Re: Die Filme von und mit Clint Eastwood
Verfasst: 6. Dezember 2016 23:18
Klingt sehr gut und auch nach mehr als 7 Punkte, muss ich sagen. Sehr schön zu lesen. Hat mich definitiv heißer gemacht.
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Viel. Viel viel.dernamenlose hat geschrieben:Ist das für dich jetzt viel, oder wenig? Kann ich aus dem Eieiei nicht so recht rauslesen.Nico hat geschrieben:45 Minuten zum Kino??? Eieiei...
Ich glaube das Problem liegt in diesem Falle eher bei dir, da du mit Clints politischen Ansichten und Aussagen in seinen Filmen nicht klar kommst (was keine Vorwurf sein soll, sondern lediglich eine Schlussfolgerung aus dem Inhalt und der Wortwahl deines Posts). Eastwood hat sich diesbezüglich eigentlich nicht gewandelt, jedenfalls sehe ich in der grundsätzlichen Aussage von z.B. Heartbreak Ridge und American Sniper keinen gravierenden Unterschied – und da liegen immerhin 30 Jahre dazwischen wie auch der von dir so positiv erwähnte Gran Torino. Ich denke, du machst es dir in der Beurteilung von Eastwoods politischen Ansichten und seinem filmischen Output etwas zu einfach, indem du dir nur die „Rosinen“ rauspickst – sowohl (subjektiv empfunden) positiv wie auch negativ. Eastwood war nie ein eindimensionaler Erzkonservativer, als der er aufgrund seines Eintretens für die republikanische Partei zuweilen gern gezeichnet wird. Ebenso war auch sein filmischer Output nie eindimensional hinsichtlich der Aussage – egal ob nun politisch, gesellschaftlich oder was auch immer. Schaue ich auf Eastwoods Gesamtoevre – sowohl als Schauspieler als auch als Filmemacher – so empfinde ich da deutlich mehr Einheitlichkeit als Zerrissenheit. Dass gerade liberalen Kritikern Filme wie Honky Tonk Man, Unforgiven oder Gran Torino leichter runter gehen als zB Dirty Harry, Firefox oder oder eben American Sniper liegt auf der Hand, allerdings bedeutet dies nicht, dass sich Eastwood oder die Aussage seiner Filme grundlegend verändert hätte. Der Mann ist halt sowohl in seinen Ansichten als auch in seinen Filmen äusserst vielschichtig, wobei einem ja nicht zwangsläufig alles davon gefallen muss.craigistheman hat geschrieben:Was ist nur aus Clint Eastwood geworden?
Aber halt ein Film, der liberalen Kritikern dennoch gut gefallen hat (auch, weil Eastwood sein eigenes Klischee-Image bewusst gebrochen hat)Casino Hille hat geschrieben:Unforgiven ist allerdings auch nicht gerade ein liberaler Film.
Also ich fand ehrlich gesagt Coopers für diesen Film antrainierte Physis sehr beeindruckend, das war ja auch mitnichten pummelig sondern extrem muskulös-bullig. Gerade weil Cooper ansonsten eher ein sportlich-drahtiger Typ ist fand ich diesen physischen Wandel schon sehr beeindruckend (im Sinne von welchen Aufwand er für diese Rolle betrieben hat).Casino Hille hat geschrieben:Was man Eastwood definitiv und ohne Frage vorwerfen muss, ist die Besetzung von Pummelchen Cooper in der Hauptrolle. Der wirkt als Marine so glaubhaft wie Rainer Calmund oder Uli Hoeneß.
In erster Linie denke ich ja, dass Filmkritiker vor allem eben Filmkritiker sind und mit politischen Ansichten hinterm Berg halten, und vorder erst die Filmkunst bewerten und zu schätzen wissen (ja, ich weiß, ein schöner, aber naiver Traum). Du magst aber Recht haben, dass Unforgiven weitaus positiver bei beiden Lagern angekommen ist als American Sniper. Es ist aber eben auch der um Längen bessere Film. Ich mag letzteren wie gesagt eher nicht, aber weniger aus einer ideologischen Sicht heraus, sondern weil er filmisch einfach kaum empathisch aufgezogen ist (und das ausgerechnet beim Clint, der doch im Punkto Kriegsfilm viel gutes abgeliefert hat) und mich nicht mitfühlen lässt (was vielleicht sogar gewollt sein könnte, aber eben trotzdem nicht funktioniert hat).AnatolGogol hat geschrieben:Aber halt ein Film, der liberalen Kritikern dennoch gut gefallen hat (auch, weil Eastwood sein eigenes Klischee-Image bewusst gebrochen hat)
ich dann vermutlich auch, da es mir genauso geht. Aber der Film wurde seinerzeit ja gerade angegriffen, weil man ihm verherrlichte Selbstjustiz und reaktionäres Gedankengut unterstellte. Politisch korrekt war der Film damals wie heute fraglos nicht (wen wunderts bei dem Drehbuchautoren - wobei sich erstaunlicherweise - wohl aufgrund des Klassikerstatus - in unserer heutigen in Bezug auf political correctness überempfindlichen Welt offenbar niemand mehr ernsthaft daran stört), aber wie ich immer so schön zu sagen pflege: wer sagt denn, dass das jeder Film sein muss und jede filmische Aussage immer uneingeschränkt zustimmungswürdig und vorbildwürdig sein muss (du natürlich nicht, das weiss ich ja )?Casino Hille hat geschrieben:Aber gut, ich sehe auch in Dirty Harry keinen erzkonservativen Film, also vielleicht bin ich da auch einfach der Falsche für die Diskussion.
So ist es! Wie gesagt: Solange mir Regisseur XY mit seinem Sendungsbewusstsein nicht seine Aussagen in die Visage klatscht, kann ich damit ganz gut leben (und selbst dann ist das nicht gleichbedeutend mit einem kompletten Bankrotterklärung des Films). Wir sind doch alle alt genug, uns selbst eine Meinung zum Geschehen auf der Leinwand zu bilden. Wobei ja gerade das bei American Sniper für nicht gerade wenige ein Problem gewesen zu sein scheint. Eastwood ist btw für mich ein Regisseur, der öfter "über" als "von" etwas erzählt, falls man versteht, worauf ich damit hinaus möchte.AnatolGogol hat geschrieben:wer sagt denn, dass das jeder Film sein muss und jede filmische Aussage immer uneingeschränkt zustimmungswürdig und vorbildwürdig sein muss?
Hat craigistheman doch schon alles ausgeführt. Aber ich sehe das Problem eben nicht nur bei Eastwood.Casino Hille hat geschrieben:Warum sollte das ein Problem sein?