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Re: Star Wars
Verfasst: 20. Dezember 2016 20:01
von Casino Hille
Das ist keine These und auch nicht sonderlich steil. Das Blockbuster-Kino entspricht nun einmal der Populärkunst/Populärkultur und wurde in den 70er Jahren maßgeblich durch Jaws von Spielberg und elementar vor allem durch Lucas ersten Star Wars Film geprägt. Sauge ich mir ja nicht aus den Fingern, sondern ist leicht zu belegen und imo mehr als offensichtlich. Genau wie in der Literatur hat der Film hier eigentlich dieselbe Entwicklung (nur etwas früher und deutlich schneller) gemacht, auch wenn die Postmoderne und Populärkunst dafür eben logischerweise auch deutlich länger andauern als beim Literatur-Pendant. Sicher ist Jaws sogar noch mehr der Startpunkt dieser Epoche gewesen, Star Wars kann aber dennoch gut als Epochenumbruch herhalten. Und das dieser (im Zuge von Jaws, SW und Superman entstandene) Event-Film letztlich zu einer Verflachung und Versimpelung des Kinos an sich geführt hat, ist nun wahrlich kein großes Geheimnis.
Re: Star Wars
Verfasst: 20. Dezember 2016 20:09
von Samedi
Diesen ersten Punkt gehe ich ja noch mit. Nur kann ich nicht erkennen, inwiefern "Star Wars" zur "Verflachung" des Kinos beigetragen haben sollte...
Re: Star Wars
Verfasst: 20. Dezember 2016 20:50
von danielcc
Allein die Wertung die der Begriff Verflachung mit sich bringt ist blödsinning.
Was intelligent oder intellektuell anspruchsvoll ist, darüber kann man eh lange streiten. Fakt ist aber dass das Kino dafür nie gedacht war.
Und darüber hinaus gibt es unterschiedlichstes Zielpublikum und ein Film der maßgeblich für 6-16 Jährige gemacht ist, muss nun mal anders sein als ein Film der nur für Erwachsene gemacht ist.
SW war der perfekte Film für das Publikum was er ansprechen wollte ("Qualität") und brachte der Filmwelt genau das, wofür Kino gemacht ist: Unterhaltung und Ablenkung von der Realität
Re: Star Wars
Verfasst: 20. Dezember 2016 20:54
von Casino Hille
danielcc hat geschrieben:brachte der Filmwelt genau das, wofür Kino gemacht ist: Unterhaltung und Ablenkung von der Realität
Dafür ist Kino auch gemacht. Nicht ausschließlich.
danielcc hat geschrieben:Allein die Wertung die der Begriff Verflachung mit sich bringt ist blödsinning.
In dem Begriff liegt aber überhaupt keine Wertung.
Re: Star Wars
Verfasst: 20. Dezember 2016 20:54
von AnatolGogol
Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass die mit Jaws beginnende Blockbuster-Welle letztlich mitverantwortlich für das Sterben des New Hollywood war - mitverantwortlich, da ein ordentlicher Teil am Untergang von den Filmemachern des New Hollywood mitzuverantworten ist. Aber es ist schon so, dass die Studios merkten, dass nachdem Ende der 60er das BigBudget-Kino vom Publikum nicht mehr angenommen wurde und man daher mehr oder weniger gezwungenermaßen den oftmals unbequemen Filmemachern des New Hollywood freie Hand liess nun wieder kommerziell orientierte Filme beim Publikum großen Anklang fanden. Das in Kombination mit einigen großen Flops von Coppola, Friedkin, Scorsese, Bodganovich, Cimino & Co. sorgte dafür, dass das in den 70er Jahren so blühende anspruchsvolle Kino weitgehend auf die Hinterbänke verbannt wurde und stattdessen konsequent auf "flachere" Mainstreamproduktionen gesetzt wurde.
Re: Star Wars
Verfasst: 20. Dezember 2016 21:02
von Casino Hille
Ganz genau - und das ist überhaupt keine Wertung in irgendeiner Hinsicht (wie kommt man nur darauf?), sondern eine Feststellung, die sich an ganz gängige Parameter der "modernen" Kunstepochen hält. Es ist doch kaum zu verleugnen, dass die Ära des New Hollywood quasi als Äquivalent zur literarischen Kunst der Postmoderne zu verstehen ist, auf die dann die Populärkunst folgt, eben verkörpert durch den Blockbuster. Das ist sogar so eindeutig, dass ich nicht verstehe, wieso man deswegen nun ein großes Fass aufmachen sollte. Star Wars ist DAS popkulturelle Phänomen überhaupt und der Wegbereiter schlechthin für den von Natur aus flacheren Eventfilm (oder A-Film). Und das ist keinesfalls negativ zu verstehen (auch wenn man ein klarer Gegner der Populärkunst sein darf), denn es ist letzten Endes nur eine andere Herangehensweise, eine andere Art von Kunst, von Unterhaltung, und damit erstmal weder besser noch schlechter, nur eben flacher.
Re: Star Wars
Verfasst: 20. Dezember 2016 21:22
von GoldenProjectile
Ich vergass zu erwähnen dass es ja durchaus schon Superheldenblockbuster in den letzten Jahren gab, die einen eigenen Stil, etwas komplexere Ansätze und Genre-Experimentation hatten und denen trotzdem oder gerade deswegen grosser kommerzieller Erfolg vergönnt war: Dark Knight.
Re: Star Wars
Verfasst: 20. Dezember 2016 21:23
von Samedi
Also auf die Idee, eine "Verflachung" sei wertfrei, muss man auch erstmal kommen...
Im Übrigen wurde "Star Wars" eben gerade nicht zum Blockbuster, weil er so flach ist, sondern weil er in seiner Gesamtheit so innovativ war und auch so viele interessante Figuren bereithält.
Re: Star Wars
Verfasst: 20. Dezember 2016 21:29
von AnatolGogol
Samedi hat geschrieben:Also auf die Idee, eine "Verflachung" sei wertfrei, muss man auch erstmal kommen...
Mein Gott, immer diese Befindlichkeiten! Frag mal 100 Leute, ob sie lieber einen Film von Spielberg/Lucas oder sagen wir von Altman sehen wollen. Das Ergebnis dürfte eindeutig ausfallen, aber natürlich will niemand gesagt bekommen, er bevorzuge flachere Kost.

Re: Star Wars
Verfasst: 20. Dezember 2016 21:41
von Casino Hille
Samedi hat geschrieben:Also auf die Idee, eine "Verflachung" sei wertfrei, muss man auch erstmal kommen...
Dabei ist das Gegenteil in seiner Annahme viel unsinniger. Warum sollte darin ein Wert liegen, ich hab mich schon bei Daniels Posting darüber gewundert. Flach ist doch nur ein Zustand, aber keine Aussage über die Qualität. Und natürlich kann etwas flacheres auch sehr viel besser sein als vermeintliche oder tatsächliche E-Kost. Benjamin von Stuckrad-Barres Roman "Soloalbum" (glasklar ein Produkt der Popliteratur) wird ja auch vielerorts als Meisterwerk gesehen, obwohl es zweifellos flacher ist als mancher Roman der Postmoderne, der weniger hoch eingeschätzt wird.
GoldenProjectile hat geschrieben: Dark Knight
Ja, natürlich kann man das ganze auch mit künstlerisch höherem Anspruch angehen. Nolan macht das ja in jedem seiner Filme und lässt seine Protagonisten mehr reflektieren, erlaubt sich mehr Grautöne und das alles mit den Mitteln des Mainstream-Films, praktisch als Zwitterwesen. Das gelingt ihm mal mehr, mal weniger herausragend (im Falle Dark Knight ist es zweifellos brillant) und wäre sicher ein Weg, den Blockbuster zu revolutionieren. Leider aber hat man doch in den letzten Jahren gesehen, wie die Entwicklung viel eher aussieht: Hollywood scheint gar nicht zu verstehen (oder verstehen zu wollen), was an Nolans Dark Knight so geschickt war und kopiert die Oberflächlichkeiten seiner Filme (die düstere Atmosphäre, einzelne Plotbausteine, die grundsätzlichen Thematiken), ohne sie zu entwickeln, ohne ihnen ein Sujet zu verleihen.
Re: Star Wars
Verfasst: 20. Dezember 2016 21:45
von Samedi
AnatolGogol hat geschrieben:Samedi hat geschrieben:Also auf die Idee, eine "Verflachung" sei wertfrei, muss man auch erstmal kommen...
Mein Gott, immer diese Befindlichkeiten! Frag mal 100 Leute, ob sie lieber einen Film von Spielberg/Lucas oder sagen wir von Altman sehen wollen. Das Ergebnis dürfte eindeutig ausfallen, aber natürlich will niemand gesagt bekommen, er bevorzuge flachere Kost.

Es geht aber nicht darum, ob jemand lieber Lucas oder Altman mag. Es geht um die Filmlandschaft insgesamt. Und die wurde durch die "Star Wars"-Filme auch nicht flacher als sie vorher war.
Re: Star Wars
Verfasst: 20. Dezember 2016 21:50
von AnatolGogol
Casino Hille hat geschrieben:Hollywood scheint gar nicht zu verstehen (oder verstehen zu wollen), was an Nolans Dark Knight so geschickt war und kopiert die Oberflächlichkeiten seiner Filme (die düstere Atmosphäre, einzelne Plotbausteine, die grundsätzlichen Thematiken), ohne sie zu entwickeln, ohne ihnen ein Sujet zu verleihen.
Dann behaupte ich mal so ketzerisch, dass Dark Knight in erster Linie wegen seiner Oberflächlichkeiten so erfolgreich war und das es eher nicht am fehlenden Verständnis für Nolans Inszenierung von Seiten Hollywoods liegt als mehr daran, dass die Studios sehr kalkuliert diese Oberflächlichkeiten bedienen, die eine breite Masse so begeistern konnte.
>>> und auch dieser Post ist wieder absolut wertfrei gemeint, obwohl er vielleicht beim ersten Lesen anders ankommen könnte
Samedi hat geschrieben:Es geht aber nicht darum, ob jemand lieber Lucas oder Altman mag. Es geht um die Filmlandschaft insgesamt. Und die wurde durch die "Star Wars"-Filme auch nicht flacher als sie vorher war.
Doch, genau darum geht es letztlich. Altmans Filme sind nun mal anders aufgebaut als die von Lucas und sprechen damit auch ein anderes Publikum an. Es ist eine andere Art Filmkunst, genau das ist der Punkt, Star Wars ist flacher als Nashville. Nur will sich das niemand sagen lassen, weil es jeder gleich als Angriff auf seinen Intellekt auffasst, obwohl es lediglich eine Feststellung des Geschmacks ist. Filme sind nun mal nicht alle gleich, auch wenn heutzutage auch das Blockbusterkino so gern mit dem "Anspruch" kokettiert.
Re: Star Wars
Verfasst: 20. Dezember 2016 22:01
von Samedi
Also:
Natürlich gibt es Filme, die ein größeres Publikum ansprechen und andere, die das nicht schaffen. Aber diese zunehmende Zugkraft beim Publikum automatisch mit einer "Verflachung" der Filmlandschaft gleichzusetzen halte ich für problematisch.
Re: Star Wars
Verfasst: 20. Dezember 2016 22:05
von Casino Hille
AnatolGogol hat geschrieben:Dann behaupte ich mal so ketzerisch, dass Dark Knight in erster Linie wegen seiner Oberflächlichkeiten so erfolgreich war
Das ist wohl kaum ketzerischer als viel mehr ein sehr wichtiger Teil der Wahrheit und eine logische Konsequenz aus dem, was ich geschrieben habe. Ich teile diese Ansicht völlig.
Re: Star Wars
Verfasst: 20. Dezember 2016 22:12
von Samedi
Casino Hille hat geschrieben:AnatolGogol hat geschrieben:Dann behaupte ich mal so ketzerisch, dass Dark Knight in erster Linie wegen seiner Oberflächlichkeiten so erfolgreich war
Das ist wohl kaum ketzerisch als ein sehr wichtiger Teil der Wahrheit und eine logische Konsequenz aus dem, was ich geschrieben habe. Ich teile diese Ansicht völlig.
Wenn dem so wäre, dann frage ich mich, warum dann "Meine Frau, die Spartaner und ich" so schlecht abgeschnitten hat.
