GoldenProjectile hat geschrieben: ich würde doch gerne noch wissen, was Maibaum und Anatol zu Leones Once Upon a Time in America zu sagen haben.
Ich sehe OUATIA eigentlich genauso wie du. Auch für mich sind die ersten zwei Stunden die deutlich bessere Hälfte des Films, die Jugendsequenz ist für mich neben dem sehr starken, nahezu dialoglosen Beginn der größte Trumpf des Films. Die von dir angesprochene stilistische Ähnlichkeit zum zweiten Paten empfinde ich ebenfalls so, gerade in Bezug auf die Jugendsequenz, die mich stark an die DeNiro-Passagen erinnert. Darüber hinaus war mir OUATIA immer schon deutlich zu lang. Ich habe gemeinhin keine Probleme mit überlangen Filmen, im Gegenteil geniesse ich solche Epen sogar. Aber Leones Letzter bietet mir inhaltlich einfach zu wenig, was die sehr lange Laufzeit rechtfertigen würde. Hinzu kommt, dass ich die Story in der zweiten Hälfte wie auch die Inszenierung für weniger interessant und gelungen erachte. Aber wie du ja schon schriebst: Klagen auf recht hohem Niveau. Dennoch wiegen die angeführten negativen Aspekte bei mir schwer genug, dass der Film bei mir über eine 7,5 nicht rauskommt. Letztlich empfinde ich hier ähnliche Probleme wie bei OUATITW, nur schwerwiegender – vermutlich eben auch wegen der deutlich längeren Laufzeit. Übrigens: angesichts deiner Begeisterung für 70er Jahre Kino a la Coppola, Scorsese und Leone (OUATIA ist für mich stilistisch eher ein Film in der Tradition der 70er denn der 80er) könnten The Deer Hunter und Heaven´s Gate von Michael Cimino vielleicht auch sehr interessant für dich sein.
Mit Nobody konnte ich übrigens noch nie was anfangen. Das liegt sicher auch an der Blödelsynchro, aber auch die Inszenierung fand ich da nie toll.
@Maibaum: in Anbetracht deiner Probleme mit den Zweitsynchros der Dollar-Filme; wie schaust du dir denn dann Nobody an, auf italienisch oder englisch? Oder empfindest du hier die Blödelssynchro (die ja viel viel drastischer zu Werke geht als die Brandtversionen der Dollars) aufgrund des komödiantischen Kontext des Filmes als weniger unangenehm oder gar passend?
Casino Hille hat geschrieben:
Bei The Empire Strikes Back hält Lucas sogar nur die Titel des Executive Producers und Storycreators inne. Produziert wurde der Film eigentlich von Gary Kurtz. Das Drehbuch stammt von Lawrence Kasdan, wie du richtig sagst. Natürlich ist er der Schöpfer der Saga - keine Frage. Allerdings kann man nicht so tun als sei Das Imperium schlägt zurück nur allein sein Film oder gar sein eigener Verdienst. Erst der Deal mit den Prequels machte ihn rechtlich überhaupt zum Urheber der alten Filme. Theoretisch hätte er aber auch das Urheberrecht zu irgendeinem anderen Film einfordern können. Was Kershners Regietalent angeht, stimme ich dir zu, er war kein großer Künstler, aber TESB unterscheidet sich in so vielem vom direkten Vorgänger. Die Kamera ist viel näher am Geschehen, der Schnitt ist wesentlich filmischer, während Lucas ja für seine sanften Übergänge bekannt ist, die Atmosphäre ist um ein enormes Maß düsterer und weniger von dem kindlichen Charme geprägt, den alle Lucasschen Star Wars-Episoden gehabt haben etc. etc. Insgesamt sehe ich nur wenig in TESB, was auf Lucas hinweist und dafür umso mehr eine innerhalb der Reihe bemerkenswerte Eigenständigkeit, die ich (auf Verdacht) erstmal dem Regisseur gut schreiben würde.
Ich empfinde viele der von dir angesprochenen Unterschiede zwischen Empire und Star Wars genau so, aber ich komme dennoch zu etwas anderen Schlussfolgerungen. Ungeachtet des Titels, welchen Lucas sich bei Empire zudachte hat der alte Control-Freak Lucas auch beim zweiten Teil seiner Saga sicher nichts unüberwacht oder wider seine Wünsche laufen lassen. Es wird ja auch kolportiert, dass es aufgrund Lucas Einflussnahme am Set zu heftigen Auseinandersetzungen mit seinem ehemaligen Dozenten Kershner kam (weswegen dieser in Return dann auch nicht auf den Regiestuhl zurückkehrte bzw. zurückkehren durfte – auch hier gibt es unterschiedliche Lesarten). Mit Marquand gabs dann wohl keine Probleme, da dieser als Erfüllungsgehilfe den ihm zugedachten Job klaglos ablieferte. Umso erstaunlicher ist in diesem Zusammenhang für mich übrigens das Spielbergsche/Lucassche Gedankenkonstrukt Hollands Enfant Terrible Paul Verhoeven ernsthaft als Regisseur von Return in Betracht zu ziehen. Ausgerechnet diesen kreativen und künstlerischen Freigeist als „Kettensklave“ im engen Lucasschen Regiekorsett haben zu wollen, eine weltfremde, ja geradezu groteske Idee. Spetters sei dank kam es dann ja nicht dazu.
Was den häufig angeführten düsteren Gesamteindruck des Filmes (welchen ich auch so empfinde) angeht, so ergibt sich dieser in meinen Augen in erster Linie aus dem dramaturgischen Aufbau der Geschichte (=Kasdan auf Basis von Lucas Idee) und eben weniger bis kaum aus der Inszenierung. Genau genommen ist es das Schlussdrittel, welches den Film düsterer erscheinen lässt. Vergleicht man den Vorgänger Star Wars, so hat auch dieser schon recht düstere Szenen an Bord, man denke an die Ermordung von Lukes Familie (imho immer noch die drastischste aller Szenen in der SW-Saga), die Vernichtung Alderaans oder den Tod Obi Wans. Das effektvoll inszenierte heroische Schlussdrittel lässt den Film aber deutlich optimistischer und heiterer zu Ende gehen. Dennoch würde ich Empire im Grundton schon etwas dunkler und pessimistischer bezeichnen, aber eben eher in Nuancen. Und ich stimme vorbehaltlos zu, dass Empire als Gesamtleistung von vielen begabten Kollaborateuren anzusehen ist – gleiches gilt mM nach aber auch schon für den Erstling. Allerdings sehe ich dennoch nicht, warum der als von vielen positiv bewertete düstere Ton von Empire nicht von Lucas stammen soll, der vermeintlich eher postitiv-leichte Ton von Star Wars aber schon. Wenn ich mich recht erinnere war schliesslich THX 1138 auch nicht gerade ein lustig-flockiger Spass.