433
von 00T
Agent
Winnetou und das Halbblut Apanatschi(1966)
Nachdem „Old Surehand“ schwächer abgeschnitten hatte als seine Vorgänger, setzte Wendlandt wieder auf das altbewährte Duo Barker und Brice. Das Endprodukt orientiert sich zwar wieder mehr in Richtung der Reinl-Filme, aber auch in Richtung der immer bekannter und beliebter werdenden Italo-Western. Doch dennoch konnte auch dieser Film die Zuneigung des Publikums nicht wieder erhalten.
Ursprünglich war der im May-Universum neue Paul May für den Dreh vorgesehen, wurde aber wegen seines langsamen Arbeitens vorzeitig wieder entlassen und durch Harald Philipp ersetzt, der schon May-Erfahrung hatte. Ob May den Film besser hinbekommen hätte, ist nicht klar, jedenfalls bekam er keine Chance, das zu zeigen. Philipp gelingt es in der rundum gelungenen ersten halben Stunde, die Landschaft Jugoslawiens wie harald Reinl schön in den Film einzubinden. Seine spätere Inszenierung ist allerdings dann kaum der Erwähnung wert und beschränkt sich bloß darauf, die Szenen hintereinander schnell abzuwickeln. Martin Böttcher kann mit seiner Musik immer noch etwas Pepp in diesen leblosen Stil Philipps bringen.
Die Story hat anfangs etwas wirklich interessantes, Gold ist vielleicht nicht das originellste Thema, aber mithilfe der Geschichte drumherum und den interessanten Charakteren ist die Story anfangs sehr schön anzusehen. Leider beschränkt sich der Film danach nur noch auf eine Hetzjagd hinter Apanatschi und dem Gold her, wodurch die Story wieder im gewöhnlichen May-Rahmen abläuft, wenn nicht sogar noch schlimmer ist.
Lex Barker und Pierre Brice überzeugen wie immer, sie können zwar nicht glänzen, aber auch so mag man sie doch sehen. Uschi Glas ist angenehm anzusehen, vor allem im Vergleich zu vorigen weiblichen Hauptrollen. Sie kann auf ganzer Linie überzeugen. Auch Götz George fällt positiv auf und ist wie immer mit Elan bei der Sache. Nur seine Zaubertricks sind vor allem bei den Schurken etwas nervig. Diese sind leider etwas schwach besetzt. Ilija Dzuvalekovski als Curly-Bill wirkt nicht so wie ein bösartiger Bandenchef, man sehe sich an, wie er auf die Zaubertricks von George reagiert oder die Tatsache, dass er ziemlich unselbstständig ist und seine rechte Hand Judge ständig um Rat fragen muss. Dieser, von Mihail Baloh gespielt, kann durchaus überzeugen und ist recht solide, ragt aber auch nicht heraus. Schön anzusehen sind noch Walter Barnes als Apanatschis Vater Mach Haller, der leider relativ früh abtritt, genauso wie Petar Dobric und Vladimir Leib als die goldsüchtigen Freunde Sloan und Pincky. Und natürlich darf Ralf Wolter nicht fehlen, der hier vielleicht auch etwas kurz kommt, aber immer noch mit seinem Klamauk unterhält.
Am Anfang des Films setzt Philipp einen tollen Adlerangriff auf den kleinen Jungen Happy gut um, Tierszenen sind an sich ja keine gute Idee bei May-Filmen, aber hier schafft Reinl es, die Attacken des Adlers gut umzusetzen. Der Adlerschatten ist zwar etwas schwach, ist aber zu verzeihen.
Ohnehin kommt der Film in den ersten 30 Minuten gut voran. Winnetou, Apanatschi und Mac Haller reiten zu einer Goldmine, die Apanatschi geschenkt bekommt. Dabei fällt ein Goldstück happy in die Hände. Am Abend sehen das Slom und Pincky und wollen Mac zwingen, ihnen Golkd zu überlassen. Die Wandlung der beiden ist sehr schön dargestellt.
Am nächsten Morgen bringen sie Mac dazu, mit ihnen zur Mine zu reiten. Dort wird Mac erschossen und Apanatschis Freund Jeff beinahe auch. Bis hierhin kann alles begeistern, die Story, die Darsteller und Philipps Inszenierung. Dann aber sinkt der Film ab.
Die Verfolgungsjagd zwischen Sloan und Pincky und Apanatschi und Happy ist recht gut anzusehen, die Einführung der Banditen auch, wo Curly-Bill auch noch einigermaßen bedrohlich wirkt.
Die Banditen überfallen das Eisenbahnercamp, wo Apanatschi und Happy sich verbergen und nehmen die beiden gefangen. Der Überfall ist nett gemacht und kann doch überzeugen.
Jeff schleicht sich in die Bande ein und sorgt mit seinen Zaubertricks für mächtig Aufsehen.
Nun steuert alles auf den ersten Angriff auf die Stadt Rocky Town zu, die ungefähr die Hälfte des Films als Schauplatz für sich einnimmt. Hierbei ist die führende Waffe neben dem Schießeisen Dynamit. Unglaublich, wie viele Häuser Old Shatterhand und Winnetou hier in die Luft jagen und noch dazu, wie einfallslos Philipp das ganze inszeniert. Dabei sind dieser Angriff und das Finale schließlich die Actionhöhepunkte des Films und gerade hier versagt Philipp auf ganzer Linie. Viel Geknalle und Geschieße, die Flucht durch den Stollen sorgt vielleicht ein bisschen für Abwechslung oder Hawkens im Kirchturm, aber sonst kann man dieser Szene nicht viel abgewinnen.
Die Jagd nach Apanatschi geht weiter und die kleineren Szenen sind auch die, die überzeugen. Die Story ist hier natürlich auf Silbersee-Niveau angelangt, aber die Szenen dort waren so viel besser miteinander verknüpft und auch unterhaltsamer.
Die List mit den Pferden weiß zu gefallen und auch die Entführung von Happy sowie die darauf folgende Ermordung des widerspenstigen Banditen Hank sind nicht schlecht umgesetzt, aber insgesamt ist das Tempo hier doch recht langsam.
Jeffs Flucht vor den Banditen unterhält dann doch etwas und Winnetou bringt die Banditen zum Gold.
Philipp beschloss nun, den für ihn fehlbesetzten Curly-Bill durch Judge erschießen zu lassen und dieser wird der neue Boss.
Es kommt zum Finale, aber hier liegt wohl der größte Fehler der gesamten Story: Warum nehmen Shatterhand, Winnetou und Co. so sicher an, dass die Banditen wieder in die Stadt zurückkehren? Niemand von ihnen hat die Unterredung zwischen Curly-Bill und Judge mitbekommen sowie die Tatsache, dass Curly-Bill ermordet wurde. Aber egal, das ist dann auch nicht mehr wichtig. Wenn der Showdown dann wenigstens ordentlich inszeniert worden wäre, aber nein! Es ist eigentlich genauso wie beim ersten Stadt-Kampf: Viel Dynamit und Geschieße und mehr nicht. Und wenn Philipp es sich dann auch noch erlaubt, Indianerszenen aus „Winnetou I“ zu benutzen und Intschu-Tschuna an deren Spitze reiten zu lassen, ist man völlig platt.
Das Ende von Judge ist aber hingegen sehr toll inszeniert. Wie man sieht, es gibt kein Entkommen und obwohl Old Shatterhand noch auf den Zug springt, wird Judge von diesem überrollt.
Und dass der Film auch nicht direkt nach dem Finale aufhört, sondern dass noch etwas kommt, erfreut auch.
Die Annäherung an die früheren Shatterhand-Filme und die brutalen Italo-Western funktionierte leider nicht wie gewünscht, denn Harald Philipps Film ist in seinen Szenen sehr widersprüchlich: Er hat wirklich gut inszenierte Szenen, aber gerade in den Actionmomenten versagt er völlig. Es ist kaum zu glauben, wie man in den einen Szenen eine tolle Inszenierung hervorbringen kann und in den anderen eine derart dröge und langweilige. Dazu kommt noch eine anfangs vielversprechende, später allerdings sehr lahme Story und in diesem Theater gehen dann auch die guten Darsteller etwas unter. „Winnetou und das Halbblut Apanatschi“ kann durchaus unterhalten, eine Meisterleistung ist er aber sicher nicht.
Punkte:(6/10)
"East, West, just points of the compass, each as stupid as the other."
(Joseph Wiseman in Dr. No)