Filmen mitspielt und zwar in Rollen - die fast für ihn geschrieben sind. Aber in J. Edgar ist er vollkommen fehlbesetzt und spielt über weite strecken erkennbar "bemüht" aber eben sehr schwach. Mich hat das oft an eine Amateuerleistung erinnert.
Also bitte. Man kann von Leonardo DiCaprio halten was man will, aber ihm eine Amateurleistung zu unterstellen ist schon sehr gewagt, dafür ist der Mann zu groß und anerkannt, als das er so etwas abliefern würde. DiCaprio ist ein exzellenter Schauspieler, der natürlich in klassischen Protagonisten-Rollen mit Charisma (Titanic, Catch me if you can) genauso funktioniert, wie als Charakterdarsteller (Shutter Island, Inception) oder außergewöhnlicher Fiesling (Django Unchained). J. Edgar mag ein schwacher Film sein und DiCaprio hat sicher bessere Filme gemacht, aber dieses Maß an Kritik ist dann doch etwas mehr, als das man es einfach so stehen lassen könnte.
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Re: Die Filme von und mit Clint Eastwood

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Auf Wunsch von Agent 009 hier mal einige Zahlen zu den Filmen von und mit Eastwood.

Leones Dollar-Trilogie:

Für eine Handvoll Dollar 8,5 / 10
Kurzer und dreckiger Westernreisser, von Leone gewohnt stark in Szene gesetzt und treffend untermalt mit der meisterhaften Musik von Ennio Morricone. Eastwood definiert in seiner Rolle den Begriff "Coolness" und setzt in dieser Hinsicht unerreichbare Massstäbe.

Für ein paar Dollar mehr 9 / 10
Noch einen Hauch besser als der Vorgänger, was in erster Linie daran liegt, dass Eastwood mit Lee van Cleef ein ebenbürtiger Charakter entgegengesetzt wird. Ansonsten auch wieder sehr schwungvoll und unterhaltsam.

The Good, the Bad and the Ugly 10 / 10
Leone und Morricone steigern sich in schwindelerregende Höhen und lassen drei der grössten Figuren der Filmgeschichte in einem geballten Paket legendärer Unterhaltung aufeinandertreffen. Stetige Wendungen, erstklassige Action, Witz und Humor paaren sich mit Ernsthaftigkeit und Spannung, eine geniale Idee jagt die nächste und zu guter Letzt mündet alles in ein episches Finale - Prädikat Meisterwerk!


Eastwoods Regiearbeiten:

High Plains Drifter 8,5 / 10
Eastwoods erste nennenswerte Selbstverwirklichung als Geschichtenerzähler ist zugleich Hommage als auch Satire auf sein Stammgenre als Darsteller. Aussergewöhnlicher, spannend inszenierter Rache-Western mit esoterischen Untertönen.

Der Texaner 9 / 10
Feinfühlig erzähltes Portrait einer Familie aus Aussenseitern auf ihrer Suche nach einer neuen Heimat. Dieses Mal ein fast schon balladenhaft anmutender Western gespickt mit farbigen Charakteren, tiefgründigen Höhepunkten und einer gesunden Prise Humor. Das Ende ist grossartig.

Erbarmungslos 9 / 10
Schön geschriebene Kritik, ich sehe den Film sehr ähnlich, allerdings etwas stärker. Ironischerweise einer der letzten grossen Western, und dazu noch einer, der die genretypischen Mythen und Elemente auf sarkastische Art und Weise hintergeht. Eine grausame und melancholische Reise in den sicheren Tod, im wahrsten Sinne des Wortes erbarmungslos. Dazu toll gespielt von Clint Himself, Freeman, Hackman und Harris.

Die Brücken am Fluss 10 / 10
Einer der wundervollsten Filme, die ich je gesehen habe. Tiefgehend, traurig, berührend und unendlich schön. Simple Geschichte, aber wie Eastwood es schafft, ihr eine Atmosphäre der Nostalgie und Einzigartigkeit zu verleihen ist absolut brillant.

Mystic River 8,5 / 10
"Weniger ist mehr" scheint Eastwoods Lebensmotto als Künstler zu sein, in Mystic River trieb er es auf die Spitze. Ein sehr schlichter und oberflächlich gesehen vielleicht eher unspektakulärer Film, in dem Clint aber gekonnt das Grauen des psychologischen Horrors in seiner reinsten Form beschwört. Bis auf die etwas unpassende Schlussszene ein sehr starker Film. Dass Robbins Penn an die Wand spielt darf natürlich auch nicht unerwähnt bleiben.

Million Dollar Baby 9 / 10
Erneut ein durch einfache filmische Mittel sehr bewegendes Werk. Eastwood schafft sich einen neuen Rollentypus des grantigen alten Einsiedlers, der beim Kontakt mit jüngeren Menschen allmählich widerstrebend auftaut und blüht darin als Charakterdarsteller vollends auf. Ausserdem tolle Boxszenen und ein Eastwood-typisches Ende - offen, endgültig, schön und traurig zugleich.

Gran Torino 8,5 / 10
Grantiger alter Einsiedler, der beim Kontakt mit jüngeren Menschen allmählich widerstrebend auftaut 2.0. Eastwood nimmt Rassismus und Vorurteile gekonnt auf die Schippe und verpackt sie zugleich in einer gewohnt sehr schlicht erzählten aber auch berührenden Geschichte.

Invictus 8 / 10
Launiges Feel-Good-Movie zu den Themen Diskriminierung und Vergebung. Leichtfüssiger und ohne die Schwere und Tragik seiner früheren Filme, aber gerade durch diesen frischen Ansatz durchaus gelungen. Freeman ist als Nelson Mandela exzellent besetzt und die Rugby-Szenen sind unterhaltsam in Szene gesetzt.

J. Edgar 6 / 10
Nettes Biopic, aber stellenweise arg zerfahrene und träge inszeniert. Viel blieb nicht hängen, Eastwood kann es besser.
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Re: Die Filme von und mit Clint Eastwood

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Agent 009 hat geschrieben:Wieso das, Anatol?
Weil ich Erbarmungslos ähnlich wie du sehe: stark, aber auch nicht unbedingt als das vielfach gefeierte Meisterwerk. Und Pale Ride ist einer der ganz wenigen Filme im Oevre von Eastwood, der mich völlig kalt lies. Kein schlechter Film, beileibe nicht, aber irgendwie seltsam belanglos. Daher bin ich jetzt gespannt, wie er dir gefällt. Hast du den Texaner schon gesehen? Der ist für mich - neben den zwei glorreichen Halunken - Eastwoods wirkliches Western-Meisterstück.

Casino Hille hat geschrieben: J. Edgar mag ein schwacher Film sein
Das mag im Kontext des Gesamtwerkes von Eastwood stimmen, für sich allein ist J. Edgar imho aber immer noch deutlich überdurchschnittliche und solide unterhaltende Kost.
Zuletzt geändert von AnatolGogol am 14. Oktober 2014 18:33, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Die Filme von und mit Clint Eastwood

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Casino Hille hat geschrieben:
danielcc hat geschrieben:Ich halte DiCaprio generell für überbewertet. Er hat halt den Vorteil, dass er in sehr guten Filmen mitspielt und zwar in Rollen - die fast für ihn geschrieben sind. Aber in J. Edgar ist er vollkommen fehlbesetzt und spielt über weite strecken erkennbar "bemüht" aber eben sehr schwach. Mich hat das oft an eine Amateuerleistung erinnert.
Also bitte. Man kann von Leonardo DiCaprio halten was man will, aber ihm eine Amateurleistung zu unterstellen ist schon sehr gewagt, dafür ist der Mann zu groß und anerkannt, als das er so etwas abliefern würde. DiCaprio ist ein exzellenter Schauspieler, der natürlich in klassischen Protagonisten-Rollen mit Charisma (Titanic, Catch me if you can) genauso funktioniert, wie als Charakterdarsteller (Shutter Island, Inception) oder außergewöhnlicher Fiesling (Django Unchained). J. Edgar mag ein schwacher Film sein und DiCaprio hat sicher bessere Filme gemacht, aber dieses Maß an Kritik ist dann doch etwas mehr, als das man es einfach so stehen lassen könnte.
Wenn ich das so empfinde, kann ich das sagen. und dieses Empfinden zieht sich übrigens durch viele seiner Rollen - auch wenn ich ihn in einigen davon wirklich mag.
Er ist keiner, den ich als brillanten Charakterdarstellr mit Naturtalent betiteln würde. Aber er funktioniert super, wenn er natürlich sein kann und seinen Charme spielen lässt (Catch me..., Titanic)

Passt die Rolle dazu nicht, dann sehe ich immer in erster Linie "Leonard DiCaprio der angestrengt schauspielert" (Shutter Island, Django!!!, J. Edgar).

Ach, und wie es der Zufall will aber ich seit gestern auch The Wolf of Wall Street gesehen...
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