Re: Zuletzt gesehener Film

3901
Steve McQueen's '12 Years a Slave'

Der Oscar für den 'besten Film' in meinen Augen schon halbwegs klar: Ich finde zwar, dass er gemessen an meinem Maßstab, den ich für einen Film anlege, der in der Kategorie 'Bester Film' gewinnen sollte, eher zu den schwächeren Werken gehört, aber diese Geschichte musste zum einen wirklich mal filmisch erzählt werden, und zum anderen sind die Bilder sehr schön und die Dramaturgie durch die Erzählstruktur durchaus erfrischend, weil die unchronologische Erzählweise in Kombi mit dem Genre irgendwie originell ist. Insgesamt fehlt vielleicht hier und da ein bisschen die Würze, das wird aber durch fabelhafte Schauspieler wett gemacht. Natürlich ist der Hauptdarsteller eine Entdeckung. Da bin ich gespannt was da noch kommen wird. Aber mit Abstand die aller beste Performance hat Fassbender hingelegt. Überhaupt halte ich diese Darsteller-Leistung für die beste des bisherigen Filmjahres und hätte eigentlich ganz klar mit nem Oscar prämiert werden müssen. Das selbe kann ich allerdings nicht von der Gewinnerin für die Nebenrolle sagen: es beschleicht mich hier einmal mehr das dumpfe Gefühl, dass hier primär die Rolle und weniger die Darstellerin den Oscar gewonnen hat. Sie war zwar gut, aber die Rolle zu klein, als dass mich ihre darstellerische Leistung hätte umhauen können. Klingt vielleicht fies, aber da hätte sie schon unter Beweis stellen müssen, dass sie mehr kann als besonders gut zu leiden. Aber vielleicht war sie im Vergleich zu ihrer Konkurrenz ja auch die beste. Wenn dem so ist, dann muss ich auch hier sagen: eher ein schwacher Oscar. Allein schon Jennifer Lawrence Performance in American Hustle hatte mehr Subtilität, aber natürlich bei weitem nicht das Dramatik-Potential in der Rolle ...nun ja, schwer zu vergleichen.

Ich finde man merkt es dem Film an, dass das Anliegen dahinter wirklich darin bestand eine Geschichte zu erzählen, die es einfach verdient hat von der Welt anerkannt zu werden.
Den großen cineastischen Spirit eines Meisterregisseurs oder Kinoverrückten mit eigener Vision habe ich aber absolut nicht gesehen - Ästhetik aber sehr wohl und das ist ja auch eine Kunst.
Schon die bloße Wiedergeburt eines alten Genres, dass mit moderner Ästetik neu aufgelegt wurde, werte ich in der aktuellen Kinolage als wichtiges Statement
'Back to the roots' ist da für mich die Message. Vielleicht braucht es dafür eben auch jemanden, der vielleicht nicht so individuell ist wie manch anderer, der das Rad neu erfinden will und es dabei nicht schafft dem Eskapismus-, Prequel-, Sequel-Wahn etwas massentaugliches und publikum-übergreifendes entgegenzusetzen.

Mein größter Kritikpunkt: Brad Pitt ! Warum zum Teufel muss ein Typ, der sich außerhalb des Filmgeschäft dermaßen als totaler Wohltäter darstellt, dermaßen plakativ als der fortschrittliche Menschenrechtler auftreten ?!
Also an der Stelle hat der Film in meinen Augen versagt. Das hätte ich mir wirklich sehr, sehr viel subtiler gewünscht. Und das ist es eben was ich damit meine, wenn ich schreibe, dass der Film irgendwie nur eine Geschichte erzählt, damit sie erzählt wurde. Alle wichtigen Infos werden untergebracht, der Werdegang stringent nachgezeichnet und am Ende geht alles sehr schnell. Nicht das ich auf Teufel komm raus einen Höhepunkt in einem Film brauche, bei dem nur der Punk abgeht, aber für einen Film diesen Formates hätte es entweder ein bisschen lebhafter inszeniert sein müssen, oder subtiler. Man kann die Intensität mit diesen Mitteln ja auch so steigern, dass die Geschichte sozusagen nicht überproduziert wirkt und der Eindruck entsteht, dass hier eine beachtliche Lebensgeschichte für Effekthascherei ausgeschlachtet wird und dabei die Geschichte völlig verzerrt. Das gehört natürlich zur höchsten Kunst, von daher geht es auch voll ok, dass '12 Years a Slave' nicht den Regie-Oscar gewonnen hat. Ob der Gewinner 'Gravity' deshalb nun besser war sei mal dahingestellt, denn der Film war meiner Meinung nach was die Story an sich angeht einfacher zu erzählen.

Nicholas Stoller's 'Bad Neighbors' mit Seth Rogen und Zac Efron

Über diesen Film kann ich wenig positives sagen. Eine kurze, durchaus gelungene DeNiro-Parodie-Szene und der amüsante 'Rahmenhandlungs-Gag', das die beiden Gegenspieler des Films jeweils einen anderen Batman-Darsteller favorisieren,
reicht mir nicht um von 97 Minuten kurzweiliger Unterhaltung zu sprechen. Dabei hätte die filmische Dauer-Party, mit viel Drogen und Flirts und einer Brise von Seth Rogen's kuriosen Vorgängerfilm 'Das ist das Ende', gepaart mit klassischen Nachbarschaftsstreitigkeiten durchaus funktionieren können, wenn die Macher sich ein bißchen mehr Mühe beim Entwerfen eines halbwegs kinowürdigen Komödien-Plots und eines befriedigenderen Filmendes gemacht hätten.

Axel Ranisch's 'Ich fühl' mich disco'


Eine mit einfachen Produktionsmitteln entstandene, höchst symphatische und erfrischende Genre-Mischung mit bewußtem Hang zur geradezu fassbinderisch'-almodóvar'schen Überzeichnung, die eine in ihrer Tristesse genauso traurige wie lustige Geschichte erzählt, mit ironischen Brechungen die nichts daran ändern, dass man die Film-Figuren nach und nach ins Herz schließt. Oder wie es ein Kritiker schrieb: „Und so bewegt sich „Ich fühl mich Disco“ souverän im Spannungsfeld von Komödie und Tragödie, von Adoleszenz-Drama und Schlagerfilm sowie Surrealismus, Irrsinn und praktischer Vernunft. Mit dem Effekt, dass man das Kino exakt so verlässt, wie der Filmtitel es verspricht.“ – Harald Peters (Die Welt)

Ich sah den Film im Wiesbadener Freiluftkino, wo er vom dortigen sommerlich-relaxten Publikum mit Applaus kommentiert wurde.

Hayao Miyazaki's 風立ちぬ - 'Wie der Wind sich hebt'

Der Film wirkt auf den ersten, oberflächlichen Blick aus geschichtlicher, ideologischer und politischer Sicht erstmal recht sperrig und problematisch, da hier ausgerechnet die verbündeten Aggressoren des Zweiten Weltkriegs für ihre äußerst beachtlichen Ingenieursleistungen regelrecht glorifiziert werden, und dagegen - von ein paar wenigen markanten Dialogzeilen mal abgesehen - fast sämtliche kritischen Untertöne zu diesem Aspekt fehlen.
Dennoch handelt es sich um ein künstlerisch sehr sehenswertes, und im Bezug auf den Regisseur selbstreferenzielles Werk, das erst nach einer Weile, durch seine geradezu meditative, gemächliche Erzählweise und poetische Verträumtheit eine ganz eigene Magie entfaltet, und von einer erinnerungswürdigen süßlichen Melancholie erfüllt ist.
Als meine Liebingsszene entpuppte sich eine Gesangseinlage einer deutschen Filmfigur, die in der US-Synchro-Fassung sogar von Regisseur Werner Herzog gesprochen wird,
die am Klavier das Liedchen "Das gibt`s nur einmal, das kommt nicht wieder. Das kann das Leben nur einmal geben, denn jeder Frühling hat nur einen Mai." trällern darf, was perfekt zur melancholischen Stimmung und dem übergeordneten Vergänglichkeitsthema des Filmes passt.

Matt Reeves's 'Dawn of the Planet of the Apes'
(Planet der Affen - Revolution) in 3D

@vodkamartini: Sehr gutes Review zum Film. Mein Kompliment !

Der Film geht zwar insgesamt in Ordnung, aber angesichts des extrem positiven internationalen Kritiker- & Filmnerdechos, empfand ich dieses Sequel als eine regelrechte Enttäuschung.
Nach einem interessanten Einstieg in den Film, der den franchisebeherrschenden Grundkonflikt zwischen den Affen und Menschen gut veranschaulicht, gerät der Film immer mehr in bereits hinreichend vom Genre ausgetretenes, stereotypes Fahrwasser, was angesichts der äußerst vielversprechenden, weil soziologisch höchst komplexen und nach intelligenten Metaphern schreienden Thematik sehr bedauernswert ist. In keinem der von der Allgemeinerheit als "Gut" bewerteten Erzeugnisse dieses Blockbustersommers habe ich mich angesichts des Mangels an den von mir erwünschten Innovationen dermaßen gelangweilt. Dazu kommt das die menschlichen Filmfiguren allesamt kaum Akzente setzen und bis auf die Tatsache das Gary Oldman nunmal der begnadete Darsteller ist der er ist, direkt nach dem Filmkonsum durch die Bank weg extrem schnell wieder vergessen sind.
Dem Regisseur mag man ja den "Spaß am Geschichten erzählen" anmerken, wie es ein Kritiker schrieb, und die Animation der Affen mag ja durchaus großartig sein.
Aber die bloße Tatsache das ein Film erzählerisch recht nett aufgebaut ist, in vernünftigem Erzähltempo abläuft, technisch professionell und teuer umgesetzt ist und insgesamt bei weitem nicht so bescheuert wirkt wie eins von Michael Bay's Transformers-Sequels ist für mich noch lange kein Grund für eine begeisterte und verbeugende Top-Wertung.
Aber beruhigender Weise stehe ich auch mit dieser Meinung - wie bei jedem Produkt der Populärskultur zu dem das Spektrum an Stimmen naturgemäß groß ist - auch nicht völlig alleine auf weiter Flur. ;)

Ich konnte jedenfalls dem Vorgänger 'Prevolution' ('Rise of the Planets of the apes') mehr abgewinnen, da er meiner Ansicht nach auf mehr Ebenen funktionierte.
Und das faszinierenste Werk der Reihe bleibt für mich - auch wenn das nun auch wieder eine typische Klischee-Meinung ist - der erste Film der Reihe von 1968,
der für mich deutlich mehr Qualitäten besitzt als seinen weltberühmten Schlußszenen-Clou.

Übrigens: Die Tim Burton-Verfilmung hat für mich auch mehr Stärken als es deren kaum denkbar schlechterer Ruf vermuten lassen.
Natürlich ist der Film kein Meisterwerk, aber das extreme allgemeine Bashing dieses Film halte ich doch für recht übertrieben.
Wenn ich vor die Wahl gestellt werden würde welchen Planet der Affen-Film ich mir nochmal anschauen möchte, dann wäre die 2001er Verfilmung garantiert nicht meine letzte Wahl.
Dazu hat er einfach viel zu interessante Produktionswerte: u.a. Danny Elfman's gelungener Score, das phantastische Costume Design und Tim Roth's beeindruckende Filmfigur 'General Thade',
als das ich diesen Film von Anfang bis Ende die Toilette runterspülen würde, so wie es die meisten Fans der Reihe offenbar für angebracht halten...
"Das ist Gold Mr. Bond. Schon mein ganzes Leben habe ich seine Farbe geliebt, seinen Glanz, seine göttliche Schwere..." (Auric Goldfinger)

Re: Zuletzt gesehener Film

3902
Dr. moVe hat geschrieben:Steve McQueen's '12 Years a Slave'

Der Oscar für den 'besten Film' in meinen Augen schon halbwegs klar: Ich finde zwar, dass er gemessen an meinem Maßstab, den ich für einen Film anlege, der in der Kategorie 'Bester Film' gewinnen sollte, eher zu den schwächeren Werken gehört, aber diese Geschichte musste zum einen wirklich mal filmisch erzählt werden, und zum anderen sind die Bilder sehr schön und die Dramaturgie durch die Erzählstruktur durchaus erfrischend, weil die unchronologische Erzählweise in Kombi mit dem Genre irgendwie originell ist.
Zumal es ein Film über die Sklavenhandlung ist, der natürlich total unter die Haut geht, weil alles auf einer wahren Geschichte basiert (als wenn das dramaturgisch etwas zu bedeuten hätte) und deshalb von der Jury schon bei der Sichtung des Trailers als "wertvolles Kunstwerk" eingeprägt gewesen sein wird. :roll: :wink:
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Let the sheep out, kid.

Re: Zuletzt gesehener Film

3903
habe gestern "Vicky Christina Barcelona" gesehen. Ich gestehe, es war mein erster Woody Allen Film. Der Film hatte mich schon damals aufgrund der Darsteller und des Trailers interessiert aber nun bin ich doch etwas enttäuscht.

Ich hatte mir den Film viel dreckiger, frecher und sexier erhofft. Für mich ist das leider über weite Strecken nur gepflegte Langeweile. Der Erzähler lässt das ganze besonders geschwätzig erscheinen und inszenatorisch gibt es wenig bis gar nichts, was einen faszinieren könnte.

Einzig und allein die Darsteller machen ihre Sache gut, wobei ich enttäuscht von der Rolle von Penelope Cruz war.

Irgendwie reichlich belanglos der Film ohne Biss. Schade. Letztlich ist der erste Dialog mit Bardem das einzig wirklich spannende am Film
"It's been a long time - and finally, here we are"

Re: Zuletzt gesehener Film

3905
Kite, Yasuomi Umetsu (1998)

Die junge Auftragskillerin Sawa, hat als kleines Mädchen ihre Eltern verloren. Akai, ein japanischer Polizist, kümmert sich seitdem um Sawa und hat sie zur Auftragskillerin gemacht. Die Opfer sind meist Pädophile Leute und welche, die ihm gefährlich werden könnten.

Die Rache-Story und einige andere Elemente erinnern sehr an Luc Besson's Nikita aus dem Jahre 1990. Kite wirkt aber nicht wie eine Kopie, sondern kann durch seine explizite Gewaltdarstellung und unzensierten Erotikszenen punkten und sich von Besson's Werk absetzen. Der Film setzt sich gut mit dem Thema Gewalt auseinander, ebenso wie mit der Rache, die sich als Thema durch den ganzen Film zieht. Die Zeichungen sind realistisch und sehr gut. Sie verschaffen dem Zuschauer ein realistisches Filmerlebnis und ermöglichen somit auch eine gewisse Identifikation mit Sawa und ihrem Leben, ihren Motiven. Der Film ist kontinuierlich unterhaltsam und spannend. Durch die kurze Laufzeit von einer Stunde treten keine Längen oder unnötiger Szenen auf.

Kite ist ein absolut sehenswerter Film. Man sollte sich nicht von der Tatsache abschrecken lassen, dass es sich hier um einen Anime handelt, denn der Film ist großartig.

8/10

Re: Zuletzt gesehener Film

3906
Maibaum hat geschrieben:So, so ...

Ein toller Film ist das. Dreckig ist er natürlich nicht, das ist kein Woody Allen, dafür charmant und elegant leichtfüßig.
ich habe auf eine Reaktion von dir gewartet ;-)

Ne, hat mich nicht umgehauen - aber vielleicht auch, weil ich was anderes erwartet hatte. Mir war es sozusagen zu leichtfüßig.

Hat Allen eigentlich immer diese Kommentare aus dem Off? Fand ich sehr merkwürdig für einen Film - ist ja total unnötig
"It's been a long time - and finally, here we are"

Re: Zuletzt gesehener Film

3908
Ich halte VCB für einen von Allen's Stärksten.

Natürlich haben nicht alle Filme von Allen Off Kommentare, es sind auch nicht alle leichtfüßig, wobei ja VCB trotzdem Tiefe besitzt und auch eher ein pessimistischer Film ist. Überhaupt hat Allen ein genau so homogenes wie auch verschiedenartiges Gesamtwerk geschaffen. Und VCB gehört schon zu denen die sowohl qualitativ wie auch stilistisch eine gewisse Bedeutung in seinem umfangreichen Gesamtwerk haben.

Und dann ist Allen natürlich viel zu intelligent um mit einem Off Kommentar zu arbeiten wenn der überflüssig wäre. Da er schon seit Ewigkeiten sein eigenes Ding macht muß er sich schon lange nicht mehr darum kümmern ob seine Filme verstanden werden oder nicht. Das behaupte ich jetzt einfach mal so ins Blaue hinein.

Re: Zuletzt gesehener Film

3910
Gernot hat geschrieben:echt jetzt? also da fallen mir spontan einmal gleich der stadtneurotiker, matchpoint, midnight in paris oder natürlich manhattan ein, die um längen besser waren als VCB...
Klar, echt, VCB ist doch ein reines Vergnügen, und auch noch großartig gespielt von gleich 4 fantastischen Schauspielern/innen. Dazu noch ein paar starke Nebenrollen und viel Katalonien ...

Nr. 1, 2 und 4 würde ich genau wie VCB auch zu Allens Besten rechnen (es gibt noch mehr), den sehr vergnüglichen Midnight in Paris etwas weniger, und den nachfolgenden Rom Film zu seinen etwas Schwächeren. Wobei Woody nie einen wirklich Schwachen gemacht hat. 6/10 kriegt auch der Mieseste noch, was bedeutet er hat nie einen wirklich Miesen gemacht.
Andererseits ist glaube ich nach oben bei 9/10 Schluß. Der allerletzte Kick fehlt dann noch, aber es sind etliche 9er dabei.

Re: Zuletzt gesehener Film

3911
Planet der Affen Revolution

Vor ein paar Jahren, kam der Vorgänger Planet der Affen Prevolution in die Kinos. Damals hätte ich nie damit gerechnet, dass man das "Affen-Franchise" so extrem gut und hochwertig aufziehen könne. Nach Tim Burtons schwachem Remake (4-5/10) kam hier der erneute Versuch, die Saga wiederzubeleben. Der Film wurde ein finanzieller Erfolg und war auch inhaltlich fantastisch. Der neue Film setz genau da an und spinnt die Geschichte um Caesar schön und konsequent weiter, doch mit einigen Makeln, die der Vorgänger nicht hatte.

Die Menschheit ist fast am Ende. Ein globaler Ausbruch des Virus ALZ-113, rottete die Menschheit beinahe komplett aus und zerstörte jegliche von Menschen geschaffene Infrastruktur und warf sie um viele Jahrzehnte zurück. Nur noch wenige sind übrig. Caesar und seine Affen haben schon seit 2 Jahren keine Menschen mehr gesehen. Sich selbst haben sie aber viel beigebracht wie z.B die Zeichensprache oder teilweise auch das Sprechen. Als im Verlaufe des Films die Affen auf die Menschen treffen, müssen sie, zuerst widerwillig, zusammenarbeiten, bevor sich für die Menschen alles verschlechtert. Caesar hilft und wird kritisiert, weil er den gefährlichen Menschen hilft. Nichts ahnend, beginnt für die Affen und Menschen ein Kampf um ihre Existenz...

Der Film spinnt die Geschichte konsequent weiter, führt dementsprechend auch neue Figuren ein, die sich alle sehr gut einfügen und auch eine wichtige Funktion haben. Während die menschlichen Darsteller um Gary Oldman, Jason Clarke oder Keri Russel alle eine gute Arbeit leisten, sind es doch eigentlich die Affen um Caesar (Andy Serkis) die die eigentlichen Stars des Filmes sind. Selten hat man so großartiges und echt wirkendes CGI gesehen. Motion Capturing ist absolut beeindrucken und Andy Serkis ein wahrer Meister auf diesem Gebiet. Wie er Caesar zum Leben erweckt, ist sensationell und hoch beeindruckend.

Man kann sich jederzeit mit den Affen identifizieren und fiebert mit, sogar noch mehr als mit den Menschen. Die Spannenden Momente sind allesamt großartig inszeniert und auch die Action kann sich absolut sehen lassen. Reeves, der mir schon als Regisseur bei Cloverfield und Let me in gefiel, liefert hier eine sehr gute Arbeit ab. Wunderschöne Aufnahmen der Wälder, in denen die Affen Leben. Tolle vermodderte Städte die langsam zerfallen. Die Sets und Locations sind wunderschön und perfekt genutzt. Dort bietet der Film wirklich tolle Schauwerte. Alles wirkt wie aus einem Guss. Leider aber hat der Film ein paar Längen im letzten Viertel, was nicht so tragisch ist, ihm dennoch etwas das Tempo nimmt. Keine Frage, es bleibt trotzdem spannend und vorallem auch sehr interessant, es fällt aber doch auf. Der Film nimmt sich allgemein aber auch viel zeit für die Entwicklung der Handlung und Charaktere, was ja nichts schlechtes ist. Die Klischeerolle von Kirk Acevedo ist sehr unnötig, denn diese gibt es in X beliebigen Filmen in der gleichen Form und wie dort erfüllt sie hier die gleiche Funktion. Ein Idiot der Stunk macht, wenn er es nicht soll. Ein Idiot, der alles zum kippen bringen kann. Nervt etwas, dass die Rolle so einfach gestrickt und jegliche Handlung dieser Person so vorhersehbar ist.

Dennoch schafft Matt Reeves es einen würdigen Nachfolger zu inszenieren, der aber nicht die lockerheit und das "schöne" des Erstlings mitbringt, sondern düsterer und deutlich ernster angelegt ist. Angesichts der Ausgangssituation des ersten Films, auch absolut nachvollziehbar. Die Atmosphäre stimmt, die Action ist großartig inszeniert und die Affen sind das schönste, was ich je an CGI/Motion Capturing Figuren gesehen habe.

8,5/10

Re: Zuletzt gesehener Film

3912
Non-Stop

Kammerspiele mit einem bevorstehenden Verbrechen und vielen Verdächtigen auf engstem Raum haben eine lange Tradition, die bis in die Zeit der Klassiker der Kriminalliteratur von Agatha Christie zurückgehen. Sicherheit gibt es keine, die Möglichkeit zur Flucht besteht ebenso wenig wie die des Selbstschutzes, es sei denn, man versucht mit aller Macht, den Täter aufzuspüren und damit der Situation ein Ende zu setzen. Das dieses Prinzip des Spannungsaufbaus auch heute, in der Ära von lärmenden und bombastischen Effektblockbustern, noch aufzugehen weiß, versucht Regisseur Jaume Collet-Serra mit "Non-Stop" unter Beweis zu stellen und steigert die Ausweglosigkeit für seine Charaktere auch noch, in dem er statt eines eingeschneiten Schlosses oder eines liegengebliebenen Zugwaggons seine Protagonisten hoch über die Wolken an Bord eines Flugzeuges verfrachtet. Das die Rechnung letzten Endes tatsächlich voll und ganz aufgeht, hat er allerdings noch jemand ganz anderem zu verdanken: Hauptdarsteller Liam Neeson!

Der muss als vom Leben gezeichneter Air Marshall Bill Marks so einiges in den atemberaubend spannenden 105 Minuten über sich ergehen lassen, denn Collet-Serra denkt gar nicht daran, auch nur eine dieser Minuten sinnlos verstreichen zu lassen und legt nach einer kurzen und stimmungsvollen Exposition ein Tempo vor, dass seines gleichen sucht. Das er sich dabei nicht viel Zeit nimmt, seine unterschiedlichen Passagiere genauer zu charakterisieren, versteht sich auf der einen Art und Weise von selbst, doch Collet-Serra ist sich dieses Umstandes nicht nur bewusst, viel mehr nutzt er den Mangel an Informationen geschickt, um mit dem Schnüren von Vorurteilen den Verdacht der Zuschauer immer in die von ihm gewünschte Richtung zu lenken. So ist beispielsweise mit dem vom Omar Metwally gespielten islamischen Doktor eine Figur an Bord, die natürlich allein durch die Optik unbewusst Assoziationen mit den Anschlägen vom 11. September wecken soll. Umso schöner daher auch, wenn die wahre Enthüllung des Täters am Ende sehr differenziert bleibt und auch das Motiv, dass auf den ersten Blick müde und banal hätte erscheinen können, erstaunlich gelungen vorbereitet wird und weniger abgehoben ist, als man vielleicht glauben mag.

Liam Neeson macht unterdessen (wie bereits angedeutet) einen hervorragenden Job. Zwar bekommt auch er nur wenig Spielraum für seine mimischen Fähigkeiten, nutzt diesen aber voll und ganz aus und wird in seinen wenigen Szenen, die er sich meist mit der bezaubernden Julianne Moore teilt und in denen auf seine Hintergründe eingegangen wird, zur tragischen Identifikationsfigur, die er in dem Katz- und Mausspiel für das Publikum auch sein muss. Denn, auch wenn es jetzt möglicherweise nicht so klingen mag, trotz der intelligenten Herangehensweise und der teilweise vorhandenen Charakterisierung sind sämtliche Passagiere an Bord des Flugzeuges, ob nun ein glatzköpfiger NYPD-Officer oder ein schmieriger Staatsanwalt, einzig und allein Schachfiguren auf dem Brett des Regisseurs, die er immer wieder so aufstellt oder opfert, dass der Zuschauer in eine weitere Falle tappt und auf die nächste falsche Fährte reinfällt.

Was dieses "Wer-ist-der-Mörder"-Spiel aber noch einmal um einiges interessanter macht, ist die herausgearbeitete Location, nämlich das Flugzeug selber. Nach dem Betreten dieses Schauplatzes verlassen weder unser Protagonist noch wir als Zuschauer es bis zum erlösenden Ende wieder. Selbst dann, wenn Marks mit einem Agenten der zuständigen Behörde telefoniert, sehen wir keinen Blick in das hektische Durcheinander am Boden und auch von den Nachforschungen der örtlichen Polizei erfahren wir nur durch eine Nachrichtensendung am Bord der Maschine. Das ist insofern von großer Bedeutung, als dass die Regie das Flugzeug dafür nutzt, um eine klaustrophobische (An-)Spannung aufzubauen. Die Enge und die eingeschränkten Bewegungsmöglichkeiten spielen daher nicht nur innerhalb der Handlung eine große Rolle, sie sind genauso auch für den Betrachter jederzeit spürbar, was ein Maximum an Authenzität mit sich bringt. Erst im späteren Verlauf bekommen wir ein paar Außenansichten des Flugzeuges geboten und besonders zum Ende hin wünscht man sich aufgrund der mittelmäßigen Effekte, man hätte das ganze weiterhin nur aus Passagierssicht verfolgt. Überhaupt entsteht im Finale etwas der Eindruck, dass plötzlich alles ganz schnell gehen musste und man der Wirkung der Situation an sich nicht vertraut hat. Insgesamt hat der Film in den letzten 15 Minuten leider immer genau einen Höhepunkt zu viel und es gibt stets ein weiteres Hindernis zu überwinden, bis der Albtraum für die Besatzung endlich zu Ende ist. Das ist auf der einen Seite zwar teilweise deutlich zu übertrieben, allerdings fällt einen das bei der Erstsichtung aufgrund des enormen Tempos kaum auf, da man keine Zeit dazu hat, alles zu hinterfragen und der bis dahin unauffällige Score von John Ottman einen hier mit seinen dramatischen Klängen überrascht.

Fazit: "Non-Stop" ist ein ungemein spannend konstruierter Hochgeschwindigkeits-Thriller, der es versteht, seine Atmosphäre und das Interesse am Fortlauf der Handlung die komplette Laufzeit lang aufrecht zu erhalten und immer mit einem weiteren unvorhersehbaren Twist überraschen kann, den er vorher durch geschickte Publikumsmanipulation bestens vorbereitet hat. Dabei gelingt es der Regie überraschenderweise besonders gut, die (weiß Gott nicht neue) Handlung radikal auf die Thrilleraspekte der Geschichte zu reduzieren und trotz kaum vorhandener ausführlicher Charakterisierung ein Mitfiebern mit Neesons stark gespieltem Anti-Helden zu erzeugen. Statt die Nerven der Zuschauer überzustrapazieren, ist man stets aufmerksam beobachtend und lauert auf den Fehler, den der unsichtbare Feind machen könnte, um ihn zu enttarnen. Zwar strapaziert Collet-Serra die dramaturigisch raffinierte Struktur zum Ende hin ein Stückweit zu sehr aus, aber dennoch gelingt ihm hier ein wichtiger Beweis dafür, dass auch in einem Zeitalter des Bombastes immer noch die Filme die besten sind, die einen mit den einfachsten Mitteln zu fesseln und zu unterhalten wissen. Alles andere ist Nebensache!

9/10
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Re: Zuletzt gesehener Film

3913
Klingt ziemlich gut. Bin sowieso großer Neeson-Fan und das auch schon seit Rob Roy. Sehe den unglaublich gerne und bin froh, dass er als alter Action-Haudegen so aktiv ist. Mag Filme wie Taken, Unknown sehr gern. Ich freue mich sehr auf Sichtung und bereue es gerade, den Film nicht für 12,90 € gekauft zu haben.

Re: Zuletzt gesehener Film

3914
Auf der Blu-ray wird ja mit "Taken über den Wolken" geworben, aber ich finde den Film hier eigentlich wesentlich raffinierter und das in vielfacher Hinsicht, der Spannungsaufbau ist großartig und anders als bei Taken lebt das Ganze eben nicht von konstruierten Actionmomenten, sondern ganz von der Handlung und der Atmosphäre. Abgesehen davon habe ich clever geschriebene Katz-und Mausspiele schon immer sehr gerne gesehen und in letzter Zeit gab es sowas einfach zu selten in vernünftiger Qualität im Kino und daher ist "Non-Stop" für mich schon eine wahre Wohltat. :)
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Re: Zuletzt gesehener Film

3915
Hab Non-Stop am Wochenende gesehen und fand ihn auch gut. Neeson war gewohnt überzeugend, die Geschichte war nett eingefädelt, wenn gleich sie mich schon ziemlich an Flightplan mit Jody Foster erinnerte. Die Auflösung wirkte dann - wie so häufig in solchen Filmen - recht konstruiert. Das machte aber nicht viel, da bei dem Film der Weg wichtiger als das Ziel war, will sagen der Spannungsaufbau funktionierte sehr solide. Summa summarum 7,5 Punkte.
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"