Ich hab den Wechsel damals recht bewusst erlebt und war als Fan zunächst mal betrübt, dass Moore abgelöst wurde. Moore war für mich Bond und irgendwie hatte ich damals das Gefühl, der würde das immer bleiben. Die Pressekonferenz in Wien mit Daltons Vorstellung ging dann seinerzeit auch durch die Presse und war schon eine recht große Meldung, gerade auch weil es bis dahin ja lediglich zwei Bonddarsteller gegeben hatte (nein nicht drei, die allgemeine Wahrnehmung und Berichterstattung beschränkte sich nahezu ausschliesslich auf „The Big Two“). Man darf aber auch nicht vergessen, dass die Medienwelt damals fast ausschliesslich aus Print bestand, im TV bekam man damals über Showbiz allerhöchstens mal ne ganz kurze Meldung, solche Zeiten wie heute wo Formate wie Brisant, Exklusiv oder Taff über jede Kleinigkeit im Showbiz Meldung erstatten waren damals (glücklicherweise?) noch nicht angebrochen. Die Presse beschränkte sich weitgehend auf die Vorstellung von Dalton, er war ja praktisch unbekannt, man konnte ein bisschen was über seine früheren Filme lesen und über seine Beziehung zu Vanessa Redgrave, dass er nicht verheiratet war wurde immer wieder ausdrücklich erwähnt. Ich erinnere mich auch noch gut an eine Radio-Interview mit ihm im Vorfeld zu TLD, in dem er seine Eindrücke zu den früheren Bondfilmen, den Romanen und seine generelle Vorstellung wie sein Bond sein soll kundtat (für einen Mooreanhänger war das nicht gerade die reine Freude). An Vorabwertung kann ich mich nicht erinnern, das lief alles sehr nüchtern und faktenbasierend ab was ich verfolgen konnte. Die Kritik nach TLD war dann fast einhellig positiv, das ernüchternde Abschneiden von LTK wurde eigentlich auch nie wirklich thematisiert (es waren wie gesagt andere Zeiten, lange vor dem Internet). Was man aber schon festhalten kann ist, dass Dalton je länger er die Rolle innehatte eigentlich immer mehr wie die unglückliche, unpassende Besetzung in den Medien behandelt wurde. In den frühen 90ern kann ich mich an einige Berichte erinnern, in denen er wenig schmeichelhaft sinngemäß als „der Mann, der ja immer noch James Bond ist“ bezeichnet wurde. Ich denke das spiegelte sehr gut wieder, dass trotz seines gefeierten Starts er nie wirklich von der Medienwelt und auch von breiten Teilen der Bevölkerung in der Rolle richtig anerkannt bzw. akzeptiert wurde. Seine „Abdankung“ habe ich auch erst viel später aus der Hintergrundliteratur erfahren, für mich ging die Ära Dalton medial im Juni 1994 zu Ende mit der Vorstellung von Pierce Brosnan.
Das sind meine persönlichen Erfahrungen des medialen Umgangs mit Dalton während seiner Ägide. In deutschen Printmedien (zumindest in denen, die ich damals gelesen habe, also Tageszeitung, TV-Zeitschriften (Gong, Funkuhr), Cinema) gab es wenig echte Kritik. Der Playboy feierte ihn damals, daran kann ich mich noch gut erinnern, als „den besten seit Connery“ und charakterisierte ihn als „den Waliser, mit dem harten Touch“, die Softie-Wahrnehmung von Karasek hatte der Spiegelkritiker wohl ziemlich exklusiv. Betont wurde eigentlich eher das ungewohnt monogame Verhalten Bonds, was nahezu einhellig als Reaktion auf die gerade hochkochende A.I.D.S.-Thematik angesehen wurde. Wie ich heute weiss war die Medienresonanz in England deutlich gespaltener, was auch mit der dort weit größeren Boulevardblatt-Tradition zusammenhängt, da die Gazetten ja mit irgendetwas befüllt werden müssen.
