When You Wish Upon A Starship
Verfasst: 1. Februar 2023 20:40
Unheimliche Begegnung der dritten Art
Gab es für das Sci-Fi-Kino ein wichtigeres Jahr als 1977? George Lucas hatte gerade seinen Mega-Erfolg „Star Wars“ lanciert, da startete ein weiterer Film des Genres, der zum Meilenstein der Kinogeschichte werden sollte: „Unheimliche Begegnung der dritten Art“. Es war zwei Jahre nach „Der weiße Hai“ der nächste große Kinoerfolg von Steven Spielberg und zementierte den damals jungen Regisseur als neue tonangebende Stimme in Hollywood. Lichtschwerter gab es bei ihm aber keine. Stattdessen geht es um das Konzept der ersten Begegnung der Menschheit mit außerirdischen Lebewesen – besser gesagt darum, wie einzelne Menschen reagieren würden, sähen sie sich mit der Möglichkeit einer solchen Begegnung konfrontiert.
Erzählt wird dies in zwei Handlungssträngen, die erst im dritten Akt zusammenlaufen. Der Film beginnt in der Sonora-Wüste, in der über Nacht plötzlich verschwundene Kriegsflugzeuge von 1945 aufgetaucht sind – völlig unversehrt, nur die Besatzung fehlt. Der französische Wissenschaftler Lacombe beginnt mit seinem Team Nachforschungen, die ihn um die ganze Welt bis zu einer mysteriösen Fünf-Ton-Musik führen, welche laut einer Gruppe strenggläubiger Inder vom Himmel ertönte. Lacombe vermutet, dass die kurze Melodie die Grundlage dafür bilden könnte, Kontakt mit Außerirdischen aufzunehmen.
Parallel spielt „Unheimliche Begegnung der dritten Art“ in Indiana. Dort ist es der gewöhnliche Familienvater und Elektriker Roy Neary, der eines Nachts während eines Stromausfalls plötzlichen Kontakt mit einem UFO hat. Gleich mehrere Flugobjekte zischen an ihm vorbei. Kurz nach dieser verhängnisvollen Begegnung erhält er rätselhafte Visionen, die ihn, seine Frau und die gemeinsamen drei Kinder in den Wahnsinn treiben. Er sieht immer wieder einen mysteriösen Berg vor seinem inneren Auge, der ihn magisch anzieht. Als er scheinbar vollends den Verstand verliert, wird es seiner Frau zu bunt: Sie verlässt ihn, und nimmt die Kinder mit.
Neary aber verbündet sich mit der aus der Nachbarschaft stammenden Jillian, einer alleinerziehenden Mutter, deren 3-jähriger Sohn nach einer wahrlich unheimlichen Begegnung mit Lichtern am Himmel spurlos verschwunden ist. Gemeinsam machen sie den Berg aus seinen Visionen ausfindig. Gerade rechtzeitig, um mitanzusehen, wie ein gigantisches UFO dort landet und Lacombe tatsächlich mittels der Musik Kontakt aufnimmt. Doch Neary ist damit nicht am Ziel angelangt. Nachdem die Außerirdischen all jene unbeschadet wieder zur Erde zurückbringen, die sie einst für Kontaktversuche entwendet haben (neben Jillians Sohn auch die Piloten der Flugzeuge), beschließt er, als Botschafter mit ihnen ins All zu fliegen.
„Unheimliche Begegnung der dritten Art“ ist ein sensationeller, ein großartiger Film. Obwohl es erst Spielbergs dritter Kinofilm war, inszeniert er ihn mit dem Können eines langerfahrenen Künstlers. Phänomenal wird der erste Kontakt von Neary mit einem Raumschiff in Szene gesetzt: Er sitzt in seinem Auto auf einer dunklen Landstraße, hinter ihm rasen zwei Lichter heran. Ein Auto, so denkt er, doch als er sich auf den Stadtplan vor sich konzentriert, zeigt die Kamera, wie diese Lichter im Hintergrund plötzlich abheben, davonschweben. Neary bemerkt die fliegenden Untertassen und jagt ihnen mit seinem Auto nach. Verblüfft, erschrocken, verzaubert – ein Gefühlschaos, das Hauptdarsteller Richard Dreyfuss eindringlich darzustellen weiß.
Keine Frage: Spielberg ist schon hier auf dem Höhepunkt seines Könnens. Mühelos navigiert er durch beide Handlungsstränge, verliert nie Tempo und Dramaturgie aus den Augen. Zudem gelingen ihm fantastische Spannungsmomente: Die „Entführung“ des kleinen Sohns von Jillian etwa ist astreines Horrorfilm-Material. Mitten in der Nacht ist das gemütliche Landhaus plötzlich von allen Seiten grell durchleuchtet, elektronische Geräte springen von selbst an, wie bei einem Erdbeben wird sämtliches Mobiliar durchgeschüttelt.
Besonders das letzte Drittel ist voll von kinematografischer Brillanz. Die Effekte, die der „2001: Odyssee im Weltraum“-Veteran Douglas Trumbull für das Erscheinen der Raumschiffe nutzt, suchen noch Jahrzehnte nach Veröffentlichung ihresgleichen. Kameramann Vilmos Zsigmond gewann für seine bemerkenswerten Aufnahmen von oft schlichter Schönheit einen Oscar. Die Filmmusik, die John Willams für „Unheimliche Begegnung der dritten Art“ schrieb, gehört zum besten Material seiner Karriere – erst recht, da durch die melodische Kommunikation mit den Besuchern aus dem All seine Musik sogar Teil der Handlung wird.
Spielberg ist ein Film gelungen, der über die vollen 134 Minuten seine Talente als Geschichtenerzähler unter Beweis stellt. Es geht ihm nicht um Paranoia oder einen möglichen Schrecken aus dem All, wie ihn das B-Kino der 50er zelebrierte, sondern um friedliche Kommunikation, Neugierde und Offenheit für das Neue. Die Außerirdischen kommen in friedlicher Absicht und wollen sich mit uns verständigen. „Wenn wir in ‚Unheimliche Begegnung der dritten Art‘ mit Aliens reden können, warum nicht mit den Roten im Kalten Krieg?“, erklärte er seine Motive.
„Unheimliche Begegnung der dritten Art“ ist einer von Spielbergs persönlichsten Filmen – und das nicht nur, weil er mit dem französischen Regisseur François Truffaut eines seiner großen Idole in der Rolle des Wissenschaftlers Lacombe besetzte. Inspiriert zu einer UFO-Geschichte wurde er durch seinen Vater, der ihn als Kind häufig mitnahm, um sich Meteoritenschauer anzusehen. Man kann den Film als eine Auseinandersetzung Spielbergs mit seiner Kindheit interpretieren: Seine Eltern ließen sich scheiden, ein Ereignis, das ihn eigenen Aussagen nach nie losließ.
Umso erstaunlicher also, wie er Roy Neary portraitiert: Der Film zeigt Verständnis für diesen vom Alltagsleben gelangweilten Mann, der durch eine quasi-religiöse Erfahrung seine Berufung findet, die er um jeden Preis erfüllen will – selbst wenn er dafür seine Familie verlassen muss. Gleich seine erste Szene etabliert ihn als Träumer: Er spielt mit einer Modelleisenbahn, während dazu aus einer Spieluhr das Lied „When You Wish Upon A Star“ aus dem Disney-Zeichentrickfilm „Pinocchio“ ertönt. Bald schon wird er sogar ganz wörtlich von einem Stern träumen, von einem Raumschiff – und sein Traum wird in Erfüllung gehen.
Er durchleidet keine Midlife-Crisis, sondern findet seine wahre Bestimmung. Nicht umsonst läuft in Nearys Arbeitszimmer in einer Szene der Film „Die zehn Gebote“ im Fernsehen: Der Berg, den Neary erklimmen muss, um die Botschaft der Außerirdischen aus dem Himmel zu erfahren, ist der metaphorische Berg Sinai, auf den Moses im Alten Testament stieg, um Gottes Wort verbreiten zu können. Als Neary seinen Berg schließlich besteigt und seine Bestimmung erfüllt, spielt Williams für all die, die ganz genau hinhören, kurz die ersten Töne von „When You Wish Upon A Star“.
Der berührende Kern von „Unheimliche Begegnung der dritten Art“ liegt nicht in der Idee, dass es friedliche Lebewesen aus fernen Welten geben könnte. Er liegt in der Vorstellung, dass sogar das Verlassen des eigenen Vaters aus einem höheren Grund geschehen könnte. Scheidungskind Spielberg drehte diesen Sci-Fi-Film als großen Versuch der Versöhnung mit seinen Eltern. Seine Mutter war eine leidenschaftliche Klavierspielerin, sein Vater ein analytischer Computeringenieur. In diesem Film werden ihre Professionen zur Symbiose, denn ausgerechnet von Computern gespielte Musik wird das Mittel zur Kommunikation mit den extraterrestrischen Lebensformen.
Zu Motiven aus „Unheimliche Begegnung der dritten Art“ kehrte Steven Spielberg in seiner Karriere mehrfach zurück. Aliens gab es bei ihm häufiger zu sehen, ob sie nun gutmütig waren wie „E.T. – Der Außerirdische“ oder einen „Krieg der Welten“ begannen. Abwesende Väter, zerrüttete Familiendynamiken und die Suche nach Bestimmung blieben seine zentralen Themen, etwa in „Indiana Jones und der letzte Kreuzzug“, „Hook“ oder „Catch Me If You Can“. Die Pinocchio-Analogie nahm er 2001 in „A.I. – Künstliche Intelligenz“ noch einmal auf. Genau 45 Jahre nach seinem UFO-Film wurde er dann erneut ganz persönlich – und verfilmte 2022 seine eigene Kindheit im semi-autobiografischen Drama „Die Fabelmans“.
Über die Jahre ließ Spielberg noch zwei weitere Schnittfassungen von „Unheimliche Begegnung der dritten Art“ anfertigen, die sich im Großen und Ganzen kaum unterscheiden. Einzelne verworfene Szenen wurden wieder eingefügt, andere dafür geschnitten, und für eine der drei Fassungen drehte er nochmal ein erweitertes Ende, in dem das Innere des Mutterschiffs gezeigt wird. Letztlich aber ist es die Kinofassung, die Filmgeschichte schrieb.
„Unheimliche Begegnung der dritten Art“ fällt auch aufgrund seiner majestätischen Ruhe und Geduld in genau jene Kategorie der Filmklassiker, über die man später gerne sagt: „So etwas wird heute nicht mehr gedreht“. Zumindest in diesem Fall ist allerdings Fakt: Steven Spielberg würde den Film in der Form heute tatsächlich nicht mehr drehen. 2005 sagte er in einem Interview, als er am Sci-Fi-Drama arbeitete sei er selbst noch Junggeselle gewesen und habe das Drehbuch daher „unbekümmert“ schreiben können. Doch mittlerweile war er bereits mehrfacher Vater und empfand: „Heute würde ich niemals zulassen, dass der Mann seine Familie verlässt und auf das Mutterschiff geht.“
Gab es für das Sci-Fi-Kino ein wichtigeres Jahr als 1977? George Lucas hatte gerade seinen Mega-Erfolg „Star Wars“ lanciert, da startete ein weiterer Film des Genres, der zum Meilenstein der Kinogeschichte werden sollte: „Unheimliche Begegnung der dritten Art“. Es war zwei Jahre nach „Der weiße Hai“ der nächste große Kinoerfolg von Steven Spielberg und zementierte den damals jungen Regisseur als neue tonangebende Stimme in Hollywood. Lichtschwerter gab es bei ihm aber keine. Stattdessen geht es um das Konzept der ersten Begegnung der Menschheit mit außerirdischen Lebewesen – besser gesagt darum, wie einzelne Menschen reagieren würden, sähen sie sich mit der Möglichkeit einer solchen Begegnung konfrontiert.
Erzählt wird dies in zwei Handlungssträngen, die erst im dritten Akt zusammenlaufen. Der Film beginnt in der Sonora-Wüste, in der über Nacht plötzlich verschwundene Kriegsflugzeuge von 1945 aufgetaucht sind – völlig unversehrt, nur die Besatzung fehlt. Der französische Wissenschaftler Lacombe beginnt mit seinem Team Nachforschungen, die ihn um die ganze Welt bis zu einer mysteriösen Fünf-Ton-Musik führen, welche laut einer Gruppe strenggläubiger Inder vom Himmel ertönte. Lacombe vermutet, dass die kurze Melodie die Grundlage dafür bilden könnte, Kontakt mit Außerirdischen aufzunehmen.
Parallel spielt „Unheimliche Begegnung der dritten Art“ in Indiana. Dort ist es der gewöhnliche Familienvater und Elektriker Roy Neary, der eines Nachts während eines Stromausfalls plötzlichen Kontakt mit einem UFO hat. Gleich mehrere Flugobjekte zischen an ihm vorbei. Kurz nach dieser verhängnisvollen Begegnung erhält er rätselhafte Visionen, die ihn, seine Frau und die gemeinsamen drei Kinder in den Wahnsinn treiben. Er sieht immer wieder einen mysteriösen Berg vor seinem inneren Auge, der ihn magisch anzieht. Als er scheinbar vollends den Verstand verliert, wird es seiner Frau zu bunt: Sie verlässt ihn, und nimmt die Kinder mit.
Neary aber verbündet sich mit der aus der Nachbarschaft stammenden Jillian, einer alleinerziehenden Mutter, deren 3-jähriger Sohn nach einer wahrlich unheimlichen Begegnung mit Lichtern am Himmel spurlos verschwunden ist. Gemeinsam machen sie den Berg aus seinen Visionen ausfindig. Gerade rechtzeitig, um mitanzusehen, wie ein gigantisches UFO dort landet und Lacombe tatsächlich mittels der Musik Kontakt aufnimmt. Doch Neary ist damit nicht am Ziel angelangt. Nachdem die Außerirdischen all jene unbeschadet wieder zur Erde zurückbringen, die sie einst für Kontaktversuche entwendet haben (neben Jillians Sohn auch die Piloten der Flugzeuge), beschließt er, als Botschafter mit ihnen ins All zu fliegen.
„Unheimliche Begegnung der dritten Art“ ist ein sensationeller, ein großartiger Film. Obwohl es erst Spielbergs dritter Kinofilm war, inszeniert er ihn mit dem Können eines langerfahrenen Künstlers. Phänomenal wird der erste Kontakt von Neary mit einem Raumschiff in Szene gesetzt: Er sitzt in seinem Auto auf einer dunklen Landstraße, hinter ihm rasen zwei Lichter heran. Ein Auto, so denkt er, doch als er sich auf den Stadtplan vor sich konzentriert, zeigt die Kamera, wie diese Lichter im Hintergrund plötzlich abheben, davonschweben. Neary bemerkt die fliegenden Untertassen und jagt ihnen mit seinem Auto nach. Verblüfft, erschrocken, verzaubert – ein Gefühlschaos, das Hauptdarsteller Richard Dreyfuss eindringlich darzustellen weiß.
Keine Frage: Spielberg ist schon hier auf dem Höhepunkt seines Könnens. Mühelos navigiert er durch beide Handlungsstränge, verliert nie Tempo und Dramaturgie aus den Augen. Zudem gelingen ihm fantastische Spannungsmomente: Die „Entführung“ des kleinen Sohns von Jillian etwa ist astreines Horrorfilm-Material. Mitten in der Nacht ist das gemütliche Landhaus plötzlich von allen Seiten grell durchleuchtet, elektronische Geräte springen von selbst an, wie bei einem Erdbeben wird sämtliches Mobiliar durchgeschüttelt.
Besonders das letzte Drittel ist voll von kinematografischer Brillanz. Die Effekte, die der „2001: Odyssee im Weltraum“-Veteran Douglas Trumbull für das Erscheinen der Raumschiffe nutzt, suchen noch Jahrzehnte nach Veröffentlichung ihresgleichen. Kameramann Vilmos Zsigmond gewann für seine bemerkenswerten Aufnahmen von oft schlichter Schönheit einen Oscar. Die Filmmusik, die John Willams für „Unheimliche Begegnung der dritten Art“ schrieb, gehört zum besten Material seiner Karriere – erst recht, da durch die melodische Kommunikation mit den Besuchern aus dem All seine Musik sogar Teil der Handlung wird.
Spielberg ist ein Film gelungen, der über die vollen 134 Minuten seine Talente als Geschichtenerzähler unter Beweis stellt. Es geht ihm nicht um Paranoia oder einen möglichen Schrecken aus dem All, wie ihn das B-Kino der 50er zelebrierte, sondern um friedliche Kommunikation, Neugierde und Offenheit für das Neue. Die Außerirdischen kommen in friedlicher Absicht und wollen sich mit uns verständigen. „Wenn wir in ‚Unheimliche Begegnung der dritten Art‘ mit Aliens reden können, warum nicht mit den Roten im Kalten Krieg?“, erklärte er seine Motive.
„Unheimliche Begegnung der dritten Art“ ist einer von Spielbergs persönlichsten Filmen – und das nicht nur, weil er mit dem französischen Regisseur François Truffaut eines seiner großen Idole in der Rolle des Wissenschaftlers Lacombe besetzte. Inspiriert zu einer UFO-Geschichte wurde er durch seinen Vater, der ihn als Kind häufig mitnahm, um sich Meteoritenschauer anzusehen. Man kann den Film als eine Auseinandersetzung Spielbergs mit seiner Kindheit interpretieren: Seine Eltern ließen sich scheiden, ein Ereignis, das ihn eigenen Aussagen nach nie losließ.
Umso erstaunlicher also, wie er Roy Neary portraitiert: Der Film zeigt Verständnis für diesen vom Alltagsleben gelangweilten Mann, der durch eine quasi-religiöse Erfahrung seine Berufung findet, die er um jeden Preis erfüllen will – selbst wenn er dafür seine Familie verlassen muss. Gleich seine erste Szene etabliert ihn als Träumer: Er spielt mit einer Modelleisenbahn, während dazu aus einer Spieluhr das Lied „When You Wish Upon A Star“ aus dem Disney-Zeichentrickfilm „Pinocchio“ ertönt. Bald schon wird er sogar ganz wörtlich von einem Stern träumen, von einem Raumschiff – und sein Traum wird in Erfüllung gehen.
Er durchleidet keine Midlife-Crisis, sondern findet seine wahre Bestimmung. Nicht umsonst läuft in Nearys Arbeitszimmer in einer Szene der Film „Die zehn Gebote“ im Fernsehen: Der Berg, den Neary erklimmen muss, um die Botschaft der Außerirdischen aus dem Himmel zu erfahren, ist der metaphorische Berg Sinai, auf den Moses im Alten Testament stieg, um Gottes Wort verbreiten zu können. Als Neary seinen Berg schließlich besteigt und seine Bestimmung erfüllt, spielt Williams für all die, die ganz genau hinhören, kurz die ersten Töne von „When You Wish Upon A Star“.
Der berührende Kern von „Unheimliche Begegnung der dritten Art“ liegt nicht in der Idee, dass es friedliche Lebewesen aus fernen Welten geben könnte. Er liegt in der Vorstellung, dass sogar das Verlassen des eigenen Vaters aus einem höheren Grund geschehen könnte. Scheidungskind Spielberg drehte diesen Sci-Fi-Film als großen Versuch der Versöhnung mit seinen Eltern. Seine Mutter war eine leidenschaftliche Klavierspielerin, sein Vater ein analytischer Computeringenieur. In diesem Film werden ihre Professionen zur Symbiose, denn ausgerechnet von Computern gespielte Musik wird das Mittel zur Kommunikation mit den extraterrestrischen Lebensformen.
Zu Motiven aus „Unheimliche Begegnung der dritten Art“ kehrte Steven Spielberg in seiner Karriere mehrfach zurück. Aliens gab es bei ihm häufiger zu sehen, ob sie nun gutmütig waren wie „E.T. – Der Außerirdische“ oder einen „Krieg der Welten“ begannen. Abwesende Väter, zerrüttete Familiendynamiken und die Suche nach Bestimmung blieben seine zentralen Themen, etwa in „Indiana Jones und der letzte Kreuzzug“, „Hook“ oder „Catch Me If You Can“. Die Pinocchio-Analogie nahm er 2001 in „A.I. – Künstliche Intelligenz“ noch einmal auf. Genau 45 Jahre nach seinem UFO-Film wurde er dann erneut ganz persönlich – und verfilmte 2022 seine eigene Kindheit im semi-autobiografischen Drama „Die Fabelmans“.
Über die Jahre ließ Spielberg noch zwei weitere Schnittfassungen von „Unheimliche Begegnung der dritten Art“ anfertigen, die sich im Großen und Ganzen kaum unterscheiden. Einzelne verworfene Szenen wurden wieder eingefügt, andere dafür geschnitten, und für eine der drei Fassungen drehte er nochmal ein erweitertes Ende, in dem das Innere des Mutterschiffs gezeigt wird. Letztlich aber ist es die Kinofassung, die Filmgeschichte schrieb.
„Unheimliche Begegnung der dritten Art“ fällt auch aufgrund seiner majestätischen Ruhe und Geduld in genau jene Kategorie der Filmklassiker, über die man später gerne sagt: „So etwas wird heute nicht mehr gedreht“. Zumindest in diesem Fall ist allerdings Fakt: Steven Spielberg würde den Film in der Form heute tatsächlich nicht mehr drehen. 2005 sagte er in einem Interview, als er am Sci-Fi-Drama arbeitete sei er selbst noch Junggeselle gewesen und habe das Drehbuch daher „unbekümmert“ schreiben können. Doch mittlerweile war er bereits mehrfacher Vater und empfand: „Heute würde ich niemals zulassen, dass der Mann seine Familie verlässt und auf das Mutterschiff geht.“