Ich habe ja nur wenige Bücher gelesen. War Hörspielhorer bis so um Folge ~150. es wurde mir aber zunehmend unerträglich. Ich konnte mir das nicht mehr antun.
Den letzten Marx wollte ich aber unbedingt lesen und fand den toll. Ich haue einfach mal die beiden Rezensionen hier rein.
Der Rote Büffel, Andre Marx
Bin kein großer Bücherwurm (und habe bis auf wenige Ausnahmen eigentlich nur die ??? Hörspiele gehört), daher fehlt mir vor allem innerhalb der ??? Serie ein wenig der Vergleich. Doch selten habe ich ein Buch so verschlungen wie dieses!
André Marx hat hier den Fans einen würdigen Abschluss beschert, und sich selbst wohl ein Denkmal gesetzt!
1979 begann die Serie in Deutschland mit einem Hörspiel indem es am Ende überraschend um ein Gemälde ging welches vom Meisterdieb Hugenay gestohlen wurde. 1997 stieg André Marx in die Serie ein, und gab ihr neuen Schwung, indem er sie wieder mehr zu seinen Ursprüngen führte und gleichzeitig durch mehr Persönliches weiterentwickelte – natürlich mit einem Hugenay Fall! 2005 lieferte Marx mit Feuermond ein beinahe episches Meisterwerk um Hugenay, welches für den Erz-Rivalen hinter Gittern endete. Jetzt 2026 verabschiedet sich Marx passenderweise von der Serie durch einen weiteren Hugenay/Gemälde Fall – und was für einen!
Hier stimmt alles. Das Tempo ist irre, es gibt großartige "Action Setpieces" (mit dem Staudamm), es gibt (nicht nur einen) alte Bekannte, es gibt feinfühlige Charakterzeichnung, man erfährt mehr über einige der Charaktere, ohne dass deren "Vermächtnis" zerstört wird. Der Fall ist eine sehr logische Fortsetzung (und Erweiterung) zu seinem Dreiteiler Feuermond. Man fühlt sich gleich wohl in der Story, mit den Charakteren. So spielerisch und selbstsicher geht Marx mit allen Figuren um. Es gibt nur angedeutete Rätsel - keine Absurditäten wie es sie bei anderen Autoren schon gab.
Ab der Hälfte etwa merkt man dann „das geht alles irgendwie viel zu leicht“ – und tatsächlich
warten dann einige irre Wendepunkte auf den Leser.
Der Amerikaner würde die Story vielleicht als „mind-f*ck“ bezeichnen,
denn im letzten Drittel wird der ganze Fall noch mal neu aufgerollt.
Ich fand das alles großartig. Es gibt nichts, was nicht passend wirkt.
All das könnte so auch ein Klassiker der Serie sein. Nein, es IST einer.
Am Ende ist Hugenay auf freiem Fuss.
Es scheint als verabschiede sich Marx mit einem „Macht jetzt mit ihm was ihr wollt“, dabei ist klar, dass mit dieser Folge die Serie (allemal die Hörspiele) wirklich enden sollte! Chapeau, Herr Marx.
Die Auferstehung, Andreas Eschbach
Eine Bewertung des Buchs fällt mir gar nicht so leicht. Es ist in mancher Hinsicht überwältigend schön, dann aber auch wieder recht platt weil einfach zu nostalgisch und Fan-Service orientiert. Ich teile meine Rezension mal in drei Bereich ein.
1. Schreibstil
Ich finde man merkt, dass hier ein Profi schreibt. Alles wirkt flüssig, man stolpert nicht über unnatürliche Sätze. Gerade im Vergleich zu den von mir zuletzt gelesenen Büchern (schreiende Zug, Black Mesa, gruselige Weihnacht) fällt das auf. Ich habe nicht ein mal gedacht "och nö, das passt aber jetzt nicht" oder "so redet doch niemand". Eschbach versteht es, Situationen zu beschreiben, Charaktere zu gestalten, ihnen einen glaubhaften Background zu geben. Alles wirkt ausführlicher, runder, reifer - und das hat nicht nur damit zu tun, dass er auch mehr als doppelt so viel Raum dafür hat. Im Vergleich ist sein Buch eben ein wirklicher Roman, und nicht nur die gefühlte Vorlage für ein Hörspiel Dialogbuch. Auch versteht es Eschbach, mal das Tempo bewusst niedrig zu halten, dann aber wieder an der Spannungsschraube zu drehen. Mal laufen Dinge parallel ab, und er wechselt zwischen den verschiedenen Handlungsorten - teilweise in immer kürzeren Abständen. Auch gefällt mir, wie viel Zeit er sich lässt, die Drei Stück für Stück wieder zusammenzuführen. Immer wieder gibt es Andeutungen an Dinge die passiert sind, die dann erst später aufgedeckt werden.
Mir hat das alles sehr gut gefallen, und man erhält einen Eindruck wie gut die Serie sein könnte, wenn man echte Autoren schreiben lassen würde, und sie von den Zwängen wie Seitenvorgabe befreien würde.
Es gibt aber auch 2-3 Stellen wo ich Eschbach etwas taktlos empfand. Die ganz große Aussprache die man lange erwartet bleibt irgendwie aus. Vor allem aber wirkt eine Szene in der Bob einer anderen Figur etwas verkündet brutal sehr zensiert.
2. Story
Irgendwo habe ich gelesen, dass die Story ja sehr flach sei und es keine Wendungen gebe. Das sehe ich ganz anders. Es gibt eigentlich einige Aha-Erlebnisse in der Story. Wobei was "Story" angeht muss man auch unterscheiden: Ein Teil davon ist der Kriminalfall, der andere Teil ist was das Buch über die Hauptfiguren erzählt.
Der Fall ist spannend, mit einigen kleineren Wendungen. Man kann allem sehr gut folgen, und man will unbedingt wissen wie es nun ausgeht und was wirklich hinter allem steckt. Wobei ich lange Zeit wirklich nicht wusste, wem man jetzt trauen kann. Bemerkenswert fand ich den Versuch, der sehr geerdeten Story in der es ja vor allem um die Figuren und deren Schicksale geht, dennoch den Hauch eines Mysteriums der frühen Klassiker zu geben. Nur leider wirkt der immer mal wieder genannte aber nie näher beleuchtete Schamane dann doch etwas flach und albern.
An manchen Stellen passieren sehr "explizite" Dinge, sprich es wird brutal. Das ist einerseits OK weil sich das Buch klar an Erwachsene richtet, andererseits fühlt es sich aber auch komisch an, weil es eben beim Lesen so viel Nostalgie im Spiel ist.
Es gibt einige Dinge die wenig stimmig sind. Ja, es gibt viele absurde Zufälle, der Gipfel der Absurdität ist aber hier der Einsatz bzw. die Ergebnisse der Email Lawine. Hier macht es sich der Autor all zu einfach!
Wie und was die Story jedoch über die Figuren erzählt fand ich großartig. Das Buch versteht es die eigentliche Handlung zu verknüpfen mit einer Story über Freunde, die sich auseinander gelebt haben, und wieder zueinander finden.
3. Einordnung
Für mich machen die beschriebenen Entwicklungen der Drei - einzeln und als Freunde- , sehr viel Sinn. Das ist alles gut nachzuvollziehen. Justus war schon immer ein freakiger Kauz. Dass er sich, zumal nach einem Schicksalsschlag, so entwickelt, finde ich glaubwürdig. Dass Bob nicht einfach Journalist geworden ist, ist gut! Der gewählte Beruf ist dennoch damit verknüpft und spannend. Peters Entwicklung ist am interessantesten. Was macht man mit jemandem, der immer nur sportlich und ängstlich war? Das hat Eschbach sehr gut und glaubhaft gelöst. Dass die Drei nicht einfach weiterhin Detektive sind, ist zwingend für die Handlung. Es ist ja praktisch der Existenzgrund für das Buch. Was hatten andere erwartet? Fragt euch doch mal, wie viele Freunde habt ihr seit 40 Jahren mit denen ihr immer gleich in Kontakt geblieben seid, ohne dass man sich mal "auseinander gelebt" hat?
So jetzt komme ich zum große Dilemma des Ganzen. Das Buch ist ja reinster Fan Service, eine Nostalgie-Orgie sondergleichen. Nur, ist diese Nostalgie irgendwie unangebracht, denn die Serie läuft ja ununterbrochen weiter. Es ist schon verrückt, oder? Eschbach muss so tun, als gebe es die ??? seit 30 Jahren nicht mehr, nur damit er sie dann mit Nostalgie zurückbringen kann. Außerdem, dummerweise sind die Sprecher der Hörspiele ja genau in dem Alter in dem die ??? im Buch beschrieben werden. Wenn man das dann liest, hat man gar nicht das Gefühl, dass da jetzt groß Zeit vergangen ist. Irgendwie scheint sich das Buch an Leute zu wenden, die die ??? vor 40 Jahren gelesen haben, und seitdem nicht mehr. Für uns Fans, die wir immer noch lesen/hören, ist es irgendwie verwirrend, dass Eschbachs unsere "Welt" erst einreißen muss, um sie dann aber auf 400 Seiten Stück für Stück wieder neu zu errichten.
Dennoch - und vielleicht ist da ein großer Plan, der gar nicht geplant war: Wenn am Ende alles wieder auf Anfang ist, nur eben 40 Jahre älter, dann könnte das irgendwie auch eine nette Notlösung für die Hörspiele sein. Eine Kids Serie mit wirklich jungen Kids, und eine erwachsenen Serie, in der die Jungs und ihre Sprecher wirklich alt sein dürfen. Ich könnte mir sogar vorstellen, dass Eschbach bewusst mit Mary eine neue Filmproduzentin als zukünftige Auftraggeberin eingeführt hat, und damit den Hitchcock und den Hitfield Charakter gekonnt zusammenführt.
Fazit: Ein interessantes Buch, welches geschickt eine spannende Krimihandlung mit einer Charakterstudie über unsere liebsten Hobbydetektive in Form eines großen Nostalgie-Trips verbindet. Man fiebert 400 Seiten mit, nicht nur ob und wie die drei den Fall lösen, sondern vor allem, wie sie wieder zueinander finden.