photographer hat geschrieben:.
Ich persönlich tendiere dazu, dass »BLADE RUNNER« bei seiner Uraufführung 1982 vielen Zuschauer inhaltlich und formal zu viel abverlangt hat und – ähnlich kryptisch – wie »2001: Odyssee im Weltraum« erst Sekundärliteratur und enorme aufklärerische Diskussionsschübe über eine Anzahl von Jahren hinweg vielen Zuschauern den prekären Zugang ermöglicht haben, diese Art von Film(en) analytisch zu verarbeiten und wertschätzen gelernt zu haben.
Gerade die Voice Over-Kommentare Deckards, die Harrison Ford nach Abschluss der Dreharbeiten mehr als widerwillig noch eingesprochen hat, zeigen wie verunsichert die Geldgeber selbst gegenüber dem Film vor seiner Veröffentlichung gewesen sind. Als zusätzliche Problemkomponente kam sicherlich hinzu, dass das Publikum jener Tage mit Hauptdarsteller Harrison Ford gerade den coolsten Heldensteller des angehenden Jahrzehnts mit seine Lifetime-Rollen als Han Solo und Indiana Jones auf der grossen Leinwand erlebt hatte, der mit einem modernen, realistischen Science Fiction im Kostüm eines Film Noir als Antiheld das Massenpublikum mit der Rolle des Replikanten Deckard vor den Kopf stieß. Das Wahrnehmungsverhalten der Zuschauer war immer noch um einiges eingeschränkter als heute und Ford brauchte noch einige Jahre, ehe er als schauspielerisches Chamäleon von der Masse akzptiert wurde in immer wieder neuen Rollen. Die zusätzliche Mär' vom Plastik-INRI »E.T.«, der als US-amerikanischer Science-Fiction-Film des Jahres '82 quasi das "Geschmacksgeschehen" in diesem Genre zu der Zeit definierte und dominierte, brachte abweichende Genrebeiträge in jenem Jahr zum Scheitern wie dies dann auch beispielsweise John Carpenters »Ding aus einer anderen Welt« widerfuhr.
Ich gehöre zu den Besuchern der ersten Stunde von »Blade Runner«, der den Film im Alter von 16 Jahren '82 im Kino gesehen hat - und kann sagen, dass der Film mich damals überfordert und mir nicht gefallen hat. Er ist erst im Laufe der Neunziger bei mir dann in der persönlichen Wertschätzung angestiegen, da er im Freundeskreis immer mal wieder thematisiert wurde und die US-amerikanische Laserdisc dann auch einen zusätzlichen Konsumentenschub in der Szene als eine der grossen Referenzplatten dieses Mediums hervorrief.
Interessanter Weise erwiesen sich in späteren Jahren Science Fiction-Beiträge wie “Matrix" oder »Inception« als ähnlich komplex geartete Werke bei ihren Uraufführungen, jedoch sorgten die mehr als umfangreichen, sich immer wieder erklärenden Dialoge dafür, dass der Zuschauer, wenn er sich konzentrierte, dem Ganzen gut folgen konnte, so dass weniger rätselhaftes Erklärungspotential nach dem Besuch des Kinos zurückblieb.
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Da würde ich fast komplett widersprechen. Im Gegensatz zu dem wirklich ungewöhnlichen 2001 ist BR doch auf der vordergründigen Ebene ein eher einfacher SF/Noir Bastard der eine schmale Story ordentlich streckt. Ich fand den Film damals eher zu einfach statt schwierig.
Die "intellektuelle" Ebene des Films habe ich ohnehin immer als etwas oberflächlich empfunden, aber es ist sicehr eine da, und BR bietet die Möglichkeit auch über das Offensichtliche hinaus nach "Tiefergehendem" zu suchen. Aber man muß nicht zwangsweise mehr verstehen als zunächst offensichtlich da ist um BR zu mögen.
Als Antiheld sehe ich Deckert gar nicht, aber es ist doch eine ganz andere Art von Protagonist als die einfach gehaltenen Han Solo und Indy. Und anscheinend emotional für ein breites Publikum nicht zugänglich genug. Auch weil er ja vom Konzept her eher kälter sein soll als die Nicht-Mernschen.
Matrix enthielt aber nicht so viele Erklärungen wie Inception, der wirklich alles zu Tode erklärt, oder?
Daß BR trotz Ford in der Hauptrolle und einem umwerfenden Griff in die FX Kiste damals nicht ankam war für mich damals wie heute eine Überraschung. Aber die 80er zeichneten sich ja dadurch aus daß die auch inhaltlich anspruchsvollere Art des Filmemachens der 70er zunehmend von der Mainstream Ware verdrängt wurde. Entweder von