Wie findet ihr Der Morgen stibt nie?

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Re: Filmbesprechung: "Tomorrow Never Dies (TND)"

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Filmkritik: James Bond 007: Der Morgen stirbt nie

Hallo liebes Forum! Heute habe ich „Der Morgen stirbt nie“ gesichtet und damit meinen Bondmarathon fortgesetzt. Viel Spaß mit meiner Kritik.

Der Medien-Mogul Elliot Carver möchte in seinen Zeitungen und Magazinen die spektakulärsten Nachrichten veröffentlichen, dafür spielt er das UK und China gegeneinander aus und möchte so einen dritten Weltkrieg provozieren. Bond findet es heraus und verhindert zusammen mit einer chinesischen Agentin Carvers Plan. Carver wird getötet und Bond und die chinesische Agentin und 007 beginnen eine neue ganz intensive Verbindung zwischen den beiden Staaten ;).

Pierce Brosnan bewältigt in diesem Streifen seine zweite Mission als Darsteller des legendären Geheimagenten James Bond 007. Während mich seine Darstellung in GoldenEye weniger überzeugt hat, überzeugt mich diese voll und ganz. Brosnan ist in der Rolle angekommen und dosiert jetzt härte und Humor in einem ausgewogenen Verhältnis. Mir gefällt, dass Bond der unangefochtene Top-Agent ist und wird nicht ständig von M zusammengesch…... wird wie sein Nachfolger UND er hat kein psychisches Problem. Auch seine Dialoge mit Q, den er noch heftiger aufs Korn nimmt als irgendein anderer Bonddarsteller, gefallen mir sehr. Ich kann nicht meckern, ein toller Fortschritt!

Elliot Carver, so heißt der Bösewicht in diesem Beitrag zur Bondreihe, wird von Jonathan Pryce dargestellt. Bei Bond Bösewichten gibt es normalerweise 3 Kenneigenschaften, nämlich die Brutalität, den Plan die Weltherrschaft oder so etwas in der Art zu erringen und den Größenwahn. Aus Carver trifft vor allem letzteres zu. Gerade zu Beginn wird deutlich, dass er sich für etwas ganz Besonderes hält und dabei fast kindlich eingebildet ist, weshalb ihm fast die Tränen kommen ;). Positiv sticht mir ins Auge, dass er nicht irgendein Null-Acht-Fünfzehn Bösewicht ist, der irgendwelche Geheime Abschussstationen im Urwald gebaut hat, sondern dass er sich durch eine legale Geschäftsfassade zu schützen versucht und ihm das ja auch fast gelingt. Trotz der eben erwähnten positiven Eigenschaften ist er mir ein bisschen zu fröhlich, er grinst immer und wirkt gelegentlich leicht hyperaktiv (mag auch an der Synchro liegen). Alles in allem überzeugt er mich aber trotzdem und deshalb bekommt für seine Darstellung von mir einen Pluspunkt.

So, kommen wir zum Bondgirl, hier handelt es sich mal wieder um eine Agentin die eigentlich für die Gegenseite arbeitet, sich aber am Ende mit Bond zusammenschließt. Wen man sich das durchliest erinnert man sich sofort an Barbara Bach aus TSWLM, aber das was Michelle Yeoh hier auf den Bildschirm zaubert ist mit Bach nicht zu vergleichen. Ihre Rolle, Wai Lin, ist sehr selbstbewusst und Bond über weite Teile ebenbürtig. Kurz um: Perfekte Besetzung für eine perfekte Rolle.

Nach Gottfried John haben wir schon wieder einen deutschen Bösen als Teil der Bondreihe, nämlich Götz Otto alias Stamper. Bei Broccoli hat er sich damals bekanntlich mit den Worten „Ich bin groß, ich bin böse, ich bin kahlköpfig und deutsch. Fünf Sekunden, behalten Sie den Rest.“ Vorgestellt und genauso ist auch seine Rolle zu beschreiben. Ich weiß nicht so recht, aber ich finde es gibt schon deutlich bessere Handlanger in der Geschichte der Bondfilme. Ich weiß gar nicht warum er mir nicht zusagt, vielleicht ist er zu jung, keine Ahnung, aber auf jeden Fall halte ich ihn nicht für die Traumbesetzung für diese Rolle.

Nachdem Martin Champell abgesagt hatte, wurde Roger Spottiswoode als Regisseur verpflichtet und macht seine Sache sehr gut. Mir sagen zwar die Neunziger-Bonds allgemein nicht so zu, aber er hat es geschafft den Film durchweg spannend und interessant zu inszenieren. Einzig die Autoverfolgungsjagd im Parkhaus ist mir ein Fünkchen zu lang, aber darüber kann man hinwegsehen, gerade da sie wunderbar Bond-typisch endet. Das Finale erinnert schließlich ein wenig an das Ende von Strombergs Supertanker in TSWLM, hier gefallen mir der Kampf mit Stamper und der Tod von Carver, den Bond, ganz klassisch, mit einem deftigen Spruch ins Grab schickt. Stellenweise erinnert mich TND ein bisschen an das was ich eigentlich mit DAD verknüpfe und zwar die etwas düster inszenierten Szenen die in Asien spielen, außer der Flucht aus Carvers Medienzentrum und die darauffolgende Verfolgungsjagd, welche mich wiederum an TMWTGG erinnern ;).
Das Drehbuch ist denkbar einfach aufgebaut (Zusammenarbeit mit Agentin, Weltherrschaft im Bereich Medien, das hat schon bei Roger Moore funktioniert), was nach GE auch wohltuend wirkt. Zu erklären ist das wahrscheinlich mit der Tatsache das GE sehr erfolgreich war und man erst mal auf Nummer sicher gehen wollte, schließlich musste man die Bondreihe ja erst wieder zu einer festen Größe im Business machen. So weit, so gut. Leider lässt die Spannung des Films in der zweiten Hälfte erheblich nach, da man sehr früh weiß, dass es eine Schlacht auf Carvers Schiff geben muss. Dieser Showdown auf dem Schiff ist aber für die lange Erwartung ein bisschen mickrig und erinnert zu sehr an das Finale von TSWLM.

Die Locations habe ich oben bereits kurz angeschnitten, trotzdem werde ich noch einmal kurz darauf eingehen. Auffallend ist, dass London nur kurz zu sehen ist und der klassische Büroflirt mit Moneypenny (auch in GE gab es ihn nur ansatzweise) komplett fehlt. Asien gefällt mir als an sich als Location, nur leider wird es sehr düster gezeigt. Ich würde gerne mal wieder etwas in der Art von YOLT sehen, wo Asien viel vertreten ist und gut inszeniert wird. Nachdem die größeren Sets die am Ende in die Luft gehen nach MR eigentlich abgeschafft wurden, gibt es hier wieder ein solches Set und zwar Carvers Schiff. Es sieht zwar cool aus, aber irgendwie finde ich es unpassend, da das Schiff gar nicht groß genug für einen derart großen Raum wirkt.

Vor dem endgültigen Fazit möchte ich noch auf die Musik respektive den Soundtrack zu sprechen kommen. Zum ersten von bisher 5 mal übernimmt diesen Job David Arnold, der die meisten Fans gleich mit GB-Unterlegung in der Tasche haben dürfte, die erinnert (zumindest mich) stark an GF. Arnold bringt viele neue Einflüsse mit in die Reihe, zum Beispiel Techno, bzw. Technobeats, zu hören in „Backseat driver“, ohne die klassische Art der Bondscores zu missachten. Wunderbarer Score, sehr schön!

Fazit:

Pierce Brosnan überzeugt mich, der Bösewicht nicht ganz, die Handlung auch nicht komplett und die Locations nur teilweise. Das summiert sich halt und deshalb bekommt der Film von mir 7 von 10 Punkten. Ich hoffe meine Kritik hat euch gefallen, Anregungen, Aufregungen und Verbesserungsvorschläge einfach in die Kommentare, ich freue mich über jede neue Idee ;)!

Re: Filmbesprechung: "Tomorrow Never Dies (TND)"

378
Wieder einmal eine sehr schöne Kritik von Dir, der ich in fast allen Dingen zustimmen kann. Ich würde aber einen Punkt mehr vergeben, muss aber auch sagen, dass mir Carver sehr gut gefallen hat.

Was ich an TND etwas negativ finde, ist die 2. Hälfte. Irgendwie mehr Action-Film als Bond. Technisch sicherlich gut gemacht, aber vielleicht hat man da zu viel gewollt.
“History isn’t kind to men who play God”

Re: Filmbesprechung: "Tomorrow Never Dies (TND)"

379
Review zu Der Morgen Stirbt Nie (1997)

Der Morgen Stirbt Nie befindet sich auf meiner Bondrangliste auf Platz 18 von derzeit 25 Plätzen.

Der Morgen Stirbt Nie ist im Ranking der Brosnan-Bonds auf Platz 3.


Einordnung in den Brosnan-Bonds:
1. GE
2. TWINE
3. TND
4. DAD

James Bond: Der Morgen Stirbt Nie ist der Achtzehnte von derzeit 25 veröffentlichten Kinofilmen (ich berücksichtige hier auch die außerhalb der Bondreihe gestarteten „Casino Royale“ von 1967 und das Feuerball-Remake „Sag Niemals Nie“ von 1983, die TV-Version von Casino Royale und den zum 29.10.15 noch nicht in Deutschland veröffentlichten SPECTRE sind hiervon noch ausgeschlossen) und Pierce Brosnans zweiter Kinoauftritt als James Bond.

Worum geht es in Der Morgen Stirbt Nie ?


Bond kriegt auf einem Schwarzmarkt mit, wie eine Dechiffriercomputer verkauft wird. Kurz danach wird im südchinesischen Meer ein britisches Boot versenkt und die Crew getötet. Die Zeitung „Tomorrow“ von Elliot Carver berichtet vor allen anderen Medien darüber. Bond darf gegen Elliot Carver ermitteln und findet heraus, dass dieser im südchinesischen Meer Konflikte zwischen China und Großbritannien für seine persönliche Berichterstattung fingiert, um somit exklusive Senderechte für sein Mediennetzwerk in China für Jahrzehnte zu bekommen.

Was halte ich davon ?

Die Idee, einen größenwahnsinnigen Medienmogul als Gegner in diesem packenden, kurzweiligen Bond zu bringen, ist in gewisser Art erfrischend für die Bondreihe und das kauzige, wahnsinnige Spiel von Jonathan Pryce passt hier auch wie die Faust aufs Auge. Auch wenn er im Vergleich zu anderen Bondgegnern der Charakter von Elliot Carver etwas abfällt.

Die Action ist erste Sahne – egal ob es die Pretitlesequenz, die Sequenz in Hamburg, der Halo-Jump , die Sequenz in Saigon oder der Climax ist – hierbei wirkt jedoch die Sequenz in Hamburg durch den Einsatz der Gadgets leicht überkonstruiert und dient stark als Gadget- und Productshowcase (Ein Problem, was mir auch leicht an TWINE und DAD missfällt).

Ich glaube, es gibt einen leichten Irrglauben über die Bondfilme mit Brosnan und die Defnition des „Superbonds“. In allen 4 Bondfilmen ist er im Climax nur mit wenigen bis gar keinen Gadgets und dem Bondgirl bewaffnet, ohne wie teilweise zu Connerys, Lazenbys, Moores und Daltons Zeiten eine Armada an Backup in Form von Soldaten oder Ähnlichem zu haben. Hier muss ich eine Lanze für Brosnan brechen – das „Warum?“ wirkt in meinen Augen immer plausibel. Brosnan ist eben ein etwas aalglatter Gentleman, doch er ist bemüht, Bond Charakter zu geben, sofern es die Story einigermaßen hergeben kann. Somit ist die Art, wie Brosnan den Charakter zeigt, in meinem Ranking ein wichtiges Kriterium. In Goldeneye hat er einen persönlichen Konflikt mit einem gutem Freund, in TWINE hat dies mit der Beziehung zu Elektra und der Rettung von M zu tun, hier in TND kommt eine ehemalige Affäre ins Spiel und in DAD muss er mit dem Verrat und dem Wiederherstellen seiner Vertrauenswürdigkeit kämpfen. Im direkten Vergleich kann TND leider auch nicht gegen DAD anstinken, ist aber in diversen anderen Punkten DAD klar überlegen.

Hier beginnt auch die Ära von David Arnold, demjenigen, der am ehesten den Bondsound in unsere Gegenwart gebracht hat und bisher in allen 5 Scores unglaublich gute Arbeit geleistet hat. Der Titelsong flacht etwas ab im Vergleich zu anderen.

Paris Carver sehe ich trotz ihrer Bindung zu Bond nur als Bondgirl der Marke „Tool“ oder „Bauernopfer“. Michelle Yeoh als Wai Lin ist eine perfekte, chinesische, weibliche Bondkopie, die in ihren Szenen auch mal scheinen darf, aber die Bindung zu Bond nicht wirklich gegeben ist.
Stamper ist der typische Henchmen, der auch vor allem physisch gut zur Geltung kommt und seine paar Minuten „Fame“ gegen Bond haben darf.

Die Kombination aus Hamburg (Deutschland) und Saigon (Vietnam) finde ich wirklich cool und erfrischend.

Der Film hat zwar kleinere Schönheitsfehler, wirkt jedoch als Actionbond richtig gut und unterhaltsam.

Das Rating von Der Morgen Stirbt Nie beträgt 005/007 !

7/10
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Re: Filmbesprechung: "Tomorrow Never Dies (TND)"

380
Der Morgen stirbt nie
(Tomorrow never dies)
1997
Regie: Roger Spottiswoode

Nach dem Erfolg von "Goldeneye" 1995 wollte man beweisen, dass James Bond nicht nur einmalig zu alter Größe hatte kommen können, sondern weiterhin erneut eine feste Größe in der Kinolandschaft werden konnte. Barbara Broccoli und Michael G. Wilson standen also unter großem Druck, verstärkt durch die Tatsache, dass 1996 Albert R. "Cubby" Broccoli gestorben war und dies der erste Bondfilm nach seinem Tod werden würde. Nachdem Martin Campbell absagte, da er nicht bei 2 aufeinanderfolgenden Bondfilmen Regie führen wollte, engagierte man Roger Spottiswoode, der mit "Der Morgen stirbt nie" einen Actionkracher sondergleichen lieferte.

Pierce Brosnan kehrt als 007 zurück, ebenso Judi Dench als M, Samantha Bond als Moneypenny, Demond Llewelyn als Q und Joe Don Baker als Jack Wade. Dazu gesellen sich Jonathan Pryce als herrlich größenwahnsinniger Bösewicht Elliot Carver, der Deutsche Götz Otto als Henchman Stamper, Ricky Jay als Henry Gupta und Vincent Schiavelli, der in seinem leider viel zu kurzen Auftritt den Auftragskiller Dr. Kaufmann darstellt. Als Bondgirls sind Teri Hatcher und Michelle Yeoh zu nennen, wobei letztere das Hauptgirl ist und Hatcher nur eine kleine, aber wichtige Rolle zukommt.

Der Film startet sofort actiongeladen mit einer der besten PTS der Reihe, die schon erahnen lässt, was im folgenden auf den Zuschauer zukommen wird: Action, Action und nochmals Action! Dazu gut dosierter Humor, ein super aufgelegter Pierce Brosnan und ein toller Soundtrack von David Arnold, der hier zum ersten und nicht zum letzten mal für den Score verantwortlich zeichnet. Wie schon in GE begeistert Daniel Kleinmans Titelsequenz, die sehr schön das Thema des Films aufgreift: Kontrolle durch Medien. Nach der TS wird dem Zuschauer sofort klargemacht, worum es geht. Carver wird sogleich vorgestellt und es bleibt kein Zweifel, dass er der Villain ist. Das Versenken der HMS Devonshire ist eine spannende und toll anzusehende Szene, die auch gleich der erste von Carvers Anschlägen ist. Ein wenig fühlt man sich bei der gesamten Handlung aufgrund der "Eine Macht spielt 2 andere Mächte gegeneinander aus"-Thematik an "Man lebt nur zweimal" und "Der Spion, der mich liebte" erinnert, weiter schlimm ist dies aber nicht, da sich viele Bonds auf ihre Vorgänger beziehen und ähnliche Themen aufgreifen.

Bonds Besuch in Hamburg inklusive der tollen Szene mit Q am Flughafen überzeugt. Sowohl die Action in der Druckerei, Dr. Kaufmanns Auftritt oder die Parkhaus-Verfolgungsjagd mit Abschlussgag begeistern, wobei besonders die beiden letztgenannten Szenen einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Insgesamt ist Hamburg auch schön eingefangen, auch wenn man sich als Einheimischer natürlich ein wenig wundert obgleich der Schauplätze, die im Film nebeneinander liegen, real aber weit voneinander entfernt sind.

Wie schon erwähnt, bietet "Der Morgen stirbt nie" sehr viel Action, wahrscheinlich am meisten Action innerhalb eines Filmes der Reihe. Dies ist aber keineswegs ein Nachteil, denn fast immer führt diese Action zugleich die Handlung weiter und ist nebenbei auch noch großartig inszeniert. Wo andere Bonds bestimmte Szenen als Hauptaction bezeichen würden, sind solche Szenen bei TND lediglich Teil eines großen Ganzen. Wie Bond und Wai Lin erst an einem riesigen Plakatbanner einen Wolkenkratzer runterrutschen, sich danach sofort eine Verfolgungsjagd auf einem Motorrad zuerst mit Autos und dann mit einem Hubschrauber liefern, wobei sie mal eben von einem Haus zum nächsten Springen und dann nach einer kurzen Ruhepause noch weitere Fieslinge per Hand besiegen müssen, lässt einem wirklich kaum Zeit zum Durchatmen. Auch der Halo-Jump mit anschließendem Tauchgang im Schiffswrack ist erwähnenswert.

Leider ist dieser "Action-Overkill" aber auch der Grund, warum der Showdown nicht vollends überzeugen kann. Trotz einiger guter Szenen wie Carvers und Bonds Plan Bs und dem Schauplatz auf einem endlich mal wieder hervorragenden Set hat man das Gefühl, das alles schon mal gesehen zu haben. Da der ganze Film praktisch nur aus Action besteht, überrascht noch mehr Action den Zuschauer nicht wirklich. Hier hätte entweder nochmals eine höhere Dosis oder sogar ein kompletter Verzicht auf Action dem Finale gut getan.

Wie schon eingangs erwähnt wird der Villain hier von Jonathan Pryce dargestellt. Dieser liefert im Gegensatz zum etwas fad wirkenden 006 aus GE wieder einen Bösewicht der Extraklasse. Sein Carver ist herrlich exzentrisch, größenwahnsinnig und eiskalt aber auch teilweise mit kindlicher Freude bei seiner "Arbeit". Etwas fragwürdig erscheint mir nur die gesamte Motivation der Figur. Größenwahnsinn hin oder her, aber einen Weltkrieg anzetteln nur für Einschaltquoten und Exklusivsenderechte? Das scheint mir doch arg weit hergeholt. Götz Otto als Carvers Handlanger Stamper hat zwar nicht die Klasse eines Oddjobs, Beißers oder Necros´, überzeugt mich dennoch völlig. Beide Figuren sterben auch jeweils einen sehr schönen Tod.

Michelle Yeoh spielt hier das Bond wohl bisher ebenbürdigste Bondgirl der gesamten Serie und erinnert teilweise ein wenig von der Art der Rolle an Mayor Amasova. Schön anzusehen war, dass auch sie kampftechnisch einiges draufhat und dies sogar in einer Szene alleine ohne Hilfe von Bond zeigen darf. Ganz ohne ihn kommt sie allerdings nicht aus, denn der letzte Schurke, den Bond erledigt, hätte sie wohl getötet. Auch im Showdown fragt man sich, warum Wai Lin nicht einfach, als sie gefesselt unter Wasser ist, nach oben schwimmt, anstatt dämlich an den Ketten rumzureißen, so dass Bond sie am Ende retten muss. Optisch ist Yeoh nicht ganz mein Fall, legt aber davon abgesehen einen echt starken Auftritt hin. Teri Hatcher ist in TND für die emotionale Komponente zuständig, die hier so langsam ihren Anfang innerhalb der Bondreihe nimmt. Schade, dass sie nur einen so kurzen Auftritt hatte. Ihre Rolle gibt ihr nicht all zu viele Entfaltungsmöglichkeiten her, so dass sie leider ein wenig hinter ihren Fähigkeiten zurückbleibt, aber dennoch sowohl optisch als auch schauspieltechnisch absolut überzeugt.

Die Locations in TND bleiben nicht groß in Erinnerung. Wie schon gesagt ist Hamburg gut eingefangen worde, auch die Einbindung der Khao Phing Khan-Inseln, die schon aus "Der Mann mit dem goldenen Colt" bekannt waren, hat mir sehr gefallen. Ansonsten ist bei mir nicht viel hängen geblieben.

Noch ein Wort zum Soundtrack. In der PTS nahm es seinen Anfang, im folgenden Film beweist David Arnold, was er draufhat und dass er die richtige Wahl als Nachfolger von John Barry als "Stammkomponist" war. Der Song "Surrender", der mir ebenso wie der Titelsong sehr gut gefallen hat, ist gekonnt und auffällig, aber nicht aufdringlich in den Score eingearbeitet, auch die anderen Melodien wissen durchaus zu gefallen. Nahe an der Perfektion ist es auch, wie es Arnold schafft in genau den richtigen "Bond-Momenten" das Bond-Theme einzubauen.

Fazit:
"Der Morgen stirbt nie" ist ein mit 119 Minuten genau richtig langer mit Action vollgepackter Film, der dennoch nie die Story außer Acht lässt und den "klassischen" Bond behutsam in eine neue Zeit transportiert. Tolle Bondgirls, ein klasse Gegenspieler, ein super Soundtrack und ein mit sichtlichem Spaß an der Sache spielende Pierce Brosnan machen TND zu einem wahren Fest. Einzig der Showdown sowie einzelne weitere kleine Punkte enttäuschen etwas, so dass es hier nicht ganz die Höchstwertung gibt.

9/10 Punkte
"Hiermit kündige ich meine Mitgliedschaft!" - "Wir sind kein Countryclub, 007!"

Re: Filmbesprechung: "Tomorrow Never Dies (TND)"

381
Schöne Kritik, der ich mich in weiten Teilen anschließen kann.
Nico hat geschrieben: Größenwahnsinn hin oder her, aber einen Weltkrieg anzetteln nur für Einschaltquoten und Exklusivsenderechte? Das scheint mir doch arg weit hergeholt.
Finde ich gar nicht. Carver wird von Anfang an so sehr größenwahnsinnig dargestellt, dem ist alles zuzutrauen, auch dass er evtl. einen Atomkrieg auslöst, nur um die Rechte und hohe Einschaltquoten zu bekommen.

Re: Filmbesprechung: "Tomorrow Never Dies (TND)"

384
Besucherzahlen Deutschland: Stand 2.Woche (in Klammer Besucher 2.Woche)


1. Skyfall 4,31 Mio (1,67 Mio)
2. Spectre 4,13 Mio (1,67 Mio)
3. Quantum of Solace 3,23 Mio (1,12 Mio)
4. GoldenEye 2,96 Mio (1,21 Mio)
5. Casino Royale 2,80 Mio (1,06 Mio)
6. Die Another Day 2,75 Mio (1,04 Mio)
7. Tomorrow never Dies 2,74 Mio (1,26 Mio)
8. The World is not enough 2,49 Mio (1,04 Mio)

Wenn ich mir in dem Vergleich hier TND anschaue, dann würde ich daraus folgern daß dessen geringere Gesamtbesucherzahlen hierzulande vielleicht doch weniger mit FSK 16 zu tun hatten (wie oft behauptet), als mit einem geringeren Unterhaltungswert. Also schlechtere Mundpropaganda.

Denn er hat nach 2 Wochen trotz FSK 16 fast das gleiche Potential abgerufen wie die anderen Brosnans (und CR), und in der 2. Woche lag er sogar besser als diese, und auch als CR und QOS, lag dann am Ende aber doch unter all diesen.

Wenn FSK 16 das Hauptproblem gewesen wäre, dann hätte sich das denke ich schon von Anfang an bemerkbar machen müssen, aber da lag er noch auf Erfolgskurs.

Re: Filmbesprechung: "Tomorrow Never Dies (TND)"

387
Ich habe mich dieses mal bewusst etwas kürzer gefasst - jedenfalls etwas... :D


Der Morgen stirbt nie / Tomorrow Never Dies (1997) – Roger Spottiswoode

Nach dem sowohl kommerziell überaus erfolgreichen als auch bei Kritik und Publikum auf positive Resonanz gestoßenen GE markiert TND den zweiten Einsatz von Pierce Brosnan als Doppelnull-Agent. Erstaunlicherweise grenzt sich TND in Teilen aber dennoch recht deutlich von seinem so populären Vorgänger ab und korrigiert damit die dort eingeschlagene Linie in Teilen. Am augenscheinlichsten ist dies in der deutlicheren Fokussierung auf Actionelemente sowie der Reduzierung von beruhigenden, atmosphärischen Passagen. TND stellt somit als Bondfilm mit der höchsten Actiondichte einen Superlativ innerhalb der Serie dar.

Nachdem GE vor allem in seiner ersten Hälfte inhaltlich wie stilistisch viele Serienstandards neu definierte und auch einige echte Innovationen einbrachte, verzichtet TND weitgehend auf Neuerungen und setzt somit den bereits in der zweiten Hälfte des Vorgängers eingeschlagenen Weg der Wiederverwendung bzw. unwesentlichen Variation bewährter Serienelemente fort. TND gehört dadurch fraglos zu den formelhaftesten Filmen der Serie und fügt sich entsprechend problemlos in deren Gesamtkontext ein. Gleichzeitig muss man aber auch konstatieren, dass es innerhalb des Films (abgesehen von den Actionszenen) kaum wirklich eigenständige Bestandteile gibt.

Viele Szenen sind unverkennbar an klassische Momente der Serie angelehnt, etwa das erste Aufeinandertreffen von Bond und Carver, welches an den verbalen Schlagabtausch zwischen Largo und 007 in TB erinnert oder die Suche nach der verschollenen Endeavor, welche eine Art Mittelding zwischen der Bombensuche in TB und der Bergung des ATAC in FYEO darstellt. Auch die Jetverfolgung in der PTS weckt Erinnerungen an den Acrostar in OP und die Wade-Szene auf dem Kriegsschiff stellt eine kleine Hommage an die sehr ähnliche Szene in TSWLM dar (der ebenfalls von einem Helikopter eingeflogene Brosnan sieht in seiner Marineuniform fast aus wie seinerzeit Moore). Die diversen Deja-vu-Momente sind vor allem für den geneigten Bondfilm-Connaisseur eine unterhaltsame Angelegenheit, hinterlassen gleichzeitig aber auch den Eindruck einer etwas uninspirierten Retro-Veranstaltung.

Der Film unterstreicht seinen Retrostil weiterhin durch diverse Anspielungen an frühere Filme, so zitiert David Arnolds Soundtrack mehrfach prägnante Stellen aus Barrys Arbeiten zu FRWL, GF und TB und so ähnelt das Outfit von Elliot Carver nicht von ungefähr den berühmten „Mao-Anzügen“ von Bonds Nemesis Ernst Stavro Blofeld. Die vermutlich größten Parallelen zur eigenen Serienhistorie finden sich im von Bruce Feirstein verfassten Drehbuch, welches sich an klassischen Bedrohungsszenarien im Stile eines TB oder YOLT orientiert. Dabei stellt die Ausgangsidee des Films, ein Medienzar manipuliert die Weltgeschichte zur besseren medialen Ausschlachtung, eine gelungene Variation des typisch bondschen Weltherrschaftsszenarios im Gewand der modernen Zeiten dar. Denn wer wenn nicht die Medien beherrscht heutzutage die Welt? Von daher erscheint es nur logisch, dass Englands allseits beliebter Geheimagent dieses Mal gegen einen Medientycoon vorgehen muss.

Bei aller Orientierung an der eigenen Vergangenheit versucht TND inhaltlich durch die Einbindung einer früheren Liebschaft von Bond sich dann doch noch auf so etwas wie Neuland. Die Paris-Figur wurde dabei so angelegt, dass Bond durchaus ernstere Gefühle ihr gegenüber hegt, jedenfalls ernsthaftere als gegenüber den „normalen“ Bondgirls. Dieser Ansatz ist durchaus interessant (etwas ähnliches, wenngleich auch bedeutend weniger melodramatisch, hatte man ja bereits in AVTAK mit der aufgrund der Nichtverfügbarkeit von Barbara Bach als Pola Ivanova deklarierten Anya Amazova), allerdings ist die Ausführung leider misslungen. Durch die abrupte Einführung dieser Konstellation fällt es dem Zuschauer schwer eine völlig unbekannte Figur aus Bonds Vergangenheit und die daraus resultierende Beziehung einfach so zu schlucken (die vergleichsweise kurze Szene auf der Release-Party von Carvers Stelliten-Network reicht nicht aus, um die intensive Beziehung und die damit verbundenen tiefgehenden Gefühle glaubwürdig zu etablieren), zumal ob der Ausnahmestellung, welche der Film dieser Beziehung zugedenkt. Dass Paris dabei für ihren geliebten Bond alles stehen und liegen lässt (einschließlich ihrer eigenen Existenz) ist dabei letztlich weniger das Problem (schließlich ist James Bond nun einmal per Definition unwiderstehlich) als die hier nicht wirklich effektive Inszenierung sowie die schwache Chemie zwischen Brosnan und Teri Hatcher.

Ganz schlecht sehen die beiden Darsteller in der „Schlüsselszene“ ihres Subplots aus, in welchem der Film eine Art Bond-Variante von „Der englische Patient“ zum Besten gibt. Große Gefühle, anschwellende Musik, schwermütig-tiefgreifende Dialoge: dumm nur, dass weder Spottiswoode noch Brosnan oder Hatcher auf diesem Gebiet das Kaliber eines Minghella, Fiennes oder einer Scott-Thomas haben, um diese Szene glaubhaft rüberzubringen. Entsprechend hölzern-unbeholfen schleppt sich die Szene dann auch über die Zeit und man kann nur froh sein, dass der Film diesen Subplot im Anschluss an Paris Tod genauso schnell wieder vergisst, wie er ihn aus dem Hut gezaubert hat.

Denn abgesehen von der Paris-Romanze hält sich die Inszenierung erfreulicherweise nicht lange mit Geplänkel auf, sondern kommt über weite Strecken des Films sehr schnell „zum Punkt“. Dadurch wirkt der Film nahezu über die ganze Laufzeit temporeich und bietet für den Zuschauer kaum Gelegenheit zum Verschnaufen. Die bereits erwähnte sehr hohe Actiondichte unterstreicht diesen Eindruck noch zusätzlich und lässt TND zum ersten reinrassigen Actionfilm der Serie werden. Die Actionszenen erweisen sich dann auch als das Gebiet, auf dem Regisseur Roger Spottiswoode am deutlichsten punktet. Fehlte den meisten der Actionszenen in GE noch etwas das Besondere, so gilt dies sicherlich nicht für den Bondoutput des Jahres 1997. Sowohl die spektakuläre Gadget-Leistungsschau des BMWs im Parkhaus als auch der irrwitzige Stuntsuperlativ der Motorradverfolgung bieten genau die handgemachte Action mit eingebautem Wow-Effekt, die man von einem Bondfilm gemeinhin erwartet.

Auch die kleineren Szenen, wie die Prügelei von „Bankier“ Bond im Aufnahmestudio, Bonds Flucht aus der Druckerei oder Bond und Wai Lins Sprung vom Carver-Wolkenkratzer sind samt und sonders flott und kurzweilig inszeniert. Einziges, aber gravierendes Manko: der finale Showdown kann diese hohe qualitative Messlatte nicht mal mehr ansatzweise erreichen. Der gesamte Showdown im Stealthboot, welcher immerhin nahezu das gesamte letzte Viertel des Filmes einnimmt, mit einer Menge MP-Geballere und der üblichen Zerstörungsorgie wirkt doch sehr träge und bekannt. In Kombination mit dem gemessen an früheren Filmen auch nicht sonderlich spektakulären Set des Stealthboot-Inneren fällt der Film hier leider deutlich ab im Vergleich zu den vorangegangenen 90 Minuten. Schade, da so der ansonsten hervorragende Eindruck der Actionszenen und des Filmtempos doch stark getrübt wird.

Übertrifft TND seinen direkten Vorgänger in Bezug auf die Actionszenen, so lässt sich dies bezüglich Atmosphäre und Schauwerte nicht zweifelsfrei sagen. Die Locations sind zwar gut gewählt, vor allem der Kontrast zwischen dem als kühles Hi-Tech-Land stilisierten Deutschland und den Schauplätzen in Südost-Asien ist gleichermaßen ungewöhnlich wie interessant, allerdings fehlt es den Schauplätzen etwas an Exklusivität (das zwar sehr nobel in Szene gesetzte Hamburg hinkt in dieser Beziehung trotzdem etwas den früheren mondänen Schauplätzen wie Bahamas, Venedig oder Monte Carlo hinterher), was jedoch durch den Exotik-Bonus der in Saigon spielenden Szenen wieder teilweise wettgemacht wird. Dennoch bleibt hier festzuhalten, dass die Locations in TND nüchterner und wenn man so will „kälter“ festgehalten werden als in früheren Serienbeiträgen. Dies fällt besonders durch die erneute Einbindung der thailändischen „James-Bond-Inseln“ auf, welche in TMWTGG bedeutend pittoresker in Szene gesetzt wurden, und unterstreicht somit den eher unterkühlten und modernen Eindruck, den TND in Summe hinterlässt. Bezüglich der dieses Mal von Allan Cameron (statt des zeitgleich die Titanic versenkenden Peter Lamont) zu verantwortenden Sets lässt sich festhalten, dass das Production Design wertig und glaubwürdig wirkt, was vor allem im Finale von GE nicht immer der Fall war (alles andere wäre bei dem deutlich höheren Budget aber auch enttäuschend). Dies gilt auch für das finale Stealthboot-Set, wenngleich dieses in seinem nüchternem Techno-Look wie bereits angedeutet weit weniger Eindruck hinterlässt, als viele der fantasievollen finalen Vorgängersets.

Die Tatsache, dass TND sich fast nie bierernst nimmt (mit Ausnahme des missglückten „Paris-Emotions-Debakels“) und immer mit einem Augenzwinkern daherkommt bringt ihm einige Sympathie-Punkte ein. Erfreulich auch, dass der Humor sich nicht zu Holzhammer-Gags wie dem vereisten Boris Grushenko im Vorgänger hinreißen lässt, sondern stattdessen mit einer ganzen Reihe amüsant-verspielter Späßen aufwartet wie etwa dem mit starkem deutschen Akzent sprechenden BMW-Bord-Computer (schön zu sehen, dass die britischen Bondmacher auch über sich bzw. ihre seinerzeit nicht ungeteilt positiv aufgenommene Wahl eines deutschen Autos für 007 lachen können) oder die entsetzte Reaktion der Amerikaner, als sie realisieren, dass sie Bond in Vietnamesischem Hoheitsgebiet abgesetzt haben. In diese humorige Kerbe haut auch die obligatorische Q-Szene, welche zwar wie so oft auch hier wieder mit der Sorge des Waffenmeisters um die wohlbehaltene Rückkehr seiner Gadgets spielt, dies aber in Form einer von Q aufgenommenen Versicherungspolice hübsch variiert (zumal der wie immer hinreißend süffisante Llewelyn im roten Avis-Blazer einfach zum Schießen ausschaut). Dazu passt dann auch perfekt, dass Bond seinen Dienstwagen nach Beendigung seiner Parkhaus-Flucht punktgenau in der Avis-Niederlassung „abstellt“ – so macht selbst Product Placement (welches in TND so präsent ist wie in kaum einem anderen Serienbeitrag) Spaß.

Die Besetzung ist mal mehr, mal weniger gelungen. Brosnan spielt überzeugend und noch sicherer als in GE. In einigen Szenen ist er sogar schlicht brillant, so z.B. während der Parkhausverfolgung (seine Mimik bei der Ausführung seiner Aktionen ist einfach köstlich) oder bei der Wade-Szene (allein sein abfälliger Blick in Richtung Wades Hawaiihemd, fabelhaft!). Er ist definitiv der richtige dekadente, korrupte, westliche Agent für diesen Film und punktet wie bereits in seinem Erstling immer dann, wenn er seinen Charme und den ihm eigenen leichten, unverkrampften Humor ausspielen kann. Für eine ernsthaftere oder zynischere Rolleninterpretation erweist er sich dagegen als nicht unbedingt der geeignetste Bonddarsteller – glücklicherweise hält sich beides in TND in Grenzen.

Jonathan Pryce macht seine Sache als selbstverliebter, überheblicher Medientycoon Elliot Carver ausgesprochen gut. Er verkörpert den zynischen, über Leichen gehenden Medienzar mit einer geradezu widerlichen Eiseskälte und spielt den Größenwahn seiner Figur mit beeindruckender Selbstverständlichkeit. Pryce spricht im Original sehr gestelzt und übertrieben pathetisch, was für die Rolle absolut passend ist. Leider kann die deutsche Synchronisation in Person von Lutz Mackensy (eine weitere äußerst unglückliche Synchron-Sprecherwahl innerhalb der Brosnan-Ära) diesen Tonfall zu keinem Zeitpunkt reproduzieren und macht aus dem überlegenen und skrupellosen Geschäftsmann einen wunderlichen Exzentriker.

Michelle Yeoh gibt ein fabelhaftes Bondgirl ab und spielt ihren Part mit einer ordentlichen Prise Ironie. Auch deswegen harmoniert sie prächtig mit Brosnan, der bei der amüsanten Yeoh eigentlich nie den überlegenen Snob raushängen lassen muss, sondern eher den gewitzten Gentleman, der immer für einen schlagfertigen Dialog zu haben ist (auch auf die Gefahr hin mich zu wiederholen: Brosnan ist im „Remington Steele-Modus“ einfach am überzeugendsten). Yeoh erweist sich zudem körperlich als mindestens ebenbürtig, kein anderes Bondgirl vorher und nachher war mit Bond derart auf Augenhöhe wie Wai Lin - ihre spektakulären Martial-Arts-Einlagen belegen dies höchst eindrucksvoll. Teri Hatchers Auftritt leidet stark unter ihrer schwach geschriebenen Rolle, abgesehen davon bietet sie aber auch darstellerisch keine besonders eindrucksvolle Leistung. Angesichts des wirklich unterirdisch verfassten Paris-Plots fällt eine nüchterne Einordnung ihrer Darstellung allerdings auch zugegebenermaßen schwer.

Götz Otto wirkt als Klischee-Henchman den ganzen Film über sehr steif und „bemüht böse“. Seine unauffällige Stimme (ähnlich wie bei Wisniewski in TLD) tut noch ihr übriges, um ihn sehr blass wirken zu lassen, seine Auftritte erinnern teilweise fast schon an eine Karikatur. Ungleich überzeugender ist hingegen Vincent Schiavelli als sein „Mentor“ Dr. Kaufmann. Hier kann man der Casting-Crew nur ein großes Kompliment aussprechen, da Schiavelli ja nun auch nicht gerade der Darsteller ist, der einem in den Sinn kommt, wenn es darum geht einen eiskalten sadistischen Profikiller zu besetzen. Aber gerade Schiavelli, der ja sowas wie die Paradebesetzung für skurrile Charaktere war, spielt die Kaufmann-Rolle grandios und macht seinen kurzen Auftritt zu einem echten Highlight. Sein herrlich zur Schau gestellter Snobismus, seine permanenten Verweise auf seine Reputation und seine Professionalität, seine peinliche Berührtheit, als er sein potenzielles Opfer nach dem GPS-Decoder befragen muss; all das ist einfach nur grandios gespielt. Als Sahnehäubchen gibt es im Original dann noch den zum Brüllen komischen deutschen Holzhammer-Dialekt („I kän schuut ju from Schtuttgart änd stil ächief se propa iffäkt, ja“).

Die beiden klassischen Figuren M und Moneypenny erfuhren im Vorgänger GE eine deutliche Neuinterpretation. In TND wird dies zwar fortgeführt, allerdings lässt sich eine leichte Kurskorrektur feststellen. Dies gilt vor allem für Judi Denchs M, die in ihrem zweiten Auftritt als Bonds Vorgesetzte deutlich häufiger zu sehen ist als noch in GE. War sie im Vorgängerfilm noch vor allem durch ihren äußerst kritischen Personalführungsstil aufgefallen, so lässt TND keine Gelegenheit aus, um zu zeigen dass auch der weibliche M felsenfest hinter seinem Topagenten steht. Unterstrichen wird dies dadurch, dass M hier einen direkten Gegenspieler zugestanden bekommt in Person von Admiral Roebuck, eines militärischen „Falken“ wie er im Buche steht. An ihm darf sich M „abarbeiten“ und sich dadurch diese Mal durchgängig in einem positiven Licht präsentieren. Letzteres lässt sich von Samantha Bonds Moneypenny nur bedingt sagen. Zwar sind ihre Auftritte in TND nicht mehr von der extremen „Bissigkeit“ aus GE gekennzeichnet, charmant oder gar sympathisch kommt ihre spöttisch-naseweise Rolleninterpretation aber auch hier nicht rüber (diesbezüglicher Tiefpunkt des Films ist sicherlich die geballte „Emanzen-Allianz“ während der „don´t ask – don´t tell“-Szene, welche auch ein deutliches Indiz für die zunehmende Political Correctness innerhalb der Bondfilme ist).

Nachdem im Vorgänger die ausgefallene Musik von Eric Serra viel Kritik hervorgerufen hatte, vertrauten die Produzenten in TND dem bekennenden Barry-Fan David Arnold die musikalische Untermalung an. Eine scheinbar logische Wahl, da Arnold durch sein Barry-Faible einerseits dem traditionellen Ansatz der Klassiker verpflichtet ist, gleichzeitig diese aber auch im Rahmen der Vorgaben einer gezielten Modernisierung unterzieht. So ist sein Bond-Debut-Score vor allem ein Spagat zwischen extrem klassischen Elementen (inklusive diverser unüberhörbarer Barry-Zitate aus dessen nachhaltigsten Werken) und einem deutlich modernisierten Ansatz. Letzteres macht sich vor allem in den sehr rhythmisch gehaltenen Actionuntermalungen bemerkbar, in denen Arnold viel mit Drumbeats arbeitet und dadurch den Szenen eine sehr hohe akustische Schlagzahl vorgibt. Auch wenn Arnolds Soundtrack nicht immer voll ins Schwarze trifft (seine Untermalung der Paris-Bond-Szene im Atlantic Hotel gerät etwas allzu schmalzig, der Einsatz der Drumbeat-Rhythmik in den Actionszenen wird zuweilen etwas überstrapaziert) so ist sein Debut zwischen barryesken Elementen und moderneren Arrangements in Summe gelungen und seine wohl beste und erinnerungswürdigste Arbeit innerhalb der Brosnan-Ära. Zudem gelang es ihm gleich in seinem ersten Film einen überragenden Titelsong zu schreiben, noch dazu einen, der ganz in der Tradition der großen, klassischen Shirley Bassey-Nummern früherer Tage steht. Ich rede natürlich nicht von dem uninspiriert vor sich hinplätschernden Sherryl Crow-Genöle, sondern von der großartigen KD-Lang-Nummer „Surrender“, die man unverständlicherweise zugunsten des seinerzeit größeren Namens von Mrs. Crow in den Abspann verbannt hat.

Das 18. Bondabenteuer von EON-Productions ist ein über weite Strecken kurzweiliger und unterhaltsamer Actionfilm, der sich eng an der altbewährten Bondformel orientiert. So eng, dass die Parallelen zu spezifischen Elementen der Vorgänger-Filme unübersehbar sind, wodurch der Film den Stallgeruch des „Schon-einmal-dagewesenen“ nie wirklich loswird. Angesichts der spektakulären Actionszenen fällt dies aber nur bedingt ins Gewicht, negativer machen sich da die Gehversuche auf dem Gebiet emotionalerer Szenen bemerkbar, bei denen Drehbuch, Inszenierung und Darstellung gleichermaßen scheitern. Die Handlung ist weniger einfallsreich denn zweckdienlich, bietet jedoch mit dem modernisierten Bedrohungsszenario in Form eines irren Medientycoons eine interessante Variation. Die hohe Actiondichte und der durchgängig heitere Grundton des Films prägen das recht hohe Tempo des Films. Leider verliert der Film im Schlussviertel doch deutlich an Fahrt wie auch die Actionszenen gravierend an Qualität. Ausgerechnet hierin weist TND dann doch noch eine frappierende Ähnlichkeit mit seinem direkten Vorgänger auf: ein eher einfallsloses „by-the-numbers“-Finale mit viel MP-Geknattere und wenig spektakulären Sets, welches den zuvor weitgehend gelungenen Film in Summe dann doch noch etwas unter das Niveau von GE zieht.

Wertung: 6,5 / 10.
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Filmbesprechung: "Tomorrow Never Dies (TND)"

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AnatolGogol hat geschrieben:Sein herrlich zur Schau gestellter Snobismus, seine permanenten Verweise auf seine Reputation und seine Professionalität, seine peinliche Berührtheit, als er sein potenzielles Opfer nach dem GPS-Decoder befragen muss; all das ist einfach nur grandios gespielt. Als Sahnehäubchen gibt es im Original dann noch den zum Brüllen komischen deutschen Holzhammer-Dialekt („I kän schuut ju from Schtuttgart änd stil ächief se propa iffäkt, ja“).
Schon diese eine Szene reicht eigentlich aus um dem Film mehr als die von dir vergebenen 6,5/10 Punkten zu geben!
"You only need to hang mean bastards, but mean bastards you need to hang."