Maibaum hat geschrieben:1. Don Siegel hatte ich ja ausdrücklich ausgenommen.
2. In Year of the Dragon fehlt mir das wirklich große Material. Die Vision mag da sein, aber der Ausführung fehlt das Besondere.
Rumble Fish würde ich sowohl was Mickey Rourke betrifft wie auch sonst vorziehen.
3. Coppola hat aber ein wirklich großes Jahrzehnt gehabt mit 4 Meisterwerken hintereinander, die auch noch sehr unterschiedlich sind.
Pate 3 mag ich weniger aber sein Dracula war noch einmal sehr gelungen was die 90ger betrifft.
Scorsese hat auch sehr viel mehr tolle Sachen gemacht als Cimino. Von daher schätze ich diese beiden doch sehr viel höher ein als Cimino.
Und ich denke schon daß "große Namen" in so einer Liste besser wegkommen. Insofern hätte Deer Hunter vielleicht wirklich mehr Chancen wenn z.B. Coppola oder Kubrick draufstehen würde.
Und Vertigo profitiert da sicher auch von dem Hitch Bonus. (Ich halte ihn ja nicht für seinen Besten, und The Searchers nicht mal für Fords besten Western. Liberty Valance allerdings noch weniger)
(P.S. der Ornithologe sagt:
Die Spur des Falken ist Der Malteser Falke, der falkenfreie The Searchers ist dagegen zu Der schwarze Falke verwurstet worden)
Irgend was Gefiedertes halt – ich verwechsel die deutschen Titel des Bogart- und des Wayne-Films mit schöner Regelmäßigkeit.
1. Hatte ich überlesen, sorry.
2. Finde ich nicht. Ich mag Rumble Fish und Rourkes desillusionierte Darstellung zwar auch, aber hier ist Im Jahr des Drachen für mich in jeder Beziehung überlegen – gerade auch was Rourkes deutlich intensiveres Spiel angeht. Im Jahr des Drachen läuft an manchen Ecken was die Erzählung anbelangt etwas unrund, aber das fällt angesichts seiner übrigen Stärken nicht wirklich ins Gewicht. Rumble Fish ist ein schöner, kleiner gelungener Film, ein wie ich finde sehr persönliches Werk von Coppola, aber nix was mich jetzt groß begeistern würde. Im Jahr des Drachen dagegen hat viele Dinge, die mich begeistern – auch wenn der Film an sich „nur“ sehr gut ist – sicherlich weit davon entfernt perfekt oder ein Meisterwerk zu sein. Aber er hat was – ähnlich wie bei Heaven´s Gate viele herausragende Elemente trotz einiger Schwächen.
3. Ich weiss, dass dies die allgemeine Interpretation von Coppolas Werk der 70er ist, aber mich persönlich haben weder Der Dialog und noch Apocalypse Now sonderlich überzeugt. Der Pate 2 ist in vielen Dingen sogar noch besser als der erste Teil, aber irgendwo betrachte ich die beiden Filme als einen Film aufgeteilt in zwei Teile, da sie sich in ihrer Struktur doch sehr ähneln (mit Ausnahme der unterschiedlichen Zeitebenen im zweiten Teil). Der dritte Teil, den ich zwar auch schwächer einstufe aber trotzdem sehr schätze, wiederum ist eigenständiger und für mich fast die größere Leistung von Coppola als Teil 2, da hier die Wahrscheinlichkeit des Scheiterns eigentlich viel größer war. Wobei mir natürlich durchaus bewusst ist, dass dies nach dem Triumph von Teil 1 beim zweiten Teil eigentlich auch der Fall war. Daher sehe ich Coppolas goldene 70er deutlich kritischer, unterm Strich steht da bei mir halt „nur“ Der Pate (1+2).
Scorsese hat viel gedreht, aber wirklich überragend fand ich nur zwei Filme: Taxi Driver und Die Farbe des Geldes, und letzterer ist sicherlich auch kein Film vom Schlage eines Paten oder Deer Hunter – ersterer allerdings schon. Raging Bull hat mich nie sonderlich vom Stuhl gerissen. Er hat viele gute bis sehr gute Filme gedreht (Good Fellas), aber Meisterwerke waren da für mich keine mehr dabei. Auch wenn er nix dafür kann hat sein „Gnadenoscar“ für den in meinen Augen stinklangweiligen Departed ihm in meiner Wertschätzung auch nicht geholfen, dann hätte man ihm besser den Thalberg-Award verleihen sollen um die Sünden der Vergangenheit wieder gut zu machen. Daher macht die Reihe Coppola-Scorsese-Cimino für mich schon Sinn, alles typische Vertreter des new Hollywood, die in der den 70er herausragende Werke rausgehauen haben und deren anschliessender Output dieses Niveau nie wieder erreicht hat. Aber es ist letztlich nicht der Durchschnitt eines Gesamtwerkes der Zählt, sondern die absolute Höchstleistung. Bob Beamon ging in die Geschichte des Weitsprungs ein aufgrund seiner 8,90 Meter, das zählt letztlich viel mehr als zB eine sehr gute Karrieredurchschnittsweite von 8,30 Meter.
Ich musste als ich mir die Produktbeschreibung durchlas gerade lachen weil da steht:
New restoration of the 5.1 surround soundtrack, supervised by Cimino, in DTS-HD Master Audio
Ausgerechnet Heaven´s Gate, dem man im englischen Original nicht zu unrecht nachsagt er sei der Film mit der unverständlichsten Audiospur aller Zeiten und bei dem Cimino immer und immer wieder darauf insistierte, dass diese Unverständlichkeit der Dialoge Teil seiner Vision sei. Aber vielleicht gibt es jetzt ja auch einen großen Super-Duper-Surround-Remix mit nach wie vor schwer bis unverständlichen Dialogen...
Wobei der Film in Europa ja eigentlich von Anfang an positiv aufgenommen und gewürdigt wurde. Ich wage mal die kühne Behauptung, dass hätte UA den Film zuerst in Cannes laufen lassen wie seinerzeit bei Apocalypse Now dann wäre es zu dem US-Bashing zumindest in dieser Heftigkeit nicht gekommen. Die Rahmenbedingungen waren bei beiden Filmen ja sehr ähnlich (bereits während des Drehs von der Presse genüsslich sezierte Produktionskatastrophen, ein Regisseur den man medial erstens vom hohen Thron runterholen wollte und dem man für Größenwahnsinnig erklären wollte, eine in Bezug auf amerikanische Geschichtsschreibung und Selbstverständnis nicht gerade positive Thematik) – vielleicht war die Tatsache, dass Coppola dann doch mit seinem Film ungeschoren davon kam auch gerade das Zünglein an der Waage, welches die Vernichtung von Heaven´s Gate durch die amerikanischen Kritiker erst ermöglichte – nach dem Motto wenn wir den einen nicht gekriegt haben lassen wir´s den anderen doppelt und dreifach spüren. Eine wirklich rationale Erklärung für die vernichtenden Urteile nach der katastrophalen Premiere der Langfassung gibt es angesichts der unzweifelhaften Qualitäten des Films eigentlich nicht. Wäre der Film zuvor bereits in Europa gefeiert worden, ich glaube nicht dass sich die US-Kritik dann zu einem solchen gnadenlosen Verriss hätte hinreissen lassen.