Steve McQueen's '12 Years a Slave'
Der Oscar für den 'besten Film' in meinen Augen schon halbwegs klar: Ich finde zwar, dass er gemessen an meinem Maßstab, den ich für einen Film anlege, der in der Kategorie 'Bester Film' gewinnen sollte, eher zu den schwächeren Werken gehört, aber diese Geschichte musste zum einen wirklich mal filmisch erzählt werden, und zum anderen sind die Bilder sehr schön und die Dramaturgie durch die Erzählstruktur durchaus erfrischend, weil die unchronologische Erzählweise in Kombi mit dem Genre irgendwie originell ist. Insgesamt fehlt vielleicht hier und da ein bisschen die Würze, das wird aber durch fabelhafte Schauspieler wett gemacht. Natürlich ist der Hauptdarsteller eine Entdeckung. Da bin ich gespannt was da noch kommen wird. Aber mit Abstand die aller beste Performance hat Fassbender hingelegt. Überhaupt halte ich diese Darsteller-Leistung für die beste des bisherigen Filmjahres und hätte eigentlich ganz klar mit nem Oscar prämiert werden müssen. Das selbe kann ich allerdings nicht von der Gewinnerin für die Nebenrolle sagen: es beschleicht mich hier einmal mehr das dumpfe Gefühl, dass hier primär die Rolle und weniger die Darstellerin den Oscar gewonnen hat. Sie war zwar gut, aber die Rolle zu klein, als dass mich ihre darstellerische Leistung hätte umhauen können. Klingt vielleicht fies, aber da hätte sie schon unter Beweis stellen müssen, dass sie mehr kann als besonders gut zu leiden. Aber vielleicht war sie im Vergleich zu ihrer Konkurrenz ja auch die beste. Wenn dem so ist, dann muss ich auch hier sagen: eher ein schwacher Oscar. Allein schon Jennifer Lawrence Performance in American Hustle hatte mehr Subtilität, aber natürlich bei weitem nicht das Dramatik-Potential in der Rolle ...nun ja, schwer zu vergleichen.
Ich finde man merkt es dem Film an, dass das Anliegen dahinter wirklich darin bestand eine Geschichte zu erzählen, die es einfach verdient hat von der Welt anerkannt zu werden.
Den großen cineastischen Spirit eines Meisterregisseurs oder Kinoverrückten mit eigener Vision habe ich aber absolut nicht gesehen - Ästhetik aber sehr wohl und das ist ja auch eine Kunst.
Schon die bloße Wiedergeburt eines alten Genres, dass mit moderner Ästetik neu aufgelegt wurde, werte ich in der aktuellen Kinolage als wichtiges Statement
'Back to the roots' ist da für mich die Message. Vielleicht braucht es dafür eben auch jemanden, der vielleicht nicht so individuell ist wie manch anderer, der das Rad neu erfinden will und es dabei nicht schafft dem Eskapismus-, Prequel-, Sequel-Wahn etwas massentaugliches und publikum-übergreifendes entgegenzusetzen.
Mein größter Kritikpunkt: Brad Pitt ! Warum zum Teufel muss ein Typ, der sich außerhalb des Filmgeschäft dermaßen als totaler Wohltäter darstellt, dermaßen plakativ als der fortschrittliche Menschenrechtler auftreten ?!
Also an der Stelle hat der Film in meinen Augen versagt. Das hätte ich mir wirklich sehr, sehr viel subtiler gewünscht. Und das ist es eben was ich damit meine, wenn ich schreibe, dass der Film irgendwie nur eine Geschichte erzählt, damit sie erzählt wurde. Alle wichtigen Infos werden untergebracht, der Werdegang stringent nachgezeichnet und am Ende geht alles sehr schnell. Nicht das ich auf Teufel komm raus einen Höhepunkt in einem Film brauche, bei dem nur der Punk abgeht, aber für einen Film diesen Formates hätte es entweder ein bisschen lebhafter inszeniert sein müssen, oder subtiler. Man kann die Intensität mit diesen Mitteln ja auch so steigern, dass die Geschichte sozusagen nicht überproduziert wirkt und der Eindruck entsteht, dass hier eine beachtliche Lebensgeschichte für Effekthascherei ausgeschlachtet wird und dabei die Geschichte völlig verzerrt. Das gehört natürlich zur höchsten Kunst, von daher geht es auch voll ok, dass '12 Years a Slave' nicht den Regie-Oscar gewonnen hat. Ob der Gewinner 'Gravity' deshalb nun besser war sei mal dahingestellt, denn der Film war meiner Meinung nach was die Story an sich angeht einfacher zu erzählen.
Nicholas Stoller's 'Bad Neighbors' mit Seth Rogen und Zac Efron
Über diesen Film kann ich wenig positives sagen. Eine kurze, durchaus gelungene DeNiro-Parodie-Szene und der amüsante 'Rahmenhandlungs-Gag', das die beiden Gegenspieler des Films jeweils einen anderen Batman-Darsteller favorisieren,
reicht mir nicht um von 97 Minuten kurzweiliger Unterhaltung zu sprechen. Dabei hätte die filmische Dauer-Party, mit viel Drogen und Flirts und einer Brise von Seth Rogen's kuriosen Vorgängerfilm 'Das ist das Ende', gepaart mit klassischen Nachbarschaftsstreitigkeiten durchaus funktionieren können, wenn die Macher sich ein bißchen mehr Mühe beim Entwerfen eines halbwegs kinowürdigen Komödien-Plots und eines befriedigenderen Filmendes gemacht hätten.
Axel Ranisch's 'Ich fühl' mich disco'
Eine mit einfachen Produktionsmitteln entstandene, höchst symphatische und erfrischende Genre-Mischung mit bewußtem Hang zur geradezu fassbinderisch'-almodóvar'schen Überzeichnung, die eine in ihrer Tristesse genauso traurige wie lustige Geschichte erzählt, mit ironischen Brechungen die nichts daran ändern, dass man die Film-Figuren nach und nach ins Herz schließt. Oder wie es ein Kritiker schrieb: „Und so bewegt sich „Ich fühl mich Disco“ souverän im Spannungsfeld von Komödie und Tragödie, von Adoleszenz-Drama und Schlagerfilm sowie Surrealismus, Irrsinn und praktischer Vernunft. Mit dem Effekt, dass man das Kino exakt so verlässt, wie der Filmtitel es verspricht.“ – Harald Peters (Die Welt)
Ich sah den Film im Wiesbadener Freiluftkino, wo er vom dortigen sommerlich-relaxten Publikum mit Applaus kommentiert wurde.
Hayao Miyazaki's 風立ちぬ - 'Wie der Wind sich hebt'
Der Film wirkt auf den ersten, oberflächlichen Blick aus geschichtlicher, ideologischer und politischer Sicht erstmal recht sperrig und problematisch, da hier ausgerechnet die verbündeten Aggressoren des Zweiten Weltkriegs für ihre äußerst beachtlichen Ingenieursleistungen regelrecht glorifiziert werden, und dagegen - von ein paar wenigen markanten Dialogzeilen mal abgesehen - fast sämtliche kritischen Untertöne zu diesem Aspekt fehlen.
Dennoch handelt es sich um ein künstlerisch sehr sehenswertes, und im Bezug auf den Regisseur selbstreferenzielles Werk, das erst nach einer Weile, durch seine geradezu meditative, gemächliche Erzählweise und poetische Verträumtheit eine ganz eigene Magie entfaltet, und von einer erinnerungswürdigen süßlichen Melancholie erfüllt ist.
Als meine Liebingsszene entpuppte sich eine Gesangseinlage einer deutschen Filmfigur, die in der US-Synchro-Fassung sogar von Regisseur Werner Herzog gesprochen wird,
die am Klavier das Liedchen "Das gibt`s nur einmal, das kommt nicht wieder. Das kann das Leben nur einmal geben, denn jeder Frühling hat nur einen Mai." trällern darf, was perfekt zur melancholischen Stimmung und dem übergeordneten Vergänglichkeitsthema des Filmes passt.
Matt Reeves's 'Dawn of the Planet of the Apes' (Planet der Affen - Revolution) in 3D
@vodkamartini: Sehr gutes Review zum Film. Mein Kompliment !
Der Film geht zwar insgesamt in Ordnung, aber angesichts des extrem positiven internationalen Kritiker- & Filmnerdechos, empfand ich dieses Sequel als eine regelrechte Enttäuschung.
Nach einem interessanten Einstieg in den Film, der den franchisebeherrschenden Grundkonflikt zwischen den Affen und Menschen gut veranschaulicht, gerät der Film immer mehr in bereits hinreichend vom Genre ausgetretenes, stereotypes Fahrwasser, was angesichts der äußerst vielversprechenden, weil soziologisch höchst komplexen und nach intelligenten Metaphern schreienden Thematik sehr bedauernswert ist. In keinem der von der Allgemeinerheit als "Gut" bewerteten Erzeugnisse dieses Blockbustersommers habe ich mich angesichts des Mangels an den von mir erwünschten Innovationen dermaßen gelangweilt. Dazu kommt das die menschlichen Filmfiguren allesamt kaum Akzente setzen und bis auf die Tatsache das Gary Oldman nunmal der begnadete Darsteller ist der er ist, direkt nach dem Filmkonsum durch die Bank weg extrem schnell wieder vergessen sind.
Dem Regisseur mag man ja den "Spaß am Geschichten erzählen" anmerken, wie es ein Kritiker schrieb, und die Animation der Affen mag ja durchaus großartig sein.
Aber die bloße Tatsache das ein Film erzählerisch recht nett aufgebaut ist, in vernünftigem Erzähltempo abläuft, technisch professionell und teuer umgesetzt ist und insgesamt bei weitem nicht so bescheuert wirkt wie eins von Michael Bay's Transformers-Sequels ist für mich noch lange kein Grund für eine begeisterte und verbeugende Top-Wertung.
Aber beruhigender Weise stehe ich auch mit dieser Meinung - wie bei jedem Produkt der Populärskultur zu dem das Spektrum an Stimmen naturgemäß groß ist - auch nicht völlig alleine auf weiter Flur.
Ich konnte jedenfalls dem Vorgänger 'Prevolution' ('Rise of the Planets of the apes') mehr abgewinnen, da er meiner Ansicht nach auf mehr Ebenen funktionierte.
Und das faszinierenste Werk der Reihe bleibt für mich - auch wenn das nun auch wieder eine typische Klischee-Meinung ist - der erste Film der Reihe von 1968,
der für mich deutlich mehr Qualitäten besitzt als seinen weltberühmten Schlußszenen-Clou.
Übrigens: Die Tim Burton-Verfilmung hat für mich auch mehr Stärken als es deren kaum denkbar schlechterer Ruf vermuten lassen.
Natürlich ist der Film kein Meisterwerk, aber das extreme allgemeine Bashing dieses Film halte ich doch für recht übertrieben.
Wenn ich vor die Wahl gestellt werden würde welchen Planet der Affen-Film ich mir nochmal anschauen möchte, dann wäre die 2001er Verfilmung garantiert nicht meine letzte Wahl.
Dazu hat er einfach viel zu interessante Produktionswerte: u.a. Danny Elfman's gelungener Score, das phantastische Costume Design und Tim Roth's beeindruckende Filmfigur 'General Thade',
als das ich diesen Film von Anfang bis Ende die Toilette runterspülen würde, so wie es die meisten Fans der Reihe offenbar für angebracht halten...
Re: Zuletzt gesehener Film
3901"Das ist Gold Mr. Bond. Schon mein ganzes Leben habe ich seine Farbe geliebt, seinen Glanz, seine göttliche Schwere..." (Auric Goldfinger)