Casino Hille hat geschrieben:Der Kampf mit Bond und Klebb ist dann auch eher schwach, weil er einerseits etwas albern ausschaut
ich finde das ist eine der wenigen Kampfszenen in den Bondfilmen, die wirklich realistisch wirkt. Denn ungeachtet der Tatsache, dass Rosa Klebb ein Dame älteren Datums mit wenig beeindruckender Physis ist (sie ist keine Irma Bunt) würde jeder normal denkende Gegenüber und erst recht ein bestens ausgebildeter Feldagent sich in Acht nehmen, wenn er in Schlagdistanz einer (vermutlich) vergifteten Klinge ist. Sie muss ihn ja nur "pieken", um es mit mal mit Mr. Wints Worten zu sagen und Arrivederci Roma bzw. Venezia.
Casino Hille hat geschrieben:und außerdem auch dem blöden Tatjana-Charakter irgendwie einen Gewissenskonflikt einredet, von dem ich vorher nichts gespürt habe und der dann auch ziemlich vorhersehbar aufgelöst wird.
Das find ich interessant: demnach nimmst du der Tatjana-Figur ihre Unentschlossenheit und Ratlosigkeit, was sie tun soll hier nicht ab? Wie siehst du dann ihre generelle Handlungsweise den Film über? Hat sie Bond nur eine Rolle vorgespielt ganz im Dienst von Mütterchen Russland (bzw. Mütterchen Rosa)? Oder hat sie Klepp nur gesagt, was die hören will und ist sofort den Verführungen des Westens in Form des westlichen Agenten erlegen? Ich sehe das so: Tanja ist ein junge Frau, die vermutlich auch durch die Tatsache, dass sie in einem totalitären System aufgewachsen ist noch nicht besonders selbständig denkt und entscheidet. Daher zögert sie auch nicht wirklich, als Klebb von ihr den Auftrag erteilt Bond zu umgarnen. Ich glaube schon, dass sie ihren Auftrag ganz im Sinne von Klebb ausführen will, aber im Laufe ihrer Bekanntschaft mit Bond verliert sie sich in der Affäre und verliert auch ihren eigentlichen Auftrag aus den Augen. Spätestens im Orientexpress, als sie sich ein gemeinsames Leben mit Bond im Westen ausmalt hat sie scheinbar alles vergessen, warum sie eigentlich mit Bond zusammen ist. Sie nimmt es wie es kommt und überlässt mal wieder anderen die Entscheidungen für sie zu treffen - wenn man sol will dem Schicksal. Als die beiden scheinbar in Sicherheit sind in Venedig verschwendet sie keinen Gedanken mehr an ihren Auftrag, doch urplötzlich mit dem Auftauchen der verkleideten Klebb ist alles wieder da und sie weiss nicht, was sie machen soll: soll sie Bond warnen, damit ihr westliches Traumleben in Erfüllung gehen kann oder soll sie nichts sagen, damit sie ihre Pflicht Russland und Klebb gegenüber erfüllt. Tanja hat zuvor im gesamten Film keine einzige eigenständige Entscheidung getroffen, um so glaubwürdiger finde ich, dass sie in dieser prekären Situation erst recht nicht weiss, wie sie sich entscheiden soll. Für mich ist ihr Gewissenskonflikt daher durch ihre gesamte Charakterisierung den Film über bestens motiviert und nachvollziehbar. Passenderweise nimmt ihr Klebbs Tod dann wiederum die endgültige Entscheidung ab, wobei sie zuvor ja bereits eine Entscheidung getroffen hat pro Bond, womit in letzter Konsequenz wieder einmal die unwiderstehliche Anziehungskraft des Connery-Bonds einen Auftrag gerettet hat.
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