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Re: Filmbesprechung: "The Spy Who Loved Me (TSWLM)"

Verfasst: 23. Oktober 2015 00:51
von HCN007
Review zu Der Spion, der mich liebte (1977)

Der Spion, der mich liebte befindet sich auf meiner Bondrangliste auf Platz 13 von derzeit 25 Plätzen.

Der Spion, der mich liebte ist im Ranking der Moore-Bonds auf Platz 2.


Einordnung in den Moorebonds:
1. LALD
2. TSWLM
3. FYEO
4. MR
5. TMWTGG
6. OP
7. AVTAK

James Bond: Der Spion, der mich liebte ist der Zehnte von derzeit 25 veröffentlichten Kinofilmen (ich berücksichtige hier auch die außerhalb der Bondreihe gestarteten „Casino Royale“ von 1967 und das Feuerball-Remake „Sag Niemals Nie“ von 1983, die TV-Version von Casino Royale und den zum 23.10.15 noch nicht veröffentlichten SPECTRE sind hiervon noch ausgeschlossen) und Roger Moores dritter Kinoauftritt als James Bond.

Worum geht es in Der Spion, der mich liebte ?

Ein russisches und ein britisches U-Boot verschwinden spurlos. KGB und MI6 senden ihre besten Agenten XXX und 007 nach Ägypten, da sich dort die Spur eines frei auf den Markt gelangten Mikrofilm eines U-Boot-Ortungssystems wiedergefunden hat. Die Ermittlungen führen zu einem Reeder namens Stromberg, der über ein Komplott mit den gestohlenen U-Booten einen 3. Weltkrieg provozieren möchte, um die Erde unter Wasser neu zu kolonialisieren.

Was halte ich davon ?

Ich verstehe, dass TSWLM von vielen als bester Moore-Bond gefeiert wird. Er setzt perfekt die Bondformel um, hat in gewisser Weise ein damals ebenbürtiges Bondgirl, mit dem Beißer DEN ikonischsten Henchmen überhaupt.

Dazu kann ich noch sagen, dass der Score von Marvin Hamlisch den Film perfekt musikalisch untermalt und immer punktgenau zur Stelle ist. Das Setdesign von Ken Adam (mit ein wenig Hilfe von einem der genialsten Regisseure der Filmgeschichte, Stanley Kubrick) ist der Hammer – Die Aufnahmen in Ägypten sind absolut geil.

Doch warum nur Platz 2 in den Moore-Bonds ? – das hängt von ein paar Punkten ab – Leben und Sterben lassen ist von der Story her zur damaligen Zeit innovativer und individueller. Der Spion der mich liebte ist im gewissen Maß ein Remake von Man lebt nur zweimal – hier wird das ganze jedoch noch sehr verschärft, da der Gegner nicht nur die angespannte Lage des Kalten Kriegs ausnutzen will, er hat die Vision der Neukolonialisierung der Menschheit unter Wasser.

Curt Jürgens spielt Stromberg extrem gut, jedoch ist die Figur als Eremit mit speziellem körperlichen Anomalien (Schwimmhäute), einem allgemeinen Hass auf die Menschheit und eine Leidenschaft für das Leben unter Wasser in gewisser Weise eine Mischung aus Dr. No und Blofeld. Selbst der obligatorische Schaltpult ist vorhanden. Da fehlt mir ebenfalls eine gewisse Innovation.

Und ich persönlich für meinen Teil, einfach weil ich nicht der Typ für so eine Musik bin, bin ich kein Fan des Titelsongs.

Aber sonst macht der Film alles richtig – Unabhängig von den Actionszenen bishin zu den Dialogen und die gesamte Aufteilung der Handlung ergeben ein rundes Bild. Das Timing ist perfekt – es kommt keine Langeweile auf. Einfach das klassische und unterhaltsame Bondabenteuer mit enorm hohem Wiederschauwert.

Das Rating von Der Spion, der mich liebte beträgt 006/007 !

8/10

Re: Filmbesprechung: "The Spy Who Loved Me (TSWLM)"

Verfasst: 23. Oktober 2015 02:25
von Casino Hille
Fehlende Innovation bei der Stromberg-Rolle? Die ist innovativer als DN und Blofeld es je waren. Wenn man ihn nur auf seinen Plan und das Schaltpult reduziert, okay, dann kommt man vielleicht zu dem Schluss.

Re: Filmbesprechung: "The Spy Who Loved Me (TSWLM)"

Verfasst: 23. Oktober 2015 10:23
von Maibaum
Ach komm Hille, Stromberg ist ein absoluter Standard Schurke.
Das sind fast alle Bond Schurken, und ein wirklich ungewöhnlicher war bislang noch in keinem Bond zu finden. Sie tun ihren Zweck für die Handlung, manche sind besser gespielt als andere, und können dadurch ihren Rollen ein gewisses Plus geben, vor allem Fröbe und Walken, aber sie bleiben alle im üblichen Genre Rahmen.

Re: Filmbesprechung: "The Spy Who Loved Me (TSWLM)"

Verfasst: 23. Oktober 2015 10:49
von vodkamartini
Das sehe ich auch so. Sind alles "larger than life-villains". Intelligent, raffiniert, spleenig und (größen)wahnsinnig. Ist ja praktisch schon ein eigenes Rollenprofil, der "Bond-Schurke". Da ist Stromberg ein Musterexemplar, negativ ausgedrückt: standard.

Re: Filmbesprechung: "The Spy Who Loved Me (TSWLM)"

Verfasst: 23. Oktober 2015 10:59
von Dalton007
Ein kurzes aber prägnantes Review. Sehe den Film ähnlich wie du. Typischer Bond-Film der vor allem auch von der tollen Set-Arbeit von Ken Adam lebt und den klassischen Bond-Elementen.
Warum er bei vielen hier im Forum immer wieder so hoch im Kurs steht ist mir aber ein Rätsel.
Mit deinen Ausführungen zu Stromberg triffst du meiner Meinung nach ins Schwarze.

Re: Filmbesprechung: "The Spy Who Loved Me (TSWLM)"

Verfasst: 23. Oktober 2015 13:33
von Casino Hille
Maibaum hat geschrieben:Das sind fast alle Bond Schurken, und ein wirklich ungewöhnlicher war bislang noch in keinem Bond zu finden.
Ich sag ja auch nicht, dass Stromberg per se innovativ ist, aber im Rahmen der Bond-Reihe ist das schon mehr als zuvor, allein die Verknüpfung des Schurken mit einem Element und sein absolutes Desinteresse an Geld sind bis dahin noch Neuland für Bond gewesen und beides hat in der Geschichte einen großen Nutzen.

Re: Filmbesprechung: "The Spy Who Loved Me (TSWLM)"

Verfasst: 23. Oktober 2015 13:46
von Maibaum
Da sehe ich trotzdem nichts Neues was interessant wäre. Zumal es genau genommen wenig Bedeutung für die Handlung hat. Und noch weniger Bedeutung für den Film an sich.

Daß Stromberg der bessere Blofeld ist mag sein im Bezug auf den Gesichtslosen der frühen Filme, aber er ist auch der weitaus schlechtere Goldfinger.

Ein wenig mehr Schauspielerei hätte jedenfalls der Rolle nicht geschadet.

Kürzlich las ich ein lustiges Zitat in dem Truffaut, anhand von Jürgens Rolle in Und Gott erschuf das Weib (1958), meinte daß darin "Jürgens bestätigt daß er einer der 4 schlechtesten Schauspieler der Welt ist". Daran gemessen spielt er noch ganz gut in TSWLM. ;)

Re: Filmbesprechung: "The Spy Who Loved Me (TSWLM)"

Verfasst: 23. Oktober 2015 13:52
von Casino Hille
Maibaum hat geschrieben:Da sehe ich trotzdem nichts Neues was interessant wäre. Zumal es genau genommen wenig Bedeutung für die Handlung hat.
Hehe, der wahre Antagonist der Handlung ist natürlich Jaws und er ist dann auch noch viel relevanter für TSWLM, aber natürlich hat Stromberg sehr viel Bedeutung für die Handlung, weil er sie anfangs mit motiviert und sich im Showdown zu einer treibenden Kraft entwickelt. Und er ist schon innerhalb der Reihe neuartig, weil er die Motivation Geld komplett fallen lässt (nicht zuletzt fragt Bond ihn anfangs noch wie selbstverständlich wie viel Geld er denn für den Nicht-Abschuss der Rakete haben wollen würde).

Re: Filmbesprechung: "The Spy Who Loved Me (TSWLM)"

Verfasst: 23. Oktober 2015 16:42
von vodkamartini
Er ist eine globale Bedrohung. Ob das nun durch Terror, Goldpreis-Spielerieien, Vergiftung etc.etc. geschieht ist doch einerlei. Stromberg ist ein durch und durch klassischer Bond-Schurke. Und von denen eher mittelprächtig, was auch daran liegt, dass er recht weenig Auftritte hat.

Re: Filmbesprechung: "The Spy Who Loved Me (TSWLM)"

Verfasst: 23. Oktober 2015 16:52
von Casino Hille
vodkamartini hat geschrieben:Er ist eine globale Bedrohung. Ob das nun durch Terror, Goldpreis-Spielerieien, Vergiftung etc.etc. geschieht ist doch einerlei.
Was jetzt aber nicht wirklich (eigentlich gar nichts) mit dem zu tun hat, was ich gesagt habe. :) Stromberg ist sicherlich hauptsächlich eine Weiterentwicklung der Blofeld-Figur, aber eben gerade der Moment in TSWLM, in dem er Bonds Versuche, ihn durch Geld von der Zerstörung der Welt abzuhalten, einfach abtut und sein Desinteresse an Geld äußert, ist einer der ganz großen des Filmes. Plötzlich ist da eben eine ganz neue Form von Verbrecher, kein wüster Geschäftsmann, der seinen Reichtum vergrößern will, sondern ein Idealist, jemand, der nichts mehr zu verlieren hat. Strombergs vorher bereits majestätisches Gehabe wird hier mit einem Schlag unfassbar bedrohlich, weil man plötzlich keinen Ausweg hat, weil es anders als in den Vorgängern keine Möglichkeit gibt, die kommende Weltzerstörung noch abzuwenden. Für mich ist das fantastisch gemacht und auch toll geschrieben, ein richtiger kleiner Schock für Bond und den Zuschauer, der ja eigentlich genau wie 007 nur auf eine Summe wartete, die Stromberg für den Nicht-Abschuss seiner Raketen nennen wird. Man macht es sich sicher zu einfach, wenn man Stromberg da einfach nur als Blofeld-Nachfolger bezeichnet, die Figur gibt mehr her, sie ist eine spannende und clevere Abwandlung des klassischen Bond-Schurken, der dann eher ein Goldfinger oder Dr. No wäre.
vodkamartini hat geschrieben:Und von denen eher mittelprächtig, was auch daran liegt, dass er recht weenig Auftritte hat.
Das ist aber auch kein zwangsläufiges Argument gegen Stromberg, denn ein Schurke braucht nicht immer viele Auftritte, um zu funktionieren. Da den eigentlichen Antagonisten-Part ja weitesgehend Beißer übernimmt, ist es noch idealer gelöst. Die physische Bedrohung für Bond ist durchgehend existent, während Stromberg in seinen reduzierten Parts eben ganz von der majestätischen fast schon abstrakten Form lebt, in welcher er sich präsentiert. Zu viele Szenen würden den Effekt da geradezu zerstören und abnutzen, so ist es ganz genau richtig dosiert. Besser geht das eigentlich nicht.

Re: Filmbesprechung: "The Spy Who Loved Me (TSWLM)"

Verfasst: 23. Oktober 2015 16:55
von vodkamartini
Ich verstehe nicht, was du an Stromberg so Besonderes im Sinne der SChurkenrolle siehst. Das ist Bond-Business as usual. Nicht mehr und nicht weniger wollte ich damit sagen. Ich finde ihn gar nicht mal schlecht, aber es gibt deutlich interessantere, bedrohlichere Gegenspieler als ihn.

Re: Filmbesprechung: "The Spy Who Loved Me (TSWLM)"

Verfasst: 23. Oktober 2015 17:00
von Casino Hille
vodkamartini hat geschrieben:Ich verstehe nicht, was du an Stromberg so Besonderes im Sinne der SChurkenrolle siehst. Das ist Bond-Business as usual.
Ich betrachte Stromberg aber nicht als eine dramaturgische Funktion, sondern als einen Charakter und schaue dann, wie er sich inhaltlich vom vorherigen abhebt. Und da sehe ich sehr viele Unterschiede. Wie gesagt, er ist ein idealistischer Gegenspieler und allein das macht ihn viel bedrohlicher, unberechenbarer und sein Vorhaben endgültiger. Wenn man das auf den kleinsten gemeinsamen Nenner herunterbricht, kommt man sicher zu deinem oder Maibaums Schluss, ich stelle nur in Frage, wie sinnvoll das bei Stromberg eigentlich ist. Und wenn man dann schon ständig alles bei Bond in irgendwelche Schubladen einteilt, was ja in Ordnung ist, sollte man sich manchmal eben fragen, ob es wirklich sinnig ist, die Schubladen derart weit zu fächern. Denn es gibt Unterschiede zwischen Stromberg und Blofeld und die mögen auf dem Papier nicht groß erscheinen, sind für die jeweiligen Filme aber von elementarer Bedeutung!

Re: Filmbesprechung: "The Spy Who Loved Me (TSWLM)"

Verfasst: 23. Oktober 2015 17:47
von vodkamartini
Ich verstehe was du meinst, aber "elementar" ist mir in diesem Kontext zu gewichtig.

Re: Filmbesprechung: "The Spy Who Loved Me (TSWLM)"

Verfasst: 23. Oktober 2015 20:39
von Maibaum
Ich sehe die Unterschiede auch als eher gering an.
Gerade in TSWLM kommt ja nie wirklich ein Gefühl von Bedrohung auf, ist noch klarer als bei Bond üblich, daß der James daß schon richtet.

Und der Beißer ist im selben Maße Antagonist wie jeder andere Henchmen auch. Daran ändert auch nichts daß er vergleichsweise viele Szenen hat. Als hauptsächlicher Antagonist fehlt ihm das Selbstbestimmte, er macht nur daß was ihm befohlen wird. Und da so Stromberg hinter allem steckt bleibt er auch der wahre Antagonist, trotz nur weniger Szenen.

Re: Filmbesprechung: "The Spy Who Loved Me (TSWLM)"

Verfasst: 24. Oktober 2015 20:53
von S.P.E.C.T.R.E.
Dalton007 hat geschrieben:Mit deinen Ausführungen zu Stromberg triffst du meiner Meinung nach ins Schwarze.
Detto 8)


Auch das hier empfinde ich genauso:
HCN007 hat geschrieben:Doch warum nur Platz 2 in den Moore-Bonds ? – das hängt von ein paar Punkten ab – Leben und Sterben lassen ist von der Story her zur damaligen Zeit innovativer und individueller. Der Spion der mich liebte ist im gewissen Maß ein Remake von Man lebt nur zweimal