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Re: Die Filme des Martin Scorsese

Verfasst: 4. März 2017 20:02
von dernamenlose
Departed liegt bei mir noch ungesehen auf dem Schreibtisch. Irgendwie gab es immer mindestens einen Film den ich lieber in den Player gelegt habe. SObald ich ihn geschaut habe gibts aber eine Meinung von mir hier im Thread.

Re: Die Filme des Martin Scorsese

Verfasst: 5. März 2017 01:21
von Nico
Departed und Taxi Driver liegen hier beide noch umgesehen auf BD rum... Genau so wie ne Menge anderer Filme :D

Re: Die Filme des Martin Scorsese

Verfasst: 5. März 2017 01:45
von HCN007
iHaveCNit: Silence (2017)

„Andrew Garfields christlicher Leidensweg in Japan Teil 2“

Scorsese polarisiert – die einen halten ihn für total überbewertet, die anderen halten ihn für einen der letzten großen Regisseure. Dann gibt es noch einige, die die zeitlichen Epochen seiner filmischen Werke aufteilen und entweder für oder wider dem frühen Scorsese oder dem neuen Scorsese sind. Ich persönlich möchte mich hier nicht festlegen. Sein neuester Film, „Silence“ ist eine Herzensangelegenheit von ihm gewesen. Der Film basiert auf dem Roman Chinmoku des japanischen Autors Shusaku Endo, welcher ebenfalls lose auf wahren Begebenheiten fußt. Chinmoku wurde bereits in den 70ern in Japan verfilmt und Scorsese hat sich bereits in den 90ern für eine Neuverfilmung interessiert, bis er nun endlich den Film fertigstellen konnte.

Im Film geht es um den damals reell existierenden Portugiesen Pater Cristovaro Ferreira, der in Japan eigentlich den christlichen Glauben missionieren wollte und durch die dortige Verfolgung und Folter der Christen letzten Endes vom Glauben abgefallen ist. Zwei ehemalige Schüler, die ebenfalls Pater sind, Sebastiao Rodrigues und Francisco Garrpe machen sind auf nach Japan, um den christlichen Glauben zu verbreiten und Pater Ferreira zu finden. Damit machen sich beide auf einen aufgrund der dortigen Lage sehr beschwerlichen und gefährlichen Weg.

Silence ist extrem stark – aber auch polarisierend. Ich habe selten einen Film gesehen, der sich auf so unglaublich komplexe Weise mit dem Glaubensthema auseinandergesetzt hat, sich aber erfrischenderweise sehr ambivalent zurückhalt und einem nicht per Holzhammer eine klare Meinung für oder wider dem einen oder anderen Glauben abverlangt. JEDER glaubt an etwas, selbst Atheisten glauben daran, dass sie an nichts glauben. Um dem Film etwas abgewinnen zu können, ist es egal, an was man glaubt. Ich selbst bin als Protestant geboren und im Laufe meiner relativ unchristlichen und unreligiösen Erziehung habe ich in der Schule die Lehren von Ludwig Feuerbach im Religionsunterricht für ein Referat aufbereiten müssen und bin seitdem Anhänger und Verfechter von Feuerbachs Lehren. Gott ist keine Person, die man Jesus, Allah, Krishna, Buddha und so weiter nennen kann, Gott ist das personifizierte Spiegelbild eines jeden von uns selbst in Perfektion. Wenn wir nun also zu Gott beten, er möge uns in schwierigen Situationen beistehen und uns helfen, Ziele zu erreichen – wissen wir, dass er unser personifiziertes und perfektioniertes Spiegelbild ist. Wir glauben damit nicht nur an Gott, sondern auch an uns selbst. Das ist mein Glauben, an dem sich meine gesamte Disziplin und Willenskraft orientiert.

Silence – Ruhe, Stille, Schweigen – In der Ruhe liegt die Kraft – denn Ruhe, Stille, Schweigen können nicht nur Erlösung darstellen, sondern auch die zermürbendste Art der Folter sein. Wer sich auf den Weg macht, „Silence“ anzusehen, muss sich zwangsläufig die Frage stellen, ob man sich vollends auf den Film einlassen kann – denn der Film nutzt genau seine Ruhe als treibendes Stilmittel. Die Laufzeit von 160 Minuten ist definitiv spürbar. Dialoge und Phasen der absoluten Ruhe wechseln sich ab. Der nahezu gänzliche Verzicht auf Filmmusik lässt den Bildern allein die Kraft zu wirken und sich ins Mark zu brennen. Und die eingefangenen Bilder in ihrer Komposition sind einfach stark geworden. Hier muss ich sagen, dass Rodrigo Prieto sehr gute Arbeit geleistet hat. Die Gewaltdarstellung ist extrem hart und eindringlich. Der Film lässt sich enorm viel Zeit – Zeit, um seine Bilder die volle Wirkung entfalten zu lassen – Zeit, den Leidensweg und die charakterliche Entwicklung eines Andrew Garfield darzustellen. Bevor ich den Film gesehen habe, habe ich mir die Frage gestellt, ob Andrew Garfield für den falschen Film eine Oscarnominierung erhalten hat. Und diese Frage kann ich mir jetzt mit JA beantworten. Sein Charakter muss hier einen enormen Leidensweg und eine Charakterentwicklung durchmachen, bei der der etwas konstante, klassisch amerikanische Heldencharakter aus „Hacksaw Ridge“ definitiv nicht mithalten kann. Vor „Silence“ und „Hacksaw Ridge“ habe ich Garfield nur in „Lions for Lambs“ und „Social Network“ gesehen und finde es als absoluten Glücksgriff, dass seine Spiderman-Karriere vorzeitig abgebrochen ist, denn so kann er sich auf mittelgroße Produktionen mit großen Regisseuren einstellen und sein volles Potential abrufen. Unabhängig davon, wie wichtig in der Handlung z.B. ein Tadanobu Asano, Liam Neeson und Adam Driver sind, ist dies klar der Film eines Andrew Garfield.

Aus gesellschaftlicher Sicht ist das Thema der Christenverfolgung auch heute noch brandaktuell, wenn man sich die Begebenheiten im nahen Osten ansieht – In Syrien z.B. werden Christen noch immer verfolgt. Ich finde es wichtig, dass man seinem Glauben überall nachgehen darf, wo man will – und nicht dafür verfolgt gefoltert und getötet werden sollte. Man sollte trotz dem ganzen Terror und der Flucht nicht versuchen, den Diskurs destruktiv mit Isolation zu begegnen, sondern konstruktiv und gemeinsam die Konflikte angehen. Allein aus diesem Blickwinkel ist der Film nahezu zeitlos und wichtig geworden.

Ich glaube, dass meine Wertung für diesen Film genauso polarisierend sein wird, wie der Film, sein Thema oder sein Regisseur selbst. Dieser Leidensweg ist wohl aufgrund seiner erdrückenden Ruhe und Stille eine der härtesten Kinoerfahrungen der letzten Zeit gewesen. Und dieser Film wird bei mir noch lange nachhallen.

„Silence“ - My First Look – 10/10 Punkte.

Re: Die Filme des Martin Scorsese

Verfasst: 5. März 2017 12:32
von GoldenProjectile
HCN007 hat geschrieben:JEDER glaubt an etwas, selbst Atheisten glauben daran, dass sie an nichts glauben.
Das ist mal eine Aussage, die ich so unterschreiben würde!

Ich stimme dir zu, dass Silence das Glaubensthema als dramatischen Konflikt verarbeitet, dem man unabhängig von persönlichen religiösen Ansichten und Überzeugungen geniessen kann (ich selber bin knallharter Agnostiker). Dennoch sollte man zumindest eine gewisse Offenheit für das Christentum mitbringen, um die Handlungen und Motive des missionierenden Garfields emotional nachvollziehen zu können. Vielleicht ist der Film darin vergleichbar mit Gibsons Passion of the Christ, zu dem Anatol schon mehrfach ähnliches angemerkt hat, kann ich aber nicht beurteilen da ich den nicht gesehen habe.

Wertungstechnisch kann und will ich mich noch nicht festlegen, das muss eine mögliche Zweitsichtung entscheiden.
Spoiler
Allerdings habe ich so im Nachhinein mehr und mehr das Gefühl, dass das Ende etwas unbefriedigend war. Rein inhaltlich ist es schon eine spannende Fortführung des zuvor Entwickelten, aber dramaturgisch fand ich es etwas ungeschickt gelöst mit den krassen Zeitsprüngen, dem urplötzlich auftretenden Erzähler in Gestalt eines niederländischen Entdeckers und auch das Voice-Over wurde mir da etwas zu aufdringlich und erklärerisch.

Re: Die Filme des Martin Scorsese

Verfasst: 5. März 2017 13:51
von Maibaum
HCN007 hat geschrieben:iHaveCNit: Silence (2017)

„Andrew Garfields christlicher Leidensweg in Japan Teil 2“

Scorsese polarisiert – die einen halten ihn für total überbewertet, die anderen halten ihn für einen der letzten großen Regisseure.
[/b]
Das stimmt so aber nicht.
Allgemein betrachtet ist Scorsese einer der geschätztesten Regisseure überhaupt. Sein Spätwerk ist allerdings jetzt nicht unumstritten (dann aber auch im Gegensatz zu früher regelmäßig oscarnominiert) aber auch da muß man erst mal abwarten wie das in 10 Jahren beurteilt wird.

Re: Die Filme des Martin Scorsese

Verfasst: 8. März 2017 14:46
von AnatolGogol
GoldenProjectile hat geschrieben:Ich wollte halt ursprünglich doch nichts schreiben weil sich die Beschäftigung des Forums mit Scorsese gefühlt ausschliesslich darauf begrenzt zu sagen dass früher alles besser war, aber auch davon abgesehen nur wenig Interesse vorhanden zu sein scheint, denn auch seine anerkannten Klassiker sind selten bis nie Gesprächsthema, was ich erstaunlich finde wenn ich sehe wie die User dafür seitenlang über Blade Runner (und QoS :)) philosophieren können. Temptation of Christ wurde kürzlich mal angezapft, aber weil ich den selber noch nicht gesehen habe konnte ich nicht mit einsteigen.
Dann will ich mal mit gutem Beispiel vorangehen und mir einen seiner Klassiker zur Brust nehmen:

Leider muss ich bei Casino feststellen, dass er mir von Sichtung zu Sichtung weniger gefällt. Vieles von dem, was mir an seinen jüngeren Werken wie Departed oder Wolf of Wall Street nicht gefallen hat ist auch hier in sehr deutlichem Maße präsent.

Zum einen ist der Film für mein Empfinden einfach viel zu lang, da ein Minimum an Handlung und Charakterentwicklung eine extrem lange Zeitspanne einnimmt. Dieses Empfinden hängt sicherlich auch damit zusammen, dass ich diesen ganzen „Szenen einer Ehe“-Plot nicht wirklich sonderlich interessant oder gar spannend finde. Nach dem dritten und vierten praktisch gleich ablaufenden Vorfall (Sie hintergeht ihn, er kommt ihr dahinter, dann fliegen die Fetzen, dann gibt es wieder eine „Versöhnung“ auf Zeit) zieht es sich dann doch gewaltig. Sharon Stone spielt das Miststück dabei fraglos formidabel, allerdings nutzt sich ihr charakterlicher Amoklauf durch die vielen Wiederholungen zunehmend ab.

Darüber hinaus ist der Mafia-Plot unverkennbar eine Neuauflage von Good Fellas, nur sind hier Handlung und Figuren deutlich schwächer und man erlebt vor allem bei Pesci halt quasi eine Neuauflage von bereits gesehenem. Ja, Pesci im over-the-Top-Modus ist unterhaltsam, aber auch dies nutzt sich ab und seine Rolle in Good Fellas gab einfach deutlich mehr her. Wie man generell festhalten kann, dass die Hauptfiguren in Caino keine wirkliche Entwicklung durchmachen, sondern am Ende des Films auch nicht anders dastehen, als zu Beginn.

Die Good Fellas-Parallelen werden durch Scorseses Inszenierungsstil noch weiter unterstrichen und auch hier ist für mich alles etwas schwächer als im fünf Jahre zuvor entstandenen Film. Sein Trademark, die Verwendung von zeitgnössischer Musik, ist manchmal schon sehr plakativ eingesetzt. Ich meine „Working in a coal mine“ während er die Geldmaschinerie des Casinos zeigt oder die „And I love You“-Schnulze während Stone De Niro hintergeht (und ihn gerade nicht liebt bzw. Woods hörig ist) ist mir als zu vermittelnde „Botschaft“ viel zu aufdringlich, da wäre mir eine subtilere Vorgehensweise lieber gewesen.

Dafür hat er fraglos ein Händchen für die Verwendung von Stones-Musik und einige sehr gelungene Kameraeinstellungen hat Casino auch vorzuweisen. Die Darsteller sind durch die Bank gut, aber wie erwähnt hat man bei Pesci und auch bei De Niro das Gefühl, alles schon mal gesehen zu haben – und eben besser. Woods wie auch seine Rolle ist recht verschenkt angesichts der Tatsache, dass er sehr wenig Screentime bekommt.

Unterm Strich bleibt Casino so für mich ein „mixed bag“, wobei die guten Seiten die schlechten immer noch überwiegen, aber trotzdem aufgrund der übertriebenen Laufzeit, des repitativen Charakters des Films sowie des generell nicht wirklich „spektakulären“ Grundthemas (Szenen einer Ehe) schon ein etwas zäher Eindruck zurückbleibt. Das sind für mich dann gerade so eben 6,5 Punkte.

P.S. Ich hab den Film seinerzeit nicht im Kino gesehen und auf VHS, TV und DVD fiel mir aufgrund der viel niedrigeren Auflösung die extrem schecht getrickste Anfangsszene daher nie auf – jetzt auf BD aber schon: also den „unsichtbaren“ Umschnitt von De Niro im Auto auf die Puppe im Auto hätte man wirklich besser lösen können. Durch den minimal veränderten Kamerawinkel und die sehr unterschiedliche Beleuchtung wird der Schnitt sofort deutlich, auch die Puppe kann man kaum übersehen („eine Nase Q, keine Banane!“). Kein Beinbruch, aber schon ein vermeidbarer, unschöner Makel. Zudem wundere ich mich jedesmal wieder, warum Scorsese in dieser Anfangsszene eine Person durch die Luft fliegen lässt, während später im Film
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Ace sich ja vor der Explosion aus der Wagentür retten kann
. Manipulation des Publikums a la Stagefright
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um den Eindruck zu erwecken, die Geschichte wird von einem Toten erzählt?

Re: Die Filme des Martin Scorsese

Verfasst: 9. März 2017 00:58
von GoldenProjectile
AnatolGogol hat geschrieben:Dann will ich mal mit gutem Beispiel vorangehen und mir einen seiner Klassiker zur Brust nehmen:
Das lese ich gerne (das finale Ergebnis der Zurbrustnahme natürlich weniger :)). Es macht mir den Anschein, dass du Casino gerade erst gesehen hast, also erlaube mir doch auch eine Drittsichtung, so dass wir unsere Schlacht mit frischen Eindrücken austragen können. Ich versuche, so bald als möglich hier einzusteigen.

Re: Die Filme des Martin Scorsese

Verfasst: 9. März 2017 10:14
von AnatolGogol
Tatsächlich ist meine Casino-Sichtung schon ein paar Monate her, aber ich dachte es macht dennoch Sinn meine damaligen Beobachtungen mal zu konkretisieren. Ich stehe natürlich dennoch gerne und jederzeit für einen Diskussions-Schlagabtausch zur Verfügung. :)

Re: Die Filme des Martin Scorsese

Verfasst: 9. März 2017 11:29
von Casino Hille
Anatol, du hast mir die Anfangsszene von Casino gerade für immer verdorben. Mir ist das tatsächlich (und das wundert mich gerade selbst) noch nie bewusst aufgefallen, aber jetzt kann ich es nicht mehr ungesehen machen. Na toll... dabei fand ich gerade das Opening des Films immer so herrlich ansprechend umgesetzt. Und diese Neon-Lichter... Solche großen Gangsterdramen vermisse ich ja in der Kinolandschaft schon ziemlich.

Re: Die Filme des Martin Scorsese

Verfasst: 9. März 2017 11:47
von AnatolGogol
Casino Hille hat geschrieben:Anatol, du hast mir die Anfangsszene von Casino gerade für immer verdorben. Mir ist das tatsächlich (und das wundert mich gerade selbst) noch nie bewusst aufgefallen, aber jetzt kann ich es nicht mehr ungesehen machen. Na toll...
Meinst du jetzt die technische Unzulänglichkeit oder den inhaltlichen Widerspruch zur späteren Handlung?

Re: Die Filme des Martin Scorsese

Verfasst: 9. März 2017 11:57
von Casino Hille
Den unsichtbaren Schnitt zur De Niro Puppe. Mir ist das ungelogen nie aufgefallen... Ich komm mir grade schon ein bisschen dumm vor deswegen.

Re: Die Filme des Martin Scorsese

Verfasst: 9. März 2017 11:59
von Maibaum
Na und? Ist doch normal daß einem so was nicht unbedingt auffällt, außer man konzentriert sich drauf.

Re: Die Filme des Martin Scorsese

Verfasst: 9. März 2017 12:18
von AnatolGogol
Maibaum hat geschrieben:Na und? Ist doch normal daß einem so was nicht unbedingt auffällt, außer man konzentriert sich drauf.
Aber es fällt schon auf in der entsprechenden Auflösung (d.h. Kino oder BD), auch ohne dass man explizit danach sucht. Wie geschrieben hab ich es in SD auch nie gemerkt, aber auf BD ist es mir sofort ins Auge gesprungen, eben weil es nicht nur die sehr unecht ausschauende Puppe war, sondern auch die unterschiedliche Beleuchtung und der leicht veränderte Kamerawinkel. Gerade die letzten beiden Sachen sollten eigentlich nicht sein und wären leicht vermeidbar gewesen.

Viel interessanter finde ich hier aber eh die Frage, warum Scorsese diese Einstellung eingebunden hat, während er später eine ganz andere Realität zeigt. Irgendwelche Ideen?

Re: Die Filme des Martin Scorsese

Verfasst: 29. März 2017 20:29
von Casino Hille
AnatolGogol hat geschrieben:Darüber hinaus ist der Mafia-Plot unverkennbar eine Neuauflage von Good Fellas, nur sind hier Handlung und Figuren deutlich schwächer
Anatol, da du mein BD-Experte bist: Welche der beiden unterschiedlichen im Handel erhältlichen Goodfellas-Versionen ist die empfehlenswerte? :)

Re: Die Filme des Martin Scorsese

Verfasst: 30. März 2017 08:59
von AnatolGogol
Casino Hille hat geschrieben:Anatol, da du mein BD-Experte bist: Welche der beiden unterschiedlichen im Handel erhältlichen Goodfellas-Versionen ist die empfehlenswerte? :)
Ich selber hab nur die Erst-VÖ und daher die Zweit-VÖ (“25th Anniversary”) bislang auch nicht im Bewegtbild gesehen, die Diskussion um letztere hab ich aber in den einschlägigen Kanälen verfolgt. Der Tenor war wie folgt: der größte Vorteil, den die Zweit-VÖ bietet ist ihr zugrunde liegender 4K-Scan, wodurch die Detailzeichnung höher ist und das Filmkorn feiner wiedergegeben wird. Geteiltes Echo rief hingegen die neue Farbgebung hervor, die erkennbar blasser und weniger intensiv ist wie bei Erstveröffentlichung. Angesichts Scorseses Oevre der 70er und 80er Jahre und des von ihm dort häufig verwendeten quasidokumentarischen Stils mit eher groben und körnigen Bildern sowie zurückgenommenen Farben scheint die Zweit-VÖ jedoch eher seine damalige Intention wiederzuspiegeln (wobei das allerdings durchaus diskutabel ist, da sich Scorseses Stil im Laufe der 90er und erst Recht ab den 00ern diesbezüglich stark wandelte und man daher auch GF als Ausgangspunkt des „bunteren und glatteren“ Scorsese-Looks der Neuzeit ansehen kann, so sieht beispielsweise der fünf Jahre später entstandene Casino deutlich anders aus).

Wie auch immer, wirklich falsch macht man mit keiner der beiden VÖ. Obwohl bekennender Wiederholungstäter war mir persönlich der Film dann letztlich doch nicht wichtig genug für ein erneutes Upgrade. :)

Hier kannst du dir ein ganz gutes Bild über die Unterschiede der beiden VÖ machen:

https://caps-a-holic.com/c.php?d1=5838&d2=5839&c=2375