Re: Das Western-Genre: Tipps, Kritiken & Diskussionen
Verfasst: 9. Januar 2025 00:42
Okay, im Finale werden ein paar Indianer totgeschossen, weil die Apachen sich dann doch noch kurz einmischen, aber über weite Strecken ist "Rio Grande" von Johnny Ford ein recht ruhiges und erstaunlich zurückhaltendes Familiendrama. John Wayne ist Colonel auf einem Militärposten der US-Kavallerie und erlebt eine ungewöhnliche Reunion, als plötzlich sein Sohn als junger Trooper vor ihm steht, und kurz darauf noch die Frau Mama eintrifft, weil sie ihre Brut wieder in den heimischen Schoß locken will. Von da an entstehen dann all die Situationen, die sich längst jeder denken kann: Der Junge muss lernen, was es heißt, ein Mann zu sein und Verantwortung zu übernehmen und ... so Zeugs halt. Und Wayne verbringt zum ersten Mal seit 15 Jahren wieder Zeit mit seiner Gattin und da die immer noch wie Maureen O'Hara aussieht, flammt alles schnell wieder auf und es gibt Liebesbekundungen. Also eigentlich irgendwie eine Schnulze, nur halt mit Cowboyhüten.
Mir hat das über weite Strecken ganz gut gefallen. Wayne hat vielleicht nicht seine darstellerisch stärksten Wochen erwischt, macht aber einen guten Job, und neben der fabelhaften O'Hara sind vor allem Victor McLaglen und Ben Johnson (letzterer vollführt gleich noch ein paar hübsche Kunststücke auf den Hottehüs) in Nebenrollen stark besetzt. Und auch in Schwarz-Weiß-Aufnahmen, für die sich hier aus Kostengründen entschieden wurde, weiß Ford sein geliebtes Monument Valley in Szene zu setzen. Die Erzählung von der seelischen Heilung einer Familie auf der Suche nach einem Gleichgewicht zwischen männlichem Abenteurertum und einem geregelten domestizierten Leben funktioniert überzeugend und Ford führt das über ein paar simple Motive zu einem schönen Ende. Obwohl ich mich eigentlich nur ganz nett unterhalten fühlte, habe ich in den Schlussszenen gemerkt, dass ich doch an ein paar der Figuren hing und gerne Zeit mit ihnen verbracht hatte.
Allerdings ist "Rio Grande" meines Erachtens wirklich kein großes Highlight unter den Westernfilmen von John Ford. Tatsächlich wollte der den Film eigentlich gar nicht machen, und drehte ihn nur, damit das Studio sein Traumprojekt (das in Irland angesiedelte romantische Komödiendrama The Quiet Man, wieder mit Wayne und O'Hara) finanzieren würde. Die fehlende Leidenschaft zeigt sich vor allem in der steifen Verwendung unzähliger Nahaufnahmen und in den Actionszenen, in denen Ford oft und uninspiriert Elemente seiner früheren Western wiederholt. Der Angriff der Apachen auf ein paar Planwagen ist wirklich nur Genre-Standard. Verglichen mit dem ästhetisch wirklich ausgeklügelten, nur ein Jahr zuvor erschienenen "Der Teufelshauptmann", ist "Rio Grande" schon spürbar eine andere, schwächere Liga. Ach ja, die mehrfachen Gesangsauftritte der Gesangsgruppe Sons of the Pioneers sind recht störend. Gar nicht des Geträlleres an sich, sondern wie albern das eingebaut ist. Alle paar Szenen wollen die Jungs Wayne und O'Hara ein Ständchen offerieren, und dann stehen die da deppert in der Gegend rumguckend vor denen und warten geduldig, bis der Plot weitergeht.
Also ich hatte alles in Allem meinen Spaß. Ich habe es genossen, mal wieder eine Westernlücke zu schließen und mich ganz gut auf diese Figuren einlassen können, aber ich hätte es jetzt auch nicht unbedingt eilig, bald zum Rio Grande zurückzukehren. 6/10.
Mir hat das über weite Strecken ganz gut gefallen. Wayne hat vielleicht nicht seine darstellerisch stärksten Wochen erwischt, macht aber einen guten Job, und neben der fabelhaften O'Hara sind vor allem Victor McLaglen und Ben Johnson (letzterer vollführt gleich noch ein paar hübsche Kunststücke auf den Hottehüs) in Nebenrollen stark besetzt. Und auch in Schwarz-Weiß-Aufnahmen, für die sich hier aus Kostengründen entschieden wurde, weiß Ford sein geliebtes Monument Valley in Szene zu setzen. Die Erzählung von der seelischen Heilung einer Familie auf der Suche nach einem Gleichgewicht zwischen männlichem Abenteurertum und einem geregelten domestizierten Leben funktioniert überzeugend und Ford führt das über ein paar simple Motive zu einem schönen Ende. Obwohl ich mich eigentlich nur ganz nett unterhalten fühlte, habe ich in den Schlussszenen gemerkt, dass ich doch an ein paar der Figuren hing und gerne Zeit mit ihnen verbracht hatte.
Allerdings ist "Rio Grande" meines Erachtens wirklich kein großes Highlight unter den Westernfilmen von John Ford. Tatsächlich wollte der den Film eigentlich gar nicht machen, und drehte ihn nur, damit das Studio sein Traumprojekt (das in Irland angesiedelte romantische Komödiendrama The Quiet Man, wieder mit Wayne und O'Hara) finanzieren würde. Die fehlende Leidenschaft zeigt sich vor allem in der steifen Verwendung unzähliger Nahaufnahmen und in den Actionszenen, in denen Ford oft und uninspiriert Elemente seiner früheren Western wiederholt. Der Angriff der Apachen auf ein paar Planwagen ist wirklich nur Genre-Standard. Verglichen mit dem ästhetisch wirklich ausgeklügelten, nur ein Jahr zuvor erschienenen "Der Teufelshauptmann", ist "Rio Grande" schon spürbar eine andere, schwächere Liga. Ach ja, die mehrfachen Gesangsauftritte der Gesangsgruppe Sons of the Pioneers sind recht störend. Gar nicht des Geträlleres an sich, sondern wie albern das eingebaut ist. Alle paar Szenen wollen die Jungs Wayne und O'Hara ein Ständchen offerieren, und dann stehen die da deppert in der Gegend rumguckend vor denen und warten geduldig, bis der Plot weitergeht.
Also ich hatte alles in Allem meinen Spaß. Ich habe es genossen, mal wieder eine Westernlücke zu schließen und mich ganz gut auf diese Figuren einlassen können, aber ich hätte es jetzt auch nicht unbedingt eilig, bald zum Rio Grande zurückzukehren. 6/10.