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Re: Zuletzt gesehener Film
Verfasst: 24. März 2014 09:58
von AnatolGogol
Agent 009 hat geschrieben:Hat hier schon jemand was von Lone Surivor gehört/gesehen?
Im bluray-disc.de/forum haben gerade zwei Leute extrem hohe Wertungen rausgehauen und sind den Film nur am loben. Klingt echt nicht schlecht. Weiß hier jemand mehr oder hat jemand vielleicht schon eine eigene Meinung?
Der steht definitiv auf meiner Liste gemäß der einfachen Formel Kriegsfilm+Wahlberg+Bana=was für mich.
Dummerweise läuft er bei unserem regionalen Seelenverkäufer aka Cineplex diese Woche zeitlich aber ziemlich ungünstig für mich. Daher hoffe ich, er rettet sich auch noch in eine 2. Woche zu halbwegs christlichen Zeiten (und nicht nur noch in der Mitternachtvorstellung im Schuhschachtelkino) – was leider alles andere als selbstverständlich ist.
Re: Zuletzt gesehener Film
Verfasst: 24. März 2014 11:23
von Agent 009
Oh, das ist mies. Ich drücke dir die Daumen.
Ich hab das Glück, dass in meiner Nähe 2 große Kinos sind (Cineworld, Cinestar) und ein kleineres. Irgendwo läuft da immer was. Bevorzugen tue ich natürlich das kleine, denn das hat humane Preise. (Der 2. Hobbit damals trotz Überlange, 3D usw "nur" 9 €) Normale Preise sind 5-8 €. In den teuren zahlt man ja fast das doppelte.
Aber falls du ihn siehst, berichte mir bitte
Bin da sehr gespannt drauf. Mit etwas Glück geht es diese Woche in Non-Stop.
Re: Zuletzt gesehener Film
Verfasst: 24. März 2014 11:59
von vodkamartini
GoldenProjectile hat geschrieben:Ich muss Mr. WhiTe Recht geben. Bei allem Respekt vodka, aber du fälllst irgendwie in letzter Zeit häufig durch Urteile über Filme, die du nicht gesehen hast, auf.
Zuerst
genau lesen, dann schreiben. Ich beurteile nie Filme, die ich nicht gesehen habe. Im konkreten Fall habe ich den Trailer bewertet, der für mich eben nach Krabbelgruppen-Gepose aussieht. Folge: der Film interessiert mich null. Ich werde ihn daher auch nicht bewerten. Die 1/10 beziehen sich auf den lachhaften Trailer.
Re: Zuletzt gesehener Film
Verfasst: 26. März 2014 10:03
von AnatolGogol
Lone Survivor (2014) – Peter Berg
Vier amerikanische Navy-Seals werden in Afghanistan auf eine Mission geschickt, um einen hochrangigen Talibananführer aufzuspüren und zu liquidieren. Da Aufklärung und Informationen im Vorfeld der Mission eher spärlich ausfielen sieht sich der Kommandotrupp vor Ort mit völlig anderen Gegebenheiten konfrontiert, nicht zuletzt ist die zahlenmäßige Stärke der ansässigen Talibantruppen weit höher als ursprünglich vermutet. Die Mission droht endgültig zu scheitern, als drei afghanische Bergbauern den Seals vor die Füsse laufen, mindestens einer davon scheinbar ein Talibanspitzel. Die Soldaten stehen vor der Wahl die Zivilisten zu töten, um ihre eh schon kaum noch durchführbare Mission erfüllen zu können oder die Afghanen laufen zu lassen mit der Aussicht in Kürze von einer Hundertschaft Talibankämpfer durch die Berglandschaft des Hindukusch gejagt zu werden. Man entscheidet sich für letzteres und es kommt wie es kommen muss: binnen kürzester Zeit werden die Seals zum Freiwild, scheinbar abgetrennt von jeglicher Kommunikationsmöglichkeit und der damit verbundenen Chance einer Evakuierung. Für die Soldaten beginnt ein Kampf auf Leben und Tod.
Peter Berg ist mit Lone Survivor ein erstaunlich moralinfreier Kriegsfilm gelungen, der über weite Strecken völlig schnörkellos die Geschehnisse um eine schieflaufende militärische Mission skizziert. Nicht nur in seiner Grundprämisse erinnert der Film stark an Ridley Scotts Black Hawk Down, auch stilistisch orientiert sich Bergs Film an dem filmischen Somalia-Fiasko. Zwar ist Lone Survivor in seiner visuellen Gestaltung weniger stilisiert, aber gerade in der Konzeption seiner Actionszenen ähnlich dicht am Geschehen dran. Die Kampfszenen sind rau, hart, oft unübersichtlich und hektisch und fühlen sich sehr direkt an. Und auch wenn es wie eine inflationär gebrauchte Floskel klingt: die Inszenierung holt den Zuschauer förmlich direkt ins Feuergefecht und man kann so sehr gut die Ausweglosigkeit der Situation und den permanenten Druck, der auf die Amerikaner ausgeübt wird nachvollziehen. Denn nach einer sehr ruhigen ersten Dreiviertelstunde, in welcher Berg zunächst die Beziehungen der Seals zueinander im alltäglichen Lagerleben definiert und anschliessend viel Zeit drauf verwendet, die Soldaten bei ihren Annäherungsversuchen an das Talibanlager zu zeigen – immer darauf bedacht ja nicht entdeckt zu werden - lässt der Regisseur im Anschluss daran buchstäblich bis zur letzten Szene seine Protagonisten wie auch den Zuschauer kaum mehr zur Ruhe kommen. Durch den harten Kontrast des ruhigen und auch akustisch leisen ersten Filmdrittels und dem anschliessenden Nonstop-Gefecht gewinnt der Film eine ungeheuere Dynamik, wodurch die Wucht des Talibanangriffes noch deutlicher herausgearbeitet wird. Dramaturgie und Inszenierung sind packend und obwohl sowohl der Filmtitel als auch die erste Filmszene keinen Zweifel aufkommen lassen, dass es unter den vier Seals letztlich nur einen Überlebenden geben wird fiebert man die ganze Zeit mit dem kleinen Trupp mit. Die Tatsache, dass dabei die Talibanangreifer weitgehend gesichtslos als permanent angreifende Masse dargestellt werden mag zwar wenig ambivalent sein, ist dafür aber umso effektiver. Denn wie bereits erwähnt ist vor allem der nichtendenwollende Druck, den die Afghanen auf die Amerikaner ausüben, eines der eindrucksvollsten Stilmittel des Films.
Weiss Lone Survivor also als Actionfilm zu überzeugen, so macht ihn die filmische Verarbeitung des bereits erwähnten Dilemmas - ob die Seals die Zivilisten laufen lassen sollen oder nicht – in meinen Augen erst zu einem hervorragenden Film. Berg inszeniert die Schlüsselszene des Films, die wie eine Art Wegweiser dient, sehr geschickt, indem er die Amerikaner alle Möglichkeiten und die damit verbundenen Szenarien kurz durchsprechen lässt. Er lässt zudem jeden seiner Hauptcharaktere eine etwas andere Meinung vertreten und verdeutlicht so dem Zuschauer das Dilemma. Diese Schlüsselfrage lässt einem den ganzen Film über nicht mehr los (und den Schreiber dieser Zeilen noch weit darüber hinaus nicht) und so offensichtlich und bequem die moralisch einwandfreie Lösung, die drei Bergbauern laufen zu lassen auch anfänglichs zu sein scheint, so unbarmherzig schildert Berg die daraus für die Seals erwachsenden Konsequenzen und lässt so auch beim Zuschauer Stück für Stück die Überzeugung hinsichtlich der ursprünglichen Entscheidung bröckeln. Berg lässt keinen Zweifel daran, dass es eine richtige Antwort bzw. Lösung für das Dilemma nicht gibt – jede Antwort ist letztlich auf die eine oder andere Art falsch. Und daher lautet die Kernfrage des Films: kann man sich moralisches Handeln auch dann noch leisten, wenn man dadurch sein eigenes Leben aufs Spiel setzt. Dies wird spätestens dann sehr deutlich, als Berg im Schlussdrittel des Filmes diese Problematik spiegelt, als Mark Wahlbergs verbleibender Charakter Hilfe von unerwarteter Seite zu Teil wird.
Wie bereits erwähnt ist Lone Survivor im Gegensatz zu manch anderem jüngeren Genrevertreter erfreulicherweise recht moralinfrei, allerdings ist der Film wenn es um Pathos geht nicht unbedingt sparsam. Der Zusammenhalt der Seals „bis zum letzten Blutstropfen“ wird entsprechend auch zentral thematisiert, Sätze wie „du kannst für dein Land sterben, ich werde für meines leben“ oder das mehrfach wiederkehrende „ich kämpfe bis zum Schluss“ lassen keinen Zweifel aufkommen, dass hier der Überlebenswille und die Härte amerikanischer Eliteeinheiten zwar vielleicht nicht heroisiert, aber zumindest doch als besonders herausgestellt werden. Andererseits ist der Film damit vermutlich aber auch sehr nah an der Wirklichkeit, denn in einer solch ausweglosen Situation bleibt den Soldalten am Ende wirklich nichts anderes mehr als der bedingungslose Glaube an die eigene Stärke und das Vertrauen auf den Kameraden. Dennoch: wer ein Problem mit in Filmen übermäßig zur Schau gestelltem Pathos hat, für den ist Lone Survivor eher nichts. Auch kann sich der Film gegen Ende dann das eine oder andere kitschige Element nicht ganz verkneifen und bedient hier dann doch noch Hollywoodklischees – glücklicherweise aber nur in sehr gerigen Dosen. Unterm Strich kann das den sehr gelungenen Gesamteindruck dieses packenden und weitgehend schnörkellosen Kriegsfilmes mit erstaunlich nachhaltig hängenbleibender Thematik aber auch nicht wirklich trüben.
Wertung: 8 / 10
Re: Zuletzt gesehener Film
Verfasst: 26. März 2014 10:13
von Agent 009
Ich hab mal ein bisschen überflogen wegen Spoiler-Angst aber das klingt alles echt ziemlich gut. Scheint definitiv ein Film zu sein, den ich sehen muss. Danke dir Anatol
Re: Zuletzt gesehener Film
Verfasst: 26. März 2014 10:18
von AnatolGogol
Agent 009 hat geschrieben:Ich hab mal ein bisschen überflogen wegen Spoiler-Angst aber das klingt alles echt ziemlich gut. Scheint definitiv ein Film zu sein, den ich sehen muss. Danke dir Anatol
Gern, ich hab ihn doch noch in meinem Terminkalender unterbringen können - zum Glück, denn ab morgen läuft er bei uns wie befürchtet tatsächlich nur noch um 23 Uhr.
Re: Zuletzt gesehener Film
Verfasst: 26. März 2014 12:55
von Agent 009
Hab ich auch schon oft erlebt. Sehr schade, dass ich es warscheinlich nicht schaffe Non-Stop im Kino zu sehen.
Hille war ja so begeistert davon und der Trailer sah auch klasse aus.
Re: Zuletzt gesehener Film
Verfasst: 26. März 2014 13:51
von vodkamartini
Hier bin ich mal - was ganz selten vorkommt - etwas anderer Meinung als Anatol und nicht ganz so angetan von dem brachialen Kriegsgetöse:
.
Im Kino: Lone Survivor
http://www.ofdb.de/review/245620,593469,Lone-Survivor
Re: Zuletzt gesehener Film
Verfasst: 26. März 2014 18:00
von AnatolGogol
vodkamartini hat geschrieben:Hier bin ich mal - was ganz selten vorkommt - etwas anderer Meinung als Anatol und nicht ganz so angetan von dem brachialen Kriegsgetöse:
.
Ein Glück! Es kamen ja schon Gerüchte auf, vodkamartini und AnatolGogol wären ein und dieselbe Person!
Ich hab deine Einschätzung mit Spannung gelesen und ich kann sie auch nachvollziehen. Ich gebe freimütig zu, dass ich in Punkto Pathos nicht so leicht zu erschüttern bin. Andererseits sollte man immer auch bedenken, dass Pathos letztlich auch nur das subjektive Empfinden von Unangebrachtem ist. Ich denke gerade die Opferbereitschaft der Berg in Lone Survivor ein filmisches Denkmal setzt ist eben nicht nur Mythos, sondern gerade in den Eliteeinheiten Grundvoraussetzung und oberste Prämisse. Daher machen die im Intro gezeigten Archivaufnahmen der Seal-Grundausbildung für mich absolut Sinn, weil Berg im späteren Gefecht mit den Taliban und dem für die Seals daraus resultierenden Martyrium das Praxis-Äquivalent dazu zeigt. Erscheint die Grundausbildungsmethodik in ihrer Härte und Bedingungslosigkeit zu Beginn noch fast menschenverachtend (was sie aus gutem Grund wohl auch ist), so wird im späteren Verlauf ein Schuh daraus wenn man erkennt, dass diese Härten als Vorbereitung auf den echten Einsatz eben doch unentbehrlich sind. Und daher sehe ich die pathetische Heldenverehrung die Berg ohne Zweifel betreibt letztlich dann eben doch durch die Realität gerechtfertigt. Denn es wäre ja auch nicht im Sinne des Erfinders, wenn Berg nur um Pathos zu vermeiden ein weichgezeichnetes und eben nicht realistisches Bild einer Eliteeinheit wie der Seals gezeichnet hätte nach dem Motto: nachdem einmal die Kugeln um die Ohren gepfiffen haben sehnen sie sich heim nach Mammis Rock (wobei Berg bei der Hirsch-Figur ja durchaus Anspielungen in diese Richtung macht).
Re: Zuletzt gesehener Film
Verfasst: 26. März 2014 18:34
von vodkamartini
AnatolGogol hat geschrieben:
Ein Glück! Es kamen ja schon Gerüchte auf, vodkamartini und AnatolGogol wären ein und dieselbe Person!
Hätte man manchmal durchaus meinen können.
AnatolGogol hat geschrieben:
Und daher sehe ich die pathetische Heldenverehrung die Berg ohne Zweifel betreibt letztlich dann eben doch durch die Realität gerechtfertigt. Denn es wäre ja auch nicht im Sinne des Erfinders, wenn Berg nur um Pathos zu vermeiden ein weichgezeichnetes und eben nicht realistisches Bild einer Eliteeinheit wie der Seals gezeichnet hätte nach dem Motto: nachdem einmal die Kugeln um die Ohren gepfiffen haben sehnen sie sich heim nach Mammis Rock (wobei Berg bei der Hirsch-Figur ja durchaus Anspielungen in diese Richtung macht).
Ich kann deine Sicht und Argumentation ebenfalls nachvollziehen. Kann man sicherlich so sehen. Dennoch war mir das den entscheidenden Tick zu viel. Man muss die SEALs ja nicht als Weicheier oder Feiglinge darstellen, was sie sicher auch nicht sind. Aber in einer beinahe religiösen Überhöhung ihre Leidensfähigkeit auszuwalzen muss eben auch nicht sein. Ein in dieser Hinsicht etwas zurückgenommener Film hätte zumindest auf mich einen erheblich stärkeren Eindruck gemacht.
Re: Zuletzt gesehener Film
Verfasst: 26. März 2014 20:51
von Maibaum
AnatolGogol hat geschrieben:vodkamartini hat geschrieben:Hier bin ich mal - was ganz selten vorkommt - etwas anderer Meinung als Anatol und nicht ganz so angetan von dem brachialen Kriegsgetöse:
.
Ein Glück! Es kamen ja schon Gerüchte auf, vodkamartini und AnatolGogol wären ein und dieselbe Person!
Ich hab deine Einschätzung mit Spannung gelesen und ich kann sie auch nachvollziehen. Ich gebe freimütig zu, dass ich in Punkto Pathos nicht so leicht zu erschüttern bin. Andererseits sollte man immer auch bedenken, dass Pathos letztlich auch nur das subjektive Empfinden von Unangebrachtem ist. Ich denke gerade die Opferbereitschaft der Berg in Lone Survivor ein filmisches Denkmal setzt ist eben nicht nur Mythos, sondern gerade in den Eliteeinheiten Grundvoraussetzung und oberste Prämisse. Daher machen die im Intro gezeigten Archivaufnahmen der Seal-Grundausbildung für mich absolut Sinn, weil Berg im späteren Gefecht mit den Taliban und dem für die Seals daraus resultierenden Martyrium das Praxis-Äquivalent dazu zeigt. Erscheint die Grundausbildungsmethodik in ihrer Härte und Bedingungslosigkeit zu Beginn noch fast menschenverachtend (was sie aus gutem Grund wohl auch ist), so wird im späteren Verlauf ein Schuh daraus wenn man erkennt, dass diese Härten als Vorbereitung auf den echten Einsatz eben doch unentbehrlich sind. Und daher sehe ich die pathetische Heldenverehrung die Berg ohne Zweifel betreibt letztlich dann eben doch durch die Realität gerechtfertigt. Denn es wäre ja auch nicht im Sinne des Erfinders, wenn Berg nur um Pathos zu vermeiden ein weichgezeichnetes und eben nicht realistisches Bild einer Eliteeinheit wie der Seals gezeichnet hätte nach dem Motto: nachdem einmal die Kugeln um die Ohren gepfiffen haben sehnen sie sich heim nach Mammis Rock (wobei Berg bei der Hirsch-Figur ja durchaus Anspielungen in diese Richtung macht).
So so, aber an Saving Private Ryan rumnörgeln ...
Re: Zuletzt gesehener Film
Verfasst: 26. März 2014 21:04
von AnatolGogol
Maibaum hat geschrieben:So so, aber an Saving Private Ryan rumnörgeln ...
Der Pathos ist noch so ziemlich das kleinste Übel welches ich an dem Film ausmache.
Berg hat für mich einfach viele Dinge in seinem Film richtig gemacht, die Spielberg in meinen Augen nicht hinbekommen hat.
Re: Zuletzt gesehener Film
Verfasst: 28. März 2014 01:09
von GoldenProjectile
Im Kino - The Grand Budapest Hotel (2014)
Drehbuch & Regie: Wes Anderson
Darsteller: Ralph Fiennes, Tony Revolori, Adrien Brody, Edward Norton, Willem Dafoe, F. Murray Abraham, Tom Wilkinson, Jude Law, Tilda Swinton, Saoirse Ronan, Jeff Goldblum, Mathieu Amalric, Jason Schwartzman, Harvey Keitel, Bill Murray, Owen Wilson, Florian Lukas, Bob Balaban
Ein angesehener Schriftsteller (Tom Wilkinson) berichtet im Vorwort seines Buches The Grand Budapest Hotel, wie es zu der von ihm niedergeschriebenen Geschichte kam. Während einer Schreibblockade verbrachte er als junger Mann (Jude Law) einige Tage im einst berühmten, doch heute verfallenen Grand Hotel eines fiktiven osteuropäischen Bergstaates, wo er dessen exzentrischen und einzelgängerischen Eigentümer (F. Murray Abraham) kennenlernte. Dieser erzählte ihm eine Geschichte, die sich in den 30er-Jahren zugetragen hat als er selbst die Tätigkeit eines Lobbyboys (Tony Revolori) und des persönlichen Assistenten von Concièrge Gustave (Ralph Fiennes) ausübte...
Dies war mein erster Kontakt mit dem Regisseur Wes Anderson, doch wird es nach diesem einzigartigen Meisterwerk bestimmt nicht der letzte sein. Es ist nahezu unbegreiflich, woher die unerschöpfliche Kreativität kommt um so einen unterhaltsamen Film zu kreieren. Mit einem grossen Ideenrepertoire erzählt Anderson die Abenteuer des Hotelconcierges Gustave H. und seinem treuen Lobbyboy. Der grossartige Ralph Fiennes, der offenbar viel Spass an der Geschichte hat, verkörpert mit Herz und Seele den elitären Fachmann, der in seinem Hotel die betagten Witwen beglückt und jeden noch so banalen Satz in hochgeschwollener Eloquenz ausdrückt, wobei er zu den unpassendsten Zeitpunkten - und oft zum Ärger seiner Mitmenschen - in verträumte Poesie ausbricht. Unterstützt wird er dabei von einem Schaulaufen grosser Stars, die sich in weitgehend untypischen Nebenrollen gekonnt selbst auf die Schippe nehmen - die meisten davon erhalten sogar erstaunlich viel Screentime. Der ganze Film ist gespickt mit einzigartigen Besetzungsclous, wobei vor allem Norton, Dafoe und Keitel den Vogel abschiessen.
Aber jeder Star wäre in diesem Film nutzlos ohne die kreative Kraft von Wes Anderson. Grand Hotel Budapest ist nämlich wie ein grosses, animiertes Bilderbuch inszeniert, welches sich in mehrere schrullig benannte Kapitel aufteilt. Der Film ist im Format 4:3 gedreht und voller altmodischer, rosaroter Kulissen. Oft vermittelt die Szenerie den Eindruck eines Bühnenstücks, manchmal auch eines Gemäldes, immer wieder gibt es ungewöhnliche Perspektiven und in der zweiten Hälfte eine hochwitzig animierte Stop-Motion-Actionszene. Dazu ist Grand Hotel Budapest unheimlich temporeich, durch den einprägsamen Soundtrack flott und launig und insgesamt einfach extrem stimmig. Wes Anderson hatte definitiv eine wunderbare, einzigartige Vision und die hat er auch gekonnt und einfallsreich visualisiert. Zu der einzigartigen Inszenierung kommt aber noch der unerschöpfliche Wortwitz, mit treffend eingesetzten Gags, herrlicher Situationskomik und dem selbstironischen Spiel der Darsteller. Liebenswerte Nostalgie und dezenter Slapstick in skurrilem Gewand ergänzen sich perfekt.
Ein rundum gelungenes, auf sämtlichen Ebenen von originellen Ideen übersprudelndes Leinwandabenteuer. Vermutlich die beste Komödie seit Jahren.
9,5 / 10 (nach der sicherlich anstehenden Zweitsichtung ist dann aber sehr wahrscheinlich die Höchstnote gefragt)
Re: Zuletzt gesehener Film
Verfasst: 28. März 2014 01:44
von Agent 009
Bei Whatsapp waren es noch 10/10.
Aber ok, ich kenne das. In der Euphorie bewertet man gerne höher. Jedenfalls bestätigt sich damit, was ich vom Film erwartet habe. Absolut großartige Unterhaltung, skurrile Figuren, schräge Story und eine fantastische Umsetzung. Man, es ist so schade, dass ich bis September warten muss
Re: Zuletzt gesehener Film
Verfasst: 28. März 2014 13:46
von GoldenProjectile
Agent 009 hat geschrieben:Bei Whatsapp waren es noch 10/10.
Aber ok, ich kenne das. In der Euphorie bewertet man gerne höher. Jedenfalls bestätigt sich damit, was ich vom Film erwartet habe. Absolut großartige Unterhaltung, skurrile Figuren, schräge Story und eine fantastische Umsetzung. Man, es ist so schade, dass ich bis September warten muss
Bei Whatsapp lüge ich eben.