Re: Zuletzt gesehener Film
Verfasst: 30. Mai 2014 12:46
Godzilla
Als Allegorie auf das japanische Trauma durch die Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki 1945 gedacht, erblickte 1954 der König der Monster - Gojira - das Licht der Welt. Der Name, eine Kreuzung der japanischen Wörter für Gorilla und Wal, stand da noch für den Tod selbst und Godzilla wurde zur Verkörperung von purer Zerstörungswut. Im Laufe der Jahre wandelte sich diese Vorstellung allerdings drastisch und in späteren Filmen wurde er zum Retter der Welt und Beschützer der Menschheit umfunktioniert. Das Hollywood-Remake von Regisseur Gareth Edwards orientiert sich zwar auch am Original von 1954, passt aber ebenso perfekt zu den späteren Trash-Filmen und setzt seinen gewaltigen Protagonisten absolut brachial in Szene. Dabei ist es auf der einen Seite erfreulich, dass er insgesamt nur selten in vollem Umfang zu sehen ist, womit seine tatsächlichen Auftritte dafür umso imposanter geraten, und auf der Anderen auch deshalb so gelungen, weil das Ausmaß seiner Kräfte zu jedem Zeitpunkt spürbar war. Hier wird zum Glück und zu allgemeiner Freude gerade im Effektbereich alles richtig gemacht und in den epischen Kämpfen bleibt kein einziger Stein auf dem anderen. Mehr noch als in ähnlich gelagerten Zerstörungsorgien aus Filmen wie "Pacific Rim", "Man of Steel" oder "The Avengers" geht es hier nicht nur um die Vernichtung an sich, sondern auch um die Physis der Kontrahenten und die enormen Kräfte, die bei deren Aufeinandertreffen wirken. Spannend wird der Film deswegen immer dann, wenn das riesige Monster und seine Anatomie im Vordergrund stehen, besonders gelungen ist dies bei einer beeindruckenden Sequenz rund um die Golden Gate Bridge und San Francisco. Ebenfalls gefällt die Konsequenz, die Edwards bei der ansonstigen Bebilderung seines Streifens an den Tag legt. Er setzt sehr auf dunkle Farben und erzeugt mit seiner erstaunlichen Humorlosigkeit eine düstere und harte Atmosphäre, die in den actionbetonten Momenten des Filmes ungeheuer aussichtslos gerät. Leider jedoch spiegelt das Drehbuch diese Intelligenz und Kreativität nicht unbedingt wieder, denn anstatt sich auf seinen ungewöhnlichen und ohnehin einzigartigen Helden zu konzentrieren, mutiert der Film besonders in der zweiten Hälfte zu einer regelrecht ermüdenden US-Army-Werbung. Hat man zu Beginn mit Bryan Cranston und Ken Watanabe noch zwei große Sympathieträger am Bord, spielen diese nach der ersten Dreiviertelstunde für die Handlung überhaupt keine Rolle mehr und der Fokus verlagert sich auf den von Aaron Taylor-Johnson gespielten Soldaten, der zu seiner Familie zurückkehren will. Nicht genug, dass diese unfassbar vorhersehbar und langweilig geraten ist, der Film zeigt in seinen Anfangsszenen suboptimalerweise mit Cranstons Figur zusätzlich auf, was für ein Potential in der Geschichte dieses Charakters gelegen hätte, bevor man sich offenbar dazu entschied, natürlich wieder einmal die Leistung amerikanischer Alliierter zu glorifizieren. Das Edwards dies immerhin als Aufhänger für sein Monster-Spektakel nutzt ist sicher noch der größte Verdienst an diesem elementaren Handlungsbestandteil, ändert aber nichts daran, dass es vor allem im etwas zweifelhaften Mittelteil immer wieder zu unsäglichen Fremdscham-Momenten kommen muss, leider auch deswegen, weil Taylor-Johnson es zu keinem Zeitpunkt versteht, die langatmigen Geschehnisse mit Charisma oder Spielfreude zu füllen. Er selbst bleibt blass und belanglos und unterstützt damit den sowieso schon misslungenen Eindruck umso mehr. Schade, vor allem auch deswegen, weil in anderer Hinsicht das Drehbuch ziemlich gute Arbeit leistet, insbesondere beim Einflechten politischer und ökologischer Thematiken, die subtil und nicht zu präsent in die Dialoge eingeflochten werden. Im Nachhinein hätte hier sogar noch mehr Fokus drauf liegen dürfen, doch für eine zukünftige Trilogie hat man hier einen guten Ansatz gelegt, auf dem man in den folgenden Sequeln aufbauen kann.
Fazit: Warum ein Film über den Wolkenkratzer zum Einsturz bringenden König der Monster sich Langezeit um einen uninteressanten und theoretisch unwichtigen Durchschnittssoldaten mit Klischeebackground scheren muss, weiß außer den Autoren wohl niemand so genau. Genauso rätselhaft erscheint das ungewöhnliche Marketing rund um die Veröffentlichung des Filmes, die eigentlich einen ganz anderen Film propagierte, als letzten Endes vorliegt. Dennoch bleibt am Ende ein nicht unbedingt perfekter, dafür aber optisch umwerfender und inhaltlich zumindest hin und wieder unterhaltender Mix aus Zerstörungsszenen und spannenden atmosphärischen Konstellationen, denen ein etwas stärkerer und dafür weniger aufdringlicher Soundtrack sicher noch besser zu Gesicht gestanden hätten. Edwards holt mit seiner Neuauflage von Godzilla wirklich alles aus dieser Bestie heraus und zelebriert dabei eines der glaubwürdigsten Aufeinandertreffen der jüngeren Monsterfilm-Geschichte, ohne das Genre dabei komplett neu zu erfinden. Aus visueller Sicht erscheint er dabei optisch immer wieder sehr anspruchsvoll, um sich dann im Gegenzug inhaltlich als laues Lüftchen bestehend aus bereits gesehenem und zweckdienlicher Publikumsbefriedigung zu entpuppen. Ob eine tiefere Charakterisierung tatsächlich dienlich gewesen wäre oder einfach ein komplett anderer Film hätte gedreht werden müssen, so oder so hält "Godzilla" auch 60 Jahre nach seiner Entstehung im Jahr 2014 sein Publikum immer noch satte 2 Stunden bei der Stange. Nun heißt es, mit diesem Wissen gestärkt in eine voraussichtlich bald bevorstehende weitere Runde zu gehen. Gojira Will Return!
6,5/10
Als Allegorie auf das japanische Trauma durch die Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki 1945 gedacht, erblickte 1954 der König der Monster - Gojira - das Licht der Welt. Der Name, eine Kreuzung der japanischen Wörter für Gorilla und Wal, stand da noch für den Tod selbst und Godzilla wurde zur Verkörperung von purer Zerstörungswut. Im Laufe der Jahre wandelte sich diese Vorstellung allerdings drastisch und in späteren Filmen wurde er zum Retter der Welt und Beschützer der Menschheit umfunktioniert. Das Hollywood-Remake von Regisseur Gareth Edwards orientiert sich zwar auch am Original von 1954, passt aber ebenso perfekt zu den späteren Trash-Filmen und setzt seinen gewaltigen Protagonisten absolut brachial in Szene. Dabei ist es auf der einen Seite erfreulich, dass er insgesamt nur selten in vollem Umfang zu sehen ist, womit seine tatsächlichen Auftritte dafür umso imposanter geraten, und auf der Anderen auch deshalb so gelungen, weil das Ausmaß seiner Kräfte zu jedem Zeitpunkt spürbar war. Hier wird zum Glück und zu allgemeiner Freude gerade im Effektbereich alles richtig gemacht und in den epischen Kämpfen bleibt kein einziger Stein auf dem anderen. Mehr noch als in ähnlich gelagerten Zerstörungsorgien aus Filmen wie "Pacific Rim", "Man of Steel" oder "The Avengers" geht es hier nicht nur um die Vernichtung an sich, sondern auch um die Physis der Kontrahenten und die enormen Kräfte, die bei deren Aufeinandertreffen wirken. Spannend wird der Film deswegen immer dann, wenn das riesige Monster und seine Anatomie im Vordergrund stehen, besonders gelungen ist dies bei einer beeindruckenden Sequenz rund um die Golden Gate Bridge und San Francisco. Ebenfalls gefällt die Konsequenz, die Edwards bei der ansonstigen Bebilderung seines Streifens an den Tag legt. Er setzt sehr auf dunkle Farben und erzeugt mit seiner erstaunlichen Humorlosigkeit eine düstere und harte Atmosphäre, die in den actionbetonten Momenten des Filmes ungeheuer aussichtslos gerät. Leider jedoch spiegelt das Drehbuch diese Intelligenz und Kreativität nicht unbedingt wieder, denn anstatt sich auf seinen ungewöhnlichen und ohnehin einzigartigen Helden zu konzentrieren, mutiert der Film besonders in der zweiten Hälfte zu einer regelrecht ermüdenden US-Army-Werbung. Hat man zu Beginn mit Bryan Cranston und Ken Watanabe noch zwei große Sympathieträger am Bord, spielen diese nach der ersten Dreiviertelstunde für die Handlung überhaupt keine Rolle mehr und der Fokus verlagert sich auf den von Aaron Taylor-Johnson gespielten Soldaten, der zu seiner Familie zurückkehren will. Nicht genug, dass diese unfassbar vorhersehbar und langweilig geraten ist, der Film zeigt in seinen Anfangsszenen suboptimalerweise mit Cranstons Figur zusätzlich auf, was für ein Potential in der Geschichte dieses Charakters gelegen hätte, bevor man sich offenbar dazu entschied, natürlich wieder einmal die Leistung amerikanischer Alliierter zu glorifizieren. Das Edwards dies immerhin als Aufhänger für sein Monster-Spektakel nutzt ist sicher noch der größte Verdienst an diesem elementaren Handlungsbestandteil, ändert aber nichts daran, dass es vor allem im etwas zweifelhaften Mittelteil immer wieder zu unsäglichen Fremdscham-Momenten kommen muss, leider auch deswegen, weil Taylor-Johnson es zu keinem Zeitpunkt versteht, die langatmigen Geschehnisse mit Charisma oder Spielfreude zu füllen. Er selbst bleibt blass und belanglos und unterstützt damit den sowieso schon misslungenen Eindruck umso mehr. Schade, vor allem auch deswegen, weil in anderer Hinsicht das Drehbuch ziemlich gute Arbeit leistet, insbesondere beim Einflechten politischer und ökologischer Thematiken, die subtil und nicht zu präsent in die Dialoge eingeflochten werden. Im Nachhinein hätte hier sogar noch mehr Fokus drauf liegen dürfen, doch für eine zukünftige Trilogie hat man hier einen guten Ansatz gelegt, auf dem man in den folgenden Sequeln aufbauen kann.
Fazit: Warum ein Film über den Wolkenkratzer zum Einsturz bringenden König der Monster sich Langezeit um einen uninteressanten und theoretisch unwichtigen Durchschnittssoldaten mit Klischeebackground scheren muss, weiß außer den Autoren wohl niemand so genau. Genauso rätselhaft erscheint das ungewöhnliche Marketing rund um die Veröffentlichung des Filmes, die eigentlich einen ganz anderen Film propagierte, als letzten Endes vorliegt. Dennoch bleibt am Ende ein nicht unbedingt perfekter, dafür aber optisch umwerfender und inhaltlich zumindest hin und wieder unterhaltender Mix aus Zerstörungsszenen und spannenden atmosphärischen Konstellationen, denen ein etwas stärkerer und dafür weniger aufdringlicher Soundtrack sicher noch besser zu Gesicht gestanden hätten. Edwards holt mit seiner Neuauflage von Godzilla wirklich alles aus dieser Bestie heraus und zelebriert dabei eines der glaubwürdigsten Aufeinandertreffen der jüngeren Monsterfilm-Geschichte, ohne das Genre dabei komplett neu zu erfinden. Aus visueller Sicht erscheint er dabei optisch immer wieder sehr anspruchsvoll, um sich dann im Gegenzug inhaltlich als laues Lüftchen bestehend aus bereits gesehenem und zweckdienlicher Publikumsbefriedigung zu entpuppen. Ob eine tiefere Charakterisierung tatsächlich dienlich gewesen wäre oder einfach ein komplett anderer Film hätte gedreht werden müssen, so oder so hält "Godzilla" auch 60 Jahre nach seiner Entstehung im Jahr 2014 sein Publikum immer noch satte 2 Stunden bei der Stange. Nun heißt es, mit diesem Wissen gestärkt in eine voraussichtlich bald bevorstehende weitere Runde zu gehen. Gojira Will Return!
6,5/10