Winnetou 3. Teil(1965)
Trotz massiger Proteste der Fans wurde nach dem Film „Der Ölprinz“, sobald man Lex Barker bekommen konnte, „Winnetou III“ gedreht, der Film, in dem Winnetou sterben sollte. Viele wollten nicht, dass Winnetou in die ewigen Jagdgründe eingeht, aber die Priduzenten waren nicht davon abzubringen, Winnetou wie in der Romanvorlage sterben zu lassen. Das traf vor allem bei radikalen Winnetou-Fans nicht auf Zustimmung, die sogar so weit gingen, Rollins-Darsteller Rik Battaglia, der Winnetous Filmmörder war, noch jahrelang zu beschimpfen und zu missachten. Der Film selbst wurde in drei Monaten gedreht. Ob sich der Zeitdruck schon bei diesem Film erkennen lässt?
Als Regisseur wurde diesmal wieder Harald Reinl gewählt, der schon die beiden ersten Teile der Trilogie gedreht hatte. Sein Talent, die tolle Landschaft Jugoslawiens aufzufangen und eine wild-romantische Stimmung zu erzeugen, kam auch hier wieder zum Ausdruck. Martin Böttcher lieferte hierfür noch seine wie immer stimmungsvolle Musik und die Stimmung der ersten beiden Winnetou-Teile war gegeben.
Man könnte vielleicht annehmen, dass dadurch, dass Winnetou sterben sollte, die Romanvorlage näher berücksichtigt wurde, allerdings ist vom Roman genauso wenig übrig geblieben, wie in den anderen Rialto-Filmen auch, nur die Tatsache, dass Winnetou stirbt, wurde übernommen. Die Story für diesen Film ist im Grunde auch so einfach wie simpel: Weiße Männer, die auf Profit aus sind, wollen Land und Öl teuer erhalten und verkaufen, wobei ihnen mal wieder die Indianer im Weg sind. Ein bisschen Abwechslung wird aber dadurch hineingebracht, dass es hier einmal keinen einzelnen Bösewicht mit seiner Bande gibt, sondern ganzes Syndiakt von Geschäftsleuten, die Gewinn machen wollen. Allerdings gibt es auch sonst wieder vieles, was man schon aus vergangenen Teilen kennt, was langsam, aber sicher etwas anödete, schon bei den Vorgängern war das zu spüren.
Neben Pierre Brice agierte diesmal wieder Lex Barker als Old Shatterhand, worüber sich niemand mehr gefreut haben dürfte als Brice, wo das Verhältnis zwischen ihm und Old Surehand-Darsteller Stewart Granger ein eher kühles war. Die beiden spielen ihre Rollen wie gewohnt schön, Winnetou hat in diesem Film auch einige Alleingänge, die es in den Filmen mit Granger nicht gegeben hat, wo er ohnehin etwas passiv war. Dazu kommt aus der Standard-Crew auch Ralf Wolter alias Sam Hakens, der auch selbst einige Dinge regeln darf und dessen Klamauk fats so gut amüsiert wie der von Heinz Erhardt. Rik Battaglia spielt seinen schurkischen Rollins tatkräftig und hassenswert, und kann sich neben den anderen Hochkarätern der Schurkenrollen bisher ohne Mühe behaupten, er ist ein „würdiger“ Mörder Winnetous, wenn man so will. Sophie Hardy als Tochter von Sam Hawkens ist recht nett anzusehen und liefert auch eine solide Darstellung, aber keine irgendwie nennenswerte. In den kleineren Rollen überzeugen noch Miahil Baloh als Steinbruch-sprengender Gomez, Carl Lange als entschlossener und friedensliebender Gouverneur sowie Aleksander Gavric als Henchman.
Winnetou bekommt es gleich am Anfang mit Gangstern zu tun, die verbotenerweise die Büffelherde angreifen und einen Büffel nach dem anderen erschießen. Sie werden zur Rede gestellt und werden frei, aber ohne ihre Waffen. Winnetous Rede wirkt wie immer erhaben und würdevoll. Nur einer dieser Männer, der an das Gute glaubt, darf seine Waffe mitnehmen. Später finden Winnetou und Old Shatterhand ihn tot auf.
Was gut im Film wirkt, ist die Tatsache, dass Reinl einigen Bezug zum ersten Teil der Trilogie herstellt, so treffen sich Winnetou und Old Shatterhand zum ersten Mal bei den Gräbern von Intschu-Tschuna und Nscho-Tschi, und nichts lag näher, als auch das Finale an dem schicksalhaften Nugget-Tsil-Gebirge spielen zu lassen.
Die beiden Blutsbrüder reiten nach Santa Fé, wo sie Unterstützung des Gouverneurs erhalten. Währenddessen schmiedet das bereits erwähnte Verbrechersyndikat eifrig Pläne, um Winnetou und Old Shatterhand umzubringen.
Das wird bei einem Steinbruch versucht, der gesprengt wird, um die beiden Blutsbrüder zu erschlagen. Wie sie Gomez täuschen, ist gut inszeniert.
Old Shatterhand reitet zurück in die Stadt, um denjenigen ausfindig zu machen, der sie töten wollte.
Da der Plan fehlgeschlagen ist, sie umzubringen, wird nun Rollins benachrichtigt, damit der Winnetou aufhält, der zu den Jicarillas geritten ist.
In Clinton befindet dieser sich gerade, wo auch Sam Hawkens ist, der jetzt schon begeistert, wie er die junge Ann vor dem Unterboss Kid rettet und dann ein Wettschießen mit Rollins macht. Grandios, die Szene macht einfach Spaß. Die Tatsache, dass Rollins ganz nahe am Herzen trifft, soll später noch böse in Erfüllung gehen.
Old Shatterhand ist auch nicht untätig und prügelt sich erst mit Gomez, dann mit der Bande im Stall, beides weiß gut zu gefallen.
Winnetou werden jetzt die ganze Zeit Fallen aufgestellt, wodurch die anfangs vielversprechende Handlung doch wieder in gewohntem Rahmen abfällt und sich alles nur auf die Hetzjagd nach Winnetou konzentriert. Hier folgt eine Actionszene nach der anderen, wie man das schon kennt. Die einzelnen Szenen, der Fallstrick, über den Winnetou fällt, der Kampf am Bärenfluss oder die Verfolgung beim Gebirge sind jedoch unterhaltsam inszeniert und erfreuen das Auge des Zuschauers. Auch erfreut es, dass Winnetou hier wirklich einmal mehrere Actionszenen für sich alleine hat, ohne dass selbst sein Blutsbruder auf seine Seite ist.
Erst am Ende stößt Old Shatterhand zu Winnetou und rettet ihn. Dann kommen sie zu den Jicarillas, wo sie Häuptling Weißer „Saufender“ Büffel schon erwartet. Es werden einige Reden gehalten und man denkt beinahe, es könnte etwas neues kommen in der Handlung.
Dieser Eindruck wird aber spätestens dann vertrieben, als Rollins in der nächsten Szene mit Winnetous Messer den Häuptlingssohn ersticht. Dieser Kniff der Handlung nutzte sich im Laufe der Filme ziemlich ab und ist schon hier ziemlich durchgekaut. Man fragt sich, ob es denn wirklich keine andere Lösung gibt, Häuptling Saufender Büffel gegen Winnetou aufzubringen.
Wie dem auch sei, es kommt, wie es kommen musste, Winnetou und Old Shatterhand werden an die Marterpfähle gebunden. Das hatte man bisher allerdings noch nicht und das überzeugt, ebenso wie die ausgefallene, jedoch auch recht klamaukige Rettung der beiden durch Sam Hawkens Feuerwerkskörper. Dieser überzeugt vorher auch nochmal in der Skalpier-Szene, wo auch nochmal Sams längst verlorene Kopfhaut zum Einsatz kommt. Ansonsten bewirkt die Szene gar nichts, außer dass Hawkens die Feuerwerkskörper erhält. Eigentlich macht die Szenen nicht einmal besonders viel Sinn, da die Idee, den Hass der Siedler gegen die Jicarillas zu schüren, ganz und gar nicht im Sinne der friedliebenden Helden ist.
Nachdem Old Shatterhand mit den Banditen nochmals gekämpft hat, Rollins im Hühnerstall gelandet ist und der Held an den Gouverneur von Santa Fé telegrafiert hat, geht es an die verfolgung des angeblichen Mörders Winnetou.
Nun bleibt die Handlung fast komplett auf der Strecke, da wieder nur eine Actionszene hinter der nächsten folgt, bei der die Banditen vom einem Fettnäpfchen in das nächste treten. Zwar unterhalten sowohl die Gruben, der Puebloangriff oder die große Floßszene mit dem Ölbrand, aber es ist dennoch offensichtlich, dass alles nur noch auf das Finale hinsteuert, das Winnetou in die ewigen Jagdgründe führen soll.
Dieses ist dann sogar überraschend kurz. Natürlich findet das Finale am Nugget-Tsil statt, wo schon Winnetous Vater und Schwester umgekommen sind. Die Schießerei mit den Soldaten ist recht nett anzusehen, wenn auch kein großer Meilenstein, aber das muss sie auch nicht sein. Winnetou wird getroffen, indem er sich vor seinen Blutsbruder wirft, einen besseren Abgang für ihn kann man sich nicht wünschen.
Rollins wird bestraft, indem er an Seilen gezogen von Speeren aufgespießt wird. Das ist perfekt inszeniert und erreicht noch eine größere Befriedigung durch die panischen „Nein!“-Schreie von Rollins.
Nun kommt noch der letzte Akt. Dieser Film ist auch einer der wenigen May-Filme, die nach dem Showdown nicht einfach schnell aufhören, sondern dann noch etwas folgen lassen. Das geht ja auch kaum, bei so einem Ereignis. Winnetous Tod ist mit Sicherheit der emotionalste Moment des gesamten Franchises. Die Rückblenden erzeugen eine schöne Stimmung und erinnern noch einmal an all die vorherigen (Shatterhand-)Abenteuer mit Winnetou. Wie Winnetou immer wieder aufwacht und wieder ohnmächtig wird und in seiner letzten Rede in den Armen seines Blutsbruders seine Seele aushaucht ist Emotionalität pur. Und wenn dann auch noch währenddessen Martin Böttchers Musik erklingt, kennen die Tränendrüsen kein Halten mehr. Winnetous Tod ist die wohl gelungenste Szene Reinls gesamter May-Laufbahn.
Der letzte Teil der Trilogie überzeugt mit Action, tollen Darstellern und einem emotionalen Höhepunkt hoch drei, hat aber auch einige Schwächen, vor allem inhaltlich. Schon in den Vorgängern ließen sich leise Zeichen der Überproduktion an Filme erkennen, was auch bei diesem Film der Fall ist. Jedoch sollten sich alle diese Zeichen erst mit geballter Kraft im Nachfolger „Old Surehand“ zeigen. Zu „Winnetou III“ bleibt nur zu sagen, dass der letzte große Erfolg Wendltands, der auch der letzte May-Film war, der die „goldene Leinwand“ für den kommerziell erfolgreichsten Film verliehen bekam, ein würdiger Abschluss der guten Trilogie ist, der immer noch für gute Unterhaltung sorgt.
Punkte: (8/10)
Re: Der Karl May Thread
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Zuletzt geändert von 00T am 20. April 2015 18:43, insgesamt 1-mal geändert.
"East, West, just points of the compass, each as stupid as the other."
(Joseph Wiseman in Dr. No)
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