Welcher Winnetou-Film ist der beste?

Der Schatz im Silbersee (Harald Reinl, 1962) (Keine Stimmen)
Winnetou I (Harald Reinl, 1963)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 2 (29%)
Old Shatterhand (Hugo Fregonese, 1964) (Keine Stimmen)
Winnetou II (Harald Reinl, 1964)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 2 (29%)
Unter Geiern (Alfred Vohrer, 1964)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 2 (29%)
Der Ölprinz (Harald Philipp, 1965) (Keine Stimmen)
Winnetou III (Harald Reinl, 1965) (Keine Stimmen)
Old Surehand (Alfred Vohrer, 1965) (Keine Stimmen)
Winnetou und das Halbblut Apanatschi (Harald Philipp, 1966) (Keine Stimmen)
Winnetou und sein Freund Old Firehand (Alfred Vohrer, 1966) (Keine Stimmen)
Winnetou und Shatterhand im Tal der Toten (Harald Reinl, 1968)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 1 (14%)
Winnetous Rückkehr (Marijan David Vajda, 1998) (Keine Stimmen)
Winnetou – Eine neue Welt (Philipp Stölzl, 2016) (Keine Stimmen)
Winnetou – Das Geheimnis vom Silbersee (Philipp Stölzl, 2016) (Keine Stimmen)
Winnetou – Der letzte Kampf (Philipp Stölzl, 2016) (Keine Stimmen)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 7

Re: Mayrathon - VIII

406
Casino Hille hat geschrieben:wobei auch bemerkenswert ist, dass "Old Surehand" als erster Winnetou-Film ohne jede Actionszene bleibt. Hatten die Vorgänger noch Indianerangriffe, packende Faustkämpfe oder ähnliches zu bieten, gibt es hier höchstens mal einen Shootout und eine blass gefilmte Kneipenschlägerei, welche aber sofort wieder vorbei sind. Teilweise bekommt man das Gefühl, Vohrer hätte gar keine Lust gehabt, große Choreographien zu integrieren, da man einfach nur schnell einen Nachfolger zu "Winnetou III" produzieren wollte.
Hier verwundert es mich schon, dass du den anfänglichen Überfall auf die Eisenbahn mit keinem Wort erwähnst, der ja doch sehr aufwändig in Szene gesetzt wurde und eine recht beeindruckende Choreographie der Kaskadeure beinhaltet. Gefiel dir die Szene nicht?`
Casino Hille hat geschrieben:Das erste Aufeinandertreffen von Wabble und Surehand ist lustig und eine ganz nette Idee (...) und wenn Surehand, Wabble und Judith über Nacht bei einer vermeintlich freundlich gesinnten Dame etwas zu tief ins Weinglas schauen, kommt tatsächlich mal etwas Nervenkitzel auf.
Das sind auch exakt meine beiden Lieblingsszenen in Old Surehand 1.Teil, kein Wunder dürften Granger und Srdoc hier doch richtig auf die Pauke hauen und auch dramaturgisch und in Bezug auf die Inszenierung ragen diese beiden Szenen etwas heraus.
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Re: Der Karl May Thread

407
AnatolGogol hat geschrieben:
Casino Hille hat geschrieben:wobei auch bemerkenswert ist, dass "Old Surehand" als erster Winnetou-Film ohne jede Actionszene bleibt.
Hier verwundert es mich schon, dass du den anfänglichen Überfall auf die Eisenbahn mit keinem Wort erwähnst
Ja, es fiel mir ehrlich gesagt nicht leicht, dass so zu schreiben, weil es den Eisenbahnangriff eben völlig ignoriert, aber letzten Endes kann dieser mich einfach nicht überzeugen. Vermutlich ist das tatsächlich recht aufwendig gewesen, aber Vohrer verschenkt die Szene meines Erachtens nach total. Wir sind noch gar nicht im Film drin und werden völlig unvorbereitet in die Szene geworfen, die dann auch recht schnell vorbei ist und sich leider insgesamt ein paar Totalen zu wenig schenkt, die deutlich aufwendiger gewesen wären. Ingesamt habe ich die Szene aber ohnehin nie als Teil des Filmes empfunden, würdest du mich spontan nach Szenen fragen, die ich aufzählen müsste, so wäre sie vermutlich wohl die allerletzte, die mir wieder in den Sinn käme.
AnatolGogol hat geschrieben:Girotti zum gefühlt hundertsten Mal seinen „Old Steif“
Da gehst du mit dem späteren Hill aber etwas sehr hart ins Gericht. Ich finde ihn immer sehr charismatisch und er ist auch nicht mimisch weniger talentiert als ein Lex Barker oder Pierre Brice. Eher im Gegenteil.
AnatolGogol hat geschrieben:An sich eine nette Idee, die den Prequel-Charakter des Films unterstreicht ist die Geschichte um den Mord an Surehands Bruder und die damit verbundene Einführung von Old Wabble. Nur funktioniert die tragische Hintergrundgeschichte von Wabble angesichts seines bekannten Witzfigur-Charakters nur bedingt und zudem ist die Vermengung von Brudermörder und Oberbösewicht in Person des „Generals“ auch eine arg konstruierte Idee.
Was man sich bei dem Background Wabbles gedacht hat, werde ich wohl auch niemals begreifen. Während ich die Idee der Nebenhandlung um Surehands Bruder, die (natürlich wenig überraschend) am Ende mit dem Hauptplot zusammenläuft noch mag, frage ich mich, wer wirklich ernsthaft damals auf den Gedanken kam, der bewusst völlig überzeichneten Witzfigur Wabble (die hier ja auch nichts anderes ist), eine ernste Hintergrundgeschichte anzudichten. Kurios eigentlich, letzten Endes aber nicht allzu störend in Anbetracht der deutlich stärkeren Defizite an anderen Stellen.
AnatolGogol hat geschrieben:Zumal die Spuren, die Surehand auf die Fährte des Mörders bringen mehr als an den Haaren herbeigezogen sind, besonders wenn die Informationen in Form von Winnetou urplötzlich aus dem Nichts verkündet werden.
Noch kurioser ist doch Girottis Aufeinandertreffen mit Surehand kurz vor dem Showdown, wenn dieser ihm vom ultimativen "Beweis" gegen den General erzählt, der darauf beruht, dass er behauptet "es gehört zu haben". Bravo! :lol: Gott, ist das doch eine unschuldige Zeit gewesen damals. :)
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Re: Der Karl May Thread

408
Casino Hille hat geschrieben:Ja, es fiel mir ehrlich gesagt nicht leicht, dass so zu schreiben, weil es den Eisenbahnangriff eben völlig ignoriert, aber letzten Endes kann dieser mich einfach nicht überzeugen. Vermutlich ist das tatsächlich recht aufwendig gewesen, aber Vohrer verschenkt die Szene meines Erachtens nach total. Wir sind noch gar nicht im Film drin und werden völlig unvorbereitet in die Szene geworfen, die dann auch recht schnell vorbei ist und sich leider insgesamt ein paar Totalen zu wenig schenkt, die deutlich aufwendiger gewesen wären. Ingesamt habe ich die Szene aber ohnehin nie als Teil des Filmes empfunden, würdest du mich spontan nach Szenen fragen, die ich aufzählen müsste, so wäre sie vermutlich wohl die allerletzte, die mir wieder in den Sinn käme.
Richtige Totalen gingen ja nicht, weil man sonst gesehen hätte, dass die Eisenbahnstrecke nur ein paar hundert Meter lang war. Angesichtsdessen finde ich das Ganze inszenatorisch eigentlich schon recht ansprechend, zumal die Kaskadeure sich da wirklich wie die Irren von den Waggons schmeissen. Aber halt viel zu früh im Film zumindest in Anbetracht der Tatsache, dass danach nur noch kleinere Scharmützel folgen.
Casino Hille hat geschrieben: Da gehst du mit dem späteren Hill aber etwas sehr hart ins Gericht. Ich finde ihn immer sehr charismatisch und er ist auch nicht mimisch weniger talentiert als ein Lex Barker oder Pierre Brice. Eher im Gegenteil.
Ich find ihn bei Karl May mit Ausnahme des Ölprinzes, wo er mal ein bisschen lockerer sein darf und man schon etwas vom späteren Terence Hill sehen kann ziemlich schwach. Dieses total steife, aufrechte Gehabe, das passt erstens ja überhaupt nicht zu seinem Typ und ist zweitens einfach schwach gespielt. Noch schlimmer ist er in Brauners Nibelungenproduktion, da steht er echt nur drei Stunden steif da, zum Totlachen. Ich mag ihn als Hill eigentlich gerne, er ist ein guter Typ und lockere Rollen oder auch in manchen Italowestern kann er durchaus überzeugen.

Casino Hille hat geschrieben:Während ich die Idee der Nebenhandlung um Surehands Bruder, die (natürlich wenig überraschend) am Ende mit dem Hauptplot zusammenläuft
Die laufen doch eigentlich von Anfang an zusammen, da Wabble ja bereits in seiner ersten Szene mit der Info rüberkommt, dass es sich beim Mörder um einen "General" handelt. Ich sehe da eigentlich auch gar keine zwei Nebenhandlung, das ist eine Handlung, der man noch etwas dazugedichtet hat, was aber irgendwie nicht recht funktioniert bzw. total konstruiert rüberkommt.
Casino Hille hat geschrieben:frage ich mich, wer wirklich ernsthaft damals auf den Gedanken kam, der bewusst völlig überzeichneten Witzfigur Wabble (die hier ja auch nichts anderes ist), eine ernste Hintergrundgeschichte anzudichten. Kurios eigentlich, letzten Endes aber nicht allzu störend in Anbetracht der deutlich stärkeren Defizite an anderen Stellen.
Ja, das ist sehr merkwürdig, zumal Wabble hier auf einmal auch wie ein Meisterschütze schiessen kann. Eigentlich ist es bis zur Stutzung seines Bartes ne andere Figur - wobei das geniale Genöle von Synchronsprecher Hugo Schrader ja von Anfang an keinen Zweifel aufkommen lässt mit wem wir es zu tun haben. :D
Casino Hille hat geschrieben:Noch kurioser ist doch Girottis Aufeinandertreffen mit Surehand kurz vor dem Showdown, wenn dieser ihm vom ultimativen "Beweis" gegen den General erzählt, der darauf beruht, dass er behauptet "es gehört zu haben". Bravo! :lol: Gott, ist das doch eine unschuldige Zeit gewesen damals. :)
Ja, das stimmt. Schon lustig, was bei einem studierten Juristen alles als "Beweis" durchgeht. Aber wie wir von Judith ja wissen: Jura studieren kann eh jeder! :lol:
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Re: Der Karl May Thread

409
Oh, ihr wart diesmal ja beide sehr schnell und seid schon heiß am diskutieren :D . Ich brauche noch etwas, bin vorraussichtlich morgen fertig.

Trotzdem schon zu Girotti: Im Ölprinzen fand ich ihn auch am besten, aber in den anderen Filmen mochte ich ihn eigentlich auch, jedoch gibt es in diesen Momente, wo er so steif wirkt, wie Anatol immer bemerkt, dass ich mir denke: Hoppla, ist das wirklich derselbe, der später der tolle Terence Hill werden sollte? Trotzdem weiß er mir immer noch in den Filme zu gefallen und er wirkt auch längst nicht immer so steif.
"East, West, just points of the compass, each as stupid as the other."
(Joseph Wiseman in Dr. No)

Re: Der Karl May Thread

410
AnatolGogol hat geschrieben:Richtige Totalen gingen ja nicht, weil man sonst gesehen hätte, dass die Eisenbahnstrecke nur ein paar hundert Meter lang war.
Ja leider. Aber dennoch ist mir das zu unmittelbar und zu schnell abgehandelt und von der Gewichtung her (Verhältnis Action und Ruhe im Gesamtfilm) auch wie du selbst sagst an der völlig verkehrten Stelle untergebracht.
AnatolGogol hat geschrieben:
Casino Hille hat geschrieben:Während ich die Idee der Nebenhandlung um Surehands Bruder, die (natürlich wenig überraschend) am Ende mit dem Hauptplot zusammenläuft
Die laufen doch eigentlich von Anfang an zusammen, da Wabble ja bereits in seiner ersten Szene mit der Info rüberkommt, dass es sich beim Mörder um einen "General" handelt.
Aber die Sache mit dem Bruder wird ja zuerst eingeführt, bis eben die Generals Erkenntnis kommt, die ja schon etwas dauert. "Am Ende" war von mir falsch formuliert, aber ich sehe da schon zwei Handlungen, die parallel starten und später zusammengehören.
AnatolGogol hat geschrieben:
Casino Hille hat geschrieben:frage ich mich, wer wirklich ernsthaft damals auf den Gedanken kam, der bewusst völlig überzeichneten Witzfigur Wabble (die hier ja auch nichts anderes ist), eine ernste Hintergrundgeschichte anzudichten. Kurios eigentlich, letzten Endes aber nicht allzu störend in Anbetracht der deutlich stärkeren Defizite an anderen Stellen.
Ja, das ist sehr merkwürdig, zumal Wabble hier auf einmal auch wie ein Meisterschütze schiessen kann. Eigentlich ist es bis zur Stutzung seines Bartes ne andere Figur
Ganz so gravierend sehe ich das jetzt nicht, aber es ist schon auffällig, dass er sehr anders wirkt, als eben in "gewohnter" Form und die ersten Szenen auch einen Bruch zu seinem typisch dümmlichen Verhalten im späteren Verlauf darstellen.
00T hat geschrieben:Trotzdem schon zu Girotti: Im Ölprinzen fand ich ihn auch am besten, aber in den anderen Filmen mochte ich ihn eigentlich auch
So geht es mir auch, ich finde ihn eigentlich immer sehr charismatisch und die Bezeichnung steif vielleicht nicht unbedingt passend. Von der Körperhaltung her vielleicht, mimisch ist er aber wie erwähnt durchaus auf einem Level mit Brice, Barker und so manch anderem größeren Nebendarsteller des Franchises.
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Re: MAYRATHON - Teil 7

412
vodkamartini hat geschrieben:Geschickterweise verzichtet Reinl - ausgenommen die stimmungsvoll passend mit der „Winnetou-Melodie" unterlegten Erinnerungen - bei der Sterbesequenz auf jegliche Musikuntermalung
Ich muss da mal kurz reingrätschen: es ist die Shatterhand-Melodie, nicht die Winnetou-Melodie (hatten wir doch schon einmal :D). :wink:
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Re: Der Karl May Thread

414
Casino Hille hat geschrieben:ich finde ihn eigentlich immer sehr charismatisch und die Bezeichnung steif vielleicht nicht unbedingt passend. Von der Körperhaltung her vielleicht, mimisch ist er aber wie erwähnt durchaus auf einem Level mit Brice, Barker und so manch anderem größeren Nebendarsteller des Franchises.
Ich finde ihn darstellerisch bis weit in die 60er hinein teilweise sehr bedenklich, ich verlinke diesbezüglich mal einen Ausschnitt meiner "Lieblingsrolle" von ihm:


Herrlich, wie er steif rumsteht und seine kurzen Passagen rausknallt. Gerade wenn er dann noch mit guten Darstellern wie Wischnewski oder Henniger in einer Szene auftritt merkt man, wie limitiert er da noch ist. Später ist es dann besser geworden, stand und fiel aber auch immer mit seinen Rollen.
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MAYRATHON VIII

415
Old Surehand 1. Teil(1965)

Winnetou war gestorben. Tausende von Fans hatten Einspruch gegen den Mord an Winnetou erhoben, aber dennoch ließ Wendlandt den Apachenhäuptling in „Winnetou III“ sterben. Jedoch hatte er den Fans versprochen, dass Winnetou nicht tot sei, sondern noch im selben Jahr, in dem er gestorben war, wieder reiten würde und zwar an der Seite von Stewart Granger als Old Surehand in „Old Surehand 1. Teil“. Der „1. Teil“ sollte die Zuschauer auf einen zweiten Teil und dritten Teil hoffen lassen, zu denen es aber nie kam, da der Erfolg des Films sich auch eher in Grenzen hielt.

Alfred Vohrer nahm zum zweiten Mal auf dem Regiestuhl platz. Die immergrüne Landschaft der Reinl-Filme gibt es hier überhaupt nicht. Hatte Vohrers erster May-Film noch einiges an der wild-romantischen Landschaft, geht diese dem zweiten völlig ab. Nur graues, ödes Gestein und etwas Gestrüpp zeigt sich hier, was einem nicht unbedingt missfallen muss, leider gelingt die Einbindung dieser Landschaft in den Film eher mäßig. Die Schauplätze sind auch, trotz ihrer Anzahl, im Vergleich zu denen der Vorgänger etwas unspektakulärer, man vergleiche nur die Tropfsteinhöhle aus „Winnetou II“ mit dem Labyrinth des Todes hier. Und wenn Vohrer dann auch noch ein Treffen von Old Surehand und Winnetou genau an der Stelle inszeniert, an der bisher immer das Apachen-Pueblo stand, der Zrmanja-Schlucht, ist das Maß voll. So gut das aussehen mag, ist diese Stelle die wohl bekannteste des gesamten May-Filme-Universums. Martin Böttcher gelingt es dafür wieder, mit seine Musik die Geschehnisse schön zu untermalen, kann den Karren aber auch nicht aus dem Dreck ziehen.

Die Story ist, wie nicht anders zu erwarten, mal wieder die große Enttäuschung des Films. Näherung an die Romane hat man sowieso schon aufgegeben, aber hier hat man wirklich eine Story zusammengebastelt, die alles bisher dagewesene in sich schließt, was einem nicht nur zu einem extremen Deja-vu-Erlebnis verhilft, sondern nicht einmal sonderlich gut funktioniert. Es gibt böse weiße Banditen, die indianisches Land haben wollen und deshalb einen Krieg zwischen roten und weißen Männern anzetteln. Die Vorgehensweise dabei kennt man auch schon und sie macht wenig Spaß, da schon wieder ein Häuptlingssohn getötet wurde. Der wahre Täter muss entlarvt werden, sonst kommt es zum Krieg. Und das reicht nicht einmal, dann muss noch die Jagd nach einer Goldmine hinzu kommen, was das Ganze nicht besser macht. Und dann ist der Oberschurke auch noch der Mörder von Surehands Bruder, was ganz interessant sein könnte, jedoch ist der Verlauf dieser Spur zu hanebüchen und die Auflösung zu einfach, als dass sie wirklich ernst genommen werden könnte.

Von den Darstellern überzeugt Stewart Granger auch zum dritten Mal mit seiner Art, die er auch schon in den Vorgängern begeisternd gespielt hat. Pierre Brice spielt seinen Winnetou wieder sehr schön und erhaben, wenn er auftreten darf, was in diesem Film nicht oft der Fall ist. Larry Penell spielt den bösen „General“, mit typischer Rainer Brandt-Stimme. Doch so, wie er von seinen eigenen Leuten kaum respektiert wird, kann das auch das Publikum nicht. Er bleibt blass, vor allem im Vergleich zu seinen großen Vorgängern wie Lom, Adorf, Leipnitz und Co. Milan Srdoc kann sich besonders im Zusammenspiel mit Granger wieder als Old Wabble beweisen und hat auch einige herrlich komische Momente. Mario Girotti kann größtenteils überzeugen, wenn er auch manchmal etwas steif wirkt, aber sonst ist an ihm nicht wirklich etwas auszusetzen. Letitia Roman in der weiblichen Hauptrolle ragt darstellerisch nicht heraus, ist aber auch nicht zum Davonlaufen. Die Indianerrollen wurden wieder mit den typischen Darstellern besetzt und bieten keine großen Überraschungen. Erwähnenswert ist noch Wolfgang Lukschy, der als friedliebender Richter einen guten Eindruck hinterlässt, wenn seine Rolle auch leider nicht die größte ist und Vladimir Medar als bärbeißiger Goldgräber Ben.

Vohrer beginnt seinen Film mit dem Actionhöhepunkt des Films, einem Überfall auf einen Zug der Postbank. Zwar kurz, aber unterhaltsam inszeniert rauben die Banditen den Zug aus und versuchen, ihn mit den Insassen in die Luft zu sprengen, was Surehand aber gerade noch verhindern kann. Danach gibt es noch eine Büffelschießerei und die Verfolgungsjagd der beiden Übeltäter durch die Komantschen, die auf einem Hof Zuflucht suchen, wo sie von den Komantschen beschossen werden und der Hof angezündet wird. Bevor sich der Sohn des Farmers mit den Komantschen einigen kann, erschießt ihn einer der Banditen, sodass der Vater glaubt, die Indianer hätten dies getan. Nun wurde mal ein Weißer erschossen, was nicht unbedingt für so viel Einfallsreichtum spricht. Die Szene hier ist die letzte Actionszene des Films, danach hat Vohrer diesbezüglich sein Pulver verschossen, nach nicht einmal einer Viertelstunde! Es gibt allenfalls noch ein paar kleine Schießereien und Prügeleien.
Old Surehand reitet nach Mason City, wo er auf Goldgräber Ben, dessen Nichte Judith und den Juristen Toby trifft. Judith wird gerade übers Ohr gehauen, als Surehand dazukommt und dafür sorgt, dass sie ihren Preis erhält. Wie er den Besitzer des „Hau den Lukas“ auf diesen haut, ist ein netter Gag.
Der Häuptlingssohn Tou-Wan kommt in die Stadt, um zu verhandeln und wird, oh Wunder, dort erschossen. Man kann sich schon fragen, was man sich dabei gedacht hat, diesen Kniff der Handlung in jedem Film zu bringen, obwohl man doch ahnen musste, dass das Publikum dessen überdrüssig werden könnte. Die Ermordung eines Indianers kann doch nicht das einzige sein, was die Indianer zum Hass gegen die Weißen aufstachelt! Diese ständige Wiederholung zeugt schon von großer Einfallslosigkeit, aber das zeigt ja die ganze Story, wodurch das dann wieder irgendwie dazu passt.
Grangers Rede gegen die Bewohner hier hingegen kann überzeugen.
Nachdem der Häuptling vom Tode seines Sohnes erfahren hat und ihn sich geholt hat, wird ein Mordanschlag auf Old Surehand verübt. Nachdem der fehlgeschlagen ist, gibt es eine schöne Prügelei im Saloon. Schön gemacht, wenn Surehand einen nach dem anderen austeilt, Toby einen nach dem anderen einsteckt und der kleine Barkeeper mit seinem Hammer auf die Leute losgeht. Ben wird danach getötet und sein Plan gestohlen.
Old Surehand trifft nun auf Old Wabble. Dass ausgerechnet dieser Charakter eine dunkle Hintergrundgeschichte haben soll, ist vielleicht etwas merkwürdig, aber es stört auch nicht. Die Szene mit Wabble in der Höhle ist auf jeden Fall aber eine er besten Szenen des Films, die Unterredung sowie der versuchte Mord an Wabble.
Und nun, nach einer geschlagenen Dreiviertelstunde, kommt endlich derjenige zum ersten Mal vor, weswegen dieser Film überhaupt gedreht wurde. Da kommt einem sogar der Gedanke: „Ach, Winnetou kommt ja auch vor!“ Und das auch nur, um zu verkünden, dass er den General gesehen hat und wieder eine ganze Weile von der Bildfläche zu verschwinden.
Toby und Judith werden von Komantschen gefangen genommen und Surehand muss sie befreien. Gleichzeitig bekommt er von Häuptling Maki-Moteh ein Ultimatum gestellt. Die Szene überzeugt und die Befreiungsaktion kann sich durchaus sehen lassen, wenn sie auch keine übermäßig gute Szene ist.
Winnetou darf in seinem zweiten Auftritt gleich einfach den Aufenthaltsort des Generals hinausposaunen, aber woher er das eigentlich weiß, wissen wohl nur er und Manitou. Winnetou hat es gesagt, das muss reichen.
Toby wird weggeschickt und man reitet zur alten Poststation, dem Aufenthaltsort des Generals. Dieser hat aber Lunte gerochen und haut ab. Unsere Helden finden nur eine Frau vor, die ihnen Wein und zu Essen vorsetzt. Aber dieser Wein hat es ganz schön in sich und bringt ihnen beinahe den Tod. Dies ist wohl die beste und spannendste Szene des gesamten Films.
Toby wird vom General gefangen, dessen Identität erst jetzt ans Tageslicht kommt, aber schon durch die typische Schurkenstimme verraten wird. Toby wird an einen Stein gebunden und steckt unter einem Tropfstein, der ihn zu zermalmen droht. Winnetou befreit ihn gerade noch rechtzeitig, eine gute Szene vor allem deshalb, weil Winnetou hier mal alleine agieren darf, wo ihm sonst im Film nicht so viel Spielraum bleibt.
Nachdem Toby und Winnetou gehört haben, wie der General seine Tat gestanden hat, reitet Toby zu Surehand und kann ihm den eindeutigen Beweis für den Mord liefern: Er hat es gehört! Manch einer mag sich fragen, was für eine Stellung da ein richtig geschriebenes Geständnis haben mag.
Nun kann Old Surehand Maki-Moteh nicht seinen Sohn bringen und wird gebunden. Da kommt aber Winnetou als Retter in der Not und beweist den Komantschen, dass der General der wahre Bösewicht ist.
Nun kommt man zum Ende. Das Überrumpeln in der Schlucht ist kaum ein nennenswertes Finale und langweilt eher als dass es aufregt. Und der finale Kampf mit dem General im Labyrinth des Todes enttäuscht leider auch. Es gab bisher kaum eine öderes Finale in den May-Filmen.
Und dann gibt es nur noch reihum einen Abschied und dann hört der Film einfach auf. Ein Ende, das auf der ganzen Linie enttäuscht.

Schon in den vorherigen Filmen hatten sich Anzeichen des Absturzes gezeigt, aber die Filme waren trotzdem noch unterhaltsam. Jetzt aber brachen alle diese Anzeichen über diesem Film zusammen. An sich mag „Old Surehand“ kein überaus schlechter Film sein, da er einen tollen Hauptdarsteller und viele gute Kämpfe hat, ganz zu schweigen von dem unterhaltsamen Klamauk Wabbles. Aber ansonsten hat der Film wenig zu bieten. Eine lahme Story, dazu lauter Wiederholungen aus den Vorgängern und keine neuen Ideen senken den Film leider erheblich ab. Dazu kommt noch die wenige Screentime von Winnetou, dessen Auftritte zwar schön erhaben wirken, aber trotzdem ebenfalls wirken, als hätte man einfach schnell Winnetou hinzugefügt, um das Versprechen Horst Wendlandts wahr zu machen. Insgesamt machen seine Schwächen dem Film sehr zu schaffen, was auch die Zuschauerzahlen zeigten, und es sollte sich zeigen, dass die Ära der May-Filme, die nicht einmal lange währte, langsam aber sicher zu Ende ging.

Punkte: (5/10)
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Re: Der Karl May Thread

416
Irgendwie bewerten wir bisher alle Filme beinahe gleich, zumindest punktemäßig. :) Hätte ich so klar nicht erwartet. Interessant, aber eben auch schade, da es kaum kontroverse Punkte gibt. Surehand habe ich bisher noch nicht gesichtet (ist an die 20 Jahre her), hab ihn aber auch recht schwach in Erinnerung. Mal sehen.
http://www.vodkasreviews.de


https://www.ofdb.de/autor/reviews/45039/

Re: Der Karl May Thread

417
00T hat geschrieben:Unsere Helden finden nur eine Frau vor, die ihnen Wein und zu Essen vorsetzt. Aber dieser Wein hat es ganz schön in sich und bringt ihnen beinahe den Tod. Dies ist wohl die beste und spannendste Szene des gesamten Films.
Schön, das du genau wie Anatol diese Szene auch so zu schätzen weißt. Die habe ich schon früher sehr gemocht. Ein Highlight in einem ansonsten mittelmäßigen Film. :)

Drei Reviews, dreimal 5/10. Das ist aber wirklich sehr eindeutig. Halbblut-Apanatschi sorgt hoffentlich für Kontroversen, denn ich werde den Film wohl bestimmt deutlich anders als ihr bewerten (sagte er hoffnungsvoll).
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Re: Der Karl May Thread

418
00T hat geschrieben:Danach gibt es noch eine Büffelschießerei
Das hatte ich ganz vergessen zu erwähnen: schon wieder das gleiche Archivmaterial aus "Die letzte Jagd", so oft wie die gleichen Büffel jetzt schon in Karl May-Filmen umgenietet worden sind sollte man die eigentlich schon beim Vornamen kennen. :lol:
Casino Hille hat geschrieben:Halbblut-Apanatschi sorgt hoffentlich für Kontroversen, denn ich werde den Film wohl bestimmt deutlich anders als ihr bewerten (sagte er hoffnungsvoll).
Ich bin mal gespannt, Apanatschi hab ich so oft gesehen, wie kaum einen anderen May-FIlm (lief in meiner Jugend jahrelang hintereinander in den Sommerferien im dritten Programm). Hab ihn früher eigentlich immer gern gesehen, die letzten Sichtungen (die aber mittlerweile auch schon wieder ein ganzes Eck her sind) waren aber auch eher ernüchternd. Mal sehen, in wiefern der Nostalgiefaktor da mit reinspielt, aber an ein paar richtig schlechte Szenen erinnere ich mich schon aus dem Stehgreif: ich erwähn mal vorab nur die Adlerszene, die macht ja beinahe schon dem Petz aus W2 Konkurrenz! :lol:
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