Seite 25 von 57
Re: Filmbesprechung: "Dr. No (DN)"
Verfasst: 4. Oktober 2015 17:58
von Maibaum
AnatolGogol hat geschrieben:Warum meint ihr, dass Bonds Flucht beobachtet wird? Dafür gibt es doch keinerlei Hinweise. Es würde doch sonst auch keinen Sinn machen, dass er völlig unbehelligt die Rolle eines Technikers einnimmt und sich im Kommandoraum rumdrückt. Ich habe es auch nie als problematisch angesehen, dass er aus seiner Zelle entkommt. Das Gitter, über das er flieht ist ja mit Starkstrom gesichert. Die Gofter-Jungs haben halt Bonds Einfallsreichtum unterschätzt. Das Fluten der Kanäle ist vermutlich einfach ein normales Abwasserabführen, vermutlich Kühlwasser, welches im Anschluss erhitzt durch die Rohre ablaufen gelassen wird. Die eigentlich interessante Frage in diesem Zusammenhang ist ja, wo das Wasser abgeblieben ist bzw. warum in dem Raum, in welchem Bond die Rohre verlässt kein Tropfen Wasser zu sehen ist - eine Schleuse hat er ja nicht passiert.
Eben, es macht irgendwie keinen richtigen Sinn. Wenn man den Roman kennt weiß man wo einige Ideen der Szene herkommen, nur weiß ich trotzdem nicht warum das dann so halbherzig im Film geworden ist.
Und stimmt, Bonds Flucht wird im Film nicht beobachtet.
Re: Filmbesprechung: "Dr. No (DN)"
Verfasst: 4. Oktober 2015 18:02
von Amadeus
Naja, wenn es ein einfacher Lüftungsschacht sein würde (und das muss es ja dann, sonst ergibt es in Bonds Zelle keinen Sinn), dann frage ich mich, warum es erhitzt wird und als Abwasserkanal dient.
Vorallem aber, warum das Ding so riesigen Umfang hat.
Re: Filmbesprechung: "Dr. No (DN)"
Verfasst: 4. Oktober 2015 18:09
von Casino Hille
Es ist kein Test, es ist eine Zelle, aus der man super leicht rauskommt. Mehr Interpretation lässt die Szene nicht zu. Punkt.
Re: Filmbesprechung: "Dr. No (DN)"
Verfasst: 4. Oktober 2015 18:19
von Franky007
Also super leicht würde ich das nicht unbedingt nennen. Aus dieser Zelle ist es nur leicht rauszukommen, wenn man so sportlich und gut trainiert ist wie James Bond. Was er ja schon auf Grunde seines Berufes sein muss. Aber jemand der vollkommen untrainiert ist, der wäre so leicht gar nicht an das Gitter dran gekommen, um es rauszureißen.
Re: Filmbesprechung: "Dr. No (DN)"
Verfasst: 4. Oktober 2015 18:21
von SirHillary
Japp, wenn man den Roman nicht kennen würde, käme man nie auf die Idee Bond als Laborratte zu betrachten.
Ja ja..das mit dem Wasser hatte ich auch schon mal angemerkt.

Da hatte er zudem noch Glück rechtzeitig aus der Zelle herauszukommen...sonst wäre er noch ersoffen.

Re: Filmbesprechung: "Dr. No (DN)"
Verfasst: 4. Oktober 2015 19:13
von GoldenProjectile
James Bond 007: Dr. No (1962, Terence Young)
Mit Terence Youngs DN hielt vor über fünfzig Jahren eine der mittlerweile wohl bekanntesten Filmreihen aller Zeiten, basierend auf den Romanen des Ex-Spions und James Bonds geistigem Vater Ian Fleming, Einzug in die Kinosäle. Ausserhalb von leidenschaftlichen Fankreisen findet dieser Erstling in Bestenlisten häufig kaum Beachtung und wird nicht selten auf die Tatsache reduziert, dass es sich eben um den Auftakt der Reihe handelt. Schade, wie ich finde, denn der mit einem bescheidenen Budget von einer Million und ohne grossen Erwartungsdruck gedrehte DN ist auch nach mehr als zwanzig Fortsetzungen und diversen weiteren Highlights noch eine wahre Perle der filmischen Bondwelt und trotz seiner Einzigartigkeit bis heute prägend für die Missionen des berühmtesten Agenten ihrer Majestät.
Verglichen mit späteren Adaptionen ist DN noch relativ tief in Flemings Romanvorlage verwurzelt und lässt sich am besten als Synthese aus spannender Detektivgeschichte und fantasievollem Abenteuerfilm bezeichnen. Die erste Hälfte widerspiegelt dabei den Detektivfilmteil, in dem Bond wie so oft als Aufhänger einem dubiosen Mordfall nachgeht, was sich in DN aber noch um Einiges ausführlicher und damit spannender abspielt, als in den folgenden Werken der Reihe. Die zweite Hälfte, in der das Erkunden der Insel durch den Protagonisten im erzählerischen Fokus steht, repräsentiert den actionreicheren und findigeren Abenteuerfilm. Young lässt aber in seiner Inszenierung die Elemente dieser beiden Seiten derselben Medaille immer wieder ineinandergreifen und sorgt besonders im Mittelteil für einen fliessenden Übergang. Wie bereits angetönt sind Bonds Ermittlungen in und um Kingston nicht bloss der übliche einfache Anfangspunkt, sondern integraler Bestandteil der Handlung und deren dramaturgischer Entwicklung. Selten in über fünfzig Jahren wurde die Arbeit von 007 so reduziert und schlicht erzählt wie in der ersten Dreiviertelstunde von DN, allerdings sorgt auch hier eine ganze Palette an unterschiedlichen Faktoren für exzellenten und spannungsvollen Unterhaltungswert.
Kaum ein anderer Bondfilm hat eine so schöne und atmosphärische Kulisse aufzuweisen, wie der Erstling DN. Die faszinierende Symbiose aus dem exotischen und traumhaften Flair der karibischen Hafenstadt Kingston und dem alltäglichen Lebensstil der frühen 1960er-Jahre ist mehr als nur ein Hintergrund, sie ist ein Teil des Films. Der geografische und zeitliche Rahmen bedingen immer wieder, dass Bond auf eigene Faust vor Ort unterwegs ist, das Umfeld erkunden und seine Fantasie benutzen muss, um Informationen in Erfahrung zu bringen. Gleichzeitig werden Gefahrensituationen wie eingeschmuggelte Giftspinnen, lauernde Attentäter und verräterische Handlanger simpel und effektvoll in die Handlung mit eingebaut. Generell ist DN durchgehend straff, schnörkellos und zielgerichtet inszeniert, ohne sich mit Nebenhandlungen oder Ähnlichem aufzuhalten. Akzentuiert wird diese Stringenz durch den rasanten und auch heute noch sehr modern wirkenden Schnitt des späteren Bondregisseurs Peter Hunt, der Youngs traumhafte Bilder mit spielender Leichtigkeit arrangiert. Dazu kommen ein minutiöses und eindringliches Sounddesign sowie Musikgestaltung, die dafür sorgen dass die Spannung inmitten des visuellen Charmes nicht untergeht. Als musikalisches Leitmotiv dient nicht wie bei den anderen Serienbeiträgen ein Titelsong im Vorspann, sondern das launige und leichte Underneath the Mango Tree, das immer wieder eingespielt, variiert und sogar von den Charakteren gesungen wird, und das exotische Flair des Films perfekt unterstreicht.
DN ist das Ventil, das Flemings Romanbond adaptiert und daraus die Filmfigur James Bond geschaffen hat. Und für die darstellerische Umsetzung hätte man keinen besseren Mann verpflichten können, als Sean Connery. Der Schotte brilliert als Agent mit der Lizenz zum Töten, und verleiht ihm maskulinen Charme, energisches Auftreten und eine gehörige Portion Zynismus, aber auch weltmännischen und kultivierten Charakter. Egal ob er bei Gegner zuschlägt, bei Frauen zuschnappt oder sich einen Drink kredenzen lässt, Connery trifft stets den optimalen Ton und die haargenau richtige Geste, um seinen Bond zu formen und zu definieren. Er trägt den Film von seiner ikonographischen Vorstellung im Casino bis hin zum Kampf auf Leben und Tod gegen Dr. No. Ob Connery als Bond jemals wieder so gut war wie in seinem Debüt lässt sich schwer sagen, sicher ist, dass er nie wieder so kantig und cool war wie in DN.
Der von Joseph Wiseman verkörperte titelgebende Oberschurke ist für mich einer der drei besten Gegenspieler in der gesamten Bondreihe. Nicht obwohl, sondern gerade weil er erst kurz vor Schluss auftritt. Bis dahin wird Dr. No als geheimnisvoller und unsichtbarer Strippenzieher immer wirkungsvoller aufgebaut, sei es durch die merkwürdigen Gerüchte über seine Privatinsel und die darauf lauernden Gefahren, oder durch seinen indirekten ersten Auftritt als kalte Stimme, die Professor Dent in einem leeren Raum energische Anweisungen erteilt. Die Präsenz, die der Doktor den Film gewinnt, ohne dabei vor die Kamera zu treten, ist wahrlich bemerkenswert. Umso beeindruckender, dass Wiseman die Versprechungen dann auch einhalten kann. In seinen wenigen Minuten Screentime spielt er den hageren Chinesen mit dem maskenhaften Gesicht und den metallenen Händen mit einer solchen Kälte und Intensität, dass es einem kalt den Rücken runterläuft. Ein weiterer Höhepunkt sind hier auch die fantasievollen Dekors von Nos Appartement, entworfen vom legendären Setdesigner Ken Adam.
In der Besetzung und Gestaltung der Nebenrollen wartet DN mit einer ganzen Palette farbiger Charaktere auf, die rund um Connerys Bond arrangiert sind. Absolut ikonographisch und dazu noch über alle Massen erotisch ist Ursula Andress‘ Honey, das erste Bondgirl der Filmgeschichte. Andress‘ erster Auftritt wird nicht zu Unrecht regelmässig als eine der Sternstunden der Bond-Historie bezeichnet. Wie sie singend aus dem Wasser steigt, als wäre sie eine Kreatur des Meeres, ist mindestens genau so stark wie ihr Zusammenspiel mit Connery. Jack Lord als kumpelhafter und lässiger CIA-Kollege Felix Leiter zählt von den vielen Darstellern, die die Rolle gespielt haben, mit Sicherheit zu den passendsten und eindrücklichsten. Unvergesslich ist natürlich auch John Kitzmiller in der Rolle des abergläubischen aber todesmutigen Fischers Quarrel, der für Bond sein Leben lassen muss. Mit Bonds „Casino-Bekanntschaft“ Sylvia Trench und der ebenso verräterischen wie naiven Miss Taro wird bereits vor Honeys erstem Auftritt für den richtigen Schuss Erotik und Eye-Candy gesorgt. Und Bernard Lee legt als autoritärer und strenger Geheimdienstchef M den Grundstein für seine Darstellung in den darauffolgenden Filmen. Die respekt- und vertrauensvolle Beziehung zwischen dem zuweilen etwas von Bond genervten M und 007 selbst wurde hierfür direkt aus Flemings Romanen übernommen und erfährt durch Connery und Lee eine fantastische Belebung.
Es gibt für mich kaum etwas, das an DN auszusetzen ist. Natürlich könnte man sagen, dass der Film verglichen mit den späteren Bondabenteuern unspektakulär daherkomme, das wäre in meinen Augen aber der völlig falsche Denkansatz, da DN ein ausladendes Spektakel gar nicht nötig hat. Die ikonographische Location Jamaika, die Härte und Straffheit der Inszenierung, die richtige Portion trockener Witz und viel Charme, ein farbiges Figurenensemble, stimmungsvolle Filmmusik und nicht zuletzt eine Bombenleistung von Sean Connery als unverbrauchter Bond, wie er ihn cooler nie mehr zu spielen vermochte, all das macht Terence Youngs Auftakt der langlebigen Filmreihe zu einem schillernden Juwel, dem meiner Meinung nach nur noch ein kleiner Sprung zur Perfektion fehlt.
Wertung: 9 / 10
Re: Filmbesprechung: "Dr. No (DN)"
Verfasst: 4. Oktober 2015 19:45
von Maibaum
Franky007 hat geschrieben:Also super leicht würde ich das nicht unbedingt nennen. Aus dieser Zelle ist es nur leicht rauszukommen, wenn man so sportlich und gut trainiert ist wie James Bond. Was er ja schon auf Grunde seines Berufes sein muss. Aber jemand der vollkommen untrainiert ist, der wäre so leicht gar nicht an das Gitter dran gekommen, um es rauszureißen.
Was ist denn das für eine Zelle die ein Gitter hat das so leicht herauszuziehen ist? Und wo dann ein mannsgroßer Gang hinter liegt. Nee, das ist extreme Faulheit oder Einfallslosigkeit auf Seiten der Macher.
Ist deswegen auch eine Szene die gerne und oft dafür kritisiert wird.
Aber der Hauptpunkt ist das dadurch dem Ende ein nötiger Höhepunkt fehlt.
Re: Filmbesprechung: "Dr. No (DN)"
Verfasst: 4. Oktober 2015 19:55
von Franky007
Ja, also Dr. No hätte schon wissen müssen das Bond sportlich und gelenkig genug ist um aus solch einer Zelle gut rauszukommen.
Re: Filmbesprechung: "Dr. No (DN)"
Verfasst: 5. Oktober 2015 08:59
von AnatolGogol
Erst mal herzlichen Glückwunsch zum erfolgreichen Auftakt deines Marathons, GP! Leider ist deine Kritik insofern für mich sehr enttäuschend, als das sie praktisch keinerlei Ansatzpunkte für mich bietet, wo ich kontra geben könnte.

Spass beiseite: unsere Wahrnehmungen sind bezüglich des ersten Bondfilms praktisch deckungsgleich, aber ich wäre natürlich nicht der Pedant, der ich bin, wenn ich nicht doch noch was gefunden hätte

:
GoldenProjectile hat geschrieben: Dazu kommen ein minutiöses und eindringliches Sounddesign sowie Musikgestaltung, die dafür sorgen dass die Spannung inmitten des visuellen Charmes nicht untergeht.
Ich finde Normans Soundtrack ok und zweckdienlich, innerhalb der Gesamtheit aller Bondsoundtracks würde ich ihn aber unter den schwächeren einstufen. Recht gebe ich dir jedoch insofern, als dass das eigentliche Titelstück „Underneath the Mango Tree“ in seinen diversen Einbindungen in den Soundtrack äußerst gelungen ist und enorm viel zur stimmungsvollen Zeichnung der exotischen Location Jamaica beiträgt (wenngleich der übermäßige Einsatz auch einen ganz leichten repitativen Touch hat). Davon abgesehen, empfinde ich Normans musikalische Untermalung aber sowohl qualitativ als auch stilistisch deutlich unter den Standards, die sein Kollege Barry in den folgenden Jahrzehnten setzen sollte. Ich finde zudem, dass der Soundtrack den Film tendenziell eher älter wirken lässt, als er ist, da die Stilistik eher an Scores aus den Tiefen der 50er Jahre erinnert. Immehin hat Normans Arbeit das berühmte James Bond-Thema, bei welchem ich aber dem modern-treibenden Arrangement von Barry einen maßgeblichen Anteil an dessen Popularität zuschreiben würde. Ich glaube jedenfalls nicht, dass ohne Barrys dynamisch knatternder E-Gitarre dieses ikonenhafte Thema eine solche Bedeutung erfahren hätte, wie es seit über 50 Jahren der Fall ist.
GoldenProjectile hat geschrieben: Ob Connery als Bond jemals wieder so gut war wie in seinem Debüt lässt sich schwer sagen, sicher ist, dass er nie wieder so kantig und cool war wie in DN.
Das ist eine nachvollziehbare und wie ich finde stimmige Aussage, gleichwohl ich die erste Hälfte des Satzes ganz klar bejahen würde. Die zweite Hälfte setzt dies dann aber ins absolut richtige Verhältnis, denn eine solche Härte und zynisches Auftreten haben die Folgeauftritte Connerys dann nicht mehr zu bieten. Das wird wie ich finde aber insofern mehr als kompensiert, als dass die dann gesteigerte Eleganz und das Weltmännische seiner Auftritte (in der deutschen Fassung noch deutlich mehr, aber auch im Original) sowie der entspanntere, frechere Humor die James Bond-Figur erst richtig abrunden. Allerdings ist das dann natürlich eine reine Geschmacksfrage, was man bevorzugt. In jedem Fall hat Connerys DN-Darstellung durch seine raue Ursprünglichkeit ein echtes Alleinstellungsmerkmal.
GoldenProjectile hat geschrieben: Jack Lord als kumpelhafter und lässiger CIA-Kollege Felix Leiter zählt von den vielen Darstellern, die die Rolle gespielt haben, mit Sicherheit zu den passendsten und eindrücklichsten.
Als kumpelhaft habe ich Lords Leiter eigentlich nie gesehen, dafür war mir die Beziehung zwischen den beiden Agenten zu sehr professionell geprägt und auch zu distanziert. Die Beziehung lockert zwar beim Ausflug auf Crab Key und vor allem durch Leiters lapidaren Schlussgag etwas auf, aber ähnlich wie in Rik Van Nutters späterer Darstellung erkenne ich in der von Lord im Gegensatz zB zu der von Linder oder Hedision kaum freundschaftliche und kumpelhafte Züge (was auch sinnig erscheint, da es ja das erste Aufeinandertreffen der beiden Figuren ist).
Re: Filmbesprechung: "Dr. No (DN)"
Verfasst: 5. Oktober 2015 09:34
von danielcc
Lord wäre auf jeden Fall der Felix Leiter gewesen, bei dem ich mir weitere Auftritte hätte gewünscht, und eine langsam entwickelnde Freundschaft zu Bond abgenommen hätte
Re: Filmbesprechung: "Dr. No (DN)"
Verfasst: 5. Oktober 2015 12:36
von Hannes007
Ich finde absolut nix, wo ich kontra geben könnte oder wollte, GP! Deine Kritiken sind brutal stark und einfach klasse zu lesen. Ich stimme dir absolut zu und finde es super, dass dir DN so gefällt!
Re: Filmbesprechung: "Dr. No (DN)"
Verfasst: 5. Oktober 2015 15:41
von GoldenProjectile
AnatolGogol hat geschrieben:Erst mal herzlichen Glückwunsch zum erfolgreichen Auftakt deines Marathons, GP! Leider ist deine Kritik insofern für mich sehr enttäuschend, als das sie praktisch keinerlei Ansatzpunkte für mich bietet, wo ich kontra geben könnte.
Es freut mich, dass mein Review bei dir so viel Anklang und Zustimmung findet. Das gibt dir auch Zeit, noch einmal beruhigt durchzuatmen, bevor du dann bei meinen Bewertungen zu den folgenden zwei Bondfilmen in Verzweiflung versinken wirst.
AnatolGogol hat geschrieben:Ich finde Normans Soundtrack ok und zweckdienlich, innerhalb der Gesamtheit aller Bondsoundtracks würde ich ihn aber unter den schwächeren einstufen. Recht gebe ich dir jedoch insofern, als dass das eigentliche Titelstück „Underneath the Mango Tree“ in seinen diversen Einbindungen in den Soundtrack äußerst gelungen ist und enorm viel zur stimmungsvollen Zeichnung der exotischen Location Jamaica beiträgt (wenngleich der übermäßige Einsatz auch einen ganz leichten repitativen Touch hat). Davon abgesehen, empfinde ich Normans musikalische Untermalung aber sowohl qualitativ als auch stilistisch deutlich unter den Standards, die sein Kollege Barry in den folgenden Jahrzehnten setzen sollte.
Es ist nicht nur die Musik an sich, sondern auch die Ton- und Soundgestaltung in den spannenderen Szenen, die mir bei dieser Neusichtung so positiv aufgefallen sind. Eines der besten Beispiele ist wohl die Szene, in der Bond mit dem Schuh auf die Spinne eindrischt, und der Sound im Rhythmus der Schläge knallt. Das hätte sich schnell nach Slapstick anfühlen können, tut es aber nicht, sondern unterstreicht die Bedrohung und Intensität des visuellen Geschehens sogar noch. Repitativ empfand ich das Titellied nicht, im Gegenteil, es ist so herrlich dass es gerne noch das ein oder andere Mal hätte auftauchen dürfen.
AnatolGogol hat geschrieben:Als kumpelhaft habe ich Lords Leiter eigentlich nie gesehen, dafür war mir die Beziehung zwischen den beiden Agenten zu sehr professionell geprägt und auch zu distanziert. Die Beziehung lockert zwar beim Ausflug auf Crab Key und vor allem durch Leiters lapidaren Schlussgag etwas auf, aber ähnlich wie in Rik Van Nutters späterer Darstellung erkenne ich in der von Lord im Gegensatz zB zu der von Linder oder Hedision kaum freundschaftliche und kumpelhafte Züge (was auch sinnig erscheint, da es ja das erste Aufeinandertreffen der beiden Figuren ist).
Mit kumpelhaft meine ich auch mehr Leiters generelle Attitüde. So muss der CIA-Mann für mich sein: Er ist in seinem Auftreten irgendwie "cooler" (nicht wertend gemeint) als Bond, er sollte einen gewissen "Cowboy-Charme" ausstrahlen. Amerikanisch eben. Lässig. Diese Attitüde und Ausstrahlung finde ich bei Lord (natürlich mit Sonnenbrille) und Van Nutter besonders stark, bei einem Cec Linder, der mehr den freundlichen Opa von Nebenan spielt, fehlt mir das. Hedison hat diesen Stil in LTK zwar auch nicht unbedingt (in LALD schon eher) kompensiert das aber gekonnt mit seiner diesmal deutlich komplexeren und stärker in der Handlung verflochtenen Charakterzeichnung und der tollen Chemie mit Dalton.
Re: Filmbesprechung: "Dr. No (DN)"
Verfasst: 6. Oktober 2015 10:19
von Agent 009
Eine sehr, sehr schöne Review, Eric. Gefällt mir sehr das wir den Film gleich bewerten und die selben Stärken sehen. DN ist eine Filmperle, nicht nur als Bond, sondern allgemein. Ein fantastischer, abenteuerlicher und spannender Film. Connerys Einführung ist zudem großartig!
Re: Filmbesprechung: "Dr. No (DN)"
Verfasst: 10. Oktober 2015 05:58
von UNIVERSAL EXPORTS
danielcc hat geschrieben:Lord wäre auf jeden Fall der Felix Leiter gewesen, bei dem ich mir weitere Auftritte hätte gewünscht, und eine langsam entwickelnde Freundschaft zu Bond abgenommen hätte
Dann wäre natürlich die Gefahr eines Buddy-Movies entstanden. Und das hätte ich nicht gut gefunden, James Bond arbeitet alleine. Nein, wie es sich entwickelt hat, ist es gut.
Re: Filmbesprechung: "Dr. No (DN)"
Verfasst: 10. Oktober 2015 14:17
von Hannes007
Jack Lord wäre auch für mich DER Felix Leiter der 60er gewesen. Die Gefahr eines Buddy-Movies hätte ich nur bedingt gesehen - davon ausgehend, dass auch mit Lord in der Rolle alles so gekommen wäre wie es gekommen ist.